Zu ihrer diesjährigen Hauptversammlung hatte die CEWE Stiftung & Co. KGaA ihre Aktionäre am 7. Juni 2023 wie in den Jahren vor der Coronapandemie in die EWE Arena in Oldenburg eingeladen. Der Aufsichtsratsvorsitzende Frank Zweigle eröffnete die Hauptversammlung und begrüßte die rund 250 Aktionäre, Gäste und Vertreter der Presse, darunter Alexander Langhorst von GSC Research.
Herr Zweigle wurde gerichtlich zum Nachfolger des bisherigen Aufsichtsratsvorsitzenden Otto Korte bestellt, der aufgrund des Erreichens der Altersgrenze aus dem Kontrollgremium ausgeschieden ist. Nach Erledigung der üblichen weiteren einleitenden Hinweise und Formalien sowie dem Bericht über die personellen Änderungen in Vorstand und Aufsichtsrat erteilte er der seit 1. April 2023 amtierenden Vorstandsvorsitzenden Yvonne Rostock sowie Finanzvorstand Dr. Olaf Holzkämper das Wort zum Bericht über das Geschäftsjahr 2022 und die weiteren Aussichten für das Jahr 2023.
Bericht des Vorstands
Nach Begrüßung der Teilnehmer stellte die neue CEWE-Chefin erfreut fest, dass das Unternehmen weiterhin sehr erfolgreich im Markt unterwegs ist. Für CEWE gilt der Dreiklang aus „Erfolg – Innovation – Nachhaltigkeit“. Dies zeigt sich auch an der Geschäftsentwicklung im Berichtszeitraum. 2022 konnte der höchste Umsatz in der gesamten Firmengeschichte und das zweitbeste Ergebnis nach dem Jahr 2020 mit der coronabedingten Sonderkonjunktur erzielt werden.
Für die weiterhin sehr hohe Innovationskraft sprechen die 2022 und 2023 erneut bei CEWE und WhiteWall gewonnenen TIPA World Awards. 2022 wurde der Schuber des CEWE FOTOBUCHs mit dem Award ausgezeichnet. 2023 gab es Auszeichnungen für das CEWE FOTOBUCH mit 100 Prozent Recyclingpapier. WhiteWall wurde jeweils mit einem Award ausgezeichnet für „Design Edition bei Studio Besau-Maguerre“ und für den „3D Wandbild Konfigurator“.
Auch das Thema Nachhaltigkeit besitzt nach Angabe von Frau Rostock einen sehr hohen Stellenwert im Unternehmen. Besondere Erfolge waren hier die erfolgreiche Senkung der CO2-Emissionen auf 5.198 Tonnen, womit der für 2025 angepeilte Zielwert von 6.700 Tonnen bereits drei Jahre früher als geplant erreicht worden ist. Der Anteil an FCS-zertifiziertem Digitaldruckpapier kletterte auf über 95 Prozent bei einem angestrebten Zielwert von 100 Prozent. Ebenso konnten der Kunststoffanteil in Verpackungen auf 1,6 Prozent reduziert und verschiedene neue nachhaltige Produkte eingeführt werden.
Trotz der bereits erzielten Fortschritte werden die Produkte laufend evaluiert und dabei kommt die Sustainability Scorecard zum Einsatz. Bei dieser selbstentwickelten Methode wird ein Produkt anhand von mehr als 40 Kriterien entlang des Produktlebenszyklus bewertet und gezielt nach weiteren Verbesserungspotenzialen gesucht. Ziel ist die optimierte Nachhaltigkeit aller CEWE-Produkte. Dass man sich hier auf dem richtigen Weg befindet, zeigen laut Vorstandschefin auch die ausgezeichneten Bewertungen bei den drei wichtigsten Ratingagenturen. Beim MSCI ESG Rating erreicht man „AA“, bei ISS ESG „Prime“ und bei Sustainanalytics „Low Risk“.
