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Herr Dipl.-Kfm. Markus Rieger
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HV-Bericht GoingPublic Media AG - Cross-mediale Aufstellung eröffnet Wachstumsperspektiven – der halbe Börsenwert ist mit Liquidität unterlegt

Nach drei Jahren mit virtuellen Hauptversammlungen hatte die GoingPublic Media AG für den 29. Juni 2023 wieder zu einer Präsenzveranstaltung eingeladen. Nachdem die Räume der Bayerischen Börse zum gewünschten Zeitpunkt nicht zur Verfügung standen, entschieden sich Vorstand und Aufsichtsrat, die Versammlung in den eigenen Räumen in München abzuhalten. Etwa 30 Aktionäre und Gäste hatten sich dort eingefunden, darunter Matthias Wahler für GSC Research.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Bernd Jäger eröffnete die Versammlung um 15 Uhr und teilte mit, dass der Vorstand mit dem langjährigen Alleinvorstand Markus Rieger komplett anwesend ist. Der Aufsichtsrat war ebenfalls vollzählig zugegen. Auf die Bestellung eines Notars hatte die Gesellschaft mit Blick auf die übersichtliche Tagesordnung verzichtet.

Im Anschluss erläuterte Dr. Jäger die Formalien und informierte über die wesentlichen Themen aus Sicht des Aufsichtsrats im herausfordernden Geschäftsjahr 2022. Nachfolgend übergab er das Wort an den Vorstand.


Bericht des Vorstands

Herr Rieger begann mit Blick auf den Veranstaltungsort mit einer Vorstellung der Geschäftsräume, in denen die GoingPublic Media AG seit Januar 2008 residiert. Die große Fläche von 690 qm war damals wichtig, um über ausreichend Lager- und Archivkapazitäten zu verfügen. Seither hat sich die Welt komplett gewandelt. Ein moderner Zeitschriftenverlag braucht nicht mehr so viel Platz. Zudem wurde in den letzten Jahren umfassend desinvestiert. Aktuell sind bei der GoingPublic Media AG nur noch zwölf Mitarbeiter beschäftigt.

Ein Großteil der Räumlichkeiten wurde deshalb inzwischen zu einem Co-Working-Space umfunktioniert. Damit sind an gleicher Stellte nun auch andere Unternehmen angesiedelt, die sich in völlig anderen Geschäftsbereichen bewegen. Herr Rieger empfindet diese neue Struktur durchaus als angenehm. Zum einen zahlen diese Firmen einen Teil der Miete und die Vernetzung mit anderen Unternehmen ist eine Bereicherung.

Sodann startete Herr Rieger mit seiner Präsentation. An der Aufstellung der Gesellschaft hat sich nichts Wesentliches verändert. Die GoingPublic Media AG beschäftigt derzeit zwölf Mitarbeiter, hat ihren Sitz in München und ist an zwei Unternehmen in größerem Umfang beteiligt. Zum einen ist dies die China Investment Media GmbH mit einer Beteiligungsquote von 70 Prozent, außerdem die BondGuide Media GmbH mit einem Anteil von 25 Prozent.

Die Aktionärsstruktur hat sich kaum verändert. Der Vorstand ist mit seiner Familie mit einem Anteil von 37,2 Prozent nach wie vor der größte Aktionär. Der Aufsichtsratsvorsitzende hält selbst und in seiner Stiftung 15,3 Prozent der Anteile. Danach folgt die langjährige Aktionärin TZW Assets mit 6,5 Prozent. Ein Aktionär, der nicht namentlich genannt werden will, hat seine Beteiligung über die Börse auf 4,4 (Vorjahr: 7,5) Prozent reduziert. Hingegen hat die Familie Slomka auf 3,9 (2,5) Prozent aufgestockt. Der Streubesitz erhöhte sich im vergangenen Jahr auf 32,7 (31,0) Prozent.

Der Umsatz ging im Geschäftsjahr 2022 um weitere 6,6 Prozent auf 1,59 (1,70) Mio. Euro zurück. Das EBITDA war, da die Kosten nicht in gleichem Umfang reduziert werden konnten, mit minus 25 (plus 389) TEUR negativ. Unter dem Strich steht mit einem Jahresergebnis von minus 56 (plus 318) TEUR ebenfalls ein Fehlbetrag.

