Am 19. Juni 2024 fand die ordentliche Hauptversammlung der 11880 Solutions AG für das Geschäftsjahr 2023 statt. Wie in den Vorjahren hielt die Gesellschaft das Aktionärstreffen in rein virtueller Form ab. Das vergangene Jahr stand ganz im Zeichen eines umfassenden Effizienzprogramms. Für GSC Research berichtet Thorsten Renner über den Verlauf der Hauptversammlung.
Der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Michael Wiesbrock eröffnete die Hauptversammlung pünktlich um 11 Uhr und begrüßte die teilnehmenden Aktionäre sowie die persönlich anwesenden oder zugeschalteten Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder. Nach Abhandlung der Formalien und Modalitäten sowie der Erstattung des Aufsichtsratsberichts übergab Dr. Wiesbrock das Wort an den Alleinvorstand Christian Maar.
Bericht des Vorstands
Auch Herr Maar begrüßte die Teilnehmer der Hauptversammlung und bezeichnete das vergangene Jahr als Jahr der Trendwende. Im Januar 2023 wurde ein Kurswechsel beschlossen. Dieser enthielt, dass man den Wachstumskurs vorübergehend verlässt und sich auf eine nachhaltige Profitabilität fokussiert. Auf dieser Basis wurde die Gesellschaft einem umfassenden Effizienzprogramm unterzogen.
Dabei wurde die interne Organisationsstruktur verschlankt. So wurden die Bereiche Produkt und Vertrieb verschmolzen, um noch schneller auf Kundenwünsche reagieren zu können. Trotz des Effizienzprogramms wurde das Geschäft auch weiterentwickelt. Mit der Akquisition der Ormigo GmbH erfolgte im August der erfolgreiche Einstieg in den Pay-per-Lead-Markt. Dieser Einstieg war bereits länger geplant, konnte aus eigener Kraft aber nicht realisiert werden, erklärte Herr Maar.
Das Anrufvolumen bei der Telefonauskunft gestaltete sich erneut stark rückläufig. Mit innovativen Lösungen konnten aber neue Kundengruppen für die Call Center Services interessiert werden. Laut Herrn Maar gelang es in einem anspruchsvollen Umfeld einen positiven operativen Cashflow zu erwirtschaften und daneben noch das Geschäft weiterzuentwickeln.
Im Digitalgeschäft sank die Gesamtzahl der Kunden im vergangenen Jahr leicht. Allerdings erreichte die Gesellschaft dies zugunsten einer höheren Kundenqualität und geringerer Forderungsverluste. Mit Hilfe einer KI-Lösung könne man zudem die Bonität potenzieller Kunden besser einschätzen. Ferner erfolgte eine Optimierung der Bestands- und Neukundenprozesse, um die Zusammenarbeit mit den Kunden noch besser zu gestalten.
Wie Herr Maar berichtete, wurde das Addressable TV-Angebot (ATV) im vergangenen Jahr weiter ausgebaut. Das Angebot werde sehr gut angenommen und ist seit dem Start erfolgreich. Es ermöglicht auch kleineren Unternehmen lokal ohne Streuverluste bei einem geringen Budget im TV zu werben. Derzeit nutzen bereits mehr als 200 Kunden das Angebot bei weiterhin hoher Nachfrage.
Im vergangenen Jahr wurde im Rahmen einer Sachkapitalerhöhung die Ormigo GmbH, einer der führenden Anbieter im Pay-per-Lead-Markt, übernommen. Dabei wurde bei der Kapitalerhöhung das genehmigte Kapital unter Ausschluss des Bezugsrechts der Aktionäre genutzt. Damit wurde die Liquidität der Gesellschaft geschont. Ein Erwerb hätte aus freien Mitteln der Gesellschaft nicht erfolgen können, betonte der Vorstand. Da der Aktienkurs zum Zeitpunkt des Erwerbs deutlich unter einem Euro lag, schied eine Barkapitalerhöhung mit Bezugsrecht praktisch aus. Die Werthaltigkeit der Sacheinlage wurde auch durch einen gerichtlich bestellten Sacheinlagenprüfer bestätigt, so Herr Maar.
