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HV-Bericht Scherzer & Co. AG - NAV am Tag der Hauptversammlung 19 Prozent über dem Aktienkurs – Aktionäre loben die Präsenzveranstaltung

Die Hauptversammlung der Scherzer & Co. AG zum Geschäftsjahr 2022 fand am 31. Mai 2023 um 11 Uhr im Lindner Hotel City Plaza in Köln statt. Der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Stephan Göckeler begrüßte etwa 130 Aktionäre. Für GSC Research war Volker Graf vor Ort. Die Niederschrift der Versammlung übernahm Notar Dr. Klein.

Der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Dirk Rüttgers war krankheitsbedingt nicht anwesend. Dr. Göckeler teilte im Rahmen der Verlesung der üblichen Formalien mit, dass keine Gegenanträge vorliegen, und übergab dann das Wort an die beiden Vorstandsmitglieder Dr. Georg Issels und Hans Peter Neuroth.


Bericht des Vorstands

Dr. Issels begrüßte die Aktionäre zur Hauptversammlung der Scherzer & Co. AG und brachte seine Freude zum Ausdruck, dass die Aktionäre wieder persönlich anwesend sind nach zwei virtuellen Hauptversammlungen in den Jahren 2020 und 2021.

Dr. Issels zeigte eine Übersicht mit der Entwicklung der Aktienindizes im Jahr 2022. Der DAX sank um 12,4 Prozent, der MDAX verlor sogar 28,5 Prozent und der SDAX ging um 27,4 Prozent zurück. Der TecDAX verlor 25,1 Prozent.

Das finanzwirtschaftliche Umfeld im Jahr 2022 war geprägt vom Ukrainekrieg, dem starken Zinsanstieg und der Energiekrise, erläuterte Dr. Issels und teilte den Aktionären mit, dass der Nettoinventarwert als zentrale Steuerungsgröße der Scherzer & Co. AG im Berichtsjahr von 3,72 Euro auf 3,16 Euro je Aktie gesunken ist.

Dr. Issels zeigte einen Chart mit dem Kursverlauf der Scherzer-Aktie seit dem Jahr 2011 im Vergleich zur Entwicklung des Net-Asset-Value. Aktuell notiert die Scherzer-Aktie mit 2,68 Euro etwa 15 Prozent unter dem NAV per 29. Mai 2023 von 3,19 Euro. Dr. Issels übergab nun das Wort an seinen Vorstandskollegen Hans Peter Neuroth, der auf die Zahlen des Geschäftsjahres 2022 einging.

Der Jahresüberschuss sank deutlich von 11,65 auf minus 792 TEUR. Euro. Das Ergebnis je Aktie beträgt minus 0,03 (plus 0,39) Euro. Die Verwaltung schlägt deshalb keine Dividendenausschüttung vor. Im Vorjahr wurde eine Dividende von 0,05 Euro je Aktie ausgeschüttet.

Die Abschreibungen im Berichtsjahr betrafen vor allem diese Posten: Siltronic AG 1,3 Mio. Euro, Advanced Blockchain AG 1,2 Mio. Euro, 1&1 AG 1 Mio. Euro, Sparta 920 TEUR und Rocket Internet AG 822 TEUR.

Der Personalaufwand ist von 2,92 Mio. Euro auf 607 TEUR gesunken. Dies liegt vor allem an der Tantieme in Höhe von 1,96 Mio. Euro, welche im Vorjahr an den Vorstand ausgezahlt wurde. Im Jahr 2022 gab es keine Tantieme für den Vorstand. Herr Neuroth dankte allen Mitarbeitern für deren Leistungen im Berichtsjahr.

Das Finanzanlagevermögen reduzierte sich von 43,33 auf 38,93 Mio. Euro. Das Volumen bei den Wertpapieren des Umlaufvermögens stieg von 55,9 auf 58,2 Mio. Euro. Die Bilanzsumme sank leicht von 101,6 auf 100,7 Mio. Euro. Das Eigenkapital reduzierte sich von 77,15 auf 74,86 Mio. Euro. Die Eigenkapitalquote beläuft sich somit auf 74,7 (Vorjahr: 75,9) Prozent. Die Nettobankverbindlichkeiten stiegen von 16 auf 19,1 Mio. Euro.

