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HV-Bericht sino AG - Rückläufige Orderzahlen belasten im operativen Geschäft – Trade-Republic-Beteiligung weiterhin das wesentliche Asset

Die sino AG hatte für den 7. Mai 2024 zur Hauptversammlung mit Vorlage des Jahresabschlusses 2022/23 (bis 30. September) eingeladen. Das Treffen fand, wie schon im Vorjahr, rein virtuell ohne physische Präsenz der Aktionäre statt. Für GSC Research war Matthias Wahler bei der Übertragung der Veranstaltung im Internet zugeschaltet.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Marcus Krumbholz eröffnete die Versammlung um 11 Uhr und teilte mit, dass der Vorstand mit den Herren Ingo Hillen und Karsten Müller komplett anwesend ist. Auch der Aufsichtsrat war komplett zugegen. Das Protokoll führte Notar Dr. Henryk Haibt. Außerdem waren die Stimmrechtsvertreter und ein rechtlicher Berater vor Ort anwesend.

Nach Abhandlung der Formalien sprach Dr. Krumbholz einige ergänzende Worte zum Bericht des Aufsichtsrats, der sich im Berichtsjahr teils in Präsenz und teils virtuell zu seinen Sitzungen zusammengefunden hat. Sodann übergab er das Wort an den Vorstand.


Bericht des Vorstands

Herr Hillen startete mit einem Rückblick auf das am 30. September beendete Geschäftsjahr 2022/23. Im ersten Quartal, also im Zeitraum Oktober bis Dezember 2022, war mit einem Rückgang der ausgeführten Orders um 50 Prozent auf 121.000 (Vorjahr: 243.000) eine sehr schwache Entwicklung zu verzeichnen gewesen. Infolgedessen rutschte das EBT mit minus 838 (plus 787) Tsd. Euro deutlich in den negativen Bereich.

Auch im zweiten Quartal halbierten sich die ausgeführten Orders auf 142.000 (289.000). Das EBT war mit minus 112 (plus 497) Tsd. Euro negativ. Im dritten Quartal ging die Orderzahl um 24 Prozent auf 130.000 (170.000) zurück und es wird ein EBT von minus 360 (minus 206) Tsd. Euro ausgewiesen. Im vierten Quartal ergab sich bei 118.000 (148.000) ausgeführten Orders ein EBT von minus 532 (minus 731) Tsd. Euro.

Insgesamt ging die Zahl der ausgeführten Orders laut Herrn Hillen um 40 Prozent auf 512.000 (850.000) zurück. Bei den Aktien-Trades waren es 38 Prozent weniger, bei den Futures-Kontrakten 48 Prozent. Zugleich ging die Zahl der Depots auf 250 (306) weiter zurück. Gekündigt wurden nach Aussage des Vorstands aber ausschließlich weitgehend inaktive Depots. Der Einfluss der Depotschließungen auf die Erlöse war minimal.

Das Jahresergebnis der sino AG wird mit minus 1,42 (minus 0,35) Mio. Euro deutlich negativ ausgewiesen. Erträge aus Zuschreibungen zu Beteiligungen konnten in Höhe von 0,63 (1,16) Mio. Euro verbucht werden. Im sino-Konzern ergibt sich das Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit mit minus 1,48 (minus 0,95) Mio. Euro. Unter dem Strich wird ein Konzernergebnis von minus 1,00 (plus 0,95) Mio. Euro ausgewiesen.

Auf eine Dividendenausschüttung sollte mit Blick auf den ausgewiesenen Fehlbetrag verzichtet werden. Wichtig war Herrn Hillen indes der Hinweis, dass auch in Zukunft ein Großteil des Bilanzgewinns ausgeschüttet werden soll, insbesondere soweit dies Gewinne aus dem Verkauf von weiteren Anteilen an der Trade Republic GmbH betrifft. Es ist beabsichtigt, mindestens 90 Prozent des ausgeschütteten Ergebnisses der sino Beteiligungen GmbH, das aus der Veräußerung von Geschäftsanteilen an Trade Republic resultiert, als Dividende an die Aktionäre der sino AG auszuschütten.

