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HV-Bericht sino AG - Erneut mit attraktiver Dividende von 2,80 Euro – Trade-Republic-Beteiligung schon mehr wert als die Marktkapitalisierung?

Die sino AG hatte für den 11. Mai 2023 zur Hauptversammlung mit Vorlage des Jahresabschlusses 2021/22 (bis 30. September) eingeladen. Das Treffen fand virtuell ohne physische Präsenz der Aktionäre statt. Für GSC Research war Matthias Wahler bei der Übertragung der Veranstaltung im Internet zugeschaltet.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Marcus Krumbholz eröffnete die Versammlung um 11 Uhr und teilte mit, dass der Vorstand mit den Herren Ingo Hillen und Karsten Müller komplett anwesend ist. Auch der Aufsichtsrat war vollzählig zugegen. Das Protokoll führte Notar Dr. Henryk Haibt. Außerdem waren die Stimmrechtsvertreter und ein rechtlicher Berater vor Ort anwesend.

Nach Abhandlung der Formalien sprach Dr. Krumbholz einige ergänzende Worte zum Bericht des Aufsichtsrats. Das Kontrollgremium hat sich im Geschäftsjahr 2022 insgesamt dreizehnmal, teils in Präsenz, teils virtuell, zusammengefunden.

Anschließend übergab er das Wort an den Vorstand.


Bericht des Vorstands

Herr Hillen präsentierte eingangs einen Chart mit dem längerfristigen Kursverlauf der sino-Aktie, bereinigt um die teils hohen Ausschüttungen. Insbesondere betraf dies die im vergangenen Jahr gezahlte Rekorddividende von 56 Euro. Das Schaubild zeigte eine beeindruckende Entwicklung. Das Kursniveau hat sich in den letzten vier Jahren mehr als verzwanzigfacht – und der Vorstand will alles dafür tun, dass der positive Trend anhält.

Im Folgenden kam Herr Hillen auf das Geschäftsjahr 2021/22 zu sprechen. Das erste Quartal, also der Zeitraum Oktober bis Dezember 2021, war noch von der Corona-Pandemie geprägt gewesen und an der Börse waren hohe Schwankungen zu verzeichnen. Die Zahl der ausgeführten Orders lag in diesem Zeitraum mit 243.000 (Vorjahr: 333.000) deutlich unter dem Vorjahreswert. Dennoch konnte ein sehr gutes EBT von 787 TEUR erwirtschaftet werden.

Im zweiten Quartal, also von Januar bis März 2022, war die Entwicklung ähnlich. Die Zahl der ausgeführten Orders ging auf 289.000 (438.000) zurück, das EBT belief sich auf 497 TEUR. Im dritten Quartal wurden insgesamt 170.000 (262.000) Orders ausgeführt und das EBT war mit minus 206 TEUR negativ. Auch im vierten Quartal wurde bei 148.000 (201.000) ausgeführten Orders ein negatives EBT von minus 731 TEUR erwirtschaftet.

Insgesamt wurden im Berichtszeitraum 850.000 Orders ausgeführt. Gegenüber dem Vorjahreswert von 1,23 Millionen bedeutet dies einen Rückgang von 31 Prozent. Davon entfielen 768.000 Orders auf Aktien-Trades (Vorjahr: 1,18 Millionen) und 163.000 (113.000) auf Future-Kontrakte. Die Depotzahl ging auf 306 (322) weiter zurück. Unverändert werden, wie Herr Hillen betonte, aber ausschließlich Depots gekündigt, mit denen minimale Provisionen erwirtschaftet werden oder die komplett inaktiv sind.

In Summe schloss die sino AG den Berichtszeitraum mit einem Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit von 347 TEUR ab. Im Vorjahr waren es, massiv getrieben vom Teilverkauf der Beteiligung an der Trade Republic GmbH, 142,1 Mio. Euro gewesen. Der Jahresüberschuss der AG beläuft sich auf 351 TEUR nach 138,7 Mio. Euro. Erträge aus Anteilsverkäufen ergaben sich in Höhe von 1,16 Mio. Euro aus der Veräußerung von tick-TS-Aktien. Außerdem konnten von der tick-TS AG Dividenden in Höhe von 296 (181) TEUR vereinnahmt werden.