Im Jahr 2022 gab es folgende bedeutende Transaktionen. Durch Teilverkäufe von K+S AG wurde ein Ergebnisbeitrag von rund 4,1 Mio. Euro erzielt. Beim Teilverkauf von Centrotec SE konnte ein Ergebnisbeitrag von rund 3,8 Mio. Euro realisiert werden. Durch Teilverkäufe von Rocket Internet SE wurde ein Ergebnisbeitrag von rund 1,4 Mio. Euro erzielt.

Als interessante Begleiterscheinung der Investitionen in Abfindungswerte entstehen sukzessive nennenswerte Volumina an Nachbesserungsrechten. Aktuell beläuft sich das angediente Volumen bei Scherzer auf etwa 123 Mio. Euro. Je ausgegebener Scherzer-Aktie entspricht dies einem Nachbesserungsvolumen von 4,11 Euro.

Werden zusätzlich die Nachbesserungsrechte der Allerthal-Werke AG und der RM Rheiner Management AG berücksichtigt, die der Scherzer AG aufgrund ihrer Beteiligungshöhe zuzurechnen sind, ergibt sich aktuell ein angedientes Volumen von etwa 135 Mio. Euro.

Im Jahr 2022 konnten Nachbesserungserlöse in Höhe von 72 TEUR vereinnahmt werden, welche sich auf VBH AG und DAB Bank AG verteilen. Ohne positiven Ergebnisbeitrag endeten drei Spruchverfahren. Neu ins Rechteportfolio kamen Akasol AG 307 TEUR, KUKA AG 162 TEUR und MyHammer Holding AG 1.266 TEUR. Insgesamt wurden im Berichtsjahr Nachbesserungsrechte im Umfang von rund 1,74 Mio. Euro generiert bei Abgängen von insgesamt 687 TEUR. Herr Neuroth übergab das Wort wieder an Dr. Issels.

Dr. Issels berichtete nun über aktuelle Entwicklungen im Jahr 2023. Es gab ein erfolgreiches Übernahmeangebot für die GK Software SE. Die japanische Fujitsu bot 190 Euro je GK-Aktie und hält nach dem Angebot 68,03 Prozent des Grundkapitals der GK Software SE. Aktuell läuft ein Delisting-Angebot zu ebenfalls 190 Euro je GK-Aktie. Allerdings wird die von Scherzer vor einigen Jahren erzielte Satzungsregelung für ein Delisting nicht angewendet. Bei der Satzungsbestimmung handelt es sich um den Delisting-Prozess gemäß dem Macrotron-Urteil mit anschließendem Spruchverfahren.

Bei der Kabel Deutschland Holding AG wurde am 29. März 2023 ein Squeeze-out angekündigt. Vodafone hält rund 93,80 Prozent des Grundkapitals der Kabel Deutschland Holding AG. Die Barabfindung wurde noch nicht festgelegt. Der Drei-Monats-Durchschnittskurs liegt bei etwa 94 Euro. Die jährliche Ausgleichszahlung aus dem seit dem Jahr 2013 bestehenden Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag beträgt 3,17 Euro netto je Aktie.

Im Mai 2023 konnte Scherzer hohe Dividenden von 3U Holding AG, K+S AG, Lotto24 AG und ZEAL Network SE vereinnahmen.

Die zehn größten Positionen auf Basis der Kurse vom 29. Mai 2023 sind Rocket Internet SE, Allerthal-Werke AG, GK Software SE, Lotto24 AG, Data Modul AG, K+S AG, Weleda AG, RM Rheiner Management AG, Horus AG und Kabel Deutschland Holding AG. Diese zehn Werte machen insgesamt 52,27 Prozent des Gesamtportfolios aus.

