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Herr Jochen Fischer
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HV-Bericht Nynomic AG (vorm. m-u-t AG Messgeräte für Medizin- und Umwelttechnik) - Strebt mittelfristig ein Umsatzvolumen von 200 Mio. Euro bei einer EBIT-Marge von 16 bis 19 Prozent an

Zu ihrer Hauptversammlung über das Geschäftsjahr 2023 hat die Nynomic AG ihre Anteilseigner am 02. Juli 2024 in das Grand Elysee Hotel in Hamburg eingeladen. Der Aufsichtsratsvorsitzende Hans Wörmcke begrüßte rund 80 Aktionäre und Gäste, darunter Alexander Langhorst von GSC Research. Das notarielle Protokoll wurde von Notar Dr. Beil mit Sitz in Hamburg angefertigt. Nach Erledigung der üblichen einleitenden Hinweise und Formalien sowie Erläuterung des Aufsichtsratsberichtes erteilte er den beiden Vorstandsmitgliedern Maik Müller und Fabian Peters das Wort.


Bericht des Vorstands

Nach Begrüßung der Teilnehmer gab Herr Peters einleitend einen kurzen Überblick über die Gruppe. So ist man seit über 30 Jahren im Bereich der berührungslosen optischen Messtechnik und über die verschiedenen Gruppenunternehmen weltweit in diesem Segment aktiv und besitzt dort eine führende Stellung. Mit aktuell rund 550 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wurde 2023 ein Umsatzvolumen von 118 Mio. Euro bei einem EBIT von 15,4 Mio. Euro erwirtschaftet.

Highlights im abgelaufenen Geschäftsjahr 2023 waren die erfolgreiche Kapitalerhöhung mit einem Mittelzufluss von 19 Mio. Euro, die für weitere M&A-Aktivitäten sowie das Wachstum bei bestehenden Beteiligungen verwendet werden sollen. So erfolgte 2023 etwa die Beteiligung an einem Unternehmen in Kopenhagen mit rund 31 Prozent mit der späteren Möglichkeit diese auf 100 Prozent aufzustocken. Die Firma NLIR ApS ist eine Ausgründung aus der dortigen Technischen Universität (Hochschule) und im Bereich Mittel-Infrarot-Messtechnik tätig. Zudem erfolgte mit Wirksamkeit zum 01.01.2024 eine Beteiligung und damit die komplette Übernahme der Firma art photonics in Berlin. Damit konnte 2023 die bereits seit vielen Jahren verfolgte Buy-and-Build-Strategie erfolgreich fortgesetzt werden. Inzwischen zählen 13 Brands zur Gruppe, die Gesellschaften treten am Markt aber weiterhin unter ihrem etablierten Namen auf. Innerhalb der Gruppe werden aber sich bietende Synergiepotenziale genutzt.

Sodann berichtete Herr Peters über die wichtigsten Finanzkennzahlen des abgelaufenen Geschäftsjahres 2023. So kletterten die Umsatzerlöse um 3 Prozent oder 1,2 Mio. Euro auf 118 (Vorjahr: 116,8) Mio. Euro. Auch wenn der Zuwachs damit 2023 deutlich langsamer war als in den Vorjahren, konnte im Schnitt der vergangenen vier Jahre ein Wachstum um 17 Prozent erzielt werden. Die mittelfristig angestrebte Zielgröße liegt laut Peters bei 10 Prozent. Ein wesentlicher Grund für das langsamere Wachstum im Berichtsjahr waren die zu Jahresbeginn sehr hohen Lagerbestände bei den Kunden, welche mit den bekannten Schwierigkeiten in den Lieferketten zusammenhängen. Entsprechend zurückhaltend sind die Orders zu Beginn des Jahres 2023 hereingekommen, im weiteren Jahresverlauf hat sich das Bestellverhalten dann wieder normalisiert.

Nynomic ist gut diversifiziert unterwegs sowohl was die Umsatzsegmentierung betrifft als auch die Absatzregionen. So entfallen gut 65 Prozent der Erlöse auf den Bereich Clean Tech, weitere 14 Prozent auf Life Science und 21 Prozent auf Green Tech. Wichtigster Absatzmarkt ist weiterhin Deutschland und Europa mit 57 Prozent der Erlöse, Amerika mit 24 Prozent sowie 19 Prozent in Asien.

