Die Fonterelli GmbH & Co. KGaA hatte für den 8. März 2024 zur Hauptversammlung mit Vorlage des Jahresabschlusses 2022/23 (bis 30. Juni) eingeladen. Am Vorabend hatte zusätzlich eine virtuelle Konferenz per Zoom-Meeting stattgefunden, auf der Dr. Andreas Beyer, der Geschäftsführer der persönlich haftenden Gesellschafterin Fonterelli Capital Management GmbH, über das Berichtsjahr und die laufenden Entwicklungen informiert und in der es auch schon eine Generaldebatte gegeben hatte.
Nach Auffassung von Dr. Beyer kann mit diesem Vorgehen das Beste aus beiden Welten verbunden werden. Nachdem sie alle gewünschten Informationen schon in der virtuellen Konferenz erhalten, müssten Aktionäre, die dies nicht wollen, nicht extra zur Präsenzhauptversammlung nach München anreisen. Natürlich sei dies formal die relevante Veranstaltung. Im Wesentlichen gehe es dann aber noch um die Abstimmung und die Aktionäre könnten, wenn gewünscht, vorab mitteilen, wie sie ihr Stimmrecht ausüben wollen.
Letztlich hatten sich bei der virtuellen Aktionärsversammlung 22 Aktionäre zugeschaltet. Zur Präsenzhauptversammlung am nächsten Tag waren dann nochmals acht Aktionäre erschienen.
Bericht der Geschäftsführung
Dr. Beyer begann seine Ausführungen mit einem Überblick über das Marktumfeld des vergangenen Jahres, das sich insbesondere aufgrund der stark steigenden Inflation und Zinsen zunehmend unsicher gestaltete. Vor allem im Immobilienmarkt führte dies zu einer spürbaren Krisenstimmung. In diesem angespannten Umfeld hat sich die Gesellschaft nach Auffassung des Firmenchefs noch ganz gut geschlagen.
Der Umsatz konnte auf 1,019 (Vorjahr: 0,895) Mio. Euro leicht gesteigert werden. Ebenso ging das EBITDA auf 501 TEUR nach oben. Auf die Gründe für die auf 335 (166) TEUR deutlich erhöhten Abschreibungen ging Dr. Beyer später näher ein. Trotz dieser zusätzlichen Belastung konnte der Jahresüberschuss auf 170 (86) TEUR nahezu verdoppelt werden. Das Eigenkapital erhöhte sich auf 5,25 (5,16) Mio. Euro entsprechend 3,13 (3,09) Euro je Aktie.
Als ein Highlight des Berichtsjahres benannte Dr. Beyer die Einbringung der Viromed Medical GmbH als Sacheinlage in die Fonterelli SPAC 2 AG im Oktober 2022. Über diesen Erfolg hatte er bereits auf der letztjährigen Hauptversammlung berichtet. Nun zeigte er auf, dass mit dieser Transaktion durch den sukzessiven Verkauf der Aktien im vergangenen Jahr ein Gewinn von 295 TEUR und im laufenden Jahr nochmals 145 TEUR, insgesamt also ein Ergebnis von 440 TEUR erzielt werden konnte. Mit dem erzielten Multiple von etwas mehr als 3 zeigte sich der Geschäftsführer zufrieden. Zwischenzeitlich hätten sogar noch deutlich bessere Ergebnisse erzielt werden können. Zu diesem Zeitpunkt durften die Aktien aber nicht verkauft werden.
Ein weiteres großes, eher weniger erfreuliches Thema war das Anleiheportfolio. Ein Schwerpunkt liegt hier bekanntlich auf dem Bauträgerbereich, in dem sich die Situation zunehmend schwierig gestaltet. Mit dem deutlich gestiegenen Zinsniveau sind die Baupreise auf das Niveau von 2021 gefallen und die Banken verlangen zusätzliches Eigenkapital oder finanzieren gar nicht mehr. Insgesamt fehlt im Markt damit Geld.
