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HV-Bericht 3U HOLDING AG - Rekorddividende von 3,20 Euro je Aktie nach erfolgreichem weclapp-Verkauf

Zu ihrer diesjährigen Hauptversammlung hatte die 3U HOLDING AG ihre Anteilseigner am 15. Mai 2023 in das VILA VITA Hotel Rosenpark in Marburg eingeladen. Damit findet die Hauptversammlung erstmals seit dem Jahre 2019 wieder im gewohnten Präsenzformat statt, was durchaus auf reges Interesse der Anteilseigner gestoßen hat, wie die hohe Teilnehmerzahl von rund 100 Aktionären und Gästen, darunter Alexander Langhorst von GSC Research, zeigt.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Ralf Thönes begrüßte die Teilnehmer und erteilte nach Erledigung der üblichen einleitenden Hinweise und Formalien sowie der Erläuterung der personellen Veränderungen in Vorstand und Aufsichtsrat den Vorstandsmitgliedern das Wort.


Bericht des Vorstands

Nach Begrüßung der Teilnehmer erläuterte Finanzvorstand Christoph Hellrung, dass der Geschäftszweck der 3U HOLDING AG das Eingehen und die Veräußerung von Beteiligungen sowie die Verwaltung des eigenen Vermögens ist. Die daraus realisierten Wertsteigerungen im Interesse aller Stakeholder können sich nach seiner Einschätzung durchaus sehen lassen. Als Beispiele wurden in einer Graphik einige der in den letzten Jahren erfolgreich abgeschlossenen Transaktionen aufgeführt. Dabei wurde beim Windpark Havelland ein Wertzuwachs von 70 Prozent, dem Verkauf der bisherigen Firmenzentrale von über 35 Prozent, der Veräußerung der ClimaLevel GmbH von über 120 Prozent, dem Verkauf des Windparks Lüdersdorf von über 20 Prozent, dem Verkauf der Flächen in Adelebsen ohne die aufstehenden Photovoltaik-Anlagen von über 15 Prozent und der Veräußerung der Geschäftsanteile der InnoHubs GmbH an die Mitgesellschafterin WüWi GmbH von über 170 Prozent realisiert.

Mit Abstand die erfolgreichste Transaktion war die im Jahr 2022 vollzogene Veräußerung der Beteiligung an der weclapp SE mit einem realisierten Wertzuwachs von über 600 Prozent. Hiermit war das Jahr 2022 laut Hellrung auch das bisher erfolgreichste in der Unternehmensgeschichte. 2021 hatte man bereits alle Voraussetzungen für einen Börsengang (IPO) von weclapp geschaffen. Der Anbieter der gleichnamigen cloudbasierten ERP-Plattform ist auf sehr großes Interesse bei potenziellen Investoren gestoßen, jedoch hat sich das Marktumfeld im Spätherbst 2021 deutlich eingetrübt, insbesondere bei Tech-Werten sind die zugebilligten Bewertungen deutlich zurückgegangen. In der Folgezeit wurde das Marktumfeld weiterhin eng begleitet und analysiert, Mitte Januar 2022 ist man zusammen mit den begleitenden Emissionsbanken und Beratern zu dem Schluss gekommen, dass sich die angestrebte Bewertung am Markt und der angepeilte Mittelzufluss nicht realisieren lassen wird. Der wenige Wochen später erfolgte russische Einmarsch in der Ukraine hat klar gemacht, dass auch mittelfristig ein IPO wie angedacht wohl nicht realisiert werden kann.

Vor diesem Hintergrund wurde alternativ ein Private-Equity-Projekt begonnen, um auf diesem Wege das erforderliche Eigenkapital für das weitere Wachstum einzuwerben. Dieses Projekt konnte erfolgreich mit dem US-Finanzinvestor KKR abgeschlossen werden, der sich als Mehrheitsgesellschafter bei der niederländischen Exact Group von den Möglichkeiten der weclapp SE vollständig überzeugt zeigte und für den Erwerb tief in die Tasche gegriffen hat.