Beim auch 2023 wieder veranstalteten CEWE Photo Award, dem weltgrößten Fotowettbewerb, spendet man je eingereichtem Foto einen Betrag von 0,10 Euro an die SOS Kinderdörfer weltweit. Auch in Bezug auf die Attraktivität des Unternehmens als Arbeitgeber ist man gut aufgestellt. Hier wurde CEWE 2022 als „Great Place to Work“ ausgezeichnet und jungen Talenten wird ein „Great Start“ ermöglicht. Insgesamt ist CEWE unter den besten 100 Arbeitgebern in Deutschland angesiedelt, 81 Prozent bewerten CEWE als Arbeitgeber mit „sehr gut“.
Die drei Geschäftsfelder von CEWE, der Kommerzielle Online-Druck (Saxoprint, Viaprinto, Laserline), das Fotofinishing (CEWE, WhiteWall, pixum, DeinDesign und Cheerz) sowie der Einzelhandel (CEWE Japan Photo, CEWE FOTOJOKER, FOTOLAB CEWE und Wöltje), entwickeln sich alle erfolgreich.
Im weiterhin mit Abstand größten Segment, dem Fotofinishing, wurden 2022 insgesamt 28 Produktneuheiten in allen Kategorien vorgestellt. Beispielhaft nannte Frau Rostock hier etwa die weiter vorangetriebene Premiumisierung mit Schuber, Designs und Leder- und Leineneinband für das CEWE FOTOBUCH. Für den personalisierten Schuber hat man 2022 den bereits genannten TIPA Award erhalten. Weitere wichtige Innovationen waren die Einführung von Produkten mit Recyclingpapier, die Zweitverwendungsfähigkeit von Produkten und weitere Markenkooperationen. Für das CEWE FOTOBUCH aus 100 Prozent Recyclingpapier gab es 2023 den TIPA Award. Auch WhiteWall hat 2023 zwei Auszeichnungen erhalten. Die hohe Innovationskraft von CEWE wird bewusst gefördert und durch Veranstaltungen wie die jährlichen „Innovation Days“ unterstützt.
Die Segmentumsatzerlöse im Fotofinishing kletterten im Geschäftsjahr 2022 um 4,4 Prozent auf 616,1 (Vorjahr: 590,1) Mio. Euro bei einem auf 73,7 (71,2) Mio. Euro verbesserten Segment-EBIT. Die erreichten Werte stellen damit die jeweils zweitbesten in der Geschichte des Segments und des Unternehmens dar.
Die Einzelhandelsaktivitäten von CEWE besitzen einen klaren Fokus auf das Fotofinishing-Geschäft und dienen hier als Zugang zur Kundschaft. Aktuell verfügt man über 101 stationäre Fotogeschäfte in Skandinavien und Mittelosteuropa. Auch die dazugehörigen Webshops vertreiben Hardware (Kameras und Zubehör) sowie die Fotoprodukte von CEWE am POS und im Internet. Mit der inzwischen vorhandenen optimierten Filialstruktur ist das Segment nach Einschätzung von Frau Rostock gut aufgestellt. Die Umsatzerlöse kletterten im letzten Jahr leicht um 3,9 Prozent auf 32,4 (31,2) Mio. Euro bei einem EBIT von unverändert 0,2 Mio. Euro. Hierbei ist zu beachten, dass die Fotofinishing-Umsätze, die über den Einzelhandel realisiert werden, im Segment Fotofinishing ausgewiesen werden.
Im dritten Segment, dem Kommerziellen Online-Druck, ist man mit drei starken Marken im Markt aktiv. Der Fokus liegt hier auf dem Geschäfts- und Werbedruck wie etwa von Flyern, Visitenkarten, Verpackungen, Briefpapier, Werbeartikeln usw. Bei der Marke Viaprinto besteht die Positionierung im Servicefokus für KMU, die Marke Saxoprint ist Kostenführer im industriellen Onlinedruck und die Marke Laserline ist führend in der wichtigen Metropolregion Berlin. 2022 konnte der Umsatz deutlich um 31,0 Prozent auf 86,5 (66,0) Mio. Euro zulegen und damit von einer Normalisierung nach der Pandemie profitieren. Mit einem Segment-EBIT von 2,3 (1,2) Mio. Euro konnte zudem das beste Ergebnis seit dem Start dieser Aktivitäten erzielt werden. Zum Abschluss des ersten Teils ihrer Ausführungen dankte Frau Rostock allen Mitarbeitenden für die Leistung im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022.