Dr. Issels ging dann auf die Data Modul AG ein, an deren Grundkapital Scherzer mit 2,9 Prozent beteiligt ist. Arrow Electronics ist seit 2015 mit 69,2 Prozent Mehrheitsaktionärin. Im Jahr 2022 erzielte Data Modul ein Ergebnis je Aktie von 5,21 Euro. Dies bedeutet eine Ergebnisverbesserung von 133 Prozent. Im ersten Quartal 2023 stieg das EBIT um 15,8 Prozent auf 4,8 Mio. Euro bei einem Umsatz von 72,4 Mio. Euro.

Die Weleda AG ist eine führende Herstellerin von zertifizierter, ganzheitlicher Naturkosmetik sowie anthroposophischen Arzneimitteln. Scherzer hält rund 8,13 Prozent der Namens-Partizipationsscheine. Im September 2021 begann der Bau des neuen Logistik-Campus am deutschen Standort in Schwäbisch Gmünd. Auf 8.300 Quadratmetern entstehen ein modernes Hochregallager sowie Funktionsgebäude. Der weit überwiegende Teil der zugekauften Fläche von 72.000 Quadratmetern wird im Außenbereich des Logistikzentrums in einen Campus mit regionaler Biodiversität umgewandelt. Die Fertigstellung ist für das erste Quartal 2024 geplant. Für das Jahr 2022 meldete Weleda einen Umsatzrückgang um 2,6 Prozent auf 425 Mio. Euro und ein negatives Ergebnis aufgrund der Kaufzurückhaltung durch die gestiegene Inflation und Restrukturierungsmaßnahmen im Medizinbereich.

Bei der Berner Kantonalbank wurden am 31. Mai 2023 insgesamt 18 Weleda-PS für je 3.550 CHF gehandelt. Laut Dr. Issels liegt der Buchwert deutlich über 5.000 CHF je Weleda-PS. Dr. Issels teilte mit, dass jeder Teilnehmer der heutigen Hauptversammlung Produkte von Weleda als Geschenk erhalten wird, das „Aktionärsbehaltli“, wie es in der Schweiz heißt.

Bei der 1&1 AG sieht Dr. Issels auf dem aktuellen Kursniveaus von rund 10 Euro mehr Chancen als Risiken. Die United Internet hält 78,32 Prozent des Grundkapitals der 1&1 AG. Anfang 2023 reichte 1&1 Beschwerde bei der Bundesnetzagentur ein, da aus Sicht von 1&1 anhaltende Behinderungen beim Ausbau ihres 5G-Mobilfunknetzes durch Vodafone bzw. Vantage Towers bestünden. Daher käme es zu erheblichen Verzögerungen bei der Bereitstellung von Antennenstandorten.

Scherzer ist aktuell mit 0,19 Prozent am Grundkapital der Centrotec SE beteiligt, wobei im Berichtsjahr ein Großteil der Position veräußert worden ist. Bei Centrotec wurde per 15. Januar 2021 ein Delisting zu 15,03 Euro je Aktie durchgeführt. Centrotec war Spezialist für Energiespartechnologien im Gebäude und besetzte eine führende Position mit innovativen Energiesparlösungen. Im September 2022 verkaufte Centrotec das Kerngeschäft Centrotec Climate Systems (CCS) an die italienische Ariston Group, das Closing fand im Januar 2023 statt. Dabei setzte sich der Kaufpreis aus einer Barkomponente in Höhe von 635 Mio. Euro und einem Aktienpaket von 41,4 Millionen Ariston-Anteilsscheinen zusammen, was einem Anteil von 11,1 Prozent an der Ariston Group entsprach. Damit wurde CCS mit rund 1 Mrd. Euro bewertet.

Am 27. März 2023 verkündete Centrotec ein Aktienrückkaufangebot zu 57,20 Euro je Aktie. Bis zum Ablauf der Frist wurde das Angebot für 428.907 Aktien angenommen. Auf eine im Angebot formulierte Mindestannahmeschwelle von 500.000 Aktien wurde nachträglich verzichtet. Wie zwischenzeitlich in Erfahrung zu bringen war, belief sich die Eigenkapitalposition der Centrotec SE per 31. März 2023 auf 1,19 Mrd. Euro oder rechnerisch 90,66 Euro je Aktie und liegt damit deutlich über dem aktuellen Börsenkurs, der sich im Bereich zwischen 56 und 57 Euro bewegt.