Die erfolgreichen Transaktionen des Jahres 2022 schlagen sich auch im Zahlenwerk für das Berichtsjahr nieder. Die deutliche Verlängerung der Bilanzsumme auf 243,6 (Vorjahr: 119,05) Mio. Euro resultiert dabei aus dem Abschluss und der erfolgreichen Veräußerung des Projekts InnoHub sowie dem Verkauf der Anteile an der weclapp SE. Entsprechend beläuft sich der Netto-Cashbestand per Jahresende auf 173 (12,7) Mio. Euro, das Working Capital auf 196 Mio. Euro bei einem Eigenkapital von 211,2 (62,1) Mio. Euro. Auf Ebene der 3U HOLDING AG, welche Eigentümerin der weclapp SE-Anteile war, ergibt sich ein Jahresüberschuss von rund 162 Mio. Euro. Dieser wurde nach Angabe von Herrn Hellrung dazu genutzt, das Eigenkapital durch Dotierung von Gewinnrücklagen in Höhe von 45 Mio. Euro deutlich zu stärken. Aus dem verbleibenden Bilanzgewinn von über 117 Mio. Euro soll die vorgeschlagene Dividende in Höhe von 3,20 Euro je Anteilsschein gezahlt werden. Auch nach dieser außergewöhnlich hohen Ausschüttung an die Anteilseigner wird 3U weiterhin einen der höchsten Kassenbestände in der gut 25-jährigen Unternehmenshistorie aufweisen.

Die drei im Unternehmen vorhandenen operativen Segmente entwickelten sich im Berichtszeitraum erneut positiv und haben allesamt zum starken organischen Wachstum des Konzerns beigetragen. Die Umsatzerlöse der fortgeführten Aktivitäten kletterten um 12,4 Prozent oder 5,6 Mio. Euro auf 50,3 (44,8) Mio. Euro. Das EBITDA erreichte – ohne die Effekte aus den Verkäufen – 8,5 nach zuvor 9,2 Mio. Euro. Dies entspricht einer operativen EBITDA-Marge von 16,9 Prozent. Der Rückgang resultierte aus einmaligen Abschreibungen auf aktivierte Windpark-Entwicklungskosten. Das Konzernergebnis aus den fortgeführten Bereichen verbesserte sich durch ein gestiegenes Finanzergebnis und geringere Anteile Dritter auf 3,1 (2,1) Mio. Euro.

Der Onlinehandel im Segment SHK konnte auf 31,5 (27,0) Mio. Euro zulegen, dabei verbesserte sich das Segment-EBITDA auf plus 0,1 Mio. Euro nach zuvor minus 0,5 Mio. Euro. Der Bereich ITK weist leicht verbesserte Umsatzerlöse von 12,1 (12,1) Mio. Euro auf, liefert aber mit 3,1 (2,4) Mio. Euro ein deutlich verbessertes EBITDA. Dank verbesserter Konditionen für die Stromlieferverträge für die Windparks Klostermoor und Roge kletterten die Umsatzerlöse im Segment Erneuerbare Energien auf 7,2 (6,3) Mio. Euro bei einem Segment EBITDA von 3,4 (4,6) Mio. Euro.

Auch im ersten Quartal 2023 hat sich das Wachstum laut Finanzchef weiter fortgesetzt, wie jüngst im Rahmen der Quartalsberichterstattung erläutert. Die Umsatzerlöse kletterten um 2,5 Prozent auf 13,3 (13,0) Mio. Euro, wegen geringerer sonstiger Erträge (vor allem aufgrund des letztjährigen Verkaufs der InnoHubs-Beteiligung) erreichte das EBITDA 1,9 (3,6) Mio. Euro, der Periodenüberschuss beträgt 1,4 (1,6) Mio. Euro. Mit dem Start ins laufende Jahr bewegt sich 3U nach seiner Einschätzung genau im Rahmen der für das Gesamtjahr 2023 abgegebenen Prognose. So wird beim Umsatz eine Bandbreite zwischen 55 und 60 Mio. Euro, ein EBITDA zwischen 6 und 8 Mio. Euro bei einer EBITDA-Marge von 10 bis 13 Prozent sowie ein Konzernergebnis zwischen 2,5 und 3,5 Mio. Euro erwartet.

