Die Hauptversammlung der infas Holding AG zum Geschäftsjahr 2023 fand am 25. Juni 2024 um 11 Uhr im Maritim Hotel in Bonn statt. Der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Oliver Krauss begrüßte etwa 50 Aktionäre. Für GSC Research war Volker Graf vor Ort. Die Niederschrift übernahm Notar Dr. Fetsch.
Im Rahmen der Verlesung der üblichen Formalien teilte Dr. Krauss mit, dass keine Gegenanträge vorliegen, und übergab dann das Wort an das Vorstandsmitglied Menno Smid.
Bericht des Vorstands
Herr Smid begrüßte die Aktionäre zur Hauptversammlung der infas Holding AG auch im Namen seiner Vorstandskollegin Dr. Isabell Nehmeyer-Srocke. Die Umsatzziele im Geschäftsjahr 2023 wurden erfüllt, der Umsatz ist um 20,1 Prozent auf 50,6 Mio. Euro gestiegen. Das EBIT leidet unter dem starken Wachstum und erreichte nur 0,2 Mio. Euro. Haupttreiber im Berichtsjahr war das infas-Institut. Die infas-Gruppe wächst stärker als der Markt. Seit dem Jahr 2016 konnte infas den Umsatz um 122,8 Prozent steigern, während der Markt um 33,3 Prozent geschrumpft ist.
Herr Smid ging nun auf die Rangfolge der größten Marktforschungsinstitute ein, infas liegt hier auf Platz vier: GfK, Kantar TNS, Ipsos, infas Bonn, GiM Heidelberg, PSYMA, Mindline Hamburg, Skopos und Verian. Neun dieser Institute erzielen einen Umsatz von mehr als 20 Mio. Euro pro Jahr. Haupttreiber am Markt bleibt die Digitalisierung. Im Jahr 2022 wurden 68 Prozent der Interviews online durchgeführt. 14 Prozent entfielen auf telefonische Interviews, 12 Prozent auf persönliche Interviews und 5 Prozent auf schriftliche Interviews.
Infas hat im Berichtsjahr insgesamt 453.210 Interviews durchgeführt. Zufallsstichproben sind der wissenschaftliche Standard in der Sozialforschung und sind daher für infas bindend. Deshalb stellen die Zufallsstichproben das USP von infas dar. Zufallsstichproben produzieren weniger Fehler, diese können durch große Fallzahlen allerdings korrigiert werden.
Herr Smid teilte den Aktionären mit, dass der Auftragsbestand der infas-Gruppe bei insgesamt 128 Mio. Euro liegt. Die infas LT wurde in Jahr 2023 auf die infas 360 verschmolzen, um das Geschäft zu fokussieren und die operativen Strukturen effizienter zu gestalten. Herr Smid übergab nun das Wort an seine Vorstandskollegin Dr. Isabell Nehmeyer-Srocke, die auf die Zahlen des Geschäftsjahrs 2023 einging. Der Umsatz ist um 20,1 Prozent auf 50,6 Mio. Euro gestiegen. Das EBIT sank von 3,91 auf 185 Tsd. Euro. Die EBIT-Marge ging deshalb von 9,3 Prozent auf 0,4 Prozent zurück. Von 2011 bis 2023 betrug die durchschnittliche EBIT-Marge 6,9 Prozent.
Aufgrund eines Rechtstreits mit der Deutschen Rentenversicherung mussten die Telefon-Interviewer festangestellt werden. Auch deshalb ist die Kostenquote von 75,7 auf 85 Prozent gestiegen. Der Personalaufwand erhöhte sich von 16,4 auf 20,2 Mio. Euro. Der Materialaufwand von insgesamt 22,8 (15,52) Mio. Euro verteilt sich wie folgt: Aufwand für Interviews 15,77 (11,28) Mio. Euro, Versandkosten 5,42 (2,6) Mio. Euro und Kosten für externe Dienstleister 1,61 (1,68) Mio. Euro.
