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HV-Bericht MERKUR PRIVATBANK KGaA - Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit steigt um beachtliche 32 Prozent und erreicht neuen Rekordwert - Dividende auf 0,50 Euro erhöht

Die Hauptversammlung der MERKUR PRIVATBANK KGaA zum Geschäftsjahr 2023 fand am 17. Juni 2024 im Haus der Bayerischen Wirtschaft in München statt. Etwa 150 Aktionäre und Gäste hatten sich dort eingefunden, darunter Matthias Wahler für GSC Research, um mehr über die Gründe für die nachhaltig positive Entwicklung des Kreditinstituts und zu den weiteren Perspektiven zu erfahren.

Da sich der protokollierende Notar Dr. Wolfgang Ott staubedingt verspätete, eröffnete der Aufsichtsratsvorsitzende Rolf Friedhofen die Versammlung erst gegen 11:15 Uhr. Er teilte mit, dass die Mitglieder der Geschäftsleitung, die persönlich haftende Gesellschafterin und die Aufsichtsratsmitglieder komplett anwesend sind.

Im Folgenden erläuterte der Vorsitzende die Formalien und berichtete über die wesentlichen Themen aus Sicht des Aufsichtsrats, der sich im Geschäftsjahr 2023 zu insgesamt sechs ordentlichen Sitzungen getroffen hat. Sodann übergab er das Wort an den Vorsitzenden der Geschäftsleitung, Dr. Marcus Lingel.


Bericht der Geschäftsleitung

Dr. Lingel freute sich, von einem äußert positiven Geschäftsjahr 2023 berichten zu können. Zwar war das Umfeld von vielfältigen Herausforderungen geprägt, insbesondere hat auch die Unsicherheit an den Finanzmärkten zugenommen. Ungeachtet dessen konnte der profitable Wachstumskurs fortgesetzt werden. Als Grundlage dafür sieht er das nachhaltige und diversifizierte Geschäftsmodell, das sich vor allem in den letzten Jahren bewährt hat.

An einer Grafik zeigte Dr. Lingel auf, dass sich alle maßgeblichen Kennzahlen weiter verbessert haben, zumeist sogar im zweistelligen Prozentbereich. Gelungen ist dies nach seiner Überzeugung, weil die MERKUR PRIVATBANK mit ihrer starken unternehmerischen Prägung und einem eigenen Wertekonzept anders aufgestellt ist als andere Häuser. Als sehr wichtig erachtet er die Unabhängigkeit, wodurch bei der Kundenberatung Interessenskonflikte vermieden werden. Weitere Erfolgsfaktoren sind die Verlässlichkeit und die Beständigkeit, auf die Kunden und Mitarbeiter bauen können.

An der Aufstellung der MERKUR PRIVATBANK hat sich nichts verändert. Weiterhin ist das Kreditinstitut in sieben Geschäftsfeldern aktiv. Zu den strategischen Säulen zählen die Finanzierung von Bauträgern, Immobilieninvestoren, Leasinggesellschaften und mittelständischen Unternehmen, der Rentenhandel und auf der Einlagenseite die Vermögensverwaltung und Vermögensberatung.

Das Wachstumsfeld Nummer eins ist laut Dr. Lingel seit der Übernahme des Bankhauses Schilling im Jahr 2019 die Vermögensanlage. Allein im Geschäftsjahr 2023 war in der Vermögensberatung ein Nettowachstum von 355 Mio. Euro auf 2,5 (Vorjahr: 2,1) Mrd. Euro zu verzeichnen. Hinzu kommt die Vermögensverwaltung mit einem Volumen von 1,0 (0,9) Mrd. Euro. Insgesamt erhöhten sich die Assets under Management auf 3,5 (3,0) Mrd. Euro.

Im Einlagenbereich war ebenfalls starkes Wachstum zu verzeichnen. Im Berichtsjahr konnten mehr als 10.000 Neukunden gewonnen werden, und die Kundeneinlagen erhöhten sich um 17 Prozent auf 2,9 (2,5) Mrd. Euro. Seit 2022 konnten mehr als 1,1 Mrd. Euro an Privatkundengeldern eingesammelt werden, womit die Refinanzierungssituation noch einmal deutlich stabiler geworden ist. Der institutionelle Bereich spielt im Einlagenbereich nur noch eine untergeordnete Rolle.