Finanzvorstand Dr. Olaf Holzkämper beschäftigte sich zu Beginn seiner Ausführungen mit dem Thema „Stabilität auch in schwierigen Phasen“. Dass CEWE dazu in der Lage ist, hat das Unternehmen nach seiner Angabe insbesondere auch in den zwei großen Krisen der vergangenen beiden Dekaden, der Euro-Krise und jetzt wieder in der Corona-Krise, unter Beweis gestellt. Gründe hierfür sind, dass die Kunden emotional mit ihren Fotoprodukten verbunden sind, die Produkte einen relativ niedrigen Preispunkt besitzen, ihnen in den Augen der Kunden aber ein hoher Wert beigemessen wird, der Kundenstamm Wert auf Qualität und nicht auf den Preis legt und CEWE sich erfolgreich als Premium-Anbieter im Markt positioniert hat. Im Bereich des Kommerziellen Online-Drucks sind wegen der niedrigeren Kosten Steigerungen der Erträge möglich.
Dass der strategische Ansatz hier funktioniert und in schwierigen Phasen erfolgreich ist, zeigt ein Blick auf die Umsatzerlöse von CEWE in den Jahren 2009 und 2020 im Vergleich zur Entwicklung des BIP in der Eurozone. Dieses sank 2009 um 4,2 Prozent, während CEWE die Umsatzerlöse um 1,8 Prozent steigern konnte. In der Corona-Krise 2020 reduzierte sich das BIP um 6,3 Prozent und CEWE konnte die Umsätze um 1,5 Prozent steigern.
Auch über längere Zeiträume hat sich CEWE gut entwickelt. Die Konzernumsatzerlöse kletterten 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 7,0 Prozent auf 741,0 (692,8) Mio. Euro. Seit dem Jahr 2011 konnte ein durchschnittliches jährliches Umsatzwachstum von 4,3 Prozent realisiert werden. Das EBIT der CEWE-Gruppe verbesserte sich 2022 auf 75,6 nach zuvor 72,2 Mio. Euro. Blickt man hier auf den zuvor genannten Zeitraum seit 2011, ergibt sich ein durchschnittliches jährliches EBIT-Wachstum von 9,0 Prozent, welches noch deutlich über dem Wachstum auf der Umsatzseite liegt. Die um Sondereffekte bereinigte operative EBIT-Marge im Fotofinishing lag 2022 bei unverändert 12,7 Prozent, zum Vergleich lag deren Wert 2010 noch bei 7,8 Prozent und 2016 bei 11,7 Prozent.
Bilanziell ist das Unternehmen nach Angabe von Herrn Dr. Holzkämper grundsolide aufgestellt. Bei einer Bilanzsumme von 633 (600) Mio. Euro erreichte die Eigenkapitalposition eine Größenordnung von 363 (336) Mio. Euro. Dies entspricht einer Eigenkapitalquote von 57 (56) Prozent. Letztere hat sich trotz des deutlichen Wachstums seit dem Jahr 2011 von seinerzeit 41 Prozent stetig weiter verbessert. Der um Abgrenzungseffekte normalisierte Free Cashflow erreichte 2022 einen Wert von 61,4 Mio. Euro und bewegt sich damit in etwa auf dem Niveau des Vorjahres von 63,7 Mio. Euro.