Die Hauptversammlung der Centrotec SE findet am 19. Juni 2023 in Herzberg Elster statt. Im Jahr 2022 stieg der Umsatz auf 983 Mio. Euro und das EBIT lag bei 58 Mio. Euro. Das Ergebnis je Aktie beträgt 2,66 Euro. Die Verwaltung schlägt nur eine Dividende von 0,04 Euro je Aktie vor, obwohl sich der Bilanzgewinn auf 64,8 Mio. Euro beläuft. Nach letztem Informationsstand ist der Aufsichtsratsvorsitzende Guido Krass mit 72,07 Prozent Mehrheitsaktionär bei Centrotec. Im Markt wird jedoch davon ausgegangen, dass sich sein Anteil inzwischen in den Bereich um 80 Prozent erhöht hat.

Die Shop Apotheke Europe ist mit knapp 10 Millionen aktiven Kunden eine der führenden Online-Apotheken in Europa und die Nr. 1 in Deutschland. Die Hauptversammlung am 26. April 2023 beschloss die Umfirmierung in Redcare Pharmacy. Am 30. März 2023 gab Shop Apotheke eine strategische Partnerschaft mit Galenica in der Schweiz bekannt. Im Zuge dieser Transaktion wird sich Galenica mit etwa 8 Prozent an der Shop Apotheke beteiligen. Im ersten Quartal 2023 konnte Shop Apotheke dem Umsatz um 22 Prozent auf 372 Mio. Euro steigern. Das EBITDA war mit 8,8 Mio. Euro positiv. Die Prognose für 2023 wurde bestätigt. Dr. Issels übergab nun das Wort nochmal an Herrn Neuroth.

Herrn Neuroth ging dann auf die größte Position Rocket Internet SE ein. Der Buchwert je Rocket Internet-Aktie beträgt per 31. Dezember 2022 36,37 Euro. Am 21. Dezember 2021 gab Rocket Internet ein Rückkaufangebot zu 35 Euro je Aktie im Andienungsverhältnis 4:1 bekannt. Die außerordentliche Hauptversammlung von Rocket Internet AG hat am 31. Januar 2022 die notwendigen Beschlüsse gefasst, welche juristisch angefochten werden. Nach der Einziehung der zurückgekauften Aktien hält die Global Founders GmbH 82,7 Prozent an der Rocket Internet SE. Scherzer hält rund 380.000 Rocket Internet-Aktien. Die virtuelle Hauptversammlung von Rocket Internet findet am 22. Juni 2023 statt. Die Verwaltung schlägt eine Dividende von 3,87 Euro je Aktie vor, dies entspricht nahezu einer Vollausschüttung des Bilanzgewinns in Höhe von 316 Mio. Euro.

Scherzer ist mit 1,10 Prozent am Grundkapital der Lotto24 AG beteiligt. Die ZEAL Network SE ist mit 94,86 Prozent Mehrheitsaktionärin. Es fehlen nur noch 2.290 Aktien bis zur 95-Prozent-Squeeze-out-Schwelle. Auf der Hauptversammlung am 9. Mai 2023 wurde eine Vollausschüttung des Gewinns beschlossen in Form einer Dividende von 17 (15) Euro je Aktie. Scherzer hat jüngst in einem offenen Brief an Vorstand und Aufsichtsrat der ZEAL Network SE die vorhandene Doppelstruktur kritisiert und das besondere Ertragspotenzial und die Skalierbarkeit des Geschäftsmodells von Lotto24 hervorgehoben. Herr Neuroth rechnet weiterhin auf längere Sicht mit einer Strukturmaßnahme bei Lotto24.

„Die K+S Aktie notiert deutlich unter dem Substanzwert“, führte Herr Neuroth aus. Durch den Krieg in der Ukraine und den Ausfall der (bela)russischen Wettbewerber durch die Sanktionen war der Kalipreis gestiegen. Im Jahr 2022 lag das Ergebnis je K+S-Aktie bei 7,88 Euro. Auf der Hauptversammlung am 10. Mai 2023 wurde eine Dividende von 2 Euro je K+S-Aktie und ein Aktienrückkauf im Volumen von 200 Mio. Euro beschlossen. Vergangene Woche hat K+S für etwa 8 Mio. Euro eigene Aktien zurückgekauft. Für das Geschäftsjahr 2023 rechnet K+S mit einem EBITDA von 1,15 bis 1,35 Mrd. Euro und einem Free-Cashflow von 650 bis 850 Mio. Euro.