Als Vorteil erwies sich nach Angabe von Dr. Lingel, dass die MERKUR PRIVATBANK frühzeitig Privatkundengelder eingeholt hat, als noch nicht so hohe Zinsen bezahlt werden mussten. Der Zins ging über die Zeit nur langsam nach oben. Nachdem die Kredite überwiegend variabel verzinst sind und die Zinserhöhungen schneller weitergegeben werden konnten, verbesserte sich das Zinsergebnis deutlich. Dies wird aber nicht von Dauer sein, das Zinsumfeld wird sich wieder normalisieren.

Im Kreditgeschäft war ebenfalls Wachstum zu verzeichnen. Das beanspruchte Kreditvolumen nahm um 20 Prozent auf 3,1 (2,6) Mrd. Euro zu. Wachstum war vor allem im Leasing- und Bauträgerbereich zu verzeichnen. Der Ausbau des Leasing-Geschäfts war laut Dr. Lingel eine bewusste Entscheidung, der deutliche Anstieg im Immobilienbereich eher krisenbedingt. Zwar gingen die Absätze bedingt durch die gestiegenen Zinsen massiv zurück. Die Projekte laufen aber trotzdem weiter, womit die Kredite immer mehr in Anspruch genommen werden.

Aus Sicht der MERKUR PRIVATBANK hat dies den Effekt, dass erst einmal mehr verdient wird. Gleichwohl wurde das Neugeschäft von 1,6 Mrd. Euro auf 839 Mio. Euro massiv zurückgefahren. Es war Dr. Lingel zufolge eine bewusste Entscheidung, keine neuen Bauträgerkunden mehr zuzulassen. Damit haben die Mitarbeiter mehr Zeit, sich um die Bestandskunden zu kümmern, mit denen vielfach schon lange zusammengearbeitet wird und die man entsprechend gut kennt. Die gute Betreuung wird sich nach seiner Überzeugung nach der Krise positiv auf das Neugeschäft auswirken.

Aktuell liegt der Immobilienmarkt zwar am Boden. Dies wird sich nach Überzeugung von Dr. Lingel aber wieder ändern, nachdem es viel zu wenig Wohnraum gibt. Er geht auch fest davon aus, dass die Preise für Immobilien nicht sinken werden. Dies ist im Wohnungsbau schon deshalb nicht möglich, weil die Baukosten kontinuierlich steigen. Insofern müssen die Preise eher weiter nach oben gehen. Der Markt wird sich an die neuen Preise gewöhnen und die MERKUR PRIVATBANK soll vorne mit dabei sein, wenn es wieder losgeht.

Dies soll laut Dr. Lingel nicht bedeuten, dass es aktuell gar keine Probleme gäbe. Auch im Portfolio der MERKUR PRIVATBANK gab es Insolvenzen. Es waren allerdings nur sechs Ausfälle bei insgesamt fast 200 Kunden, was er als sehr wenig erachtet. Seiner Auffassung nach ist dies auch ein Effekt daraus, dass sich die MERKUR PRIVATBANK als Partner der Kunden sieht, der ihnen in schwierigen Zeiten nicht die Substanz wegnimmt, die sie zum Leben brauchen.

In der Mittelstandsfinanzierung konnte das Neugeschäft um 133 Mio. Euro ausgebaut werden. Zuvorderst resultierte dies nach Angabe von Dr. Lingel aus der verstärkten Zusammenarbeit mit den Filialen. Beispielsweise wurden aus der Vermögensanlage neue Kontakte für die Mittelstandsfinanzierung generiert. Außerdem wurde das Geschäftsfeld Ärzte neu aufgebaut. Insbesondere im Rahmen von Nachfolgegelungen tut sich hier ein interessanter Markt auf. Dr. Lingel sieht dies als Ergänzung zum typischen Mittelstandsgeschäft und weiteres Standbein in einem spezialisierten Markt.