Der offene Auftragsbestand per 30. April 2024 beläuft sich auf 128,4 Mio. Euro. Frau Nehmeyer-Srocke ging nun auf die einzelnen Bereiche von infas im Jahr 2023 ein. Das EBIT des Infas-Instituts sank von 4,85 auf 1,94 Mio. Euro. Die EBIT-Marge ging deshalb von 13,4 Prozent auf 4,4 Prozent zurück. Infas 360 erzielte einem Umsatz von 2,47 (2,22) Mio. Euro und ein EBIT von minus 378 (plus 1) Tsd. Euro. Die EBIT-Marge betrug minus 15,3 Prozent. Infas LT erzielte einem Umsatz von 2,25 (2,15) Mio. Euro und ein EBIT von 305 (135) Tsd. Euro. Infas Quo erzielte einem Umsatz von 1,46 (1,68) Mio. Euro und ein EBIT von minus 46 (plus 48) Tsd. Euro. Die EBIT-Marge betrug minus 3,2 Prozent (plus 2,9 Prozent).
Die Pensionsrückstellungen haben sich von 4,21 auf 5,03 Mio. Euro erhöht.
Für das Geschäftsjahr 2024 erwartet der Vorstand einen Umsatz von 52 bis 58 Mio. Euro und ein EBIT von minus 1,5 Mio. Euro aufgrund von Investitionsbedarfen.
Die infas Holding AG bilanziert im Einzelabschluss nach den Vorschriften des Handelsgesetzbuches HGB. Die Bilanzsumme der Holding ist von 21,08 auf 25,81 Mio. Euro gestiegen. Die Erträge aus Gewinnabführungen haben sich fast verdreifacht von 1,89 auf 5,79 Mio. Euro. Der Jahresüberschuss sprang von 0,75 auf 2,61 Mio. Euro.
Das Eigenkapital des Konzerns konnte von 10,93 auf 11,89 Mio. Euro gesteigert werden. Frau Nehmeyer-Srocke dankte den Aktionären im Saal für deren Aufmerksamkeit.
Allgemeine Aussprache
Als erster Redner trat Thomas Hechtfischer von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) auf und lobte die Präsenzhauptversammlung, weil nur dort ein echter Dialog zwischen den Aktionären und der Verwaltung möglich ist. Herr Hechtfischer regte an, die nächste Hauptversammlung in den Geschäftsräumen der Gesellschaft abzuhalten.
„Der Umsatz stimmt, die Ergebnisentwicklung stimmt nicht, das EBIT liegt nur bei 185 Tsd. Euro. Auch die Prognose für das Jahr 2024 ist sehr in Moll gehalten mit einem geplanten EBIT von minus 1,5 Mio. Euro“, führte der DSW-Vertreter aus Herr Hechtfischer sprach den gestiegenen Personalaufwand in Höhe von 20 Mio. Euro an und fragte, wieviel Mitarbeiter aktuell beschäftigt werden. Laut Frau Nehmeyer-Srocke werden insgesamt 462 Mitarbeiter beschäftigt.
Die Raumkosten waren ein weiteres Thema der DSW. Der Vorstand bezifferte die Raumkosten auf 402 Tsd. Euro im Berichtsjahr, welche im Jahr 2024 konstant bleiben sollen. Das Projekt SOEP wurde von der DSW auch hinterfragt. Herr Smid machte deutlich, dass SOEP ein großes mehrjähriges Projekt von der öffentlichen Hand ist, welches bis zum Jahr 2030 läuft. Der Vorstand sieht in diesem Projekt aber kein Klumpenrisiko.
„Der Vorstandsvertrag von Herrn Smid läuft am 31. Dezember 2024 aus, was ist danach geplant Herr Krauss?“, war die nächste Frage der DSW. „Eine Entscheidung ist noch nicht getroffen“, antwortete Dr. Krauss. Herr Hechtfischer kündigte an, dass die DSW allen Beschlussvorlagen der Verwaltung zustimmen wird und dankte den Gremien sowie allen Mitarbeitern für deren Leistungen. Den Aktionären im Saal dankte Herr Hechtfischer für deren Aufmerksamkeit.
Moritz Hunzinger, der Gründer der infas AG führte aus: „Vielen Dank Herr Smid für das, was Sie aus der Firma infas gemacht haben. Meine besten Wünsche für Sie Herr Smid.“ Herr Hunzinger schüttelte Herrn Smid die Hand.