Im zweiten Teil der Rede gab Strategievorstand Uwe Knoke einen Ausblick auf die künftigen Wachstumschancen und die Strategie von 3U nach dem erfolgreichen Verkauf von weclapp und InnoHubs. Die zugeflossenen Mittel sollen weiterhin in die drei Megatrends Digitalisierung (ITK), Erneuerbare Energien und Onlinehandel/Energiewende (SHK) investiert und die dort bestehenden Aktivitäten weiter ausgebaut werden.

Auch nach dem Verkauf der weclapp-Beteiligung ist man mit der 3U TELECOM GmbH weiterhin im Bereich der Digitalisierung aktiv und will hier den Kunden mit dem neuen Leistungsangebot von Managed Services eine attraktive Lösung anbieten. Zielgruppe sind hier vor allem mittelständische Unternehmen aus den Bereichen Handwerk, Handel, Produktion und Dienstleistungen, welchen man bei deren individueller Digitalisierung behilflich sein will. Dabei wird Unterstützung in den Bereichen der laufenden Wartung von Hard- und Software, einem zuverlässigen Zugriff auf Daten und Programme, der Migration auf Cloud-Lösungen und auch Cybersicherheit geboten. Neben diesem neuen Angebot wird das traditionelle Telefoniegeschäft weiterhin betrieben und es ist in den letzten Jahren gelungen, die Margen deutlich zu verbessern. Diese erreichen inzwischen die EBITDA-Margen, welche von der weclapp zuletzt erzielt wurden.

Neben der Digitalisierung entwickeln sich der Klimawandel und die Reaktion darauf laut Knoke immer mehr zum beherrschenden Thema. Nicht nur die Umweltaspekte, sondern auch die Aufregung um die Beschaffung von Erdgas im vergangenen Jahr haben gezeigt, dass die Strom- und Wärmeerzeugung durch Verbrennung von fossilen Rohstoffen kein zukunftsfähiges Modell ist. Diese Erkenntnis beflügelt das Geschäft von 3U in mehrfacher Hinsicht und bietet auch weitere Chancen für neue Aktivitäten.

Zunächst werden die vorhandenen Kapazitäten zur Erzeugung von Erneuerbaren Energien deutlich ausgebaut. Auf Sicht von vier bis sechs Jahren wird dabei über das Repowering bereits bestehender Parks und die laufende Entwicklung neuer Windparkprojekte eine Nennleistung zwischen 150 und 200 MW angestrebt. Durch das neue „Windenergie-an-Land-Gesetz“ wird den Bundesländern vorgegeben, 2 Prozent der Landesflächen für Windenergie auszuweisen. In Brandenburg lag der Anteil per Ende 2022 erst bei 1,4 Prozent, so dass hier noch weiterer Bedarf besteht. Dabei will 3U dem Land etwas unter die Arme greifen, wie Knoke augenzwinkernd anmerkte. Hierzu wurde jüngst ein ausgewiesener Fachmann für Projektentwicklungen gewonnen, der sich zunächst mit der schrittweisen Umsetzung der vier bestehenden Projekte in Brandenburg befassen wird. Laut der 2018er-Planung liegt die Zielkapazität der Projekte bei 80 Megawatt.

Neben dieser Makroebene der Stromerzeugung will 3U künftig auch auf der Mikroebene, der Wärmeverteilung im Haushalt, einen noch stärkeren Beitrag leisten. Derzeit ist das Haupt- und Stammprodukt im Onlinehandel (SHK) die Fußbodenheizung. Diese ist im Sinne der Energieeinsparung im Haus und der Wohnung von hohem Nutzen, da diese eine erheblich geringere Vorlauftemperatur als z.B. ein klassischer Heizkörper benötigt. Neben der Fußbodenheizung werden auch weitere Systeme wie etwa Lüftungssysteme angeboten. Als einer der ersten Anbieter hat man solche Systeme auch den Heimwerkern und Selberbauern in hochwertiger, günstiger und kompetenter Weise zugänglich gemacht.