Fonterelli hat, wie Dr. Beyer aufzeigte, unverändert 30 Anleihen mit Nominalwerten zwischen 10 TEUR und 125 TEUR im Bestand. Der Median liegt bei 35 TEUR. Die Projekte, die finanziert werden, liegen in Berlin, Hamburg, München und Wien. Bei zehn Anleihen mit einem Gesamtvolumen von 730 TEUR wurden nun keine Zinsen gezahlt und es haben bisher drei Gläubigerversammlungen stattgefunden, auf denen beschlossen wurde, den Zinssatz auf 13 Prozent leicht zu erhöhen und endfällig zu stellen sowie die Laufzeit um zwei Jahre zu verlängern.
Die Situation gestaltet sich also nicht einfach. Gleichwohl ist Dr. Beyer optimistisch, dass die Fonterelli GmbH & Co. KGaA ihr Geld weitestgehend zurückbekommen werde. Bei einer Gesamtsumme von 1,56 Mio. Euro wurde im Berichtsjahr eine Wertberichtigung von 10 Prozent vorgenommen. Nach den vorliegenden Informationen hält Dr. Beyer dies für ausreichend. Wie er aufzeigte, ist nach den Laufzeitverlängerungen ein Anleihevolumen von 550 TEUR im Jahr 2024 fällig, weitere 660 TEUR im Jahr 2025 sowie 75 TEUR im Jahr 2026 und 275 TEUR im Jahr 2027.
Sodann kam Dr. Beyer auf die aktuelle Situation zu sprechen. Im laufenden Jahr wurden wie ausgeführt weitere Aktien der Viromed Medical AG mit einem guten Ergebnisbeitrag verkauft. Außerdem wurden Aktien der sdm SE mit einem Gewinn von 16 TEUR veräußert. Neu investiert hat der Firmenchef in Delignit-Aktien. Im Rahmen einer Privatplatzierung konnten 17.600 Stücke zu 3,90 Euro erworben werden. Investiert wurde außerdem im Kunstbereich. Im Wesentlichen erwarb Dr. Beyer einige Drucke des Künstlers Alex Katz.
Unerfreuliches musste der Geschäftsführer aus dem Pre-IPO-Bereich berichten. Die Firma Zizoo, eine der weltweit führenden Buchungsplattformen für Boote und Yachten, die zuvor eine vielversprechende Entwicklung genommen hatte, hat vor zwei Monaten Insolvenz angemeldet. Das Investment hatte Dr. Beyer bereits zum Bilanzstichtag um 25 Prozent wertberichtigt. Damit findet sich in der Bilanz nun noch ein Restbuchwert von 91 TEUR, der dann wohl zum Ende der laufenden Periode komplett abgeschrieben werden müsse.
Im Folgenden kam Dr. Beyer auf das Thema Club-Deals zu sprechen. Im Bereich Buy-and-Build-Konzepte hat Fonterelli in diesem Segment vier Beteiligungen im Bestand. Die Investments im Bereich Kälte/Klima/Lüftung und Labordiagnostik für Lebensmittel entwickeln sich weiterhin sehr gut.
Bei dem Unternehmen aus dem Bereich E-Commerce, das sich an den Geschäftsmodellen erfolgreicher Amazon-Verkäufer beteiligt, gestaltet sich die Situation differenzierter. Derzeit findet dort eine Fusion statt. Optimistisch stimmt den Geschäftsführer, dass das Unternehmen keine Bankschulden habe, finanziell solide aufgestellt sei und der Umsatz dank einiger Produkte, die sehr gut laufen, in den nächsten Jahren auf 100 Mio. Euro verdoppelt werden solle. Neu eingegangen wurde überdies ein Buy-and-Build-Investment im Bereich Brandschutz in Spanien.
Überdies ist Fonterelli bereits seit dem Jahr 2019 an einem Wundversorger beteiligt, der sein operatives Geschäft in den USA betreibt. Bei diesem Unternehmen kam es leider zu einem massiven Umsatzausfall, nachdem nicht mehr in ausreichendem Maße über die Krankenkassen abgerechnet werden konnte. Nach Einschätzung von Dr. Beyer könnten hier Abschreibungen erforderlich werden. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass die Investments bei Fonterelli immer nur zu Anschaffungskosten bilanziert werden. Des Weiteren gibt es eine Beteiligung an einem Merchandising-Anbieter in Großbritannien, der kontinuierlich wächst.