Die 3U HOLDING ist als Management- und Beteiligungsgesellschaft in den drei Segmenten Telefonie, erneuerbare Energien und Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik tätig. Scherzer hält 0,57 Prozent des Grundkapitals der 3U HOLDING AG. Im September 2022 verkaufte 3U ihre 71-prozentige Beteiligung an der weclapp SE an die Exact Group. Der Nettoerlös beträgt mehr als 150 Mio. Euro. Die Konzerneigenkapitalquote erhöhte sich deshalb auf 86 Prozent. Die Netto-Cash-Position per 30. September 2022 entspricht 4,90 Euro je 3U-Aktie. Die Aktionäre wurden am Erfolg der Transaktion mit der Ausschüttung einer Dividende in Höhe von 3,20 Euro je Aktie beteiligt. Für das Jahr 2023 erwartet 3U einen Umsatz von 55 bis 60 Mio. Euro und ein Ergebnis von 2,5 bis 3,5 Mio. Euro. Die EBITDA-Marge lag im ersten Quartal 2023 bei 14 Prozent.

APONTIS PHARMA ist eine Ausgründung aus der Schwarz-Pharma-Gruppe und hat sich auf Single Pills spezialisiert. Scherzer hält 3,09 Prozent des Grundkapitals der APONTIS PHARMA AG. Anfang Mai 2023 senkte APONTIS den Ausblick für das Geschäftsjahr 2023. Nunmehr wird ein Umsatz von 42,6 Mio. Euro und ein EBITDA von minus 3,2 Mio. Euro erwartet. Insbesondere Lieferschwierigkeiten des einzigen Herstellers der Single Pill Atorimib bremsten das Umsatzwachstum. Die Mittelfristprognose wurde bestätigt. Bis 2026 soll das Portfolio auf mehr als 20 Single Pills ausgebaut werden bei etwa 100 Mio. Euro Umsatz sowie einer EBITDA-Marge von etwa 30 Prozent.

Die clearvise AG ist ein unabhängiger Stromproduzent aus erneuerbaren Energien. Größter Aktionär ist die Tion Renewables AG mit 18,4 Prozent. Scherzer hält 1,25 Prozent des Grundkapitals der clearvise AG. Im Jahr 2022 erzielte clearvise einen Umsatz von 64 Mio. Euro und ein bereinigtes EBITDA von 50 Mio. Euro. Für das Geschäftsjahr 2023 rechnet clearvise mit einem Umsatz 42 bis 45 Mio. Euro und einem bereinigten EBITDA von 26 bis 29 Mio. Euro. Herr Neuroth bezeichnete clearvise als Trendinvestment.

Die RM Rheiner Fondskonzept GmbH ist der Initiator und Anlageberater des Do-RM Special Situations Total Return Fonds. Das Fondsvermögen beträgt etwa 16 Mio. Euro. Positiv entwickelten sich im Jahr 2023 folgende Fondspositionen: 3U HOLDING, Centrotec, Hensoldt, Shop Apotheke und Zeal Network. Nicht den Erwartungen entsprechen konnten bislang K+S, Metro, Noratis, Tele Columbus und Friedrich Vorwerk. Herr Neuroth dankte den Aktionären für deren Aufmerksamkeit.


Allgemeine Aussprache

Als erster Redner meldete sich Clemens Scholl von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) zu Wort und lobte die Durchführung einer Präsenzhauptversammlung sowie die tolle Präsentation des Vorstands.

Laut Einladung zur Hauptversammlung von Rocket Internet soll den Rocket-Aktionären angeboten werden, ihre Rocket-Aktien in liquide Aktien-Titel aus dem Bestand von Rocket zu tauschen. Herr Scholl wollte wissen, was Scherzer davon hält. Dr. Issels zeigte sich erfreut über den Ideenreichtum der Familie Samwer, teilte aber auch mit, dass es noch offene Anfechtungsprozesse gegen die Rocket Internet SE gibt.