Die Aktionäre konnten sich laut Dr. Holzkämper seit dem Börsenlisting der Aktie im Jahre 1993 in jedem Jahr über die Ausschüttung einer Dividende freuen. In den Jahren 1993 bis 1999 lag das durchschnittliche Wachstum der Ausschüttung bei 9,7 Prozent. Auch im Zeitraum der Transformation vom analogen zum digitalen Geschäft in den Jahren 2000 bis 2009 wurde stets eine Dividende gezahlt. Seit 2010 hat sich die Dividende jährlich im Schnitt um 6,6 Prozent erhöht. Für 2022 wird die Auszahlung eines Betrages von 2,45 (2,40) Euro vorgeschlagen. Dies entspricht der 14. Dividendensteigerung in Folge, wie Dr. Holzkämper zufrieden anmerkte. Hinsichtlich der Stetigkeit der Dividendenerhöhungen liegt man damit unter 644 deutschen Börsenunternehmen auf Platz drei. Führend in der Liste sind Fuchs Petrolub und Stratec mit jeweils 21 Jahren ununterbrochener Dividendenerhöhungen.
Stabilität für das Unternehmen ergibt sich laut dem Finanzchef auch aus der Aktionärsstruktur. 27,1 Prozent der Anteile werden von den Erben des Firmengründers gehalten, weitere 3,3 Prozent von der CEWE Stiftung & Co. KGaA selbst. Weitere meldepflichtige Anteilseigner sind zum einen die Union Investment Privatfonds GmbH, die Fondgesellschaft der Volksbanken und Raiffeisenbanken, und zum anderen die Lupus Alpha Investment GmbH. Auf die übrigen Aktionäre entfallen 61,5 Prozent der Aktien.
Ebenfalls erfreulich ist laut Dr. Holzkämper auch die langfristige Entwicklung der CEWE-Aktie. Von Anfang 2010 bis zum 22. Mai 2023 konnte eine um Dividenden adjustierte Performance von 526 Prozent erzielt werden. Im Vergleich dazu konnte der SDAX um 276 Prozent, der MDAX um 259 Prozent und der DAX um 168 Prozent zulegen. Auch die begleitenden Analysten sind allesamt positiv gestimmt, nur ein Haus hat eine „Halten“-Empfehlung ausgeben. Die jeweiligen Kursziele der Empfehlungen schwanken dabei zwischen 105 Euro bis hin zu 148 Euro je CEWE-Aktie.
Zum Abschluss gab CEWE-Chefin Rostock noch einen kurzen Ausblick auf die Erwartungen für das aktuell laufende Geschäftsjahr. Die angestrebte Bandbreite beim Umsatz bewegt sich zwischen 720 und 780 Mio. Euro, das EBIT erwartet das Management dabei in einer Bandbreite zwischen 70 und 82 Mio. Euro.
Der Start ins laufende Jahr im ersten Quartal ist nach ihrer Einordnung ebenfalls gelungen. Mit einem Umsatzanstieg um 13,5 Prozent auf 157,7 (138,9) Mio. Euro konnte der höchste Q1-Umsatz in der Unternehmenshistorie erzielt werden. Das Gruppen-EBIT hat sich um 3,0 auf 5,1 Mio. Euro verbessert. In den einzelnen Segmenten konnten das Fotofinishing die Umsätze um 12,0 Prozent, der Kommerzielle Online-Druck um 26,6 Prozent und der Hardware-Einzelhandel um 3,3 Prozent erhöhen. Alle Zielsetzungen für das laufende Jahr wurden damit nochmals ausdrücklich bestätigt. Operativ wird man zudem weiter konsequent daran arbeiten, bestehende Stärken auszubauen. Die permanente Innovation und hohe Qualität spiegelt sich auch in einem exzellenten Net-Promoter-Score von 62 Prozent wider, so Frau Rostock abschließend.
Allgemeine Aussprache
Als erster Redner meldete sich Rechtsanwalt Dr. Peer Koch als Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) zu Wort und zeigte sich mit dem vorgelegten Ergebnis und der 14-ten Dividendenanhebung in Folge sehr zufrieden. Bezugnehmend auf diesen sehr erfolgreichen Track-Rekord wollte er wissen, wie denn die Chancen in der kommenden Hauptversammlung auf die dann 15-te Anhebung in Folge stehen. Dr. Holzkämper stimmte der Einschätzung, dass es sich um eine schon besondere Serie handelt, durchaus zu und erinnerte daran, dass man deutschlandweit unter den Unternehmen an der Börse diesbezüglich inzwischen immerhin auf Rang 3 liegt. Auch wenn es zum jetzigen Zeitpunkt noch zu früh für eine konkrete Prognose ist, besteht nach Vorstandsangabe durchaus eine gewisse Hoffnung, dass bei einem guten Geschäftsverlauf Chancen auf eine Fortsetzung der Serie im kommenden Jahr bestehen.