Wichtig war Herrn Hillen der Hinweis, dass das Ergebnis des vergangenen Jahres nach der Kündigung durch HSBC erheblich durch die Migration des Geschäfts zur Baader Bank beeinflusst war. Hierdurch ergaben sich hohe interne und externe Aufwendungen, vor allem in Form von Rechts- und Beratungskosten. Umso mehr freut den Vorstand, dass das Projekt zum 30. November 2022 erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Aktuell werden nur noch einige letzte Themen abgearbeitet.

Im Konzern wird ein Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit von 947 TEUR nach 143,0 Mio. Euro ausgewiesen und der Jahresüberschuss beläuft sich auf 952 TEUR nach 139,4 Mio. Euro in der Vorperiode.

Sodann informierte der Vorstand, dass nach der letztjährigen Rekordausschüttung der diesjährigen Hauptversammlung eine Dividende von 2,80 Euro vorgeschlagen wird. In Summe sollen damit 6,5 Mio. Euro an die Aktionäre ausgekehrt werden. Die restlichen 3,1 Mio. Euro werden auf neue Rechnung vorgetragen. Es ist beabsichtigt, auch künftig einen Großteil des Bilanzgewinns auszuschütten.

Das erste Quartal des laufenden Jahres war nach Aussage von Herrn Hillen ebenfalls von einer geringen Handelstätigkeit geprägt. Die Zahl der ausgeführten Orders ging auf 121.000 (243.000) spürbar zurück. Zudem belastete der Aufwand aus dem Abschluss der Migration des Geschäfts zur Baader Bank. Das EBT war mit minus 838 TEUR negativ, ebenso das Ergebnis nach Steuern mit minus 581 TEUR.

Herr Hillen fuhr fort mit einem Überblick über die inzwischen sechs Beteiligungen. Bei der Quin Technologies GmbH handelt es sich nach seiner Aussage um eine kostenlose und sichere Plattform für alles, was mit Investitionen zu tun hat. Das Unternehmen ist kein Finanzdienstleister, führt also keine Konten und keine Depots. Das Angebot umfasst jedoch eine Plattform, um verschiedene Depots zusammenzuführen und beispielsweise Performance-Analysen zu erstellen.

Im Juni 2022 hat die Quin Technologies GmbH eine Series A Finanzierungsrunde mit einem Volumen von 15 Mio. US-Dollar erfolgreich abgeschlossen. Neben der sino AG konnten auf diesem Weg weitere renommierte Investoren wie Portage Ventures und Horizon Ventures sowie Business Angels gewonnen werden. Die sino AG ist nach dieser Finanzierungsrunde mit 11,1 Prozent beteiligt.

Die tick-TS AG hat die sino AG im Jahr 2002 mitgegründet. Das Softwareunternehmen konzentriert sich darauf, seinen Kunden das fortschrittlichste Paket für den professionellen Handel aller Anlageklassen zu liefern. An dem börsengelisteten Unternehmen ist die sino AG heute noch mit 86.185 Aktien bzw. 4,3 Prozent beteiligt.

Bei der Sub Capitals GmbH handelt es sich Herrn Hillen zufolge um ein Fin-Tech-Unternehmen, das künstliche Intelligenz für Privatanleger demokratisiert. Die sino AG ist seit September 2021 beteiligt und hält inzwischen rund 7,7 Prozent am Stammkapital. Ein Meilenstein war am 24. April 2023 der erfolgreiche Launch eines Zertifikats, das ausschließlich mit künstlicher Intelligenz an den Börsen handelt und in das Privatkunden bereits ab einem Anlagebetrag von 100 Euro investieren können.