Centrotec-Aktien wurden im Jahr 2022 über einen Broker verkauft, informierte der Vorstand auf eine entsprechende Frage der SdK. Herr Scholl sprach auch das Risiko bei der Tele-Columbus-Anleihe an. Laut Dr. Issels notiert die im Mai 2025 fällige Anleihe aktuell bei 61 Prozent. Anfang Juni 2023 soll es einen Investoren-Call zu der Anleihe geben, ergänzte der Vorstand.

„Ist Scherzer bei der LS Invest AG investiert?“, war die nächste Frage der SdK. „Ja, aber nur in geringem Umfang“, antwortete Dr. Issels.

„Der Vertrieb für den Do-RM Special Situations Total Return Fonds muss gestärkt werden“, führte der SdK-Vertreter aus. „Wir wünschen uns hier sehr viel mehr“, antwortete Herr Neuroth. Die RM Rheiner Fondskonzept GmbH wird von Herrn Thieme, einem erfahrenen Banker, unterstützt.

Ferner wollte Herr Scholl wissen, was sich bei Arcandor getan hat. Laut Dr. Issels wartet Scherzer immer noch auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Frage, ob Verlustvorträge erhalten bleiben, auch wenn mehr als 50 Prozent des Grundkapitals einer AG den Eigentümer wechseln. Scherzer ist weiterhin auf der Suche nach einem Investor für den Arcandor-Mantel.

Mit Blick auf den hohen Verlust bei Advanced Blockchain AG fragte Herr Scholl: „Wann ziehen Sie hier die Reißleine?“ „Wir haben die Reißleine nicht gezogen, da im Portfolio Chancen stecken.“, antwortete Dr. Issels.

Durch den Zinsanstieg haben sich die Haltekosten bei Abfindungswerten erhöht, lautete die letzte Antwort für die SdK. Abschließend dankte Herr Scholl den Gremien und den Mitarbeitern der Scherzer & Co. AG und erhielt dafür Beifall aus dem Saal.

Aktionär Uwe Jännert erkundigte sich nach der Beteiligung von 22,47 Prozent an der Independent Capital AG, welche auf Seite 72 des Geschäftsberichts genannt wird. „Wir führen diesen Mantel-Wert seit langer Zeit mit“, erläuterte Dr. Issels. Herr Jännert wollte auch wissen, ob Tele Columbus noch im Bestand ist. Dies bejahte der Vorstand. Herr Jännert dankte den Organen und allen Mitarbeitern der Scherzer AG für deren Leistungen im Berichtsjahr.

Aktionär Walter Hock zitierte von Seite 71 des Geschäftsberichts. Scherzer hält 26,38 Prozent des Grundkapitals der Allerthal-Werke AG, dies entspricht 316.503 Allerthal-Aktien, und er fragte, ob Allerthal-Aktien zugekauft wurden. Dies bejahte der Vorstand und nannte einen Anteil von 28,92 Prozent an der Allerthal-Werke AG. Aktionär Stollhof fragte daraufhin, wie sich die Allerthal-Beteiligung auf das Anlagevermögen und das Umlaufvermögen verteilt. Laut Dr. Issels werden 18,92 Prozent im Anlagevermögen und 10 Prozent im Umlaufvermögen gehalten.

Herr Hock sprach auch das Darlehen in Schweizer Franken an. Wie der Vorstand erläuterte, handelt es sich hierbei um ein Aktionärsdarlehen an die Polun AG, welches bis zum Jahresende 2023 komplett getilgt wird. Herr Hock fragte auch nach dem Jahresüberschuss im Jahr 2022 der Allerthal-Werke AG, der RM Rheiner Management AG, der Smart Equity AG und der Horus AG. Laut Herrn Neuroth beträgt der Jahresüberschuss der Allerthal-Werke AG 943 TEUR und bei der RM Rheiner Management AG sind es 474 TEUR. Die Jahresabschlüsse der Horus AG und der Smart Equity AG für das Jahr 2022 liegen noch nicht vor.