Außerdem befinden sich im Fonterelli-Portfolio noch einige kleinere Club-Deals. Zum einen nannte Dr. Beyer eine Mobile-Marketing-Plattform. Dieses Unternehmen entwickelte sich zuletzt hinter Plan, holt aber mittlerweile wieder auf. Umso besser läuft es bei der Beteiligung im Bereich Nahrungsergänzungsmittel. Von deren Entwicklung ist der Fonterelli-Chef positiv überrascht.
Weiter informierte Dr. Beyer, dass inzwischen der Fonterelli SPAC 3 an der Börse Düsseldorf gelistet ist. Bei einem Kurs von 2,76 Euro und insgesamt 250.000 Aktien errechnet sich ein Börsenwert von 690 TEUR. Die Fonterelli GmbH & Co. KGaA hält unverändert 85 Prozent der Anteile. Es gibt nach Angabe des Geschäftsführers aber immer wieder Anfragen und er sei optimistisch, dass in naher Zukunft eine Transaktion realisiert werden könne. Dass es noch im laufenden Geschäftsjahr gelingt, wollte er jedoch nicht versprechen.
Im Bereich Fine Art gab es im Berichtsjahr wenig Aktivitäten. Insgesamt war 2023 im Kunstmarkt ein schwaches Jahr und bis heute ist noch keine richtige Belebung spürbar. Es ist aber nicht so, dass die Preise fallen, es wird nur nicht viel gekauft. Immerhin konnten im Berichtsjahr je zwei Blätter von Alex Katz und Günther Uecker mit einer Marge von durchschnittlich etwa 20 Prozent verkauft werden. Neu erworben wurden ein anderes Werk von Alex Katz sowie ein neuer Jeff Koons. Mit den Werken im Bestand der Fonterelli fühlt sich Dr. Beyer unverändert sehr wohl. Er sieht weiterhin einige stille Reserven. Wichtig ist es, die richtigen Künstler im Bestand zu haben.
Im Bereich Fine Wine waren im Berichtsjahr ebenfalls kaum Aktivitäten zu verzeichnen. Die Preise entwickelten sich leicht rückläufig. Der langfristige Trend bleibt aber positiv und Abschreibungsbedarf gibt es nicht, nachdem Fonterelli als Händler zu günstigen Preisen einkauft und sich auf Spitzenerzeuger fokussiert. Im laufenden Jahr erwartet Dr. Beyer wieder zunehmende Umsätze mit zufriedenstellenden Margen. Spitzenwerte, die in Corona-Zeiten zum Teil zu erzielen gewesen waren, wird es allerdings so schnell nicht mehr geben.
Im Folgenden warf der Geschäftsführer einen Blick auf die Fonterelli-Aktie, die sich zu seinem Erstaunen in den letzten fünf Jahren über weite Strecken parallel zum DAX entwickelt hat, mit dem sie überhaupt nichts zu tun hat. In den letzten zwölf Monaten ging die Notierung deutlich nach unten. Im Vergleich zu anderen Aktien aus dem Kunst-, Wein- und vor allem dem Bauträgerbereich lief es aber gar nicht so schlecht. Als unschön empfindet Dr. Beyer, dass die Aktie so wie bei fast allen Beteiligungsgesellschaften weiter unter dem Buchwert notiert.
Sodann kam Dr. Beyer auf das Thema Dividende zu sprechen. Unverändert werden kontinuierliche Dividendenzahlungen mit einer Ausschüttungsquote zwischen 30 und 50 Prozent angestrebt. Zugleich soll allerdings eine Eigenkapitalbasis von über 5 Mio. Euro erhalten werden. Wie er aufzeigte, hätte es seit 2019 kumuliert 0,57 Euro je Aktie an Ausschüttungen gegeben, davon 0,40 Euro steuerfrei, und mit der diesjährigen Hauptversammlung kommen noch einmal 0,05 Euro dazu. Es gibt allerdings einen Gegenantrag, in dem eine Dividende von 0,10 Euro gefordert wird. Dies wäre dann eine Vollausschüttung.