Die Captiq GmbH bietet unkomplizierte Finanzierungen für Kammerberufler wie Architekten zwischen 10 und 250 TEUR an. Das Ziel ist es, die Kreditvergabe für diese Berufsgruppen deutlich zu beschleunigen. Der Prozess dauert nicht wie üblich Wochen, sondern in der Regel nur wenige Tage. Allerdings bewegt sich das Unternehmen, an dem die sino AG mit rund 4,3 Prozent beteiligt ist, durch die aktuelle Zinsentwicklung in keinem einfachen Marktumfeld.

Beatvest ist nach Angabe von Herrn Hillen eine Investment-App für Anfänger mit der Perspektive, über diese App auch Geld am Kapitalmarkt anlegen zu können. An diesem noch sehr kleinen und jungen Unternehmen hat sich die sino AG im Juni 2022 in Form eines Wandeldarlehens mit 200 TEUR beteiligt. Investoren bei Beatvest sind unter anderem Max Tayenthal, der Gründer von N26, und Stephanie Casper, Vorstand von Axel Springer.

Fest etabliert im Markt ist inzwischen die Trade Republic Bank GmbH, an deren Aufbau die sino AG bekanntlich seit dem Jahr 2017 maßgeblich beteiligt war. Mittlerweile handelt es sich um Europas größte Sparplattform, die 340 Millionen Europäer in 17 Ländern erreicht. Das Produktangebot ist sehr umfangreich. Es können nicht nur Aktien und ETFs gehandelt und Sparpläne angelegt werden, es werden auch die unterschiedlichsten Derivate und sogar Kryptowährungen angeboten.

Der Anteil der sino AG beträgt nach Abzug aller Mitarbeiterbeteiligungsprogramme noch 2,3 Prozent. Spannend wird es dann am 24. Dezember 2023, wenn die Lock-up-Periode für alle Gesellschafter endet. Herr Hillen bewertet die derzeitige Entwicklung und auch die Perspektiven für die Zukunft sehr positiv. Er ist weiterhin überzeugt, dass allein der verbleibende Anteil an Trade Republic mehr wert sein könnte als die gesamte Marktkapitalisierung der sino AG von etwa 70 Mio. Euro.

Für den Ausblick übernahm Vorstandskollege Karsten Müller. Er freute sich mitteilen zu können, dass der Übergang des Kundengeschäfts zur Baader Bank als neuem Partner für die Orderabwicklung zum 30. November 2022 gelungen ist. Jetzt geht es noch um den Feinschliff. Der Fokus liegt nach der gelungenen Migration auf dem sukzessiven Ausbau des Kerngeschäfts, außerdem auf der Qualitätssicherung und der Erweiterung der Produktpalette.

Die Kündigung durch den bisherigen Partner HSBC kam nach Aussage von Herrn Müller überraschend. Er zeigte sich aber sehr zufrieden damit, dass sich nach intensiver Suche die Baader Bank bereiterklärt hat, mit sino zusammen ein für sie neues Geschäftsfeld zu eröffnen. Natürlich ging der Übergang nach immerhin 25 Jahren bei der HSBC aber nicht komplett ohne Reibungsverluste vonstatten.

Mittelfristig soll die Kundenbasis jetzt deutlich erhöht werden. Herr Müller ist überzeugt, dass die sino AG im Kerngeschäft substanziell Geld verdienen kann. Die Kundenzahl soll in den nächsten Jahren verdoppelt werden. Aktuell sieht er die sino AG in einem Übergangsjahr. Er erwartet für die laufende Berichtsperiode einen Konzernfehlbetrag zwischen minus 0,2 und minus 1,2 Mio. Euro.

Der Antrag zur Lizenzerweiterung wird voraussichtlich noch in diesem Jahr gestellt. Dies macht nach Überzeugung des Vorstands erst dann Sinn, wenn auch die letzten offenen Fragen die Migration betreffend geklärt sind. Nach erfolgter Lizenzerteilung soll die Hauptversammlung dann noch einmal um Genehmigung gebeten werden.