Im Leasing-Bereich konnte das Neugeschäft um erhebliche 33 Prozent auf 632 Mio. Euro ausgebaut werden. Damit ist die MERKUR PRIVATBANK zur Freude des Firmenchefs deutlich stärker als der Markt gewachsen. Ein Wachstumstreiber war das Thema Job-Fahrräder, genauer gesagt die Finanzierung der betreffenden Leasing-Gesellschaften. Auch dies ist ein Nischenmarkt, der vor allem aufgrund des granularen Geschäfts und der damit stark diversifizierten Risiken interessant ist. Das Wachstum wird sich aber nicht in diesem Tempo fortsetzen.

Die Vermittlung von Hypothekenfinanzierungen ist infolge der hohen Zinsen hingegen auf 50,1 (56,8) Mio. Euro deutlich zurückgegangen. Die Transaktionen im Immobilienmarkt haben sich massiv reduziert.

Insgesamt sieht Dr. Lingel das Kreditportfolio gut diversifiziert. Zwar ist der Anteil des Bauträgerbereichs im vergangenen Jahr auf 54 Prozent gewachsen. Dies resultiert wie ausgeführt aber nur aus der derzeitigen Branchenkrise und ist unproblematisch, solange Geld verdient wird und man die Risiken im Griff hat. Das Leasing-Geschäft steht für 30 Prozent des Gesamtvolumens und der Rest verteilt sich auf die anderen Bereiche.

Im Folgenden kam der Geschäftsführer auf die Kapitalentwicklung und damit ein weiteres wichtiges Thema zu sprechen. Nachdem im vergangenen Jahr neu der antizyklische Puffer eingeführt wurde und es zu einer steigenden Kreditbeanspruchung im Bauträgerbereich kam, war es erforderlich, das Nachrangkapital um 19 Mio. Euro zu erhöhen, um die Leistungsfähigkeit auch von der Kapitalseite her aufrechtzuerhalten. Schon mit Blick auf die neuen Anforderungen durch Basel 4 bleibt das Kapital weiterhin der begrenzende Faktor für das Wachstum. Sobald der Immobilienmarkt wieder anspringt und verstärkt fertige Objekte verkauft werden können, können die Kunden aber wieder mehr tilgen, womit die Kreditbeanspruchung zurückgeht und es kapitalseitig wieder mehr Luft gibt.

Gerne leitete Dr. Lingel dann zur Ergebnisentwicklung über, die er als geradezu sensationell bewertet. Getrieben wurde der Gewinn vor allem vom Zinsergebnis, das auf 95,8 (69,6) Mio. Euro erheblich ausgeweitet werden konnte, was aus der Zinsentwicklung und auch aus dem Kreditwachstum resultiert. Zudem wirkte sich aus, dass höhere Zinsen auf der Kreditseite schneller durchschlagen als auf der Einlagenseite. Die Zinsspanne erhöhte sich auf 2,86 (2,43) Prozent. Es ist aber klar, dass dieses Niveau nicht dauerhaft gehalten werden kann. Die Spanne wird wieder zurückgehen.

Das Provisionsergebnis entwickelte sich auf 23,3 (29,1) Mio. Euro rückläufig. Ausschlaggebend war Dr. Lingel zufolge vor allem der Rentenhandel, in dem sich die Provisionen auf 2,4 (5,6) Mio. Euro reduzierten. 2022 waren im Anleihebereich wegen der starken Unsicherheit im Markt hohe Umsätze zu verzeichnen gewesen. 2023 war dies nicht mehr der Fall. Gerade institutionelle Anleger kaufen aktuell keine Anleihen mit langer Laufzeit, wenn sie kurzfristig sogar mehr Zinsen bekommen. Das Geschäft wird erst wieder anziehen, wenn die inverse Zinsstruktur endet.

Im Folgenden kam Dr. Lingel auf die innerbetrieblichen Maßnahmen zu sprechen, die nach der Übernahme des Bankhauses Schilling notwendig waren, um das zusätzliche Vertriebspotenzial voll nutzen zu können. Insgesamt musste Einiges investiert werden, auch in digitale Prozesse und natürlich in Menschen. Die Mitarbeiterzahl wurde im vergangenen Jahr auf 492 (468) Personen weiter ausgebaut und es wird in den nächsten Jahren noch ein stückweit mehr nach oben gehen. Aktuell werden in Hammelburg 12 Mio. Euro in ein neues Verwaltungsgebäude investiert, um den Standort für das weitere Wachstum aufzustellen.