Der Vertreter der Aktionärin TGV Investmentaktiengesellschaft für langfristige Investoren aus Bonn führte aus: „Das Wachstum ist erfreulich, aber unrentabel. Die Ziel-EBIT-Marge von 10 Prozent ist ambitiös.“ Die hohe Fluktuation von 20 Prozent wurde auch angesprochen. Laut Frau Nehmeyer-Srocke betrifft dies vor allem die CATI-LAB-Gesellschaft. Im infas-Institut ist die Fluktuation kein Problem, ergänzte der Vorstand.
Die nächste Frage der TGV betraf die Drohverlust-Rückstellung in Höhe von 300 Tsd. Euro. „Dies betrifft insgesamt sechs Projekte, aber alles sind Einzelfälle“, antwortete Frau Nehmeyer-Srocke. Abschließend fragte der TGV-Vertreter nach der Strategie von infas. Herr Smid nannte die Fokussierung auf renditeträchtige Produkte und nannte dabei den Ausbau im Bereich Gesundheit, aber auch die Low-Budget-Sozialforschung, hier gibt es eine Mischung bei den Stichproben. Ausgerufenes Ziel von infas ist eine EBIT-Marge von mindestens 10 Prozent.
Aktionär Paul Roth fragte, ob die gesammelten Daten als Asset von infas genutzt werden dürfen. Dies verneinte Herr Smid mit dem Hinweis, dass die Daten den jeweiligen Auftraggebern gehören. Allgemeine Daten hingegen dürfen verwendet werden. „Wo werden die Interviewer rekrutiert?“, war die nächste Frage von Herrn Roth. Vom Studenten bis zum Rentner ist alles dabei, erläuterte Herr Smid.
Herr Roth fragte auch nach dem Anteil von öffentlichen bzw. staatlichen Aufträgen. „infas Quo hat nur private Kunden. Bei infas 360 sind es 50 Prozent von der öffentlichen Hand und 50 Prozent private Kunden. Beim infas-institut überwiegt der öffentliche Sektor mit 85 Prozent, hier sind vor allen die Themenfelder Rente und Gesundheit zu nennen“, antwortete der Vorstand. Abschließend fragte Herr Roth nach dem Einsatz von KI in der Marktforschung. „KI ist von Vorteil bei Projekten, bei denen es um Sprache geht“, antwortete Herr Smid.
Nach den Investitionen wurde auch gefragt. Frau Nehmeyer-Srocke nannte die Rekrutierung und das Onboarding von neuen Interviewern sowie die technische Ausstattung der Interviewer. „Ist ein Aktienrückkauf aktiv geplant?“, lautete eine weitere Frage: „Es handelt sich hier um einen Vorratsbeschluss“, antwortete der Vorstand. Preiserhöhungen bei Neu-Projekten sind möglich, war die letzte Antwort des Vorstands.
Abstimmungen
Vom Grundkapital der infas Holding AG in Höhe von 9.000.000 Euro, eingeteilt in ebenso viele Stückaktien, waren 7.159.860 Stückaktien bzw. Stimmen vertreten. Dies entspricht einer Quote von 79,55 Prozent des Grundkapitals der Gesellschaft.
Im Einzelnen stimmte die Hauptversammlung folgenden Beschlussvorlagen mit mindestens 99,82 Prozent zu: der Ausschüttung einer Dividende von 0,05 Euro je Aktie (TOP 2), der Entlastung des Vorstands (TOP 3), der Entlastung des Aufsichtsrats (TOP 4), der Wahl von Mazars GmbH & Co. KG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Köln zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2024 (TOP 5), der Änderung der Satzung im § 16 (TOP 7) und der Ermächtigung zum Erwerb und zur Verwendung eigener Aktien (TOP 8).
Der Versammlungsleiter bedankte sich bei den Aktionären für deren Teilnahme und schloss die Versammlung um 14:05 Uhr.
Fazit
Am 28. Juni 2024 notierte die infas-Aktie bei 4,18 Euro. Bei 9.000.000 ausgegebenen Aktien ergibt sich eine Marktkapitalisierung von etwa 37,6 Mio. Euro. Im vergangenen Jahr schwankte die infas-Aktie zwischen 2,04 und 4,28 Euro.
Der Vorstand erwartet für das Geschäftsjahr 2024 einen Umsatz von 52 bis 58 Mio. Euro und ein EBIT von minus 1,5 Mio. Euro aufgrund von Investitionsbedarfen. Wir raten zum langfristigen Halten der infas-Aktie.
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Dr. Isabell Nehmeyer-Srocke, CFO