Die Bilanzsumme reduzierte sich auf 1,27 (1,60) Mio. Euro. Bei einem Eigenkapital von 1,09 (1,37) Mio. Euro errechnet sich nach wie vor eine sehr solide Eigenkapitalquote von 85,5 (85,9) Prozent. Mit einem Cashbestand von 865 TEUR (1,2 Mio. Euro) verfügt die Gesellschaft auch weiterhin über ausreichende Liquidität. Die flüssigen Mittel machen, wie der Vorstand verdeutlichte, mehr als 75 Prozent der gesamten Bilanzsumme aus.

Trotz des leicht negativen Ergebnisses lautete der Vorschlag an die Hauptversammlung, mit einer Dividende von 0,06 (0,25) Euro den restlichen Bilanzgewinn auszuschütten, um die mittlerweile 15-jährige Historie beizubehalten. Wie Herr Rieger aufzeigte, hat die GoingPublic Media AG seit 2008 in Summe 3,02 Mio. Euro an Dividenden gezahlt, also mehr als den aktuellen Börsenwert von knapp 2 Mio. Euro. Durchschnittlich gingen 0,22 Euro im Jahr an die Aktionäre. Als Ziel für die Zukunft benannte der Vorstand eine nachhaltige Dividendenzahlung aus den operativen Erträgen, also nicht aus der Veräußerung von Geschäftsbereichen, wie dies in den letzten Jahren der Fall war.

Nachfolgend ging Herr Rieger im Detail auf die einzelnen Geschäftsfelder ein. Im Kapitalmarktbereich, bestehend aus den Publikationen GoingPublic und HV Magazin, verfügt die Gesellschaft weiterhin über eine relative Alleinstellung im Markt. Wettbewerber gibt es kaum. Der Corona-bedingte Einbruch des Geschäfts konnte noch nicht ganz aufgeholt werden. Der Umsatz erhöhte sich aber weiter auf 555 (544) TEUR. Die Anpassung des Geschäftsmodells, auf die der Vorstand später näher einging, trägt zunehmend Früchte.

Im Mittelstandsbereich mit der „Unternehmeredition“ und der Zeitschrift für Familienunternehmen und Strategie (FuS) war ebenfalls eine erfreuliche Entwicklung zu verzeichnen. Positiv wirkte sich auch hier die Änderung des Geschäftsmodells aus. Anzeigen werden nicht mehr verkauft, es gibt nur noch Partnermodelle – auch dies erläuterte Herr Rieger noch näher. Im Geschäftsjahr 2022 erhöhte sich der Bereichsumsatz auf 501 (487) TEUR und damit etwas weniger als erwartet. Herr Rieger geht aber davon aus, dass in Zukunft trotz des wettbewerbsintensiven Umfelds zweistelliges Wachstum erreicht werden kann.

Die Plattform LifeSciences entwickelt sich schon seit vielen Jahren stetig positiv. Im Berichtsjahr ging der Umsatz auf 342 (329) TEUR nach oben. Noch ist der Bereich aber nicht so groß, wie dies der Vorstand gerne hätte. Schließlich ist die Gesundheitswirtschaft eine Wachstumsbranche und auch in Deutschland gibt es interessante Biotech-Unternehmen. Herr Rieger erwartet eine Fortsetzung des Wachstumstrends. Viel verspricht er sich von den neu etablierten Event-Formaten.

Herr Rieger fuhr fort mit einem Blick auf die langfristige Entwicklung. Der Grafik war zu entnehmen, dass sich der Umsatz ausgehend vom Start von GoingPublic im Jahr 1996 über lange Zeit in der Tendenz auf in der Spitze mehr als 4 Mio. Euro immer weiter erhöht hat. Seit 2015 gehen die Erlöse aufgrund der Unternehmensteilveräußerungen kontinuierlich zurück. Ausgehend vom aktuellen Umsatzniveau von nur noch 1,6 Mio. Euro soll jetzt wieder eine Wachstumsstory aufgebaut werden.

Das Ergebnis war über die Jahre fast immer positiv gewesen. Zeitweise konnten deutlich sechsstellige Gewinne erzielt werden. Dass von den letzten drei Jahren zwei mit einem Fehlbetrag abgeschlossen wurden, will dem Vorstand deshalb so gar nicht gefallen. Der Transformationsprozess braucht aber nun einmal seine Zeit. Außerdem konnten die Allgemeinkosten nicht so schnell zurückfahren werden, wie der Umsatz durch die Veräußerung von Unternehmensteilen verlorenging.