Für das zweite Halbjahr ist Herrn Müller zufolge eine Marketingkampagne geplant. Derzeit läuft eine umfassende Marktanalyse in Zusammenarbeit mit einer renommierten Marketingagentur. In der Kampagne soll es darum gehen, in der Zielgruppe der Heavy-Trader die Vorteile des Angebots von sino noch besser darzustellen.

Mit der neuen Kooperation mit der Baader Bank AG erwartet Herr Müller eine Stärkung des Kerngeschäfts. Viel verspricht er sich insbesondere davon, dass das Mindestanfangskapital von bisher 250 auf 50 TEUR reduziert wurde, wodurch ein deutlich größerer Kundenkreis angesprochen wird. Trader-Nachwuchs erhofft er sich unter anderem von Trade Republic. Selbst wenn sich nur ein sehr kleiner Teil der dortigen Anleger professionalisiert, wird es einige Profis geben, die dann zu sino wechseln. Das Mindestanfangskapital von 250 TEUR bei der HSBC machte ein Kundenwachstum jedoch nahezu unmöglich.

Positiv wertet der Vorstand auch, dass jetzt die Möglichkeit der Kontoeröffnung für anspruchsvolle Heavy Trader auch aus anderen Ländern besteht. Zudem gibt es eine größere Flexibilität des Produkt- und Preisangebots für bestehende und neue Kunden. Als Beispiel nannte er die einfachere Gewährung von Lombardkrediten, was von den Kunden gut angenommen wird.

Geplant ist außerdem eine weitere Verbesserung des Produkt- und Serviceangebots für sino-Kunden und die Aufnahme neuer Emittenten. Es soll auch noch in diesem Jahr eine App angeboten werden. Überdies werden aktuell Aktivitäten im Kryptohandel geprüft und nicht zuletzt soll kurzfristig die Anbindung der LS Exchange erfolgen, womit dann der Handel bereits ab 7:30 Uhr möglich ist. Abschließend teilte der Vorstand mit, dass seit Beginn der Kooperation, obwohl es bisher noch keinerlei Marketingaktivitäten gab, bereits 33 neue Kunden gewonnen werden konnten.


Allgemeine Aussprache

In der folgenden Debatte sprachen zunächst Andreas Massek von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) und Dietmar Erlebach als Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Im Anschluss hatte Aktionär Thomas Lüllemann aus Hamburg noch einige Fragen und Anmerkungen.

Die beiden Aktionärsschützer zeigten sich wenig begeistert, dass die Hauptversammlung wieder nur virtuell stattfindet. Herr Erlebach fand dies vor allem befremdlich, weil die Gesellschaft sogar in Pandemiezeiten bevorzugt zu Präsenzveranstaltungen eingeladen hatte. Ihn interessierte, wie viele Teilnehmer bei der Übertragung zugeschaltet sind. Zudem bat er um einen Kostenvergleich. Bei der Beschlussfassung zu TOP 6 wollten beide mit Nein stimmen.

Herr Hillen nahm zur Kenntnis, dass sich die Vertreter von DSW und SdK gegen die virtuelle Hauptversammlung aussprechen. Wichtig war ihm indes die Klarstellung, dass das Bild keineswegs einheitlich ist. Andere Aktionäre bevorzugen das virtuelle Format. Aus Unternehmenssicht geht es ihm darum, den Trend zu Digitalisierung und Nachhaltigkeit zu unterstützen. Bei einer virtuellen Hauptversammlung können sich die Aktionäre von überall zuschalten, die Teilnahme wird erleichtert. Im Übrigen müssen Fragen nicht mehr vorab eingereicht werden, sondern können live gestellt werden.

Die Satzung soll nach seiner Aussage vorsorglich an die neuen Gegebenheiten angepasst werden. Praktisch alle Gesellschaften nehmen diese Regelung in die Satzung mit auf. Wie er klarstellte, bedeutet dies keineswegs, dass die Hauptversammlung ab sofort immer virtuell abgehalten wird. Es sollen nur alle Möglichkeiten offengehalten werden. Über das tatsächliche Vorgehen werde man jedes Jahr neu entscheiden.