Ein weiteres spannendes Thema ist derzeit die Risikovorsorge, die, wie Dr. Lingel ausführte, trotz der Krise im Immobilienbereich sogar auf 8,1 (8,3) Mio. Euro reduziert werden konnte. Insgesamt wurde die Vorsorge aber trotzdem aufgestockt, indem dem Fonds für allgemeine Bankrisiken weitere 17,0 (7,8) Mio. Euro zugeführt wurden. Damit erhöhte sich diese Bilanzposition auf 73,9 (56,9) Mio. Euro, womit die MERKUR PRIVATBANK auch auf etwaige Risiken vorbereitet ist, die heute noch nicht zu erkennen sind. Vor allem im Immobilienbereich kann noch keine Entwarnung gegeben werden.

Trotz der höheren Vorsorge gelang es, das Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit um weitere 30 Prozent auf 28,9 (20,4) Mio. Euro auszubauen, was einen neuen Rekordwert bedeutet. Das Ergebnis je Aktie legte infolge einer höheren Steuerbelastung nur um 9,4 Prozent auf 1,39 (1,27) Euro zu. Die positive Ergebnisentwicklung nahmen Vorstand und Aufsichtsrat zum Anlass, der Hauptversammlung eine Erhöhung der Dividende auf 0,50 (0,45) Euro vorzuschlagen.

In diesem Zusammenhang warf Dr. Lingel einen Blick auf die Aktie, die sich in den letzten zwölf Monaten stabil in einer Range zwischen 14 Euro und 16,50 Euro entwickelt hat. Im Moment sind es etwas mehr als 15 Euro. Zufrieden ist der Vorsitzende der Geschäftsleitung damit nicht. Wie er aufzeigte, liegt der Substanzwert der Aktie deutlich über 20 Euro.

Vor dem Ausblick richtete Dr. Lingel einige Worte des Dankes an alle Mitarbeiter, die zu diesem Erfolg beigetragen haben, und den Aufsichtsrat, mit dem es immer einen konstruktiven Austausch gegeben hat. Vor allem hob er an dieser Stelle Wolfgang Traut hervor, der nach 21 Jahren im Unternehmen jetzt aus Altersgründen aus dem Aufsichtsrat ausscheidet. Sein Fachwissen und seine umfangreichen Kontakte haben dazu beigetragen, dass sich die Bilanzsumme in dieser Zeit von 600 Mio. Euro auf 4 Mrd. Euro vervielfacht hat.

Ins laufende Jahr ist die MERKUR PRIVATBANK laut Dr. Lingel gut gestartet. Im Mittelstandsgeschäft und im Leasing-Bereich ging es im ersten Quartal weiter voran. Im Bauträgerbereich ist das Neugeschäft allerdings noch einmal deutlich zurückgegangen. Es wurde auch kaum noch etwas ausplatziert. Im Markt fanden praktisch keine Transaktionen mehr statt, obwohl es einen massiven Wohnungsmangel gibt. Die Assets under Management sind allerdings weitergewachsen. Das verwaltete Vermögen beläuft sich mittlerweile auf fast 4 Mrd. Euro.

Das Zinsergebnis entwickelte sich im ersten Quartal, wesentlich bedingt durch das geringere Neugeschäft im Bauträgerbereich, auf 22,4 (24,0) Mio. Euro leicht rückläufig. Die Zinsspanne betrug 2,26 Prozent. Die weitere Entwicklung hängt nun maßgeblich vom weiteren Vorgehen der EZB ab. Das Provisionsergebnis konnte in erster Linie dank der starken Entwicklung im Wertpapiergeschäft auf 7,6 (5,5) Mio. Euro ausgebaut werden.

Das Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit ging im ersten Quartal 2024 immerhin um 3,9 Prozent auf 6,9 (6,6) Mio. Euro nach oben, obwohl die Risikovorsorge noch einmal um 4,6 Mio. Euro erhöht wurde. Damit zeigte sich Dr. Lingel durchaus zufrieden. Hochgerechnet läge das Ergebnis damit im Gesamtjahr immerhin bei 28 Mio. Euro, was schon einmal ein guter Wert wäre.