Im vergangenen Jahr waren außerdem ungeplante Kostensteigerungen in Höhe von rund 50 TEUR in den Bereichen Druck, Versand, IT und Energie zu verkraften. Zudem fiel das Plattform-Wachstum mit 4 Prozent weit geringer aus als erwartet. Damit fehlten gegenüber der Planung rund 100 TEUR Erlöse. Dies erklärt den Verlust des Berichtsjahres, kann, wie Herr Rieger klarstellte, aber natürlich dennoch nicht zufriedenstellen. Für das laufende Jahr und darüber hinaus sieht er jetzt aber eine gute Ausgangsbasis gegeben.

Im ersten Quartal 2023 lag der Umsatz mit 337 (331) TEUR fast auf dem gleichen Niveau wie im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Das Periodenergebnis fiel mit minus 82 (minus 28) TEUR schlechter aus, was den Vorstand aber nicht beunruhigt. Zum einen waren im ersten Quartal 2022 die Personalkosten fluktuationsbedingt geringer ausgefallen. Zudem ist es generell so, dass das erste Halbjahr schlechter abschließt als die zweite Jahreshälfte. Die liquiden Mittel bewegen sich mit rund 0,9 Mio. Euro in etwas auf dem Niveau zum Bilanzstichtag.

In diesem Zusammenhang kam Herr Rieger auf die Situation der China Investment Media GmbH zu sprechen, die im ersten Quartal nur noch einen Umsatz von 13 (25) TEUR verzeichnete. Da es keine festangestellten Mitarbeiter mehr gibt, war das Ergebnis mit plus 1 (minus 13) TEUR dennoch leicht positiv. Gleichwohl will der Vorstand die Tochtergesellschaft gerne abgeben, nachdem das Geschäft in dieser Größenordnung dauerhaft nicht sinnvoll zu betreiben ist und von Seiten GoingPublic nicht mehr in Personal investiert werden soll. Für die Geschäftszahlen ist das Tochterunternehmen ohnehin nicht mehr relevant.

Für den weiteren Jahresverlauf zeigte sich Herr Rieger optimistisch. Im Gesamtjahr 2023 erwartet er für GoingPublic einen Umsatzanstieg von 15 Prozent auf etwa 1,8 Mio. Euro. 2024 sollen die Erlöse dann wieder ein Niveau von 2 Mio. Euro erreichen. Als Basis für seine Zuversicht verwies der Vorstand auf die Entwicklung neuer Erlösmodelle sowie die konsequente cross-mediale Aufstellung der Gruppe. Schon in diesem Jahr soll wieder ein operatives Ergebnis von mehr als 100 TEUR erwirtschaftet werden.

Das mittelfristige Ziel hat sich über die Jahre nicht wesentlich verändert. Das EBIT soll wieder zurück in Richtung der alten Spitzenwerte von 300 bis 450 TEUR ausgeweitet werden. Außerdem soll es möglich sein, nachhaltige Dividendenzahlung aus dem operativen Ergebnis zu leisten. Gelingen soll dies durch eine konsequente cross-mediale Aufstellung des Unternehmens, die Entwicklung eines fokussierten, nachhaltig profitablen Plattform-Geschäftsmodells sowie die Fortsetzung der aktiven Portfolioarbeit.

Nachfolgend ging Herr Rieger mehr ins Detail. Unter cross-medialer Aufstellung versteht der Vorstand den Aufbau von Produkt-Plattformen, zu denen neben dem Magazin auch ein Online-Auftritt, ein LinkedIn-Kanal sowie Events gehören. Das Magazin muss dabei nicht unbedingt gedruckt sein. E-Magazine gewinnen seit einiger Zeit spürbar an Bedeutung. Allerdings ist die gedruckte Ausgabe eine Art Visitenkarte und es gibt nach wie vor viele Leser, die die Texte lieber gedruckt lesen wollen. Nicht zuletzt ist der Wert der Werbung gedruckt am höchsten.

Als eine Möglichkeit sieht der Vorstand in diesem Zusammenhang den Schritt hin zu Print-on-Demand. Es wird also nur noch die Stückzahl gedruckt, die die Kunden haben möchten. Eine Maßnahme ist außerdem die Reduktion der regulären Ausgaben und parallel die Aufwertung der Online-Portale, wie dies im Bereich Unternehmeredition bereits realisiert wurde. Ein rasantes Wachstum verzeichnen Herrn Rieger zufolge derzeit auch die LinkedIn-Kanäle. Die Zahl der Follower ist in den letzten Jahren massiv gestiegen.

