Am 26. Juni 2024 jährt sich der Konkurs des Bankhauses I. D. Herstatt KGaA zum 50. Mal. Der Zusammenbruch der in Köln stark verwurzelten Bank, bei dem der Eigentümer und Chef des bekannten Gerling-Konzerns mit 80 Prozent Hauptaktionär und Aufsichtsratsvorsitzender war, resultierte aus Devisenspekulationen im großen Stil. Wenngleich letztlich jede Adresse, die in Köln etwas auf sich hielt, auch Kunde bei I. D. Herstatt war, konnten schon in den frühen 1970er-Jahren mit dem klassischen Bankgeschäft und ohne die erst später einsetzende Technisierung der Branche kaum mehr attraktive Renditen erwirtschaftet werden.
Daher verlegte sich die Bank immer stärker darauf, im Devisengeschäft mitzumischen und hier vom Volumen immer größere Terminmarktspekulationen im US-Dollar einzugehen. Letztlich konnten auch die Mitarbeiter der Bank für einen Eigenkapitaleinsatz von lediglich 10 Prozent im großen Stil selbst „mitspekulieren“. In dieser schon fast lehrbuchhaft ablaufenden Story von „Gier und Größenwahn“ finden sich viele Muster wieder, die von anderen Hypes an den Kapitalmärkten auch in der erst jüngeren Vergangenheit nur allzu gut bekannt sind. Der Konkurs von I. D. Herstatt galt lange Zeit als die größte Bankenpleite in Deutschland.
Prägend von diesem Ereignis bleibt der in Bankkreisen geläufige Begriff des „Herstatt-Risikos (Herstatt risk)“. Hierbei handelt es sich um das sogenannte Vorleistungs- oder Erfüllungsrisiko. Dies bezeichnet die Gefahr, dass die Partei eines Handelsgeschäftes bereits ihre vertraglich vereinbarte und geschuldete Leistung erbracht hat, ohne jedoch die von der anderen Vertragspartei geschuldete und vereinbarte Gegenleistung erhalten zu haben.
Noch bedeutsamer ist aber, dass nach dem Kollaps von Herstatt auch die privaten Banken in Deutschland einen Einlagensicherungsfonds ins Leben gerufen haben. Einen solchen gab es zum damaligen Zeitpunkt zumindest im Bereich der großen Aktienbanken und der privaten Banken noch nicht.
Zum Thema Herstatt gibt es auch bei uns im GSC-Archiv vier Berichte über die letzten Hauptversammlungen vor dem Ende der Liquidation aus den Jahren 2005 bis 2007. Im Bericht über die Hauptversammlung aus 2005 werden auch noch einmal die Ereignisse des Jahres 1974 detailliert nachgezeichnet.