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Herr Thomas Hoffmann
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HV-Bericht artec technologies AG - Strebt auf mittlere Sicht ein Umsatz von 5 Mio. Euro plus x und ein EBITDA von 1,2 bis 1,5 Mio. Euro an

Zu ihrer Hauptversammlung über das Geschäftsjahr 2022 hatte die Gesellschaft ihre Anteilseigner am 30. Juni 2023 ins Hotel Stratmanns Haus am See in Lembruch eingeladen. Der Aufsichtsratsvorsitzende Veith Hamper begrüßte 15 Aktionäre und Gäste, darunter Alexander Langhorst von GSC Research. Die Protokollierung der Hauptversammlung übernahm Notar Tino Menge. Nach Erledigung der weiteren üblichen einleitenden Hinweise und Formalien erteilte er dem Alleinvorstand Thomas Hoffmann das Wort.


Bericht des Vorstands

Der artec technologies-Chef zeigte sich bei Begrüßung der Teilnehmer sehr erfreut über deren Teilnahme und das Interesse am Unternehmen. Hinsichtlich des in diesem Jahr abweichenden Versammlungsortes bat er um Verständnis dafür, da das Hotel Roshop in Barnstorf leider zum Zeitpunkt der Hauptversammlung komplett ausgebucht gewesen ist. Überdies freute sich Herr Hoffmann, die Veranstaltung wieder in Form eines Präsenzversammlung mit der Möglichkeit des direkten persönlichen Dialogs abhalten zu können.

Das Umfeld im Berichtsjahr 2022 hat auch die artec technologies AG vor große Herausforderungen gestellt. Als Stichworte rief der Vorstand noch die nachlaufenden Effekte aus der Coronapandemie, die Auswirkungen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, Belastungen bei den Lieferketten und anhaltende Verfügbarkeitsthemen bei wichtigen Bauteilen, Komponenten und Chips. Zudem hat sich der deutliche Anstieg der Inflation in Folge gestiegener Energiepreise und die Zinswende der großen Notenbanken ebenfalls bemerkbar gemacht.

Grundsätzlich positiv zu werten ist laut Hoffmann zwar die anhaltend hohe Nachfrage nach Produkten, jedoch haben fehlende Komponenten dazu geführt, dass insbesondere im zweiten Halbjahr 2022 einige größere Aufträge nicht ausgeliefert werden konnten, was sich natürlich im Ergebnis bemerkbar gemacht hat. Dies ist auch der wesentliche Grund dafür, dass sich die gute Entwicklung im ersten Halbjahr 2022 nicht im Gesamtjahr fortgesetzt hat.

Trotz der Schwierigkeiten wurde insbesondere im Bereich Forschung und Entwicklung nicht massiv gespart. Hierdurch soll sichergestellt werden, dass artec weiterhin seine hervorragende technologische Position behaupten und verbessern kann. Diese ist essenziell wichtig für den langfristigen Erfolg. Dass man sich weltweit weiterhin in der technologischen Spitzengruppe befindet, machte Hoffmann an verschiedenen Auftragserteilungen und weiteren Aspekten fest. So hat artec im Rahmen einer Beauftragung für ein NATO-Mitgliedsland eine Spezialsoftware zur Aufzeichnung und Verarbeitung von Video- und Metadaten für den maritimen Einsatz entwickelt. Die entwickelte Lösung basiert auf der Eigenmarke XENTAURIX, welche entsprechend modifiziert und angepasst worden ist. Nach erfolgreichen Feldtests in den vergangenen Monaten haben die Seestreitkräfte des NATO-Mitgliedlandes einen Initialauftrag für das XENTAURIX Spezialsystem bestehend aus Soft- und Hardware für den Einsatz in einem Schiff erteilt. Angabegemäß kommt diese auf einer Fregatte zum Einsatz.