Bezogen auf die verschiedenen rechtlichen Streitigkeiten im vergangenen Jahr in Bezug auf die Besetzung von Vorstand, Aufsichtsratsvorsitz und Kuratoriumsvorsitz wollte der DSW-Sprecher wissen, wie viele Verfahren diesbezüglich noch anhängig sind. Nach Auskunft von Dr. Holzkämper ist derzeit noch ein Verfahren im Zusammenhang mit der Personalie Dr. Hollander anhängig. Die Verfahrenskosten bewegen sich im mittleren fünfstelligen Bereich. Eine Aussage über die zu erwartende Verfahrensdauer kann derzeit noch nicht getroffen werden.
Kritik übte neben Dr. Koch auch sein Kollege Christian Retkowski von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) an der vorgesehenen Ermächtigung zur Ermöglichung einer virtuellen Hauptversammlung. Hierzu antwortete Dr. Holzkämper, dass es sich im Verständnis der Verwaltung um einen reinen Vorratsbeschluss handelt, um im Falle etwa einer neuen Pandemie handlungsfähig zu sein. Die Rückkehr zum Präsenzformat mit der Hauptversammlung 2023 zeigt nach seiner Angabe, dass man dieses Format eindeutig bevorzugt und den direkten Austausch mit den Anteilseignern gerne pflegt. Es ist schon ganz etwas anderes, ob man vor einem vollen Saal von Menschen die Vorstandsrede präsentiert oder in eine Kamera schaut. Zudem können auch nur in einer echten Hauptversammlung etwa Produktneuheiten zum Ansehen und Anfassen den Aktionären präsentiert werden.
Auf die ergänzende Frage, ob eventuell eine hybride Hauptversammlung ein angemessenes Format sein kann, antwortete Dr. Holzkämper, dass ihm dazu aus dem Markt bisher nichts so recht Überzeugendes zu Ohren gekommen ist und es bei anderen Unternehmen da offenbar noch Probleme gegeben hat. Solange da noch keine technisch nicht anfälligen Lösungen verfügbar sind, ist dies noch kein erwägenswerter Punkt. Auf die auch vom SdK-Vertreter gestellte Frage nach den Kosten einer virtuellen Hauptversammlung und einer Präsenzhauptversammlung bei CEWE nannte Dr. Holzkämper für das virtuelle Format einen Betrag von rund 125 TEUR pro Jahr und für die Präsenzhauptversammlung von rund 260 TEUR pro Jahr.
Weitere Fragen befassten sich mit dem Thema Nachhaltigkeit und Lieferketten sowie dem Sourcing. Hierzu antwortete der Vorstand, dass etwa 90 Prozent der CO2-Themen in der Lieferkette entstehen und nicht bei CEWE selbst. Selbst beeinflussen kann CEWE aber etwa Faktoren wie die Auslieferung der eigenen Produkte, wo man mit DHL an einer CO2-neutralen Lösung arbeitet. Ebenfalls einen Beitrag leistet die seit Jahren praktizierte Strategie, möglichst bei lokalen Partnern und Zulieferern zu beziehen und auf diese Weise zum einen die Lieferwege kurz zu halten und zum anderen aber auch bei Verfügbarkeitsthemen am Markt hier auf eingespielte Lieferantenbeziehungen vertrauen zu können.
Zudem wurde auf die ausführlichen Informationen zu dem Themenfeld im Geschäftsbericht und dem Nachhaltigkeitsbericht des Unternehmens verwiesen. Seitens des Vorstands wurde betont, dass das Thema Nachhaltigkeit schon seit vielen Jahren einen hohen Stellenwert bei CEWE besitzt und man bereits seit dem Jahr 2010 einen Nachhaltigkeitsbericht vorlegt.