Weiter informierte der Vorstand, dass angestrebt wird, bei künftigen Teilverkäufen von Trade-Republic-Anteilen einen höheren Preis zu erzielen, als im Juni 2022 bei der letzten Transaktion auf Basis einer Unternehmensbewertung von 5,0 Mrd. Euro vereinbart worden war. Bei einer angenommenen Bewertung von 6,0 Mrd. Euro ergäbe sich für die verbliebenen Anteile beispielsweise ein Erlös von 143 Mio. Euro oder 61,20 Euro je sino-Aktie, was bei einer Ausschüttung von 90 Prozent eine Dividende von etwa 55 Euro bedeuten würde. Derzeit gibt es, wie Herr Hillen klarstellte, aber keine Verhandlungen und es besteht auch kein großes Interesse, weitere Trade-Republic-Anteile zu veräußern.

In diesem Zusammenhang informierte der Vorstand, dass die Hauptversammlung unter TOP 7 dem Abschluss eines Ergebnisabführungsvertrages mit der sino Beteiligungen GmbH rückwirkend zum 1. Oktober 2023 zustimmen soll. Das Ziel ist die Bildung einer steuerlichen Organschaft zur steuerlichen Optimierung.

Herr Hillen kam dann auf das laufende Jahr zu sprechen. Gerne teilte er mit, dass insbesondere seit Januar 2024 eine deutliche Belebung der Orderzahlen zu verzeichnen ist. Nach einem Tiefststand von 35.000 im September waren es im Februar 2024 mehr als 62.000 ausgeführte Orders, was einen Zuwachs von 75 Prozent bedeutet. Das laufende Jahr hat also gut begonnen.

Konkret war im ersten Quartal, also im Zeitraum Oktober bis Dezember 2023, ein Anstieg von 9 Prozent auf 132.000 (121.000) ausgeführte Orders zu verzeichnen. Damit waren es auch mehr als im vierten Quartal 2022/23. Das Ergebnis war aber noch negativ. Im zweiten Quartal lag die Zahl der ausgeführten Orders um 21 Prozent höher bei 172.000 (142.000), was der Vorstand als erfreuliche Entwicklung ansieht. Weitere Zahlen werden in Kürze veröffentlicht.

Im Folgenden kam Herr Hillen auf die verschiedenen Beteiligungen zu sprechen. Die Quin Technologies GmbH hat mit „getquin“ eine kostenlose und sichere Plattform für alles entwickelt, was mit Investitionen zu tun hat. Es handelt sich aber nicht um einen Finanzdienstleister, der Konten und Depots führt. Das Alleinstellungsmerkmal ist eine ausgezeichnete Plattform, die es ermöglicht, verschiedene Depots zu aggregieren. Die sino AG ist aktuell mit 11,13 Prozent an diesem Unternehmen beteiligt.

Bei der Sub Capitals GmbH handelt es sich nach Angabe des Vorstands um ein Fin-Tech-Unternehmen, das künstliche Intelligenz für Privatanleger demokratisiert. Inzwischen wird auch die Zusammenarbeit mit institutionellen Kunden intensiviert. Das Unternehmen bewegt sich allerdings aktuell in einem herausfordernden Umfeld. Die sino AG ist mit 7,7 Prozent beteiligt.

Die Captiq GmbH bietet unkomplizierte Finanzierungen für Kammerberufler wie Architekten zwischen 10 und 250 Tsd. Euro an. Das Ziel ist es, die Kreditvergabe deutlich zu vereinfachen und zu beschleunigen. Aktuell läuft dies über eine Kooperation mit der Anadi Bank. Die sino AG ist mit rund 4,3 Prozent beteiligt.

Beatvest ist nach Angabe von Herrn Hillen eine Investment-App für Anfänger mit der Perspektive, über diese App auch Geld am Kapitalmarkt anlegen zu können. Ein Fokus liegt auf den angebotenen Tutorials, mit denen Anleger in Finanzdingen unterrichtet werden. Die sino AG hat sich im Juni 2022 mit 200 Tsd. Euro beteiligt. Vor Kurzem meldete das Unternehmen, dass lemon.markets als Dienstleister jetzt den ETF-Handel aus der eigenen App ermöglicht.

Die wesentliche Beteiligung ist indes weiterhin die an der Trade Republic Bank GmbH, die einen ganz wesentlichen Anteil an der Erfolgsgeschichte der sino AG hatte. Es handelt sich um eines der erfolgreichsten Fin-techs der letzten Jahre in Europa. Heute ist Trade Republic die größte europäische Sparplattform, auf der 340 Millionen Europäer in 17 Ländern anlegen können. Es gibt ein umfangreiches Angebot an Aktien, ETFs, Derivaten und Kryptowährungen sowie entsprechenden Sparplänen. Der Anteil von sino beträgt noch 2,3 Prozent.