Ein Ausblick auf das laufende Jahr oder gar noch darüber hinaus fiel dem Firmenchef schwer. In allen Geschäftsfeldern gibt es eine gewisse Unsicherheit. Eventuell werden aus den genannten Gründen höhere Abschreibungen erforderlich sein. Das könnte man aber jetzt noch nicht sagen und müsste zum Bilanzstichtag kritisch geprüft werden. Weitere Exits sind nach Einschätzung von Dr. Beyer eher in zwei Jahren als früher zu erwarten. Für das laufende Jahr stellte er ein positives Ergebnis vor Abschreibungen in Aussicht. Wie hoch dieses ausfällt, lässt sich noch nicht sagen. Fantasie ergibt sich aus dem Bereich Mini-SPACs. In den letzten zwei Jahren konnte bereits zweimal gezeigt werden, welche Gewinne in diesem Segment erzielt werden können.
Allgemeine Aussprache
Aktionär Hagen Schmidt thematisierte die Ergebniserwartung für das laufende Jahr. Dem Bericht hatte er entnommen, dass sich einige Beteiligungen erfreulich, andere weniger gut entwickeln. Ziemlich sicher dürften aber Abschreibungen zu erwarten sein, insbesondere im Anleiheportfolio. Er sah es als problematisch an, dass bei einem Drittel der Anleihen keine Zinszahlungen vereinnahmt werden konnten und schon drei Gläubigerversammlungen stattgefunden haben. Seiner Auffassung nach könne man froh sein, wenn im laufenden Jahr nach Abschreibungen zumindest eine schwarze Null erreicht werden kann.
In seiner Antwort räumte Dr. Beyer ein, dass die aktuelle Entwicklung im Anleiheportfolio unerwartet kommt. Eigentlich war es der Plan gewesen, mit diesen Investments Teile der Liquidität mit einer guten Verzinsung zwischen 10 und 12 Prozent zu parken. Nachdem der Initiator zuvor schon über 200 Anleihen emittiert hatte, nur in drei Fällen Schwierigkeiten zu verzeichnen gewesen waren und das Geld immer zurückgekommen ist, schien das Engagement auch überschaubare Risiken aufzuweisen.
Leider hat sich das Marktumfeld in letzter Zeit nun weit stärker verschlechtert, als dies zum damaligen Zeitpunkt abzusehen gewesen war. Ein echtes Problem kann Dr. Beyer aber nicht erkennen. Trotz allem gehen immer wieder Zahlungen ein und insgesamt fühlt er sich mit dem Anleiheportfolio immer noch auf der sicheren Seite. Dass die Zinsen jetzt endfällig bezahlt werden, ist an sich nicht neu. Dies war früher auch schon so gewesen. Nur aufgrund der guten Liquiditätslage in der Branche wurde zwischenzeitlich fortlaufend gezahlt.
Herr Schmidt sprach auch den Dividendenvorschlag an. Er hielt eine Ausschüttung von 0,10 Euro als Ausgleich für die schwache Kursperformance der Aktie für sinnvoll. Dies würde nur 84 TEUR mehr an finanziellen Mitteln erfordern, wäre seiner Meinung nach bei einem Kassenbestand von mehr als 700 TEUR also problemlos zu finanzieren. Er hatte einen entsprechenden Gegenantrag zur Hauptversammlung eingereicht.
Andreas Breijs von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) unterstützte in seinem folgenden Wortbeitrag hingegen den Vorschlag der Verwaltung, der einer Ausschüttungsquote von 50 Prozent entspricht. Der Rest sollte nach Auffassung des Aktionärsschützers für weitere Investitionen im Unternehmen einbehalten werden.