Nachdem das Thema künstliche Intelligenz (KI) ja derzeit in aller Munde ist, wollte Dr. Koch wissen, wie CEWE damit umgeht. Natürlich ist auch alles rund ums Thema KI ein wichtiger Faktor im Bereich der Weiterentwicklung der Produkte und der Software, wie F&E-Vorstand Dr. Fageth betonte. KI wird bereits seit einiger Zeit erfolgreich eingesetzt, z.B. indem die Software bei der Erstellung eines CEWE FOTOBUCHs Vorschläge zur Auswahl und/oder Anordnung der Bilder gibt oder die Größe und Auflösung der Bilder optimiert. Hier lassen sich die angewendeten Kriterien mit weiter voranschreitender Entwicklung der KI in Zukunft natürlich noch weiter ausbauen.
Die Herausforderung bei der Nutzung von KI wird nach seiner Einschätzung auch noch sein, inwieweit diese auf Open Source Elemente zurückgreift, da hier mit erheblichen Problemen in Bezug auf die DSGVO zu rechnen sein dürfte. Auch eine Erweiterung der Produkte um weitere Video-, Sprach- oder sonstige Elemente ist denkbar.
Auf die Frage, wo seitens der Verwaltung in der Zukunft noch weitere Wachstumsmöglichkeiten gesehen werden, antwortete Frau Rostock, dass man in Europa in den großen Kernmärkten und vor allem in Deutschland insgesamt gut aufgestellt ist. Weitere Wachstumschancen werden aber nach wie vor in Frankreich, Großbritannien, den Benelux-Staaten, Polen sowie Tschechien gesehen.
Hinsichtlich der Entwicklung der Kundenaktivität und möglichen Neukundenzuwächsen in den letzten Jahren führte die Unternehmenschefin aus, dass 2020 wegen der Lockdowns eine Sonderkonjunktur herrschte und viele Menschen die Zeit der wenigen verfügbaren Freizeitalternativen dazu genutzt haben, ihre Fotos von Reisen, Feiern usw. zu bearbeiten und Fotofinishing-Produkte von CEWE zu bestellen. 2021 war dann eine gewisse Abschwächung erkennbar, die mit den 2020 und 2021 ausgefallenen oder verschobenen Urlauben, Feiern, Hochzeiten usw. zusammenhing. 2022 hat sich durch den weitgehenden Wegfall der Pandemieeinschränkungen und eine wieder weitgehend normale Urlaubssaison die Situation wieder normalisiert und die Kunden kehren wieder zum gewohnten Orderverhalten vor der Pandemie zurück. Im Bereich des Kommerziellen Online-Drucks hat sich ebenfalls die Normalisierung 2022 nach den Pandemiejahren 2020 und 2021 positiv bemerkbar gemacht, wie der deutliche Umsatzanstieg gegenüber den beiden Vorjahren zeigt.
SdK-Sprecher Retkowski zeigte sich ebenfalls erfreut darüber, dass die Hauptversammlung physisch abgehalten wird und die Aktionäre sich nicht mit „Vorstandsfernsehen“ begnügen müssen. In Bezug auf die deutlichen Preissteigerungen etwa bei Energie und Rohmaterialpreisen interessierte er sich für die Auswirkungen bei CEWE und wie man damit umgeht. Laut Frau Rostock ist CEWE von Preisanstiegen betroffen, diese wirken sich aber nicht so belastend aus, wie das bei vielen anderen, insbesondere sehr energieintensiven Unternehmen, der Fall ist. Bisher hat man diese Themen gut managen können, beim Energiebezug arbeitet man mit dem regionalen Anbieter EWE seit vielen Jahren erfolgreich und gut zusammen.