Auf der Ergebnisseite verbesserte sich das EBIT auf 15,4 (Vj. 15,1) Mio. Euro. Beim Abschluss von Neugeschäft wird verstärkt auf eine gute Marge geachtet, so Herr Peters weiter. Bei Neukunden wird auf eine Marge von mindestens 15 Prozent geachtet. Unter dem Strich ergibt sich ein Jahresüberschuss von 9,3 (Vj. 7,5) Mio. Euro oder 1,47 (1,26) Euro je Nynomic-Aktie.

Die Ausweitung der Bilanzsumme auf 151,5 (Vj. 138,4) Mio. Euro geht auf einen Anstieg der Vorräte zurück. Dieser Anstieg wurde bewusst in Kauf genommen, um die Lieferfähigkeit gegenüber den Kunden sicherstellen zu können, da die Frage der Lieferfähigkeit in den adressierten Branchen oftmals das entscheidende Kriterium für die Auftragsvergabe darstellt. Mit 68,6 (Vj. 55,6) Prozent bewegt sich die Eigenkapitalquote weiterhin auf einem sehr soliden Niveau, so Herr Peters weiter, die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten konnten verringert werden. Der Auftragsbestand belief sich zum Bilanzstichtag auf 53,9 (Vj. 89,5) Mio. Euro.

Zum Abschluss seiner Ausführungen gab er noch einen kurzen Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr 2024. Beim Umsatz wird ein Anstieg im einstelligen prozentualen Bereich erwartet. Das im Jahre 2023 ausgegebene Mittelfristziel beim Umsatz von 200 Mio. Euro bekräftigte Herr Peters ebenfalls und konkretisierte, dass sich die Mittelfristprognose auf einen Zeitraum von vier bis fünf Jahren bezieht und diese auch etwaige Akquisitionen enthält. Im laufenden Jahr soll sich ebenfalls die EBIT-Marge verbessern, mittelfristig wird eine EBIT-Marge von 16 bis 19 Prozent angestrebt.

Hervorragende Bewertungen hat Nynomic im Jahr 2023 auch in Bezug auf die Themen ESG und Nachhaltigkeit erhalten, wie eine erneute Prüfung mit dem Ratingergebnis "sehr gut" ergab. Bereits im Jahre 2022 hatte man als eines der erstens Unternehmen aus dem SCALE ein Nachhaltigkeitsrating erstellt und wurde mit „gut“ bewertet. Laut Herrn Peters stellt dies keinen Selbstzweck dar, sondern wird heutzutage von Mitarbeitern und insbesondere auch von Kunden erwartet. Vor allem bei großen und internationalen Kunden spielt dies eine immer größere Rolle.

Nicht so erfreulich hat sich indes der Aktienkurs von Nynomic entwickelt. Wenngleich man am Kapitalmarkt etwa durch die Teilnahme an Konferenzen präsent ist, gestaltet sich das Marktumfeld für kleine und mittelgroße Werte weiterhin sehr schwierig und ist durch eine recht geringe Handelsliquidität gekennzeichnet. Die begleitenden Analysten billigen der Nynomic-Aktie ein deutliches Upside-Potenzial in Richtung von bis zu 52 Euro je Aktie zu.

Im zweiten Teil der Vorstandsausführungen gab Herr Müller einen Überblick über die künftigen Potenziale des Unternehmens. Es ist erklärte Strategie, Nynomic als „One-Stop-Shop“ von der Komponente bis zum kompletten System im Markt zu etablieren. Um dieses Ziel zu erreichen, erfolgt auch eine vertikale Integration innerhalb der Unternehmensgruppe. In diese Strategie passt laut seiner Angabe auch der Erwerb von 100 Prozent an der art photonics. Das Unternehmen bietet die Kopplung von Messystemen mit der Anwendung. Der Kabellieferant für Spezialfaserprodukte war bereits Lieferant von Gruppenunternehmen und stellt damit eine ideale Ergänzung des Portfolios dar.

Eine Erweiterung des bestehenden Technologieportfolios konnte auch mit dem Einstieg bei der NLIR ApS in Kopenhagen mit einem Anteil von zunächst 31,2 Prozent realisiert werden. Bei dem Unternehmen handelt es sich um eine Ausgründung aus dem Fachbereich Engineering der Technischen Universität Dänemark. Mit einer vom Unternehmen patentierten Technologie ist es nunmehr erstmals möglich, Messysteme im Bereich Mittel-Infrarot (MIR) aus dem Labor skalierbar in Prozessanwendungen zu bringen. Gegenüber der im Markt verbreiteten und gängigen Nah-Infrarot (NIR)-Technologie bietet MIR erhebliche Vorteile und wird auch bisher ungelöste Prozessanwendungen ermöglichen. Nynomic plant nach Aussage von Herrn Müller die Beteiligung an der NLIR künftig noch weiter auszubauen und hat sich dies über entsprechende vertragliche Optionen gesichert.