Der aktive Anzeigenverkauf, bei dem es sich um schwer planbares Projektgeschäft handelt, wurde im Bereich Unternehmeredition komplett eingestellt. Stattdessen sollen die Kunden mit dem Ausbau des Partnergeschäfts längerfristig verpflichtet werden. Neben einer Premium-Partnerschaft, wie sie bereits für die besten Kunden etabliert wurde und bei der ein Full-Service-Gedanke im Vordergrund steht, sollen künftig auch mittelgroße und kleinere Kunden über Content-Partnerschaften und Initiativen eingebunden werden. Inzwischen entfallen in der Unternehmeredition weniger als 10 Prozent der Erlöse auf klassische Werbung, also mehr als 90 Prozent auf wiederkehrendes Geschäft.

Aus dem Kapitalmarktbereich hatte Herr Rieger ebenfalls Neues zu berichten. In diesem Segment wurde für kleinere und mittlere börsennotierte Unternehmen, die in der Finanzöffentlichkeit keine ausreichende Wahrnehmung erhalten, ein Produkt namens „Near-Research“ entwickelt. Dabei handelt es sich um Aktienportraits, die mehr sind als reiner Finanzjournalismus, aber weniger als ein vollständiges Research. Dieses „Research Light“ konnte zu Preisen zwischen 7 und 10 TEUR bereits sechsmal verkauft werden. Die Umsatzerwartung für das laufende Jahr für dieses neue Produkt liegt bei mehr als 50 TEUR.

Geplant ist es laut Herrn Rieger, die Kunden bereichsübergreifend in Netzwerke einzubinden und sämtliche Angebote in den neuen GoingPublic Media Claim „Enabling Corporate Finance. Securing Wealth. Connecting People.“ einzubetten.

Des Weiteren berichtete der Vorstand von der neuen Kooperation mit AfU Research. Ein erstes Projekt wurde bereits aufgesetzt mit dem Ziel, den deutschen Aktienmarkt von Emittenten-Seite komplett zu erfassen. Nach Angabe der Deutschen Börse gibt es in Deutschland lediglich 430 börsennotierte Unternehmen. Tatsächlich sind es, selbst wenn man Insolvenz- und Liquidationswerte herausrechnet, inklusive der im Freiverkehr der Regionalbörsen gelisteten Unternehmen, rund 800 börsennotierte deutsche Aktiengesellschaften. Herr Rieger hält es für wichtig, solche Daten und Fakten nach außen zu tragen und er geht davon aus, dass sich derartige Informationen auch vermarkten lassen.

Gleichwohl muss die Frage gestellt werden, wie es weitergehen soll. Aktuell sind die Kosten zum derzeit überschaubaren Geschäftsvolumen zu hoch, woraus zum Teil die Ertragsschwäche resultiert. Auf der anderen Seite verfügt die Gesellschaft über einen Cashbestand, der mit 900 TEUR halb so hoch ist wie der Umsatz. Am besten wäre es, damit wieder zu wachsen, da ansonsten die Frage nach der Sinnhaftigkeit der Börsennotiz gestellt werden muss. Herr Rieger hofft auf einen potenziellen „Game-Changer“.

Insgesamt sieht der Vorstand weiterhin gute Gründe für ein Investment in die GoingPublic-Aktie. Der Portfolio-Umbau ist inzwischen weitgehend abgeschlossen und es eröffnen sich wieder gewisse Wachstums- und Ertragsperspektiven. Ein Asset ist außerdem die hohe Liquiditätsreserve. Als klares Ziel hat Herr Rieger vor Augen, dass auch in Zukunft nachhaltig Dividenden gezahlt werden können. Mit der Transformation zu einem fokussierten Geschäftsmodell hält er dann eine Neubewertung der Aktie für möglich.


Allgemeine Aussprache

In der folgenden Aussprache meldeten sich drei Aktionäre mit kurzen Beiträgen zu Wort. Einer bat, auch wenn dies schon zwei Jahre zurückliegt, um ergänzende Informationen zur Veräußerung des VentureCapital Magazins. Ihn interessierte, wie dieser Prozess abgelaufen ist und wer sich hinter dem Erwerber „brutkasten Mediengruppe“ verbirgt.