Aktuell sind, wie Herr Hillen weiter ausführte, 50 Teilnehmer zugeschaltet. Das sind etwas mehr als bei den letzten Präsenzveranstaltungen. Die Kosten für die letztjährige Hauptversammlung beliefen sich auf rund 240 TEUR. In diesem Jahr werden sie mit 100 bis 150 TEUR erwartet.

Herr Massek begrüßte ausdrücklich, dass nach zehn Jahren nun endlich mit der DWP AG ein neuer Abschlussprüfer vorgeschlagen wird. Ihn interessierte, wie die Verwaltung gerade auf diese Gesellschaft gekommen ist. Nach Aussage von Herrn Hillen hat es einen Auswahlprozess gegeben. Er ist überzeugt, mit der DWP einen guten Abschlussprüfer für die sino AG gefunden zu haben.

Positiv bewerteten Herr Massek und Herr Erlebach den Dividendenvorschlag. Sie hatten nicht erwartet, dass nach dem Ausnahmejahr 2022 wieder eine attraktive Dividende gezahlt wird. Bei 2,80 Euro und einem Aktienkurs von 30 Euro errechnet sich eine Rendite von fast 10 Prozent. Allerdings wurde der Betrag nicht verdient und es sieht nach Meinung der Aktionärsschützer nicht so aus, als ob dauerhaft Dividenden in dieser Höhe ausgeschüttet werden könnten. Herr Erlebach bat um eine Konkretisierung der Dividendenstrategie.

In seiner Antwort bekräftigte der Vorstandsvorsitzende, dass auch in Zukunft grundsätzlich ein Großteil des Bilanzgewinns an die Aktionäre ausgeschüttet werden soll. Er habe bereits Rückmeldung von vielen Aktionären erhalten, die ein solches Vorgehen unterstützen. Es ist nicht so, dass Dividendenkontinuität in Form eines festen absoluten Ausschüttungsbetrags angestrebt wird.

Eine gewisse Besorgnis äußerten die Vertreter von SdK und DSW mit Blick auf die Entwicklung im Kerngeschäft. Dieses ist nach Auffassung von Herrn Massek noch weit von der Profitabilität entfernt und die Zahl der Depots ging im vergangenen Jahr erneut deutlich zurück. Auch die Orderzahlen entwickelten sich rückläufig. Ebenso wie Herr Erlebach bat er darum, eine Perspektive aufzuzeigen. Von den erhofften positiven Effekten nach dem Wechsel zur Baader Bank konnten beide noch nichts erkennen.

Dieses Thema betreffend verwies Herr Hillen auf die Ausführungen seines Vorstandskollegen, der die deutlich verbesserten Perspektiven des Kerngeschäfts aufgezeigt hatte. Wie dargelegt, konnten seit der Migration zur Baader Bank ohne Werbung in wenigen Monaten bereits 33 Depots neu eröffnet werden, was mit Blick auf die bisherige Gesamtzahl an Depots eine beachtliche Zahl ist. Und im Sommer werde man anfangen, die Entwicklung zusätzlich mit Marketingmaßnahmen zu unterstützen.

Die Rückmeldungen, die bei ihm eingehen, zeigen eine regelrechte Begeisterung vieler Kunden. Vor allem die Erweiterung des Produktangebots und die einfachere Möglichkeit der Kreditaufnahme werden positiv gewertet. Ebenso dürfte sich die Absenkung der Mindestanlage auf 50 TEUR positiv auswirken. Letztlich wird sino nach seiner Überzeugung bei der Baader Bank noch besser aufgestellt sein als bei HSBC. Das klare Ziel ist es, die Kundenzahl in den nächsten Jahren zu verdoppeln.

Viel verspricht sich Herr Hillen in diesem Zusammenhang davon, dass mit Trade Republic und anderen Neobrokern Millionen junger Menschen neu zum Investieren gebracht worden sind. Auf Sicht werden sich daraus sicherlich tausende potenzieller sino-Kunden entwickeln, von denen man einige hundert tatsächlich als Kunden gewinnen wolle. Mit der größeren Kundenzahl wird dann auch die Zahl der Orders wieder steigen. Herr Hillen ist fest überzeugt, dass das Kerngeschäft auf Sicht wieder profitabel wird.