Dieses Thema betreffend versicherte Dr. Beyer, dass er den Wunsch nach einer höheren Dividende gut nachvollziehen könne. Ihm erscheint es aber sinnvoll, lieber nur 0,05 Euro auszuschütten und dafür auch im nächsten Jahr etwas zu zahlen. Im Übrigen sollte die Liquiditätssituation nicht überbewertet werden. Der Kassenbestand war zum Bilanzstichtag auch deshalb so hoch, weil die Managementvergütung noch nicht ausgezahlt war. Der Geschäftsführer sieht den Dividendenvorschlag von 0,05 Euro als Kompromiss. Zu berücksichtigen sei zudem, dass sich die Ausschüttung infolge der Steuerfreiheit gegenüber dem Vorjahr deutlich verbessere.
Positiv bewertete Herr Breijs den schönen Ergebnisbeitrag aus der Verwertung des SPAC 2. Ihn interessierten die Erwartungen, die die Geschäftsführung mit dem jetzt initiierten SPAC 3 verbindet. Hier konnte Dr. Beyer nicht viele Zusatzinformationen geben. Wie ausgeführt finden Gespräche statt und irgendwann werden die Aktien verkauft. Bevorzugt sollte eine Sacheinbringung geschehen. Die nächste Frage ist dann, ob und wenn ja in welchem Umfang man noch beteiligt bleibt. Grundsätzlich tendiert der Geschäftsführer dazu, nicht gleich alles zu verkaufen. Eine zeitliche Einschätzung konnte er nicht liefern.
Zum Geschäftsmodell des Investments im Bereich E-Commerce führte Dr. Beyer auf Nachfrage von Herrn Breijs ergänzend aus, dass vielfach Einzelkaufleute ihre Produkte über den Marktplatz von Amazon verkaufen. Läuft deren Geschäft gut, wird ihnen angeboten, ihr Geschäft in professionelle Hände zu geben. Viele gehen darauf gerne ein, weil sie nach einer starken Wachstumsphase die Finanzierung nicht mehr darstellen können oder mit dem Management überfordert sind. Auf diese Weise erhalten sie sofort den dreifachen Jahresgewinn, womit viele sehr zufrieden seien. Die Firma stellt dann eine eigene Managementstruktur zur Verfügung und setzt auf Wachstum.
Bei dem Investment im Bereich Kälte/Klima/Lüftung geht es laut Dr. Beyer um Handwerksbetriebe, die in diesem Bereich aktiv sind. Dieses Geschäft verzeichnet, getrieben vor allem vom starken Wachstum im Segment Wärmepumpen, gute Erfolge und entwickelt sich über Plan. Die letzte Kapitalerhöhung fand bei diesem Unternehmen etwa 10 Prozent über dem Einstand statt. Bei dem Unternehmen im Bereich Labordiagnostik für Lebensmittel waren es sogar 40 Prozent mehr.
Im Geschäftsbericht hatte Herr Breijs von zwei Exits gelesen. Er bat um ergänzende Informationen zum Ergebnis. Nach Angabe von Dr. Beyer waren die beiden Transaktionen nicht sonderlich erfolgreich. Bei dem Investment im Bereich Intensivpflege wurde beim Exit ein Multiple von etwa 1,1 realisiert, was nicht zufriedenstellen kann. Bei dem Investment im Bereich Schadensmanagement Hausverwaltung war es mit 1,3 etwas besser. Bei beiden Exits kam es auch noch zu kleinen Nachzahlungen im laufenden Jahr.
Spannend fand Herr Breijs die neue Beteiligung an der areg.ch AG. Er bat um zusätzliche Informationen. Wie Dr. Beyer darlegte, handelt es sich bei diesem Unternehmen, das sich als Dienstleister für Hauptversammlungen und Aktienregisterführung betätigt, um ein Spin-Off der Schweizer Börse. Fonterelli hat sich mit 8 Prozent beteiligt und das Geschäft läuft planmäßig. Der Ertrag konnte zuletzt leicht gesteigert werden. Das Neukundengeschäft ist aber noch ausbaufähig. Eventuell gibt es in Zukunft attraktive Dividenden. Das Geschäft ist gut profitabel.