Nach Aussage von Herrn Rieger handelt es sich bei „brutkasten“ um ein Innovations-Ökosystem aus Österreich. Der Kontakt zu diesem Unternehmen ist über einen Makler zustande gekommen und man konnte sich relativ schnell einigen, das VC-Magazin zu einem Preis etwa in Höhe des Umsatzes zu verkaufen. Aus Sicht der GoingPublic Media AG erschien dies angesichts rückläufiger Erlöse und Margen sinnvoll. Aus heutiger Sicht sind beide Seiten zufrieden.

Befragt nach dem weiteren Vorgehen bei der China Investment Media GmbH teilte Herr Rieger mit, dass es aktuell immerhin 14 zahlende Kunden gibt, mit denen mehr als 80 TEUR Umsatz erzielt wird. Es handelt sich um eine relativ kleine Investment-Community. Das Thema China ist für die deutsche Wirtschaft aber sehr wichtig. Es gibt in diesem Bereich viele spezialisierte Anbieter und Dienstleister, die allerdings stark unter der Pandemie gelitten haben. Aktuell ist wieder ein Aufschwung zu spüren. Die Kosten sind, nachdem es keine Festangestellten mehr gibt, überschaubar. Herr Rieger sieht die Gesellschaft auch gut aufgestellt. Gleichwohl sucht er wie ausgeführt nach einem Partner, der einsteigt.

Aktionär Stephan Berninger hinterfragte den Grund für den Verkauf der Publikation Smart Investor im Jahr 2019. Dies betreffend verwies der Vorstand auf seine Ausführungen auf der damaligen virtuellen Hauptversammlung. Der Hauptgrund war gewesen, dass die wallstreet:online AG, heute firmierend unter Smartbroker Holding AG, mit 1 Mio. Euro in Relation zum Nachsteuerergebnis des Smart Investor von rund 50 TEUR einen extrem guten Preis geboten hat. Eine Rolle hat ebenfalls gespielt, dass die Ausrichtung des Smart Investor nicht mehr so recht zu GoingPublic gepasst hat.

Antonio Napolitano hinterfragte als Vertreter der NABAG AG, die schon viele Jahre GoingPublic-Aktien hält, die hinter dem Dividendenvorschlag stehende Kalkulation. In seiner Antwort stellte Herr Rieger klar, dass mit den vorgeschlagenen 0,06 Euro der komplette Bilanzgewinn ausgeschüttet wird. Mehr wäre nicht möglich gewesen, obwohl ausreichend Cash zur Verfügung gestanden hätte. Eine Möglichkeit wäre allenfalls eine Kapitalherabsetzung gewesen, worauf aber verzichtet werden sollte. Um weiterhin Dividenden zahlen zu können, muss jetzt Geld verdient werden.

Die GoingPublic-Aktie erschien Herrn Napolitano deutlich unterbewertet. Er hielt es für überlegenswert, auf dem aktuellen niedrigen Niveau eigene Aktien zurückzukaufen. Liquide Mittel stünden schließlich in ausreichendem Umfang zur Verfügung.

Herr Rieger stimmte zu, dass der Kurs vermutlich woanders stehen würde, wenn eine nachhaltige Ertragsperspektive erkennbar wäre. Auch er ist nicht glücklich mit dem aktuellen Kursniveau. Auffällig findet er vor allem, dass es parallel zum Kursrückgang relativ hohe Handelsvolumina gegeben hat. Über einen Aktienrückkauf könnte man nachdenken. Allerdings würde man damit Geld binden, das vielleicht in Zukunft für Investitionen benötigt wird. Gleichwohl beschäftigen sich Vorstand und Aufsichtsrat mit diesem Thema.

Außerdem hatte ein Aktionär aus der Schweiz, der nicht hatte anreisen können, vorab einige Fragen eingereicht und den Vorstand um Antwort gebeten. Zunächst wollte er wissen, ob es aktuelle Pläne für den Zukauf von weiteren Websites gibt. Dies ist nach Angabe von Herrn Rieger aktuell nicht der Fall. Man sondiere den Markt aber kontinuierlich nach interessanten Möglichkeiten.

Den Vorschlag des Aktionärs, zusätzliche Dienste im Bereich Investor Relations anzubieten und so neue Erlösquellen zu erschließen, fand Herr Rieger grundsätzlich interessant. Allerdings gilt es aufzupassen, dass GoingPublic damit nicht in Wettbewerb zu den Kunden tritt. Beispielsweise gibt es im Bereich Aktienbuchführung einige etablierte Anbieter, die alle auch Kunden sind. Der Aufbau eigener Aktivitäten wäre problematisch.