Aktionär Ralf Jochen Ehresmann fragte, warum die Deutsche Wohnen AG verkauft wurde. „Deutsche Wohnen wurde verkauft und dafür wurde Vonovia AG gekauft“, antwortete Herr Neuroth.

Herrn Ehresmann interessierte überdies, warum q.beyond AG erworben wurde. Laut Herrn Neuroth gab es damals eine gute Turnaround-Chance. Zwischenzeitlich wurde die Hälfte der Position verkauft, weil es operativ bei q.beyond nicht gut läuft.

Thomas Hechtfischer von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) lobte ebenfalls die Präsenzhauptversammlung sowie den gedruckten Geschäftsbericht und teilte mit, dass die DSW heute allen Tagesordnungspunkten zustimmen wird.

Herr Hechtfischer fragte nach den größten Posten bei den Abschreibungen im Jahr 2022. Wie Herr Neuroth erläuterte, verteilten sich die Abschreibungen wie folgt: Siltronic AG 1,3 Mio. Euro, Advanced Blockchain AG 1,2 Mio. Euro, 1&1 AG 1 Mio. Euro, Sparta AG 920 TEUR, Rocket Internet SE 822 TEUR, Invision AG 850 TEUR, Arcandor AG 640 TEUR, GAG Immobilien AG 560 TEUR, Tele Columbus AG 450 TEUR, Kabel Deutschland AG 457 TEUR und Drägerwerk 393 TEUR.

„Seit wann prüft Formhals die Bilanz von Scherzer?“, war die nächste Frage der DSW. „Mindestens seit dem Jahr 2010“, antwortete Herr Neuroth.

Sowohl Herr Hechtfischer als auch Herr Rüther fragten, ob eine Dividendenkontinuität erwogen wurde. Dies verneinte der Vorstand mit dem Hinweis, dass keine Dividende aus der Substanz gezahlt werden soll, sondern nur echt verdientes Geld. Ferner gibt es unter den Aktionären eine Fraktion, welche grundsätzlich keine Dividende haben möchte, und eine Fraktion, die sehr dividendenaffin ist, ergänzte Herr Neuroth.

Herr Hechtfischer sprach auch die Beteiligung an EoT Labs GmbH an. Laut Dr. Issels handelt es sich um die ehemalige Peaq Technology GmbH in Berlin, ein Startup-Unternehmen, auf welches im Berichtsjahr 750 TEUR abgeschrieben wurden, da für den Wirtschaftsprüfer noch keine offiziellen Zahlen vorlagen.

Mit Blick auf den Vorstandsvertrag von Dr. Issels, welcher bis zum 31. Dezember 2025 verlängert wurde, fragte der DSW-Vertreter, ob Dr. Issels auch über das Jahr 2025 hinaus als Vorstand zur Verfügung stehen wird. „Dr. Issels hat keine Absichten in die Vertriebsabteilung von Weleda zu wechseln“, rief Dr. Göckeler den Aktionären zu.

Mit Blick auf Arcandor fragte Herr Hechtfischer, ob die Renaissance Management GmbH noch gebraucht wird. Dies bejahte der Vorstand und wies darauf hin, dass die Renaissance Management GmbH als Kapitalmarktpartner der Börse Düsseldorf im Bereich Listing im Freiverkehr tätig ist.

Der DSW-Vertreter wollte ferner wissen, welcher Posten den Vorstand am meisten ärgert. Dr. Issels nannte die K+S AG mit einem Buchwert von 36 Euro je Aktie und einem aktuellen Kurs von 15 Euro. Dabei hat Scherzer vor Ostern 2023 noch K+S-Aktien nachgekauft zu 19 Euro je Aktie.

Herr Stollhof sprach das Urteil des Bundesgerichtshofs zur Maßgeblichkeit des Drei-Monats-Durchschnittskurs an. Das kann nachteilig sein bei zukünftigen Verfahren, erläuterte Dr. Issels. Abschließend fragte Herr Stollhof, ob das bei der Leoni AG angewendete Starug-Gesetz Risiken für Scherzer bringt. Dies sieht der Vorstand nicht.