Ebenfalls weiteres Wachstumspotenzial ermöglichen Photonik-Anwendungen aus der Gruppe im Bereich der Präzisionslandwirtschaft. Hier arbeitet man zum Teil seit vielen Jahren erfolgreich mit Herstellern wie CLAAS oder Krone zusammen. Gleiches gilt nach seiner Aussage auch für den Bereich der Produktionskontrolle in der Halbleiterproduktion. Hier bietet man etwa ein System zur Qualitätskontrolle von integrierten Schaltungen, von LEDs und LDs sowie Displays an.

Im Bereich der pharmazeutischen Anwendungen ist z.B. der Lab Scanner Plus neu im Angebot. Mit diesem System lassen sich gefälschte Medikamente identifizieren. Ebenfalls interessante Wachstumschancen sieht der Vorstand bei der Bekämpfung von Produktfälschungen, im Bereich der Analyse und Überwachung im Bereich der Hanf- und Cannabisproduktion sowie bei der Bekämpfung illegaler Drogensubstanzen. Um auch auf weitere künftige Entwicklungen und neue Anwendungsfelder reagieren zu können, ist nach Aussage von Herrn Müller auch weiterhin eine hohe F&E-Quote im Bereich von rund 8 Prozent des Konzernumsatzes erforderlich.


Allgemeine Aussprache

Als erster und einziger Redner meldete sich im Rahmen der Generaldebatte Rechtsanwalt Rabe von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) zu Wort und zeigte sich mit dem vorgelegten Zahlenwerk durchaus zufrieden. Etwas überrascht zeigte sich der Aktionärsschützer über den sehr starken Verlauf des Geschäfts im vierten Quartal 2023 verglichen mit dem Vorjahr. Hierzu führte Herr Peters aus, dass im Vorjahreszeitraum gewisse Belastungen aus Projektverschiebungen zu verzeichnen waren. Grundsätzlich ist das vierte Quartal tendenziell immer eher stärker ausgeprägt, da hier im Regelfall auch Budgetthemen bei den größeren Kunden bestehen und diese dann entsprechend eine höhere Orderbereitschaft besitzen, damit die Budgets nicht verfallen.

Ferner wollte der DSW-Sprecher wissen, wie die Entwicklung und die Nachfrage bei Anwendungen im Cannabis-Bereich aussehen. Nach Angabe von Herrn Müller wird das Cannabistestgerät Purple Pro vor allem von professionellen Anwendern wie Anbauern und Resellern genutzt. Eine weitere wichtige Gruppe an Anwendern ist auch die Gruppe der Extrakthersteller, bei der entsprechende Tests und Dokumentation von Testdaten eine besondere Bedeutung besitzen. Hinsichtlich der weiteren Entwicklung sieht der Vorstand noch weiteres Wachstumspotenzial in diesem Marktsegment, wobei Deutschland hier nicht unbedingt der Hauptmarkt ist.

Auf die ergänzende Frage nach dem aktuellen Wettbewerbsumfeld berichtete Herr Müller, dass das Marktumfeld in Deutschland eher unüblich geprägt und überwiegend von kleineren Marktbegleitern gekennzeichnet ist, die wesentlichen Wettbewerber in den USA sind vor allem die großen Anbieter aus dem Bereich Labortechnik wie Thermo Fischer, Tecan und andere. Zudem gibt es auf dem nordamerikanischen Markt auch eine große Zahl von ganz kleinen Unternehmen.

Hinsichtlich des Auftragsbestands erläuterte Herr Peters, dass er einen Anteil von 50 bis 75 Prozent des Gesamtjahresumsatzes als einen guten und ausreichend visiblen Wert für das Gesamtjahr ansieht.

Kritisch bewertet der DSW-Sprecher indes den erneuten Verzicht auf eine Dividendenzahlung und stattdessen den Vortrag des Bilanzgewinns auf neue Rechnung. Nach Vorgabe der DSW sieht er eine Ausschüttungsquote von 50 Prozent des Jahresergebnisses als angemessen an und bat hier um weitergehende Erläuterungen des Vorstands. Herr Müller wies in seiner Antwort darauf hin, dass sich Nynomic weiterhin in einer Wachstumsphase befindet und man mit gut 8 Prozent bezogen auf den Umsatz über eine sehr hohen F&E-Quote verfügt. Neben dem F&E-Aufwand ist nach Aussage von Herrn Peters auch die seit Jahren betriebene Buy-and-Build-Strategie zu bedenken, wo entsprechende Investitionen erforderlich sind. Zur Stärkung der Innenfinanzierungskraft soll daher auf eine Dividendenausschüttung verzichtet werden.