Nun wird man aber noch einen Schritt weiter gehen und im Bereich der Wärmepumpen aktiv werden. Durch die sich abzeichnende Gesetzgebung wird hier in Zukunft ein deutlicher Anstieg der Nachfrage zu verzeichnen sein. Neben langen Lieferzeiten gestaltet sich derzeit auch der Installationsprozess recht komplex, da die Systeme Anschlüsse an das Stromnetz, an Wasser und Wärmeverteilung brauchen und die Anbindungen der Außenmodule aufwändig und zeitraubend sind. Selbst spezialisierte Fachbetriebe benötigen laut Knoke bis zu zehn Tage, um eine solche Anlage zu installieren und in Betrieb zu nehmen. Insbesondere auch die Koordinierung der verschiedenen notwendigen Gewerke gestaltet sich komplex. Zu beachten ist nach seiner Aussage ebenfalls, dass längst nicht jeder Fachbetrieb im SHK-Handwerk über die nötigen Kenntnisse bzw. das Fachpersonal zur Installation einer Wärmepumpe verfügt. Zusammengefasst gibt es derzeit drei große Hindernisse, die es zu überwinden gilt, nämlich die Lieferprobleme der Industrie, die Komplexität der Vorhaben und den bestehenden Fachkräftemangel.

Zur Lösung hat man den THERMCUBE entwickelt und ein entsprechendes Patent eingereicht. Dieses Produkt ist bisher noch nicht öffentlich präsentiert worden, so dass die Vorstellung auf der Hauptversammlung gewissermaßen die Weltpremiere darstellt. Mit dem THERMCUBE wird eine kostengünstige und schnelle Lösung zum Umstieg auf CO2-neutrales Heizen geliefert. Erreicht wird dies dadurch, dass die benötigten Module und Regelungseinheiten rund um die Wärmepumpe bereits ortsfest verbaut, hydraulisch verbunden und elektrisch vorverdrahtet sind. Die industrielle Vormontage erspart vor Ort die Koordination verschiedener Gewerke, verkürzt die Montagezeit beim Einbau um bis zu 80 Prozent und ermöglicht auch Laien den Einbau. Bereits jetzt besteht großes Interesse bei der Industrie und auch der Fertighausbranche.

THERMCUBE richtet sich dabei aber nicht nur an die traditionelle Kundschaft, sondern auch ganz gezielt an die Handwerksbetriebe. Diesen wird man vermitteln, dass mit gleichem Personalbestand in der gleichen Zeit mehr THERMCUBEs als konventionelle Wärmepumpen installiert werden können. Hinzu kommen mögliche Großkunden aus der Fertighausbranche. In das neue Produkt werden laut Strategievorstand Knoke große Hoffnungen gesetzt. Auf dem Weg zu einer marktführenden Position und zu 100 Mio. Euro Jahresumsatz kann dies einen kräftigen Schub verleihen. Es ist vorgesehen, den Umsatz im Bereich SHK mit innovativen Ansätzen wie diesem Produkt innerhalb kurzer Zeit zu verdreifachen.

Weitere Wachstumschancen eröffnen sich auch durch die eingangs erläuterte sehr gute finanzielle Ausstattung des Unternehmens. Neben organischem Wachstum gehören auch Akquisitionen seit jeher zur Strategie von 3U und so wird es auch künftig sein. Aktuell befindet man sich in Gesprächen mit interessanten Kandidaten zur Stärkung der beiden Segmente ITK und SHK. Insbesondere bei der Konsolidierung der SHK-Branche will man eine führende Rolle einnehmen. Auch das vorhandene Distributionszentrum in Koblenz ist auf entsprechendes Wachstum ausgelegt und dort ist man bereits heute in Lage, auch deutlich größere Umsatzvolumina abzuwickeln.