Ormigo ist bereits seit über 20 Jahren im Geschäft und arbeitet mit mehr als 300 Hersteller-Partnern zusammen. Nach Ansicht von Herrn Maar gelang mit der Akquisition von Ormigo der Eintritt in den wichtigen Pay-per-Lead-Markt und darüber hinaus die Schaffung von Wachstumsmöglichkeiten für das gesamte Unternehmen. Im Oktober 2023 erfolgte eine Barkapitalerhöhung aus dem genehmigten Kapital mit einem erleichterten Bezugsrechtsausschluss. Die neuen Aktien wurden zu 1,05 Euro und damit deutlich über dem Börsenkurs ausgegeben, teilte Herr Maar mit. Mit den frischen Mitteln gelang eine schnelle Etablierung im Pay-per-Lead-Geschäft. Laut Herrn Maar habe er in diesem Rahmen auch selbst Aktien zu einem Preis von 1,05 Euro gezeichnet.
Als eines der wichtigsten Portale des Unternehmens bezeichnete der Vorstand werkenntdenBESTEN. Hier wurde im vergangenen Jahr der Branchen-Award eingeführt, der jeweils an die am besten bewerteten Unternehmen nach Branchen und Regionen vergeben wird. In diesem Jahr hat die Gesellschaft ein neues Produkt für effizienteres Bewertungsmanagement eingeführt. Dies erachtete Herr Maar als gutes Einstiegsprodukt, um neue Kundengruppen zu erschließen.
Durch die Entwicklung eines Sprachbots können im Bereich Telefonauskunft neue Kundengruppen erschlossen werden. Auch bei den Call Center Services wurden neue Kunden gewonnen und das Volumen bei bestehenden Kunden ausgeweitet, so dass der Rückgang in der Telefonauskunft weiter kompensiert werden konnte. Das Anrufvolumen verringerte sich auch im letzten Jahr um rund 25 Prozent. Deshalb erachtete es Herr Maar als richtigen Schritt, vor sechs Jahren die Call Center Services eingeführt zu haben.
Die Deutsche Telekom wird ihre Auskunft 11833 zum Jahresende einstellen, so dass 11880 als der einzige bekannte Anbieter für telefonische Unterstützung verbleibt. Nach Aussage von Herrn Maar wurden 2023 die Weichen für weiteres Wachstum gestellt. Im ersten Quartal 2024 konnte das EBITDA fast verdreifacht werden. Im Gesamtjahr 2024 soll sich das EBITDA im Bereich 3,1 bis 4,6 Mio. Euro bewegen, kündigte der Vorstand an.
Auch in den kommenden Monaten geht es vor allem um nachhaltige Profitabilität und Effizienz. Dabei liegt der Fokus im Digitalgeschäft auf der Steigerung des Kundenwerts und der stärkeren Monetarisierung von werkenntdenBESTEN-Kunden. Um eine höhere Wertschöpfung zu erreichen, sollen die Kunden mit günstigen Angeboten bei der Vermarktung ihrer Produkte unterstützt werden. Mit der Kategorisierung der Bewertungsinhalte sollen zukünftig Vorteile für Nutzer und bewertete Unternehmen geschaffen werden, führte der Vorstand aus.
Weitere Wachstumschancen sah er auch im Bereich ATV, weshalb hier die Mediaberatung weiter ausgebaut wird. Mit einem neuen günstigen Einstiegsprodukt will die Gesellschaft neue Kundengruppen erschließen. Positiv gestaltet sich die Entwicklung auch bei der Tochtergesellschaft Fairrank. Nach einem Wachstum von 12 Prozent im Jahr 2023 sah Herr Maar das Wachstum im laufenden Geschäftsjahr bei 15 bis 20 Prozent. Ormigo plant das Geschäft auf neue Branchen auszuweiten, was zu einer Steigerung von Umsatz und Profitabilität führen soll.