Ein Highlight bei Trade Republic war im Dezember 2023 die Erteilung einer Vollbanklizenz. Im Januar 2024, fünf Jahre nach dem Start, wurde dann bekanntgegeben, dass Trade Republic jetzt bereits über 4 Millionen Kunden verfügt und eine neue Debit-Karte mit 1 Prozent Saveback einführt. Diese Produkteinführung erwies sich als großer Erfolg. Außerdem bietet Trade Republic 4 Prozent Zinsen auf Einlagen bis zu 50 TEUR, was deutlich mehr ist als bei anderen Banken.

Herr Hillen ist äußerst optimistisch für die weitere Entwicklung von Trade Republic. Nach seiner Einschätzung gibt es auf Sicht von einigen Jahren Potenzial für europaweit bis zu 10 Millionen Kunden, nachdem noch weitere spannende Produkte wie ein kostenloses Girokonto auf der Agenda stehen. Zusätzliches Potenzial könnte sich aus den Plänen für ein zertifiziertes Altersvorsorgedepot eröffnen. Überdies wurden mittlerweile verschiedene Werbemaßnahmen gestartet.

Der Vorstand machte noch eine weitere Rechnung auf. Im Januar 2024 verfügte Trade Republic über Assets under Management in Höhe von 35 Mrd. Euro, was bei 4 Millionen Kunden durchschnittlich 8.750 Euro sind. Bei Kunden, die länger dabei sind, liegt dieser Betrag aber eher bei 20 Tsd. Euro, was bei 10 Millionen Kunden dann Assets under Management von deutlich mehr als 200 Mrd. Euro bedeuten würde. Bei geschätzten Erlösen von 120 bis 160 Euro pro Kunde und Jahr wären das dann 1,2 bis 1,6 Mrd. Euro pro Jahr, womit eine Unternehmensbewertung von 5 Mrd. Euro nicht unbedingt hoch wäre. Auch deshalb will Herr Hillen gerne einen höheren Preis für die verbliebene Beteiligung erzielen, vielleicht auch im Zuge eines Börsengangs in einigen Jahren.

An dieser Stelle übernahm Karsten Müller. Er berichtete von einer erfolgreichen Kooperation mit der Baader Bank, mit der zusammen eine deutliche Stärkung des Kerngeschäfts erreicht werden konnte. Unter anderem gestaltet sich jetzt die Wertpapierkreditvergabe deutlich unkomplizierter. Positiv ist zudem die Reduzierung des Mindestanfangskapitals für Neukunden auf 25 Tsd. Euro zu bewerten. Bei HSBC waren es zuvor noch mindestens 250 Tsd. Euro gewesen, was das Kundenwachstum stark gebremst hat.

Positiv bewertet Herr Müller auch die Möglichkeit einer schnellen Kontoeröffnung innerhalb weniger Tage sowie die Möglichkeit einer Kontoeröffnung für Heavy Trader aus anderen Ländern. Ebenso gibt es jetzt eine größere Flexibilität des Produkt- und Preisangebots für bestehende und neue Kunden. Es sind jetzt vollständig individuelle Konditionen möglich. Nicht zuletzt gibt es deutlich erhöhte Cross-Border-Möglichkeiten. Gerne teilte Herr Müller mit, dass seit dem Start der Kooperation mit der Baader Bank bereits 60 Neukunden gewonnen werden konnten.

Herr Müller kam dann zum Ausblick. Wie er ausführte, wird ab dem vierten Quartal über die sino-Plattform auch der Krypto-Handel angeboten werden. Im Übrigen liegt der Fokus weiterhin auf dem sukzessiven Ausbau des Kerngeschäfts. Es soll eine deutliche Erhöhung der im Direkthandel angeschlossenen Emittenten geben. Insgesamt soll die Handelsplattform konsequent weiterentwickelt werden.

Weiter informierte Herr Müller über den Start einer umfangreichen Marketingkampagne. Erstmals hat sino Kinowerbung geschaltet und dafür eine sehr positive Resonanz erhalten. Zudem wird verstärkt Werbung in der Fachpresse geschalten, unter anderem im Magazin „Traders“, und man ist regelmäßig auf Messen und Börsentagen vertreten. Herr Müller berichtete außerdem von einer Kooperation mit peketec, einem der größten Foren für Heavy Trader.