Auf der Kundenseite ist man natürlich bemüht, Preissteigerungen wenn möglich weiterzureichen. In der Vergangenheit ist dies immer gut gelungen, natürlich auch, weil CEWE stets mit vielen Innovationen auf der Produktseite aufwarten kann, und die klare weitere Premiumisierungsstrategie sollte helfen, dieses Ziel zu erreichen. Wie gut dies 2023 gelingt, wird sich nach Vorstandseinschätzung wie in jedem Jahr im wichtigen vierten Quartal im Weihnachtsgeschäft entscheiden.
Ferner interessierte den SdK-Vertreter mit Blick auf die in der Vergangenheit immer häufiger gewordenen Cyberattacken, ob CEWE im Berichtsjahr hier in einer gravierenden Weise betroffen gewesen ist. Hierzu antwortete die Unternehmenschefin, dass dieses Thema sehr ernst genommen wird und im Unternehmen streng darauf geachtet wird, dass sich alle Mitarbeitenden hier entsprechend an die Vorsichtsregeln halten. Trotz aller technischen und inhaltlichen Maßnahmen lässt sich ein solches Risiko allerdings nie ganz ausschließen. Die Systemlandschaft ist auch so konzipiert, dass die Struktur des Aufbaus weiteren Schutz bietet. Größere Vorfälle waren 2022 nicht zu berichten.
Verschiedene Redner befassten sich ferner mit den Hintergründen der Auseinandersetzung zwischen Kuratorium und Aufsichtsrat im vergangenen Jahr in Bezug auf die Besetzung des Postens des Vorstandsvorsitzenden und der begleitenden Diskussionen in der Öffentlichkeit und der Presse. In den Antworten von Vorstand und Aufsichtsrat wurde auf die hierzu bereits in der Vergangenheit gemachten Aussagen und Informationen verwiesen. Letztlich ist der Aufsichtsratsvorsitzende Korte aufgrund des Überschreitens der Altersgrenze aus dem Kontrollgremium ausgeschieden. Mit den nun gefundenen Lösungen sieht der Aufsichtsratsvorsitzende eine Aufstellung gefunden, die sich wieder voll und ganz ums operative Geschäft kümmern kann.
Auch der langjährige frühere Vorstandsvorsitzende und spätere Vorsitzende des Kuratoriums Dr. Rolf Hollander meldete sich zu Wort und legte seine Sicht der Dinge dar. Hinsichtlich des von ihm mit initiierten Wechsels auf dem Posten des Vorstandsvorsitzes verglich er die Entscheidung mit dem Sport. Auch dort könne es nötig sein, einen sehr erfolgreichen Trainer trotz sehr guter Leistungen in der Vergangenheit auszutauschen, um einmal neue Impulse zu setzen. Genau so wollte er auch diese Initiative des Kuratoriums verstanden wissen.
Zudem nutzte er die Gelegenheit sich von den Anteilseignern und auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu verabschieden. In Bezug auf die strittige Rechtsfrage, ob bei der Entscheidung im Kuratorium über die Fortsetzung seiner Amtszeit mit drei von fünf Stimmen die Vorgabe erfüllt wurde oder nicht, regte er an zu überdenken, ob ein solcher kostspieliger Rechtsstreit wirklich noch fortgeführt werden sollte. Letztlich wird dieser wohl nur beim BGH entschieden werden können, was einige Jahre Verfahrensdauer und wohl nicht unerhebliche Kosten verursachen wird. Er selbst ist mit Wirkung zum 1. März 2023 aus dem Kuratorium als Vorsitzender und Mitglied ja ebenfalls ausgeschieden, so dass der Streitfall schließlich eigentlich nicht mehr besteht und sich erledigt hat.
Aktionär Olaf Erhard, zugleich auch Vertreter der Vereinigung der Mitarbeiteraktionäre, erkundigte sich unter anderem danach, ob auch 2023 erneut ein Mitarbeiteraktienprogramm geplant ist. CEWE-Chefin Rostock begrüßte das Engagement der Mitarbeiteraktionäre und bekräftigte, dass man diesen seit Jahren verfolgten Weg auch in der Zukunft weiter beschreiten möchte und die Mitarbeitenden auch auf diese Weise bei deren Vermögensaufbau unterstützt.