Die vom Aktionärsschützer kritisierte Anhebung der Aufsichtsratsvergütung beruhte auf einem Missverständnis, nach Angabe von Herrn Peters steigt die Vergütung des Vorsitzenden von 30 auf 35 Tsd. Euro, beim stellvertretenden Vorsitzenden von 20 auf 25 Tsd. Euro und beim normalen Aufsichtsrat von 15 auf 20 Tsd. Euro. Die Vergütungen steigen damit je Mitglied um jeweils 5 Tsd. Euro.


Abstimmungen

Nach Beendigung der allgemeinen Aussprache um 13:30 Uhr wurde die Präsenz mit 4.103.749 Aktien oder 62,59 Prozent festgestellt. Sämtliche Beschlussvorschläge der Verwaltung wurden mit sehr großer Mehrheit bei zumeist nur wenigen Gegenstimmen und/oder Enthaltungen verabschiedet.

Im Einzelnen beschlossen wurde der Vortrag des Bilanzgewinns auf neue Rechnung (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Wahl der Claus Paal & Partner mBb Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Steuerberatungsgesellschaft, Münster zum Prüfer für das Geschäftsjahr (TOP 5), die Anpassung der Aufsichtsratsvergütung nebst entsprechender Satzungsänderung (TOP 6), die Aufhebung des Genehmigten Kapitals 2022 und Schaffung eines neuen Genehmigten Kapitals 2024 gegen Bar- und/oder Sacheinlagen mit der Ermächtigung zum Ausschluss des Bezugsrechts sowie entsprechende Satzungsänderung (TOP 7) sowie die Ermächtigung zur Ausgabe von Wandel- und/oder Optionsschuldverschreibungen, Genussrechten und/der Gewinnschuldverschreibungen und Aufhebung des bestehenden Bedingten Kapitals 2019 und Schaffung eines neuen Bedingten Kapitals 2024 nebst Änderung der Satzung (TOP 8).

Der Versammlungsleiter konnte die Hauptversammlung nach einer Dauer von etwas über drei Stunden um 14:05 Uhr schließen.


Fazit

Im Geschäftsjahr 2023 konnte Nynomic nach mehreren Jahren recht dynamischen Wachstums weiterhin zulegen, jedoch hat sich das Wachstumstempo deutlich verlangsamt. Erfreulicherweise konnte das Ergebnis überproportional zum Umsatz gesteigert werden, was auf die Umsetzung der erklärten Strategie zurückzuführen sein dürfte, bei Neugeschäft auf Margen von 15 Prozent und mehr zu setzen. Auch wenn sich das Umsatzwachstum 2023 etwas abschwächte, ist nach Einschätzung des Verfassers die mittel- und langfristige Wachstumsperspektive unverändert intakt.

Ausgehend von der Unternehmensguidance für das laufende Jahr hält der Verfasser einen Anstieg beim Umsatz in Richtung von bis zu 125 Mio. Euro bei einem auf dann etwa 17,5 Mio. Euro verbesserten EBIT für erreichbar. Dies entspricht unter dem Strich einem Ergebnis je Nynomic-Aktie von etwa 1,40 Euro.

2025 sollten weitere Umsatz- und Ergebnisverbesserungen erreicht werden und das Ergebnis je Aktie dürfte in Richtung von 1,70 Euro je Anteilsschein zulegen. Auf Basis des aktuellen Aktienkurses von 25,80 Euro wird die Nynomic-Aktie mit einem erwarteten 2024er KGV von 18,4 bewertet, welches sich bezogen auf das erwartete 2025er KGV auf 15,1 verringern dürfte. Damit erscheint die Aktie angesichts der Wachstumsaussichten beim Umsatz und Ergebnis derzeit attraktiv bewertet zu sein. Anleger, die einen gewissen Zeithorizont besitzen, sollten über einen Einstieg nachdenken. Den fairen der Wert der Nynomic-Aktie sieht der Verfasser im Bereich von etwas über 40 Euro je Anteilsschein.


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Ansprechpartner Investor Relations

Jochen Fischer

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Veröffentlichungsdatum: 24.07.2024 - 07:45
Redakteur: ala
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