Der Vorstand schloss mit einer Prognose. Für das laufende Jahr stellte er ein Konzernergebnis zwischen null und minus 1,4 Mio. Euro in Aussicht. Er ist sehr optimistisch für die weitere Entwicklung der sino AG.


Allgemeine Aussprache

Dietmar Erlebach von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) gratulierte zunächst zum 25-jährigen Firmenjubiläum. Über die Jahre hat es zwar viele Höhen und Tiefen gegeben. Unter dem Strich war es aber aus heutiger Sicht eine ausgesprochen erfolgreiche Entwicklung, was vor allem der Beteiligung an Trade Republic zu verdanken ist. Grundsätzlich befindet sich die Gesellschaft nach seiner Einschätzung weiterhin auf Kurs.

Etwas schade findet Herr Erlebach, dass in diesem Jahr keine Dividende gezahlt werden kann. Vor zwei Jahren hat es noch eine Rekordausschüttung von 56 Euro gegeben, dann 2,80 Euro und jetzt gar nichts. Nach Meinung des Aktionärsschützers wäre es vielleicht eine Überlegung wert, eine etwas kontinuierlichere Dividendenpolitik zu verfolgen, statt in guten Jahren alles auszuschütten und die Aktionäre in schlechten Jahren leer ausgehen zu lassen.

Nach Auffassung von Herrn Hillen ist eine gewisse Dividendenkontinuität für ein Unternehmen, das kontinuierlich wächst, sicherlich sinnvoll. Bei sino weist das Kerngeschäft aber eine hohe Volatilität auf und dies wird auch so bleiben, nachdem die Börsenumsätze nun einmal stark schwanken. Außerdem spielt die Beteiligung an Trade Republic eine große Rolle. Nach Überzeugung des Vorstands macht es unter diesen Umständen Sinn, Geld, für das es im Unternehmen keine sinnvolle Verwendung gibt, komplett auszuschütten. Dann kann die Mittel jeder Aktionär selbst anlegen – zum Beispiel für 4 Prozent bei Trade Republic.

Daran anknüpfend interessierte Herrn Erlebach, für welchen Anlegertyp die sino-Aktie dann nach Meinung des Vorstands am ehesten interessant ist. Dies sind nach Auffassung wohl in erster Linie Investoren, die an einen anhaltenden Erfolg von Trade Republic glauben. Nach seiner Schätzung haben das Kerngeschäft und alle anderen Beteiligungen zusammen vielleicht einen Wert von 5 Euro je sino-Aktie. Das zentrale Thema ist nach wie vor die Trade-Republic-Beteiligung.

Unschön fand der DSW-Vertreter die sehr schwache Entwicklung im Kerngeschäft. Sino verfügt seiner Meinung nach über ein hervorragendes Produkt. Die Zahl der Depots entwickelt sich aber dennoch kontinuierlich rückläufig. Zusammen mit den sinkenden Orderzahlen reichen die Einnahmen damit nicht mehr aus, um die Basiskosten zu decken. Ihn interessierte, mit welcher Strategie der Vorstand das Kerngeschäft wieder voranbringen will.

In die gleiche Richtung ging eine Frage von Andreas Massek von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Er zeigte sich etwas besorgt von dem diesmal sehr deutlichen Rückgang der Depots auf nur noch 250. Dabei hatte der Vorstand doch noch vor einem Jahr gesagt, dass die Depotzahl mittelfristig verdoppelt werden soll. Ihn interessierte, ob diese Aussage noch gilt.

In seiner Antwort bekräftigte Her Hillen, dass die Kundenzahl in den nächsten Jahren verdoppelt werden soll. Geschlossen werden regelmäßig nur inaktive Konten. Im vergangenen Jahr gingen mit den Kündigungen nur etwa 1 Prozent der Erlöse verloren. Im laufenden Jahr wurden aber schon wieder 52 Konten neu eröffnet und so soll es, unterstützt von den Marketingmaßnahmen, weitergehen. Die Kosten für die Werbung beliefen sich bisher auf 205 Tsd. Euro und werden sich nach Überzeugung des Vorstands auszahlen.

Beide Aktionärsschützer fanden unschön, dass die Gesellschaft wieder zu einer virtuellen Hauptversammlung eingeladen hat. Befragt nach dem Grund führte Herr Hillen aus, dass er lange Zeit ein Freund von Präsenzversammlungen gewesen war. In den letzten Jahren fiel ihm aber auf, dass sich beim virtuellen Format auch viele Aktionäre zu Wort melden, die vermutlich nicht extra nach Düsseldorf angereist wären. Und die Aktionärsrechte sind ja dennoch umfänglich gewahrt.