Weiteres Beispiel für die technologische Stärke ist nach seiner Aussage auch der Auftrag aus Qatar. Die Nachrichtenagentur mit Sitz in Qatar setzt bei der Modernisierung ihres Medien-Informationssystems erneut auf die XENTAURIX Plattform. Zusammen mit dem lokalen Kooperationspartner konnte der Zuschlag in einem Ausschreibungsverfahren gewonnen werden. Dabei geht es um die Modernisierung von Soft- und Hardware für das TV, Web-TV und Radioinformationssystem der Nachrichtenagentur. Mit der neuesten Version der XENTAURIX Software wird der Kunde in der Lage sein über 400 Medienkanäle aufzuzeichnen. Zudem werden rund 870.000 Videostunden zur Analyse und Recherche zur Verfügung stehen. Die Anlage ist damit laut Hoffmann eines der größten Medieninformationssysteme im Mittleren Osten.

Im zweiten Teil des Berichtes gab COO Arne Scissek einen Überblick über die Neuerungen und Innovationen bei den beiden wichtigen Produktplattformen MULTIEYE und XENTAURIX. MULTIEYE stellt dabei den Kunden ein umfassendes Produktsortiment zur Erstellung von Videoüberwachungsanlagen und -informationssystemen mit hoher Bildauflösung zur Verfügung. Eingesetzt werden können diese Lösungen sowohl von gewerblichen Kunden als auch in speziellerer Ausfertigung von Sicherheitsbehörden wie etwa der Bundespolizei, Länderpolizeien oder etwa dem Zoll. Eingesetzt werden diese etwa auch im Bereich der verdeckten Überwachung, hierzu existiert eine Version in einem stabilen und wasserdichten Koffer, der zu Observationszwecken auch vergraben werden kann. Perspektivisch ist aber auch ein Einsatz der Software etwa bei der offenen polizeilichen Überwachung gut vorstellbar wie etwa bei der Überwachung bei Demonstrationen usw.

Ein weiterer strategisch bedeutsamer Schritt ist die Umstellung vom reinen Softwarelizenzgeschäft auf ein Software as a Service (SaaS)-Abomodell per 01. Januar 2023. Hierdurch ergeben sich sowohl für den Kunden aber auch für artec technologies als Anbieter erhebliche Vorteile. Ein entscheidender Punkt ist eine noch schnellere Umsetzung von etwaigen Verbesserungen in der Software des Anwenders. Im Regelfall erscheint alle zwei Wochen ein Softwareupdate, so dass diese bei den Kunden immer auf dem aktuellen Stand ist. Auch Erweiterungen der Funktionalitäten stehen den Kunden damit sehr schnell und nicht erst beim Release der Nachfolgeversion der Software zur Verfügung. Für artec bietet sich der Vorteil, dass die Herausforderungen beim Release einer neuen Softwareversion und der Migration der Kunden und dem Verkauf neuer Lizenzen weitgehend entfallen. Durch die regelmäßige Abrechnung der Lizenzgebühren ergibt sich auch eine bessere Planbarkeit der Erlöse aus diesem Geschäft. Ein großer Teil der Kunden konnte bereits auf das neue Abrechnungsmodell umgestellt werden.

Zudem wurde auf der GPEC-Messe 2022 ein neues, von artec technologies entwickeltes System zur Überwachung etwa von Baustellen oder ähnlichen Arealen vorgestellt. Dabei handelt es sich um ein auf einem Anhänger installiertes 360 Grad-Kamerasystem nebst entsprechenden MULTIEYE Systemen. Mit diesem Produkt sollen vor allem mittelständische Sicherheitsunternehmen angesprochen und diesen eine Lösung für solche Aufgaben angeboten werden. Es war geplant, aus dem Mittelzufluss der Kapitalmaßnahme im vergangenen Jahr eine Reihe solcher Systeme anzuschaffen, um diese dann bei Bedarf an die Kundschaft vermieten zu können. Angesichts des sehr überschaubaren Mittelzuflusses aus der Maßnahme wurde dieses Vorhaben bisher nicht umgesetzt.