Ein Fokus liegt im laufenden Jahr auf der Optimierung der Refinanzierung. Dabei will sich die Geschäftsleitung weiterhin vor allem auf den Privatanlegerbereich konzentrieren. Außerdem soll die Vermögensanlage weiter ausgebaut werden. Auf der anderen Seite gilt es das Kapital zu konsolidieren, entweder durch mehr Ausplatzierungen oder durch eine geringere Kreditbeanspruchung. Das Ergebnis je Aktie soll zumindest stabil gehalten werden.


Allgemeine Aussprache

Die erste Wortmeldung kam von Daniel Bauer als Vertreter der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Er gratulierte zu dem sehr guten Ergebnis, das nach seiner Auffassung sogar noch besser ausgefallen ist, als es zu erwarten gewesen wäre. Als erfreulich empfindet er auch die vorgeschlagene Dividendenerhöhung auf 0,50 Euro. Natürlich darf aber nicht vergessen werden, dass sich die MERKUR PRIVATBANK weiterhin in einem herausfordernden Umfeld bewegt.

Interessant fand der Aktionärsschützer, dass die Risikovorsorge sogar leicht reduziert wurde. Er konnte sich dies nur schwer erklären, nachdem sechs Kunden Insolvenz angemeldet haben und die Immobilienmärkte sich weiterhin in einer schwierigen Lage befinden. Er bat um Erläuterung, wie die Risikovorsorge ermittelt wird und wollte wissen, wie viele Kredite derzeit nicht vertragsgemäß bedient werden, um abschätzen zu können, ob weitere Ausfälle zu erwarten sind. Grundsätzlich interessierte ihn, wie die Kunden insbesondere im Bauträgerbereich gemonitort werden.

Wenn es in laufender Bauträgermaßnahme zu Problemen kommt, wird laut Dr. Lingel versucht, die Objekte zusammen mit dem Käufer fertigzustellen. In der Regel bleiben nach Fertigstellung dann noch bestimmte Einheiten übrig, die bewertet werden müssen, woraus zumeist eine Wertberichtigung resultiert. Ob diese dann wirklich gebraucht wird, stellt sich erst später heraus. Derzeit wird nach seiner Aussage ein Kreditbestand von etwa 60 bis 65 Mio. Euro nicht ordentlich bedient. In Relation zum Gesamtvolumen ist dies relativ wenig. Es gibt aber keine Garantie, dass nicht noch etwas dazu kommt.

Speziell für den Immobilienbereich wurde Dr. Lingel zufolge bereits im September 2022 eine Taskforce gegründet. Dieses Team hat den kompletten Bestand untersucht, um herauszufinden, was passiert, wenn die angespannte Situation in der Branche länger anhält. Allerdings muss jeder Bauträger individuell betrachtet und eine Lösung gesucht werden. Seit Mitte 2023 gibt es jetzt wieder eine normale Betreuung. Insgesamt bewertet er das Risiko eher als gering. Dennoch wurde wie ausgeführt zusätzlich die 340e-Rücklage aufgestockt, um auch Risiken abzudecken, die noch nicht zu erkennen sind.

Des Weiteren war Herrn Bauer aufgefallen, dass sich der Bestand an festverzinslichen Wertpapieren auf 4,8 (54,4) Mio. Euro stark rückläufig entwickelt hat. Befragt nach dem Grund, informierte das zuständige Geschäftsleitungsmitglied Sven Krause, dass es sich um Wertpapiere gehandelt hat, die ausgelaufen sind. Da es sich nicht um das originäre Geschäftsmodell der MERKUR PRIVATBANK handelt, wurden diese nicht ersetzt. Die Wertpapiere waren damals auch nur gekauft worden, um die Liquiditätsreserve aufzubauen.

Der SdK-Vertreter hatte außerdem Interesse an einer Einschätzung, wie es personell bei der MERKUR PRIVATBANK weitergehen soll. Seiner Meinung nach könnte es von dieser Seite, nachdem in den letzten Jahren massiv Mitarbeiter eingestellt worden sind, Zeit für eine Konsolidierung sein. In seiner Antwort teilte Geschäftsleitungsmitglied Dr. Andreas Maurer mit, dass es derzeit immer noch 24 Stellen im Angebot gibt. Die Opportunitäten, die sich daraus ergeben, dass andere Institute Mitarbeiter abbauen, sollen bewusst genutzt werden, um für den wieder zu erwartenden Aufschwung gerüstet zu sein.