Das in Aussicht gestellte Umsatzziel von 100 Mio. Euro im SHK-Segment könnte nach Einschätzung des Vorstands durch einen guten Mix aus gezielter Erweiterung des Produktportfolios, neuen Vertriebsansätzen im B2B-Geschäft, einer erfolgreichen Markteinführung des THERMCUBE und mit strategischen Zukäufen schneller erreicht werden als manche derzeit erwarten. Bei Erreichen dieser Ziele ist auch ein Börsengang dieser Sparte eine absolut denkbare Option in der Zukunft. Zur Frage, ob mit Selfio die Erfolgsgeschichte von weclapp wiederholt werden kann, betonte Knoke, dass man Ziele habe und weiterhin konsequent daran arbeitet, Wertsteigerung im Interesse der Aktionäre und aller Stakeholder zu realisieren.


Allgemeine Aussprache

Eine Reihe von schriftlich im Vorfeld eingereichten Fragen hat die 3U HOLDING AG bereits einige Tage im Vorfeld ebenfalls schriftlich beantwortet und für alle interessierten Anleger auf ihrer Investor-Relations-Seite veröffentlicht. Auch darauf bezogene Nachfragen wurden bereits vorab schriftlich beantwortet. Dies ist aus Sicht des Verfassers ein sehr begrüßenswertes Verfahren und verschlankt den Frageprozess auch in einer Präsenzhauptversammlung. Die gewählte Form der Vorabbeantwortung besitzt zudem den Vorteil, dass Antworten auf zum Teil auch komplexere Fragestellungen in schriftlicher Form vorliegen. Zudem wird auf diese Weise auch eine Partizipation von an der Teilnahme verhinderter Fragesteller ermöglicht.

Als erster Redner im Rahmen der Generaldebatte meldete sich Rechtsanwalt Wolfgang Schaerfe als Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) zu Wort und zeigte sich erfreut über das sehr erfreulich verlaufene Geschäftsjahr und bat, den Dank der Aktionäre an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiterzugeben.

Verschiedene Fragen hatte der Aktionärsschützer zum Thema Nachhaltigkeit und der Umsetzung von SCOPE 1 bis 3. Vorstandsmitglied Knoke wies in seiner Antwort darauf hin, dass Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung bei 3U einen hohen Stellenwert besitzen. Auch das im Bereich ITK betriebene Geschäft mit der Digitalisierung trägt dazu bei, den Ressourcenverbrauch zu schonen. Darüber hinaus setzt man bei 3U auf die Installation von Photovoltaik-Anlagen auf Gebäuden zur Erhöhung des Anteils Erneuerbarer Energien im eigenen Strommix. Auch soll die Zahl der e-Autos im eigenen Fuhrpark weiter auf deutlich über 50 Prozent ansteigen. Weitere Ideen auf diesem Gebiet werden geprüft.

Recht kritisch bewertete der DSW-Sprecher die unter den TOP 8 und 9 vorgesehene Ermächtigung zur Abhaltung virtueller Hauptversammlungen und regte an, ein solches Format doch auf den wirklich absolut schlimmsten denkbaren Fall zu beschränken und nicht als normale Option in der Satzung zu verankern. Hierzu antwortete Herr Odenbreit, dass die Verwaltung das Präsenzformat durchaus begrüßt und gut findet. Mit den vorgeschlagenen Satzungsänderungen möchte man sich aber für die Zukunft die grundsätzliche Möglichkeit eines solchen Formats offenhalten. Inzwischen ist ein Großteil virtuelle Formate gewohnt und diese haben sich in den Zeiten der Pandemie auch durchaus bewährt. Zudem ist ein virtuelles Format auch in Bezug auf Nachhaltigkeitsaspekte durchaus bedenkenswert. Welches Format für die Hauptversammlung letztlich gewählt wird, wird der Vorstand jeweils intensiv prüfen und dabei die verschiedenen Aspekte bewerten.