Überdies bat Herr Erlebach um ergänzende Ausführungen zu den verschiedenen Beteiligungen, die er insgesamt als interessant bewertete. Nach seiner Einschätzung dürften sich zumindest in einigen Fällen interessante Chancen für sino eröffnen. Vielleicht kann auch noch einmal ein Volltreffer wie bei Trade Republic gelandet werden, was immer noch die wichtigste Beteiligung von sino ist. Er bat um ergänzende Informationen zur aktuellen Situation dieser Gesellschaft.

Um keine übertriebenen Erwartungen zu wecken, stellte Herr Hillen zunächst klar, dass derzeit nicht zu erkennen ist, ob bei den Beteiligungen ein neuer Blockbuster so wie Trade Republic dabei sein könnte. Natürlich würde dies ihn und alle anderen Aktionäre sehr freuen. Letztlich muss es aber auch kein neues Einhorn mit einer Bewertung im Milliardenbereich sein. Etwas weniger wäre auch in Ordnung, die Marktkapitalisierung der sino AG beläuft sich schließlich nur auf 70 Mio. Euro.

In diesem Zusammenhang warf Herr Erlebach die Frage auf, was bei Trade Republic nach dem Ende der Lock-up-Frist Ende am 24. Dezember 2023 zu erwarten ist. Hier gilt es nach Aussage des Vorstandsvorsitzenden abzuwarten. Aus Sicht von sino sei man in dieser Hinsicht opportunistisch. Wenn jemand kommt und die Anteile kaufen will, werde man dies prüfen. Allerdings ist er wie dargelegt sehr zuversichtlich für die weitere Entwicklung des Neobrokers.

Zur Sub Capitals GmbH bekräftigte Herr Hillen auf Nachfrage des Aktionärsschützers, dass dieses Fintech-Unternehmen mit der Schaffung der Möglichkeit für Privatanleger, mithilfe von künstlicher Intelligenz an der Börse zu investieren, über ein sehr spannendes Produkt verfügt. Bekanntlich ist dieses Thema derzeit in aller Munde. Das Geschäft entwickelt sich gut. Die UBS ist mit der Resonanz auf das neu aufgelegte Zertifikat zufrieden.

Herr Lüllemann kam noch einmal auf die neue Partnerschaft mit der Baader Bank zu sprechen. Er sah die Gefahr, dass in der neuen Aufstellung spezielle Features, die sino für die eigenen Kunden entwickelt, auch an andere Partner der Baader Bank weitergereicht werden. Dies könnte dazu führen, dass auch andere Broker verstärkt Heavy Trader ansprechen und versuchen, Kunden von sino abzuwerben.

Herr Hillen kann dieses Risiko nicht erkennen. Wie ausgeführt, ist er zuversichtlich, dass mit Trade Republic und ähnlichen Anbietern eine neue Generation von Anlegern heranwächst, von denen sich ein kleiner Prozentsatz immer mehr professionalisieren und von denen dann ein Teil zu sino kommen wird. Für normale Anleger ist die Handelsoberfläche MX-PRO allerdings viel zu speziell. Sino spricht im Kerngeschäft ausschließlich aktive und sehr aktive Trader an und hat deshalb relativ wenige Kunden. Herr Hillen kann sich nicht vorstellen, dass Neobroker wie Trade Republic in dieser Nische glücklich werden würden.


Abstimmungen

Vor Verkündung der Abstimmungsergebnisse informierte Dr. Krumbholz über die aktuelle Präsenz. Der Stimmrechtsvertreter vertrat 43.233 Aktien. Bezogen auf das gesamte Grundkapital von 2.337.500 Euro, eingeteilt in ebenso viele Aktien, entsprach dies einer Quote von 1,85 Prozent. Darüber hinaus waren 1.314.133 Aktien im Wege der Briefwahl angemeldet. Darin waren die Stimmen der HSBC trotz der freiwilligen Stimmrechtsbeschränkung noch in vollem Umfang enthalten. Insgesamt waren somit 58,07 Prozent des Grundkapitals vertreten. Stimmberechtigt waren allerdings nur 1.049.886 Aktien entsprechend einem Anteil von 44,91 Prozent.