Alle Systeme aus dem Hause artec technologies bewegen sich im Wettbewerb in der weltweiten technologischen Spitzengruppe. Zudem ermöglichen diese auch den gezielten Einsatz von KI-Lösungen etwa im Bereich der Auswertung. Dies wird in der Zukunft nach Überzeugung von Herrn Hoffmann noch mehr Bedeutung gewinnen.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr erreichte die Gesamtleistung eine Größenordnung von 2,9 nach 3,0 Mio. Euro im Vorjahr. Die Umsatzerlöse lagen bei 2,5 (Vorjahr: 2,55) Mio. Euro und das EBITDA erreichte einen Wert von 150 (270) TEUR. Bei einem EBIT von minus 0,55 (minus 0,38) Mio. Euro ergibt sich ein Jahresverlust von 1,05 Mio. Euro nach einem Überschuss von 160 TEUR im vorangegangenen Geschäftsjahr. Trotz des operativ unerfreulichen Verlaufs und des negativen Jahresergebnisses ist die artec technologies AG laut Herrn Hoffmann weiterhin solide aufgestellt. Die Eigenkapitalposition beträgt 2,65 (3,73) Mio. Euro, dies entspricht einer Eigenkapitalquote von 82 (84) Prozent. Das Bonitätsranking der Bundesbank weist weiterhin einen unveränderten Wert von „BBBminus“ aus.

Mit der Entwicklung des Aktienkurses der im Freiverkehr notierten Aktie zeigte sich der Unternehmenschef indes nicht zufrieden. Diese weist bezogen auf den Start ins Jahr 2022 mit einem Kurs von 2,46 Euro und einem Tiefstkurs von 1,64 Euro einen Verlust von 33 Prozent auf. Allerdings hat auch die in vergleichbaren Bereichen aktive MOBOTIX im genannten Zeitraum mit minus 51 Prozent eine negative Performance verzeichnet. 2022 war letztlich kein Selbstläufer für Technologiewerte, zu denen auch die artec-Aktie gehört. Seitens der Analysten von SMC Research wird der faire Wert der Aktie bei 3,00 Euro verortet, wie dem ausliegenden Researchbericht zu entnehmen war.

Abschließend gab Hoffmann noch einen kurzen Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr und die mittelfristigen Ziele. 2023 wird mit einer Erhöhung des Geschäftsvolumens gerechnet, was sich entsprechend auf der Umsatz- und Ertragsseite positiv auswirken wird. Auf Sicht der kommenden zwei Jahre soll insbesondere das Geschäft in der DACH-Region weiter vorangetrieben werden. Ziel ist es, mittelfristig ein Umsatzvolumen von 5 Mio. Euro plus x zu erreichen. Bei einer 30-prozentigen Marge sollte ein EBITDA von 1,2 bis 1,5 Mio. Euro erzielbar sein. Eine solche Größenordnung ist laut Hoffmann wichtig für den langfristigen Erfolg von artec technologies und auch um die führende technologische Rolle zu behaupten und auszubauen.


Allgemeine Aussprache

Auf die Frage von Aktionär Thorsten Geson, warum angesichts der vorliegenden Tagesordnung dennoch ein Notar zur Protokollierung anwesend ist und warum dies nicht durch den Versammlungsleiter selbst erfolgt, antwortete dieser, dass man aus Erfahrungen in der Vergangenheit an diesem Verfahren festhält, um etwaige seinerzeit einmal aufgetretene Irritationen zu vermeiden. Nach seiner weiteren Angabe bewegt sich der Kostenaufwand für die Anwesenheit des Notars in einem überschaubaren Rahmen. Dies wurde seitens des Alleinvorstands bekräftigt, der auch noch darauf hinwies, dass man sich in diesem Jahr an der Art und Weise der Durchführung der Präsenzhauptversammlungen vor der Pandemie orientiert habe.