Befragt nach dem Bereich Onlinehandel (SHK) in der Tochtergesellschaft Selfio und den weiteren Chancen und Risiken verwies Herr Knoke auf die gemachten Ausführungen. Immer wieder in einzelnen Produktgruppen zu beobachtendem Preisdruck begegnet man mit der vorgestellten Strategie wie der Einführung von THERMCUBE, der Ausweitung auch auf weitere Zielgruppen im Bereich B2B und einer Ausweitung des Geschäftsvolumens insgesamt. Insbesondere im Bereich der Umstellung von Öl- und Gasheizungen auf Wärmepumpen ist noch ganz erhebliches Potenzial im Markt vorhanden, an dem man entsprechend partizipieren möchte.

Aktionär Kirsch thematisierte unter anderem die verfolgte Dividendenpolitik und wollte wissen, warum die Verwaltung eine Ausschüttung von 3,20 Euro je Anteilsschein vorgeschlagen hat und nicht besser die Ausschüttungen auf zwei oder drei Jahre verteilt hat. Dies sei aus seiner Sicht eine bessere Herangehensweise auch in Bezug auf die voraussichtliche Entwicklung des Aktienkurses. Laut Herrn Hellrung sollen die Anteilseigner in angemessener und fairer Weise am ausgesprochen erfolgreichen Jahr 2022 beteiligt werden. Eine Aufteilung dieser Beteiligung auf zwei oder mehr Jahre wäre aus seiner Sicht keine sinnvolle Herangehensweise, weshalb Vorstand und Aufsichtsrat den vorliegenden Gewinnverwendungsvorschlag unterbreitet haben. Auf ergänzende Nachfrage wurde mitgeteilt, dass auf das bestehende steuerliche Einlagekonto nicht zurückgegriffen werden darf, weil der Bilanzgewinn für die vorgeschlagene Ausschüttung ausreicht.

Verschiedene Redner interessierten sich im Zusammenhang mit dem neuen Produkt THERMCUBE für die Vorteile gegenüber anderen im Markt vorhandenen Lösungen und Angeboten. Laut Herrn Knoke führt die Vormontage der Systeme insbesondere beim Einbau zu spürbaren Einsparungen. Je nach Konfiguration des THERMCUBE bewegt sich der Preis zwischen 15 und 25 TEUR. Beim Einbau wird jedoch eine signifikante Einsparung bei der erforderlichen Zeit realisiert. Verglichen mit herkömmlichen und nicht vorkonfigurierten Systemen kann eine Zeitersparnis von bis zu zwei Dritteln erreicht werden. Umgerechnet auf die entsprechenden Handwerkerstunden bewegt sich der wirtschaftliche Vorteil schnell im oberen einstelligen TEUR-Bereich.

Angesprochen auf mögliche Risiken bei der Abhängigkeit von einzelnen Lieferanten, etwa auch aus China, antwortete der Vorstand, dass der THERMCUBE bewusst so konzipiert wurde, dass hier Wärmepumpen verschiedenster Hersteller zum Einsatz kommen können. Bei den Prototypen hat man etwa mit Lösungen von Viessmann und Buderus agiert. Auch andere Hersteller können hier aber integriert werden. Bei der Wahl der Lieferanten will man sich aber auch davon leiten lassen, dass ein entsprechender Rund-um-die-Uhr-Support gegeben und auch eine Basis an qualifizierten Fachfirmen vorhanden ist. Die klassische Frage ist dabei, so Knoke weiter, haben wir einen Lieferanten mit einem Servicenetz, welches auch eine Lösung bieten kann, wenn die Wärmepumpe an Heiligabend morgens ausfällt? Insoweit scheiden hier vermeintlich kostengünstige Lieferanten aus Fernost eher aus, da diese im Regelfall nicht über ein entsprechendes Servicenetz an Betrieben in Deutschland verfügen.