Im Legacy-Business ist geplant, die Qualität der Call Center Services mit KI-Lösungen weiter zu steigern, kündigte der Vorstand an. Wenn dieser Bereich wächst, kann das rückläufige Geschäft der Telefonauskunft nahezu kompensiert werden. Herr Maar war auch auf die Auswirkungen gespannt, wenn die Deutsche Telekom ihren Auskunftsdienst zum Jahresende 2024 einstellt. In diesem Rahmen zeigte er sich auch sehr stolz auf die vielen Neuentwicklungen durch das Team bei der 11880 Solutions AG.
Herr Maar zeigte sich im Klaren darüber, dass der Aktienkurs im vergangenen Jahr keine große Freude bereitete. Er war aber überzeugt, dass sich die positive Unternehmensentwicklung zukünftig im Aktienkurs niederschlagen wird. Im letzten Jahr erreichte die Gesellschaft eine Umsatzsteigerung von 56,02 auf 57,05 Mio. Euro. Das EBITDA verbesserte sich dabei von 2,38 auf 2,64 Mio. Euro. Damit wurden sowohl die Vorjahreswerte als auch die Prognose übertroffen. Das EBITDA im ersten Quartal 2024 liegt deutlich über dem Vorjahr. Abschließend bedankte sich Herr Maar bei allen Beteiligten für ihr großes Engagement.
Abstimmungen
Nachdem keine Wortmeldungen erfolgten, konnte Dr. Wiesbrock direkt zu den Abstimmungen überleiten. Vom Grundkapital der Gesellschaft in Höhe von 26.232.200 Euro waren 20.378.287 Euro entsprechend 77,68 Prozent vertreten. Die Beschlüsse wurden entweder einstimmig oder bei wenigen Gegenstimmen im Sinne der Verwaltung gefasst.
Dies waren die Entlastung von Vorstand (TOP 2) und Aufsichtsrat (TOP 3), die Wahl von PricewaterhouseCoopers zum Abschlussprüfer (TOP 4), die Änderung von Ziffer 5.3 der Satzung (TOP 5), die Schaffung eines genehmigten Kapitals (TOP 6), die Schaffung eines bedingten Kapitals (TOP 7 und TOP 8), die Wahl von Frau Dr. Feige sowie der Herren Dr. Wiesbrock, Ruhrmann und Amtmann in den Aufsichtsrat (TOP 9) sowie die Billigung des Vergütungsberichts (TOP 10).
Gegen 12:40 Uhr konnte Dr. Wiesbrock die Hauptversammlung wieder beenden.
Fazit und eigene Meinung
Das vergangene Geschäftsjahr der 11880 Solutions AG war durch ein umfassendes Effizienzprogramm geprägt. Damit legt das Unternehmen den Fokus auf eine nachhaltige Profitabilität. Trotz der zahlreichen Maßnahmen erreichte die Gesellschaft eine Steigerung von Umsatz und EBITDA. Auch der operative Cashflow lag wieder im positiven Bereich. Darüber hinaus verstärkte sich die Gesellschaft auch noch mit der Ormigo GmbH im interessanten Pay-per-Lead-Markt. Hier sieht der Vorstand noch deutliche Wachstumschancen, auch durch eine Ausweitung auf weitere Branchen.
Der Auftakt ins neue Geschäftsjahr gestaltete sich erfreulich. Zwar blieb der Umsatz leicht unter dem Vorjahresniveau, das EBITDA verbesserte sich jedoch deutlich auf 0,9 Mio. Euro. Für das Gesamtjahr erwartet der Vorstand das EBITDA in einer Bandbreite von 3,1 bis 4,6 Mio. Euro. Wichtig bleibt hierbei auch, die Wertminderungen auf Forderungen zu reduzieren. Mit einer neuen KI-Lösung ist das Management zuversichtlich, die Bonität potenzieller Kunden besser einschätzen zu können. Insgesamt scheint die 11880 Solutions AG auf dem richtigen Weg zu sein, was der jüngst auch bereits gestiegene Aktienkurs unterstreicht. Sollte sich der positive Trend fortsetzen, dann wird die Aktie auch wieder deutlich die Marke von einem Euro überspringen.
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