Abstimmungen
Nach dem Ende der allgemeinen Aussprache um 13:55 Uhr wurde die Präsenz mit insgesamt 5.115.018 Aktien oder 68,73 Prozent des stimmberechtigten Grundkapitals festgestellt. In der genannten Stimmenzahl sind auch die im Vorfeld eingereichten Stimmen zur Briefwahl sowie des Stimmrechtsvertreters der Gesellschaft enthalten. Sämtliche Beschlussvorschläge der Verwaltung wurden jeweils mit der erforderlichen Mehrheit angenommen. Dabei schwankte die Zustimmungsquote jedoch zwischen 99,99 Prozent bei der Abstimmung über die Dividende und lediglich 56,56 Prozent bei der Billigung des Vergütungsberichtes für das Jahr 2022.
Im Einzelnen beschlossen wurde die Feststellung des Jahresabschlusses (TOP 1), die Ausschüttung einer Dividende von 2,45 Euro je Aktie (TOP 2), die Entlastung der persönlich haftenden Gesellschafterin (TOP 3) sowie der Mitglieder des Aufsichtsrats (TOP 4) und die Wahl der BDO AG, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Hamburg, für das Geschäftsjahr 2023 (TOP 5). Weitere Beschlüsse waren die Billigung des Vergütungsberichtes für das Jahr 2022 (TOP 6), die Wahl von Herrn Kersten Duve, Frau Prof. Dr. Christiane Hipp, Frau Dr. Birgit Vemmer, Frau Martina Sandrock, Herrn Paolo Dell’Antonio und Frau Daniela Mattheus in den Aufsichtsrat (TOP 7) sowie die künftige Ermöglichung von virtuellen Hauptversammlungen nebst entsprechender Satzungsänderung (TOP 8).
Der Versammlungsleiter konnte die Hauptversammlung nach einer Dauer von insgesamt etwas unter fünf Stunden um 14:50 Uhr schließen und teilte mit, dass die Hauptversammlung im kommenden Jahr für den 5. Juni 2024 vorgesehen ist.
Fazit
Mit dem abgelaufenen Geschäftsjahr und der diesjährigen Hauptversammlung sollten nunmehr auch die im vergangenen Jahr in den Fokus gerückten personellen Themen rund um die Besetzung von Vorstandsvorsitz, Vorsitz im Aufsichtsrat sowie im Kuratorium der Stiftung als abgeschlossen gelten. Trotz der gewissen Irritation aus diesen Themen konnte CEWE 2022 fast an das Rekordjahr 2020 anschließen und entwickelt sich operativ weiterhin sehr erfolgreich. Die insgesamt 14. Dividendenerhöhung in Folge auf nun 2,45 Euro unterstreicht den anhaltenden Erfolg im operativen Geschäft.
Auch der Start ins laufende Jahr 2023 ist gut gelungen, wie die Zahlen zum ersten Quartal belegen, die den bisher höchsten Umsatzwert in einem ersten Quartal in der Firmengeschichte darstellen. In Anlehnung an die Managementguidance und unser letztes Research vom 25. Mai 2023 rechnen wir für das Gesamtjahr mit einem Umsatzanstieg um 4 Prozent auf 771 Mio. Euro bei einem EBIT von 78,4 Mio. Euro. Unter dem Strich sollte sich der Jahresüberschuss auf dieser Basis in Richtung 52,8 Mio. Euro bzw. 7,34 Euro je CEWE-Aktie erhöhen. Ausgehend hiervon hält der Verfasser auch das bestehende Kursziel von 120 Euro und das daraus abzuleitenden „Kaufen“-Votum für weiterhin gültig.
Kontaktadresse
CEWE Stiftung & Co. KGaA
Meerweg 30-32
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Tel.: +49 (0)441 / 404 - 0
Internet: www.cewe.de
Ansprechpartner Investor Relations
Axel Weber
Tel.: +49 (0)441 / 404 - 2288
E-Mail: [email protected]
Hinweis: Der Verfasser ist Aktionär der beschriebenen Gesellschaft.