Ferner hatte Herr Bauer dem Geschäftsbericht entnommen, dass die MERKUR PRIVATBANK nachrangige Verbindlichkeiten zu einem Zinssatz von 11 Prozent begeben hat. Ihm erschien dies auch im Marktvergleich sehr viel zu sein. Ähnliche Fragen hatte im Anschluss Aktionär Ekkehard Stauffenberg. Er konnte nicht verstehen, wie bei einem solchen Zinssatz überhaupt noch Geld verdient werden kann. Seiner Meinung nach wäre unter diesen Umständen eine Kapitalerhöhung sinnvoller gewesen.

In seiner Antwort stellte Dr. Lingel klar, dass Gewinnthesaurierung das beste Instrument ist, um Kapital aufzubauen. Die Beimischung von Nachrangkapital ist aber dennoch sinnvoll. Ein Zinssatz von 11 Prozent klingt sicherlich viel. Es ist aber immer noch weit weniger als die Eigenkapitalrendite, die bei über 20 Prozent liegt. Der Zinssatz ist so hoch, weil in der Zeit der Platzierung gerade die Probleme bei der Credit Suisse aufgeflammt sind. Das Volumen konnte damals sinnvollerweise nur über Privatplatzierungen generiert werden. Grundsätzlich soll aber dauerhaft auf mehr Gewinnthesaurierung gesetzt werden.

Sehr positiv bewertete Herr Stauffenberg, dass die Aufwands-Ertrags-Relation auf 51,9 (58,8) Prozent verbessert werden konnte, was auch im Branchenvergleich ein sehr guter Wert ist. Im laufenden Jahr wird aber offenbar mit einer Steigerung auf 55,5 Prozent gerechnet. Befragt nach dem Grund verwies Dr. Lingel auf die insgesamt steigenden Kosten. Es wäre aber sicherlich nicht sinnvoll, jetzt Mitarbeiter abzubauen, um die Relationen zu verbessern. Lieber soll investiert und weiteres Wachstum generiert werden.

Herr Stauffenberg thematisierte außerdem die Steuerquote, die ihm mit 59,3 Prozent sehr hoch zu sein schien. Die Bitte des Aktionärs um eine vereinfachte Erklärung konnte Dr. Lingel nicht erfüllen. Die Steuerlast einer Bank lässt sich nicht einfach auf dem Bierdeckel berechnen. Bei der MERKUR PRIVATBANK kommt noch die Rechtsform der KGaA hinzu, in der für die Komplementärin andere Steuersätze gelten als für die Aktionäre. Zudem gibt es viele Ergebnisbeiträge, die steuerlich nicht abzugsfähig sind. Recht hoch ist die Steuerquote im Übrigen deshalb, weil die 340e-Rücklage aus versteuertem Gewinnen gebildet wird.

Überlegenswert fand Herr Stauffenberg, die Erträge stärker zum Zweitsitz ins unterfränkische Hammelburg zu verlagern, nachdem dort vermutlich ein niedrigerer Gewerbesteuersatz als in München gilt. Grundsätzlich fand dies Dr. Lingel einen interessanten Ansatz. Jedoch wird das Geschäft nicht nach steuerlichen Erwägungen, sondern nach Mitarbeitern gesteuert, und die brauchen in Hammelburg adäquate Arbeitsplätze. In der ländlichen Region sieht Dr. Lingel für die MERKUR PRIVATBANK die Chance, einer der großen Arbeitgeber im Finanzbereich zu werden.

Ein Privataktionär beglückwünschte das gesamte Team, dass die MERKUR PRIVATBANK vom Handelsblatt als einer der besten Vermögensverwalter ausgezeichnet worden ist. Ihn interessierte in diesem Zusammenhang, wie hoch die durchschnittliche Rendite war, die mit den Kundenportfolios erzielt worden ist.