Alle Beschlüsse, im Einzelnen waren dies die Dividende von 2,80 Euro (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Bestellung der DWP AG zum Abschlussprüfer (TOP 5), die Ermöglichung von virtuellen Hauptversammlungen (TOP 6) sowie die Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien (TOP 7), wurden mit Zustimmungsquoten über 98 Prozent gefasst.

Der Vorsitzende schloss die Hauptversammlung um 14:15 Uhr.


Fazit

Die sino AG hat das Geschäftsjahr 2021/22 mit durchwachsenem Erfolg abgeschlossen. Die Zahl der ausgeführten Orders entwickelte sich mit den deutlich geringeren Handelsvolumina an der Börse stark rückläufig, was direkt auf das Ergebnis durchschlug. Hinzu kam eine hohe Belastung durch die Migration des Geschäfts zur Baader Bank, die nach der Kündigung durch HSBC der neue Partner für die Orderabwicklung ist. Dennoch ergab sich ein Konzernjahresüberschuss von knapp 1 Mio. Euro. Der massiv vom Teilverkauf der Beteiligung an Trade Republic beeinflusste Vorjahreswert ist kein geeigneter Vergleichsmaßstab.

Das Ergebnis je Aktie errechnet sich mit 0,41 (59,63) Euro. Dennoch beschloss die Hauptversammlung erneut eine attraktive Dividende von 2,80 (56) Euro, was auf dem aktuellen Kursniveau von 30 Euro eine Rendite von fast 10 Prozent bedeutet. Damit ist jetzt allerdings der größte Teil des verbliebenen Bilanzgewinns ausgeschüttet. Weitere Ausschüttungen in dieser Höhe oder noch darüber werden nur möglich sein, wenn wieder mehr Geld verdient wird, sei es im operativen Geschäft oder mit den Beteiligungen.

Potenzial gibt es auf beiden Ebenen. Im operativen Geschäft soll die bislang sehr überschaubare Kundenzahl zusammen mit der Baader Bank in den nächsten Jahren verdoppelt werden. Dazu beitragen soll insbesondere die Reduzierung des Mindestanfangskapitals auf 50 TEUR, wodurch die Ansprache eines weit größeren Kundenkreises möglich wird. Außerdem können jetzt auch Konten für Heavy Trader aus dem Ausland eröffnet werden. Überdies soll das Produkt- und Serviceangebot ausgebaut werden. Der Vorstand ist zuversichtlich, dass im Kerngeschäft in Zukunft wieder substanziell Geld verdient werden kann.

Zusätzliche Chancen eröffnen die mittlerweile sechs Beteiligungen. Spannend klingen beispielsweise die Sub Capitals GmbH, die künstliche Intelligenz für Privatanleger demokratisieren will, und die Quin Technologies GmbH, die in ihrer letzten Finanzierungsrunde renommierte neue Investoren gewinnen konnte. Überdies werden noch immer 2,3 Prozent an Trade Republic gehalten und allein diese Beteiligung könnte schon mehr wert sein als die gesamte Marktkapitalisierung von sino, die sich beim aktuellen Kurs von 30 Euro mit 71 Mio. Euro errechnet. Alles in allem ist die sino-Aktie weiterhin ein vielversprechendes Investment.


Kontaktadresse

sino AG
Ernst-Schneider-Platz 1
D-40212 Düsseldorf

Tel.: +49 (0)2 11 / 36 11-20 40

Internet: www.sino.de

Ansprechpartner Investor Relations

Ingo Hillen, Vorstand

E-Mail: [email protected]



Hinweis: Der Verfasser hält Aktien der beschriebenen Gesellschaft.

 



Veröffentlichungsdatum: 02.06.2023 - 17:15
Redakteur: mwa
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