Gerne hatte Herr Erlebach vernommen, dass Trade Republic sich weiterhin hervorragend entwickelt und nachhaltig wächst. Noch interessanter hätte er allerdings einige Informationen zur Profitabilität gefunden. Die Marketingmaßnahmen kosten sicherlich einiges an Geld und auch Angebote wie ein Zinssatz von 4 Prozent dürften teuer sein. Hier bat Herr Hillen um Verständnis, dass er weitere Zahlen zu Trade Republic nicht offenlegen könne. Er würde damit gegen die Gesellschaftervereinbarung verstoßen.

Unschön fanden beide Aktionärsschützer, dass im laufenden Jahr für die sino AG bestenfalls ein ausgeglichenes Konzernergebnis erwartet wird. Es ist nach Auffassung von Herrn Massek eigentlich nicht akzeptabel, dass im Kerngeschäft jedes Jahr ein Minus erwirtschaftet wird, zumal aktuell auch Beteiligungserträge fehlen, mit denen dieser Fehlbetrag ausgeglichen werden könnte. Beide Redner baten um ergänzende Informationen zur Perspektive.

In seiner Antwort versicherte Herr Hillen, dass es natürlich das Ziel ist, im Kerngeschäft wieder Geld zu verdienen und eine gute Rendite zu erwirtschaften. Wie er darlegte, wird für das Kerngeschäft vielleicht 5 Mio. Euro an Eigenkapital benötigt. Darauf eine Rendite von 20 bis 30 Prozent zu erwirtschaften wäre schon mal ein gutes Ziel und diese Größenordnung sollte auch erreichbar sein.

Sehr ungewöhnlich fand Herr Erlebach den Vorschlag, in der Satzung festzuschreiben, dass 90 Prozent der Erträge aus einem potenziellen Verkauf weiterer Trade-Republic-Anteile als Dividende an die sino-Aktionäre ausgeschüttet werden sollen. Ihm erschloss sich nicht, warum dieser Plan in der Satzung stehen sollte, zumal man es mit weiteren Teilverkäufen der Beteiligung scheinbar nicht eilig hat. Herr Massek konnte die Idee an sich nachvollziehen. Dass ein Großteil der Erlöse aus dieser Quelle gegebenenfalls ausgeschüttet wird, dürfte die Erwartungshaltung der meisten Aktionäre sein.

Wie Herr Hillen ausführte, soll auf diese Weise eine klare Regelung für das weitere Vorgehen in der gegebenen Ausnahmesituation getroffen werden. In Gesprächen mit Investoren klang für ihn oft die Sorge durch, dass diese gerne wissen wollten, wohin das viele Geld fließt, wenn die Trade-Republic-Anteile irgendwann verkauft werden. Es ist fest geplant, diese Mittel auszuschütten, soweit sie nicht sinnvoll anderweitig verwendet werden können. Dies soll jetzt in der Satzung festgeschrieben werden.

Herr Massek hatte mit Interesse die Rechnung des Vorstands verfolgt, wonach er noch einmal einen hohen Erlös aus dem Verkauf von Trade-Republic-Anteilen erwartet. Kann dann tatsächlich eine Dividende von 55 Euro ausgeschüttet werden, wäre die Ausschüttung also ein ganzes Stück höher als der Aktienkurs, was der SdK-Vertreter noch nie erlebt hatte.

Dieses Thema betreffend stellte Herr Hillen klar, dass er nur eine Beispielrechnung aufgemacht hat. Hätte Trade Republic tatsächlich einen Unternehmenswert von 6 Mrd. Euro, würde sicherlich auch der Kurs der sino-Aktie deutlich höher als 38 Euro stehen. Er sieht aber durchaus eine gute Chance, dass Trade Republic deutlich mehr wert werden kann als 5 Mrd. Euro und dann wirklich eine Dividende von 55 Euro oder noch mehr ausgeschüttet werden kann. Wenn sich dies abzeichnet, wird der Kurs der sino-Aktie sicherlich steigen.