Weiter informierte der Vorstand auf Nachfrage des Schweizer Aktionärs, dass GoingPublic nicht nur in Deutschland, sondern in der gesamten DACH-Region aktiv ist. Beispielsweise gilt dies für die Plattform Lifesciences. Herr Rieger kann sich jedoch gut vorstellen, die Aktivitäten in Österreich und der Schweiz noch zu verstärken.

Schließlich interessierte den Aktionär, wie der Vorstand die üppigen liquiden Mittel vor dem Hintergrund der hohen Inflationsraten anlegt. Seinen Vorschlag, in Gold und Silber zu investieren, wollte Herr Rieger nicht aufgreifen. Selbst Aktieninvestments wurden bisher nicht getätigt. Inzwischen gibt es aber zum Glück wieder Alternativen. Aktuell kann bei Festgeld immerhin ein Zinssatz von über 3 Prozent erzielt werden.


Abstimmungen

Dr. Jäger verkündete die Präsenz mit 623.085 Aktien. Bezogen auf das gesamte Grundkapital von 900.000 Euro, eingeteilt in ebenso viele Aktien, entsprach dies einer Quote von 69,23 Prozent.

Alle Beschlüsse wurden bei maximal 26.650 Gegenstimmen mit Zustimmungsquoten über 95 Prozent gefasst. Im Einzelnen waren dies die Dividende von 0,06 Euro (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4) sowie die Wahl der Ebner Stolz GmbH & Co. KG zum Abschlussprüfer (TOP 5).

Um 17:20 Uhr schloss der Vorsitzende die Versammlung.


Fazit

Das Geschäftsjahr 2022 hat die GoingPublic Media AG erneut mit einem leichten Umsatzrückgang und einem kleinen Verlust abgeschlossen. Der wesentliche Grund war, dass das Plattform-Wachstum weniger stark ausfiel als erwartet. Hinzu kamen ungeplante Kostensteigerungen insbesondere in den Bereichen Druck, Versand und Energie. Das Ergebnis wäre sonst positiv gewesen. Trotz des Fehlbetrags beschloss die Hauptversammlung die Zahlung einer Dividende von 0,06 Euro, um die inzwischen 15-jährige Dividendenhistorie zu erhalten.

Damit ist der Bilanzgewinn jetzt aber komplett aufgebraucht. Weitere Dividendenzahlungen sind nur möglich, wenn wieder Geld verdient wird. Gleichwohl ist es beeindruckend, dass in den letzten 15 Jahren in Summe stolze 3,02 Mio. Euro an Dividenden gezahlt worden sind. Das ist mehr als die aktuelle Marktkapitalisierung, die sich bei einem Kurs von 2,10 Euro nur noch mit 1,85 Mio. Euro errechnet.

Das niedrige Kursniveau zeigt, dass die Erwartungen der Investoren gering sind. Tatsächlich scheint aber ein gewisser Optimismus angebracht. Ausgehend von der derzeit niedrigen Umsatzbasis soll das Geschäftsvolumen in den nächsten Jahren sukzessive ausgeweitet werden. Die Basis dafür bilden die cross-mediale Aufstellung der Gruppe mit dem Aufbau von Produkt-Plattformen und die Entwicklung neuer Erlösmodelle, die der Vorstand in seinem Vortrag vorstellte. Damit soll bereits im laufenden Jahr wieder ein positives operatives Ergebnis von mindestens 100 TEUR erwirtschaftet werden.

Sehr von Vorteil ist der hohe Cashbestand von 0,9 Mio. Euro, womit auch Zukäufe möglich wären, um die Umsatzbasis auszuweiten. Aus Anlegersicht bedeutet dies, dass aktuell der halbe Börsenwert von den liquiden Mitteln abgedeckt ist. Das Risiko eines weiter fallenden Aktienkurses dürfte schon deshalb überschaubar sein. Zwar ist noch nicht völlig klar, wohin die Reise geht. Der Vorstand hat in der Vergangenheit aber immer wieder gezeigt, dass er lukrative Erlösmodelle realisieren kann. Spekulativ ist die Aktie sicherlich interessant.


Kontaktadresse

GoingPublic Media AG
Hofmannstraße 7a
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Ansprechpartner Investor Relations

Dipl.-Kfm. Markus Rieger, Alleinvorstand

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Veröffentlichungsdatum: 04.08.2023 - 16:58
Redakteur: mwa
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