Im Kontext der ausgesprochen hohen Dividendenzahlung für das Jahr 2022 erkundigte sich ein weiterer Redner nach der grundsätzlichen Dividendenstrategie der 3U HOLDING AG. Laut Herrn Hellrung wird seit dem Jahr 2017 die Strategie verfolgt, rund 50 Prozent des operativ erzielten Jahresergebnisses an die Anteilseigner auszuschütten. An dieser Herangehensweise soll auch künftig weiter festgehalten werden. Auch den aktuellen Gewinnverwendungsvorschlag sieht er als mit diesem Ansatz vereinbar an.


Abstimmungen

Nach Beendigung der allgemeinen Aussprache um 14:11 Uhr wurde die Präsenz mit 13.803.686 Aktien oder 37,61 Prozent des stimmberechtigten Grundkapitals festgestellt. Sämtliche Beschlussvorschläge der Verwaltung wurden mit sehr großer Mehrheit verabschiedet. Die Zahl der abgegebenen Neinstimmen schwankte dabei zwischen 10.493 (oder 0,08 Prozent) beim Beschluss zur Gewinnverwendung unter TOP 2 und 1.013.431 Neinstimmen (entspricht 7,34 Prozent) bei der Ermächtigung zur Abhaltung virtueller Hauptversammlungen unter TOP 8.

Im Einzelnen beschlossen wurde die Ausschüttung einer Dividende von 3,20 Euro (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4) jeweils im Wege der Einzelentlastung, die Wahl der Herren Ralf Thoenes, Stefan Thies, Michael Schmidt und auf entsprechenden abweichenden Antrag Lenard Lange in den Aufsichtsrat (TOP 5) und die Wahl der Ebner Stolz GmbH & Co. KG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Steuerberatungsgesellschaft zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2023 (TOP 6). Ferner beschlossen wurde die Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien (TOP 7), die Ergänzung der Satzung zur Abhaltung einer virtuellen Hauptversammlung (TOP 8) und die Ergänzung der Satzung zur Ermöglichung der Teilnahme von Aufsichtsratsmitgliedern im Wege der Bild- und Tonübertragung (TOP 9) sowie die Änderung der Bestimmungen zur Vergütung des Aufsichtsrats (TOP 10).

Der Versammlungsleiter konnte die Hauptversammlung nach einer Dauer von etwas über vier Stunden um 15:13 Uhr schließen.


Fazit

Das Geschäftsjahr 2022 markiert das bisher erfolgreichste Jahr in der gut fünfundzwanzigjährigen Historie der 3U HOLDING AG. Insbesondere die erfolgreiche Veräußerung der weclapp-Beteiligung an eine vom Finanzinvestor KKR dominierte Erwerberin hat zu einem sehr hohen Ergebnisbeitrag geführt. Dies ist insbesondere als ein großer Managementerfolg zu bewerten, da sich das Kapitalmarktumfeld für den ursprünglich ins Auge gefassten IPO bereits Ende 2021 deutlich eingetrübt hatte und die letztlich realisierte Bewertung in dieser Form durch einen Börsengang wohl nicht mehr hätte realisiert werden können.

Nach dem Verkauf der weclapp SE sind die Perspektiven dennoch durchaus als positiv zu bewerten. Natürlich erhalten die Anteilseigner mit einer Rekorddividende von 3,20 Euro je Aktie einen sehr ordentlichen Anteil am Erfolg des Jahres 2022 direkt aufs Konto. Das weiter bestehende Geschäft bietet aus Sicht des Verfassers aber durchaus noch einige interessante Chancen vor allem im Segment SHK. Mit dem Einstieg in den Bereich Wärmepumpen über das zum Patent angemeldete Produkt THERMCUBE und der Erweiterung der potenziellen Kundenbasis um Handwerksbetriebe oder Fertigbauhersteller besteht hier die Chance auf eine weitere IPO-Story mit entsprechender Kursfantasie in der Zukunft.

Aktuell erscheint die 3U-Aktie aus Sicht des Verfassers vergleichsweise fair am Markt bewertet zu werden, bei Kursschwächen könnten sich auf Sicht jedoch auch (Zu-)Käufe anbieten.


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Veröffentlichungsdatum: 07.06.2023 - 16:20
Redakteur: ala
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