Schließlich wurde die Frage gestellt, inwieweit das ab dem Jahr 2026 drohende Verbot von Payment for Orderflow das Geschäft negativ beeinflussen könnte. Hier konnte Herr Hillen noch nicht viel sagen, nachdem die genaue Ausgestaltung noch offen ist. Letztlich ist davon dann aber nicht nur Trade Republic, sondern jeder Online-Broker betroffen. Zudem werden sich dann nach seiner Einschätzung neue Lösungen finden, die gesetzeskonform sind. Insofern erwartet er keine größeren negativen Auswirkungen für Trade Republic. Direkt ist die sino AG von diesem Thema nur marginal betroffen.


Abstimmungen

Vor Verkündung der Abstimmungsergebnisse informierte Dr. Krumbholz über die aktuelle Präsenz. Der Stimmrechtsvertreter vertrat 11.773 Aktien. Bezogen auf das gesamte Grundkapital von 2.337.500 Euro, eingeteilt in ebenso viele Aktien, entsprach dies einer Quote von 0,50 Prozent. Darüber hinaus waren 1.379.223 Aktien im Wege der Briefwahl angemeldet. Darin waren trotz der freiwilligen Stimmrechtsbeschränkung noch in vollem Umfang die Aktien der HSBC enthalten. Insgesamt waren damit zum Zeitpunkt der Abstimmung 59,51 Prozent des Grundkapitals auf der Hauptversammlung repräsentiert.

Alle Beschlüsse wurden mit Zustimmungsquoten über 98 Prozent gefasst. Im Einzelnen waren dies der Vortrag des Bilanzgewinns auf neue Rechnung (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Bestellung der DWP AG zum Abschlussprüfer (TOP 5), die Festschreibung einer Ausschüttung von durch die Veräußerung von Anteilen an Trade Republic erzielten Gewinnen (TOP 6) sowie der Abschluss eines Ergebnisabführungsvertrages mit der sino Beteiligungen GmbH (TOP 7).

Um 13:36 Uhr schloss der Vorsitzende die Versammlung.


Fazit

Im operativen Geschäft hat die sino AG im Geschäftsjahr 2022/23 enttäuschend abgeschnitten. Die Zahl der ausgeführten Orders entwickelte sich deutlich rückläufig, weshalb das Ergebnis negativ ausfiel und keine Dividende gezahlt werden kann. Das laufende Jahr hat aber besser begonnen. In den ersten Monaten war eine spürbare Belebung der Orderzahlen zu verzeichnen, was sich positiv auf die Ertragslage auswirken müsste.

Mindestens so spannend wie das operative Geschäft ist aus Investorensicht die Beteiligung von immer noch 2,3 Prozent am Neo-Broker Trade Republic. Auf Basis der letzten Unternehmensbewertung von 5 Mrd. Euro hat dieses Asset allein schon einen Wert von 115 Mio. Euro oder fast 50 Euro je sino-Aktie und der Vorstand ist mit Blick auf die rasante Entwicklung des Neo-Brokers überzeugt, dass bei einem künftigen Verkauf ein noch höherer Wert erzielt werden kann.

Schon allein deshalb ist die sino-Aktie, die gerade einmal mit 39 Euro gehandelt wird, als interessant einzustufen. Zusätzlich befinden sich im Portfolio auch noch verschiedene andere Beteiligungen, die sich allerdings in deutlich früheren Phasen befinden. Überdies soll das Kerngeschäft mit der Baader Bank als neuem Partner deutlich ausgeweitet werden. Das Ziel ist es, die Kundenzahl in den nächsten Jahren zu verdoppeln, was die Ertragslage deutlich verbessern müsste.

Interessant ist zudem die neue Satzungsbestimmung, wonach bei einem weiteren (Teil)-Verkauf der Trade-Republic-Beteiligung grundsätzlich mindestens 90 Prozent der Erlöse als Dividende an die sino-Aktionäre ausgeschüttet werden sollen. Damit ist es gut möglich, dass nach dem diesjährigen Verzicht in einigen Jahren noch einmal eine Rekorddividende gezahlt wird, die vielleicht sogar den heutigen Börsenkurs übersteigt. Mit etwas Geduld dürfte sich ein Investment in die sino-Aktie auszahlen.


Kontaktadresse

sino AG
Ernst-Schneider-Platz 1
D-40212 Düsseldorf

Tel.: +49 (0)2 11 / 36 11-20 40

Internet: www.sino.de

Ansprechpartner Investor Relations

Ingo Hillen, Vorstand

E-Mail: [email protected]



Hinweis: Der Verfasser ist Aktionär der beschriebenen Gesellschaft.



Veröffentlichungsdatum: 04.06.2024 - 11:13
Redakteur: mwa
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