Überdies hat sich Fonterelli im April 2023 im Rahmen einer Kapitalerhöhung an einem deutschen Hersteller von LED-Licht- und Beleuchtungssystemen für die Filmindustrie beteiligt. Bei diesem Unternehmen sieht Dr. Beyer enorme Wachstumschancen. Zuletzt führten die Streiks in der Filmindustrie aber dazu, dass mehrere Monate lang keine Umsätze erwirtschaftet werden konnten, weshalb noch einmal Kapital nachgelegt werden musste. Die Perspektiven sind jedoch weiterhin aussichtsreich. Entscheidend dürfte sein, wie sich das Startup im Jahr 2024 positionieren kann.
Aktionär Schmidt konnte nicht recht nachvollziehen, warum Investments in börsennotierte Firmen vielfach noch verstärkt werden. Dies ist seiner Meinung nach doch nicht das Thema von Fonterelli und bindet nur unnötig Kapital, das anderweitig vielleicht besser genutzt werden könnte. Im Übrigen ließ die Performance, wie er anhand der jüngsten Kursentwicklung der Exasol-, Delignit- und sdm-Aktien aufzeigte, zuletzt auch zu wünschen übrig.
Wie Dr. Beyer ausführte, erfolgte die Aufstockung dieser Positionen jeweils im Rahmen von Kapitalerhöhungen, auf die Privatanleger keinen Zugriff hatten. Er sei von den Perspektiven der genannten Firmen weiterhin überzeugt. Der Vorteil von Beteiligungen an börsennotierten Unternehmen sei, dass im Bedarfsfall gegebenenfalls schnell und problemlos wieder Liquidität generiert werden kann. Zudem sind die Kosten erheblich geringer als bei außerbörslichen Beteiligungen.
Die Kursentwicklung habe er sich natürlich auch anders vorgestellt. Aus damaliger Sicht war beispielsweise bei Delignit bei einem Aktienkurs von rund 7 Euro und einem Bezugspreis von 3,90 Euro bei der Kapitalerhöhung aber eine sehr günstige Konstellation gegeben. Und bei sdm liegt der durchschnittliche Einstandskurs dank des Bestandes aus der Pre-IPO-Phase mit 2,30 Euro nach wie vor weit unter dem Börsenkurs. Es ist also nicht so, dass die genannten Positionen größere Verluste aufweisen, zumal auch Exasol-Aktien mit Gewinn verkauft wurden.
Aktionär Henrik Lehmann konnte nicht verstehen, wie die Firma Zizoo in die Insolvenz rutschen konnte. Nach seiner Erinnerung war Dr. Beyer von diesem Investment geradezu begeistert gewesen, was dieser bestätigte. Zizoo war schließlich eine sehr spannende Story vergleichbar mit booking.com oder AirBnB. Die Gesellschaft war aber nicht profitabel und mit dem Zusammenbruch des VC-Marktes konnten keine neuen Investoren gefunden werden. Es gab noch einige Finanzierungsrunden im Aktionärskreis und die Idee einer Übernahme, mit der man Zugriff auf den kompletten Markt bekommen hätte. Letztlich ist aber alles gescheitert und es folgte die Insolvenz.
Angesprochen auf die enttäuschende Entwicklung der Fonterelli-Aktie verwies Dr. Beyer auf die aktuell Situation und das insgesamt schwierige Umfeld im Nebenwertebereich. Gleichwohl ist er sehr unzufrieden, dass die Aktie mit einem so großen Abschlag zum Eigenkapital gehandelt wird, auch wenn Fonterelli damit wie andere vergleichbare Aktien bewertet werde. Er will alles dafür tun, dass die Gesellschaft sich positiv entwickelt und sieht die Fonterelli-Aktie als solide Langfristanlage. Mit einer weiteren erfolgreichen SPAC-Transaktion könnte die Stimmung seiner Einschätzung nach schnell wieder drehen.