Herr Rüther sprach die Investitionen in kleine Werte an und nannte Feintool, Schlatter, CKW und Teck Resources Ltd. Feintool und Schlatter sind Schweizer Aktien, welche an der Börse in Zürich gehandelt werden, teilte Dr. Issels mit. Teck Resources aus Kanada ist ein Milliarden-Unternehmen, welches zu früh, aber mit Gewinn verkauft wurde.

Herr Rüther bat um Erläuterung der Vorstands-Tantieme, welche im Vorjahr ausgezahlt wurde. Laut Herrn Neuroth hält jedes Vorstandsmitglied 1.497.000 virtuelle Scherzer-Aktien. Die letzte Tantieme wurde im Jahr 2021 gezahlt. Der Referenzkurs im Jahr 2018 beträgt 2,64 Euro je Aktie. Dieser wird verglichen mit dem Kurs im Dezember 2021 von 3,14 Euro. Die Differenz beträgt 0,50 Euro je Aktie plus 0,15 Euro an Dividenden in drei Jahren ergibt eine Performance von 0,65 Euro je Aktie. Der Kurs von 3,14 Euro gilt als High-Water-Marke, erst wenn die Scherzer-Aktie diese Marke wieder überschreitet, erhält der Vorstand wieder eine Tantieme, ergänzte Dr. Göckeler.


Abstimmungen

Vom Grundkapital der Scherzer & Co. AG in Höhe von 29.940.000 Euro, eingeteilt in 29.940.000 Stückaktien, waren 10.678.739 Stückaktien bzw. Stimmen vertreten. Dies entspricht einer Quote von 35,67 Prozent des Grundkapitals der Gesellschaft.

Im Einzelnen stimmte die Hauptversammlung folgenden Tagesordnungspunkten mit mindestens 97,55 Prozent zu: der Entlastung des Vorstands (TOP 2), der Entlastung des Aufsichtsrats (TOP 3) und der Wahl von Formhals Revisions- und Treuhand GmbH, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Wipperfürth, zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2023 (TOP 3).

Der Versammlungsleiter bedankte sich bei den Aktionären für deren Teilnahme und schloss die Versammlung um 14:27 Uhr.


Fazit

Am Tag der Hauptversammlung notierte die Scherzer-Aktie bei 2,68 Euro. Bei 29.940.000 ausgegebenen Stückaktien ergibt sich eine Marktkapitalisierung von etwa 80 Mio. Euro. Die Scherzer-Aktie schwankte im vergangenen Jahr zwischen 2,36 und 3,22 Euro. Der NAV je Scherzer-Aktie lag am 31. Mai 2023 bei 3,19 Euro.

Die Schweizer Aktien im Portfolio von Scherzer sind teilweise illiquide, aber sehr substanzstark und bieten deshalb Sicherheit für das Gesamt-Depot. Außerdem konnte Scherzer durch die seit Jahren andauernde Aufwertung des Schweizer Franken Währungsgewinne erzielen, welche bisher nicht realisiert wurden.

Die Scherzer-Aktie ist interessant für Anleger, welche nicht direkt in Abfindungswerte investieren wollen oder können. Die Nachbesserungsrechte sind nicht im NAV enthalten. Mit Blick auf stille Reserven, aufgrund dieser Nachbesserungsrechte mit einem Gesamtandienungsvolumen von 135 Mio. Euro sowie dem Abschlag von 16 Prozent auf den NAV raten wir langfristig orientierten Investoren zum Kauf der Scherzer-Aktie.


Kontaktadresse

Scherzer & Co. AG
Friesenstr. 50
D-50670 Köln

Tel.: +49 (0)221 / 82032 - 0
Fax: +49 (0)221 / 82032 - 30

Internet: www.scherzer-ag.de
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Ansprechpartner Investor Relations

Dr. Georg Issels, Vorstand

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Hinweis: Der Verfasser ist Aktionär der beschriebenen Gesellschaft.



Veröffentlichungsdatum: 25.07.2023 - 09:55
Redakteur: vgr
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