Als zweiter Redner meldete sich Aktionär Wilm Dietrich Müller zu Wort und sprach sich gegen die Entlastung des Vorstands der Gesellschaft für das abgelaufene Geschäftsjahr aus. Diesen Antrag begründete er mit dem vorliegenden negativen Jahresergebnis und weil „Geld zum Fenster rausgeworfen“ wird. Hinsichtlich des Aufsichtsrats sprach er sich jedoch für eine Entlastung des Kontrollgremiums aus.


Abstimmungen

Nach dem Ende der allgemeinen Aussprache um 11:35 Uhr wurde die Präsenz mit 1.191.181 Aktien oder 41,63 Prozent des stimmberechtigten Grundkapitals festgestellt. Sämtliche Beschlussvorlagen wurden bei nur vereinzelten Gegenstimmen mit sehr großer Mehrheit verabschiedet, Tagesordnungspunkt (TOP) 4 erreichte sogar eine Zustimmungsquote von 100 Prozent.

Im Einzelnen beschlossen wurde die Entlastung von Vorstand (TOP 2) und Aufsichtsrat (TOP 3) sowie die Wahl der Kohl & Zerhusen GmbH, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Steuerberatungsgesellschaft zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2023 (TOP 4).

Der Versammlungsleiter konnte die Hauptversammlung nach einer Dauer von etwas unter zwei Stunden um 11:46 Uhr beenden.


Fazit

Das Geschäftsjahr 2022 war bei artec technologies insbesondere im zweiten Halbjahr von fehlenden Komponenten geprägt, in deren Folge einige größere Aufträge nicht mehr im Jahr 2022 an die Kunden ausgeliefert werden konnte. Die hier fehlenden Umsatz- und Ergebnisbeiträge verschieben sich entsprechend in das Jahr 2023, so dass hier mit einer insgesamt besseren Entwicklung gerechnet werden kann. Auch hat sich die Verfügbarkeit bei bestimmten schwer verfügbaren Komponenten etwas entspannt, so dass aus Sicht des Verfassers mit einer Abnahme der Lieferschwierigkeiten gerechnet werden kann.

Bei der Analyse der Umsatzerlöse ist die berichtete Umstellung von Einmallizenzverkäufen bei den Softwarelizenzen hin zu einem Abomodell (SaaS) zu berücksichtigen. Hierdurch verteilen sich die Umsatzerlöse künftig anders und hohe Schwankungen beim Umsatz durch das Release einer neuen Softwareversion werden Bedeutung verlieren. Auf der anderen Seite verbessert sich die Planbarkeit, da es sich beim Abomodell um wiederkehrende Umsatzerlöse handelt. Die Erfahrung anderer Unternehmen mit einer solchen Umstellung zeigt, dass es meist zwei bis drei Jahre dauert, bis dieser Effekt auf der Umsatzseite nicht mehr bemerkbar ist.

Zuletzt haben sich die zu erwartenden besseren Perspektiven bereits spürbar im Aktienkurs der artec technolgies bemerkbar gemacht, wie der zwischenzeitliche Anstieg im Peak auf über 2,80 Euro gezeigt hat. Bei Erreichen der mittelfristigen Zielsetzung mit einem Umsatz von 5 Mio. Euro und einem EBITDA von 1,2 bis 1,5 Mio. Euro dürfte die Aktie noch über weiteres Kurspotenzial verfügen. Interessierte Investoren sollten auf dem aktuellen Kursniveau von 2,34 Euro zunächst die weitere Berichterstattung und insbesondere den Halbjahresbericht zeitnah verfolgen, bevor etwaige Dispositionsentscheidungen getätigt werden. Im Fall etwaiger Dispositionen sollte die meist geringe Handelsliquidität in der Aktie berücksichtigt und stets mit Limiten im Markt agiert werden.


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Hinweis: Der Verfasser ist Aktionär der beschriebenen Gesellschaft.
 



Veröffentlichungsdatum: 03.08.2023 - 09:35
Redakteur: ala
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