Aktionär Schmidt äußerte die Befürchtung, dass möglicherweise eine Kapitalerhöhung durchgeführt werden muss, um die Investments wie geplant tätigen zu können. Eine solche Maßnahme wollte Dr. Beyer für die Zukunft nicht komplett ausschließen. Ein genehmigtes Kapital stünde dafür auch zur Verfügung. Aktuell kann er ein solches Vorgehen aber nicht erkennen, es stehe ausreichend Liquidität zur Verfügung. Und falls es nötig sein sollte, könnte er seine Managementvergütung auch längerfristig stunden.
Etwas unglücklich fand Herr Lehmann, dass die Fonterelli-Aktie nur im Freiverkehr in Berlin gelistet ist. Befragt nach Plänen, die Aktie an einem weiteren Börsenplatz notieren zu lassen, informierte Dr. Beyer, dass er bereits Kontakt zu Tradegate aufgenommen hatte. Der Antrag wurde aber mit Verweis auf die zu geringen Umsätze in der Aktie abgelehnt. Grundsätzlich sei er jedoch mit der Notierung in Berlin zufrieden. Die Kosten sind überschaubar und dass die Spreads teilweise recht groß sind, würde sich mit einem weiteren Börsenplatz auch nicht ändern.
Abstimmungen
Die Präsenzhauptversammlung am nächsten Tag dauerte nur 45 Minuten; es waren 648.055 Aktien vertreten. Bezogen auf das gesamte Grundkapital von 1.670.950 Euro, eingeteilt in ebenso viele Aktien, entsprach dies einer Quote von 38,78 Prozent.
Die Feststellung des Jahresabschlusses 2022/23 (TOP 2), die Entlastung der persönlich haftenden Gesellschafterin (TOP 4) und die Entlastung der Mitglieder des Aufsichtsrats (TOP 5) wurden einstimmig beschlossen. Bei der Beschlussfassung über die Zahlung einer Dividende von 0,05 Euro (TOP 3) ergaben sich 55.500 Gegenstimmen.
Fazit
Im vergangenen Jahr hat sich das Marktumfeld in den für die Fonterelli GmbH & Co. KGaA relevanten Segmenten spürbar eingetrübt. Insbesondere gilt dies für den Immobilienmarkt, in dem sich das steigende Zinsniveau sehr negativ auswirkte. Im Kunst- und Weinbereich waren deutlich weniger Aktivitäten als in den Vorjahren zu verzeichnen. Dennoch konnte das Geschäftsjahr 2022/23 mit einem Jahresüberschuss von 170 TEUR erfolgreich abgeschlossen werden. Das Eigenkapital erhöhte sich auf 5,25 (5,16) Mio. Euro entsprechend 3,13 (3,09) Euro je Aktie.
Ein Highlight des Berichtsjahres war die erfolgreiche Sacheinbringung der Viromed Medical GmbH in die Fonterelli SPAC 2 AG. Inzwischen wurden nahezu sämtliche Aktien mit einem schönen Gewinn verkauft. Mit dem im Freiverkehr der Börse Düsseldorf gelisteten Fonterelli SPAC 3 soll dieser Erfolg nun möglichst wiederholt werden. Auf der Negativliste ganz oben steht die Entwicklung im Anleiheportfolio. In der Berichtsperiode wurden bereits Wertberichtigungen vorgenommen und im laufenden Jahr werden wohl weitere Abschreibungen hinzukommen.
In der Gesamtschau bleibt es dabei, dass die Gesellschaft mit ihrer breiten Aufstellung in verschiedenen spannenden Geschäftsbereichen interessante Perspektiven bietet. In einem besseren Marktumfeld wird schnell wieder mehr Geld verdient werden können. Nachdem die Aktionäre in diesem Jahr nur eine Ausschüttung von 0,05 Euro erhalten, wird dann auch wieder mehr Dividende gezahlt werden können. Bei der Aktie eröffnet sich auf dem stark gedrückten Kursniveau von nur noch 1,70 Euro, was einen Abschlag von mehr als 40 Prozent auf den Buchwert bedeutet, eine attraktive Einstiegsgelegenheit. Zumindest mittel- und längerfristig sollte sich ein Investment auszahlen.
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