Dr. Lingel bestätigte die Auszeichnung. Als wichtigen Treiber für diesen Erfolg sieht er das klare Wertesystem und vor allem den starken Fokus auf Unabhängigkeit. Die MERKUR PRIVATBANK produziert keine eigenen Produkte, die dann verkauft werden müssen. Dies wird vom Markt honoriert. Ebenso ergibt sich nach seiner Überzeugung ein Mehrwert daraus, dass die Entscheidungen in der individuellen Vermögensverwaltung vom Berater vor Ort getroffen werden. Zu der erzielten Rendite konnte er eben wegen dieser sehr individuellen Herangehensweise keine Aussage treffen.

Ein anderer Aktionär erkundigte sich nach der weiteren Vorgehensweise auf der Kapitalseite, nachdem die Anforderungen immer weiterwachsen. Hier bekräftigte Dr. Lingel, dass weiterhin vorrangig auf Gewinnthesaurierung gesetzt werden soll, um das Kapital zu stärken. Zudem geht er davon aus, dass die Ausnutzung der Kreditlinien im Bauträgerbereich nach unten gehen wird, was Entspannung bei der Kapitalplanung bringt. Wichtig ist, dass die MERKUR PRIVATBANK über ausreichend Kapital verfügt. Allzu viel Spielraum für weiteres Wachstum gibt es aktuell aber nicht.


Abstimmungen

Vor Eintritt in die Abstimmungen verkündete Herr Friedhofen die Präsenz. Zu diesem Zeitpunkt waren auf der Hauptversammlung 6.348.140 Aktien vertreten. Bezogen auf das gesamte Grundkapital von 19.913.600 Euro, eingeteilt in 7.778.750 Aktien, entsprach dies einer recht hohen Quote von 81,61 Prozent.

Alle Beschlüsse wurden mit Zustimmungsquoten von mindestens 98,9 Prozent, viele sogar komplett einstimmig gefasst.

Im Einzelnen waren dies die Feststellung des Jahresabschlusses (TOP 2), die Dividende von 0,50 Euro (TOP 3), die Entlastung der persönlich haftenden Gesellschafter (TOP 4) und des Aufsichtsrats (TOP 5), die Wahl der Deloitte GmbH zum Abschlussprüfer (TOP 6) sowie die Wiederwahl des Aufsichtsrats (TOP 6).

Gegen 13:30 Uhr schloss der Vorsitzende die Versammlung.


Fazit

Die MERKUR PRIVATBANK KGaA verzeichnet eine beeindruckende Geschäftsentwicklung. Trotz der vielfältigen Herausforderungen im Markt konnten auch im Geschäftsjahr 2023 alle wesentlichen Kennzahlen deutlich verbessert werden. Obwohl neben der notwendigen Risikovorsorge freiwillig in erheblichem Umfang für etwaige weitere Risiken insbesondere im Bauträgergeschäft vorgesorgt wurde, ging das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit um beachtliche 32 Prozent nach oben und erreichte mit 26,9 Mio. Euro einen neuen Rekordwert.

Das Ergebnis je Aktie verbesserte sich in erster Linie bedingt durch eine höhere Steuerquote „nur“ um 9,4 Prozent auf 1,39 (1,27) Euro. Unter anderem ist dies dem Umstand geschuldet, dass die Zuführungen zum Fonds für allgemeine Bankrisiken aus versteuerten Gewinnen gebildet werden. Die Aktionäre werden an der erfolgreichen Geschäftsentwicklung mit einer Erhöhung der Dividende auf 0,50 (0,45) Euro beteiligt. Damit verbleibt ausreichend Kapital im Unternehmen, um das Wachstum weiter vorantreiben zu können.

Im laufenden Jahr wird sich die Aufwärtsentwicklung fortsetzen und auch darüber hinaus stehen die Zeichen auf profitablem Wachstum. Es wundert deshalb, dass die Aktie in letzter Zeit nicht mehr vorankommt. Beim aktuellen Kurs von 15 Euro notiert sie weit unter dem Substanzwert, der sich aus dem Eigenkapital und dem Fonds für allgemeine Bankrisiken inzwischen mit mehr als 26 Euro errechnet. Hinzu kommen die hohe Ertragskraft und die attraktive Dividendenrendite von 3,3 Prozent. Ein Investment dürfte sich insbesondere mit einem mittel- und längerfristigen Anlagehorizont weiterhin auszahlen.


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Veröffentlichungsdatum: 27.06.2024 - 09:15
Redakteur: mwa
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