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HV-Bericht FORTEC Elektronik AG - Rekordergebnis trotz herausfordernder Rahmenbedingungen – Dividende steigt auf 0,70 Euro

Die FORTEC Elektronik AG hatte für den 15. Februar 2023 zur Hauptversammlung mit Vorlage des Jahresabschlusses 2021/22 (bis 30. Juni) eingeladen. Nach zwei Jahren mit virtuellen Zusammenkünften fand die Veranstaltung diesmal wieder vor Ort im Haus der Bayerischen Wirtschaft in München statt, worüber sich Vorstand und Aufsichtsrat und sichtlich auch der größte Teil der Aktionäre sehr freuten.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Christoph Schubert eröffnete die Versammlung um 10 Uhr vor etwa 80 Aktionären und Gästen, darunter Matthias Wahler für GSC Research, und teilte mit, dass Vorstand und Aufsichtsrat vollzählig anwesend sind. Der Vorstand besteht mit Sandra Maile (CEO) und Bernhard Staller (COO) unverändert aus zwei Personen. Das Protokoll führte Notarin Dr. Beate Kopp.

Im Folgenden informierte Herr Schubert über eine anstehende personelle Veränderung. Bernhard Staller wird zum 30. Juni 2023 aus Altersgründen aus dem Vorstand ausscheiden. Herr Schubert dankte ihm für die langjährige erfolgreiche Tätigkeit für das Unternehmen. Als sein Nachfolger wurde bereits zum 1. März 2023 Ulrich Ermel bestellt. Der 38-Jährige verfügt über langjährige Expertise im Bereich Stromversorgungen und Embedded und ist aktuell noch als Vizepräsident B2B-Vertrieb für die Region Europa bei einem führenden Distributor für Elektronik tätig.

Sodann erläuterte Herr Schubert die Formalien und informierte über die wesentlichen Punkte aus Sicht des Aufsichtsrats. Anschließend übergab er das Wort an die Vorstandsvorsitzende.


Bericht des Vorstands

Frau Maile begann mit einem Überblick über das wirtschaftliche Umfeld, das sich leider auch nach zweieinhalb Jahren Corona-Pandemie nur teilweise entspannt hat. Besorgt zeigte sie sich von den Ereignissen in China, wo die hohen Infektionszahlen hoffentlich nicht wieder zu Störungen in der Lieferkette führen. Auch die Differenzen zwischen den USA und China sowie die Taiwan-Frage enthalten geopolitische Fragezeichen. Vom Ukraine-Krieg ist FORTEC indes bisher nicht in dem Maße betroffen, wie dies bei anderen Wirtschaftszweigen teilweise der Fall ist.

Die Firmenchefin startete dann mit einigen Anmerkungen zur Tagesordnung. Unter TOP 6 war die Schaffung eines neuen genehmigten Kapitals vorgesehen. Damit soll nach Angabe von Frau Maile die Basis dafür geschaffen werden, um auch zukünftig flexibel zu sein, um bei Bedarf die Eigenmittel zu stärken. Aktuell gibt es jedoch keine Pläne zur Ausnutzung dieser Ermächtigung.

Unter TOP 8 sollte in der Satzung die Möglichkeit geschaffen werden, dass auch künftig zu virtuellen Hauptversammlungen eingeladen werden kann. Frau Maile versicherte, dass aktuell nicht beabsichtigt ist, von dieser Ermächtigung Gebrauch zu machen. Man werde sich auch künftig grundsätzlich in Präsenz treffen wollen. Die Vorstandsvorsitzende sieht es jedoch als ihre Pflicht an, Rahmenbedingungen für alle Möglichkeiten zu schaffen und das virtuelle Format auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit entsprechend in der Satzung zu verankern.

Sodann kam die Firmenchefin auf das Geschäftsjahr 2021/22 zu sprechen, das noch immer unter dem Einfluss der Covid-19-Pandemie, der damit verbundenen Versorgungskrise sowie dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine gestanden hat, der am Tag der letztjährigen Hauptversammlung begonnen hat und der leider noch immer nicht beendet ist. Umso mehr freut sich Frau Maile, dass das Berichtsjahr trotz der herausfordernden Rahmenbedingungen mit einem Rekordergebnis abgeschlossen werden konnte.

Nachdem der Auftragsbestand im ersten Halbjahr bereits auf 74 (Vorjahr: 66) Mio. Euro angewachsen war, ging das Orderbuch in der zweiten Jahreshälfte aufgrund nochmaliger regionaler Lockdowns und der vielfältigen wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten bis zum Ende des Berichtsjahres am 30. Juni 2022 auf einen Rekordwert von 94 Mio. Euro nochmals deutlich nach oben.

Auch die anderen wichtigen Kennziffern entwickelten sich erfreulich. Der Umsatz stieg um 15 Prozent auf 89,0 (77,4) Mio. Euro und das EBIT legte sogar um 59 Prozent auf 8,5 (5,3) Mio. Euro zu und bewegte sich damit im optimistischen Bereich der Erwartungen. Die EBIT-Marge erhöhte sich entsprechend auf respektable 9,5 (6,9) Prozent.

Die starke Ertragsentwicklung ist laut Frau Maile zum einen darauf zurückzuführen, dass sich die Wareneinsatzquote trotz höherer Transport- und Frachtkosten und höherer Beschaffungspreise auf 67,3 (68,7) Prozent reduzierte. Ebenso war es beim Personalaufwand, der sich zwar in absoluten Zahlen auf 14,9 (13,4) Mio. Euro erhöhte, damit aber in Relation zum Umsatz mit 16,8 (17,3) Prozent ebenfalls geringer ausfiel.

Zudem erhöhten sich die sonstigen betrieblichen Erträge auf 2,5 (2,1) Mio. Euro. Frau Maile berichtete hier von einem positiven Sondereffekt durch die Erstkonsolidierung der tschechischen Enkelgesellschaft Alltronic, vereinnahmten Entschädigungsleistungen von 237 TEUR sowie Währungsgewinnen von 519 TEUR. Dagegen stehen sonstige betriebliche Aufwendungen von 6,6 (5,5) Mio. Euro. Ursächlich für diesen Anstieg waren eine wieder höhere Werbe- und Reisetätigkeit sowie höhere Beraterkosten im Zusammenhang mit einer geplanten, aber nicht realisierten M&A-Transaktion.

Der Jahresüberschuss erhöhte sich noch stärker als das operative Ergebnis auf 6,3 (3,9) Mio. Euro. Die Umsatzrendite nach Steuern lag damit mit 7,0 (5,0) Prozent volle zwei Prozentpunkte höher als im Vorjahr. Das Ergebnis je Aktie errechnet sich mit 1,92 (1,19) Euro. Mit Blick auf diesen Erfolg lautete der Vorschlag an die Hauptversammlung, die Dividende auf 0,70 (0,60) Euro zu erhöhen, was einer Ausschüttungsquote von 36 Prozent entspricht. FORTEC steht damit weiterhin für eine stabile und verlässliche Dividendenpolitik.

Die erfolgreiche Geschäftsentwicklung fußt laut Frau Maile auf der nachhaltigen Profitabilität beider Segmente. Im Bereich Stromversorgungen, in dem Wachstumsmärkte wie Medizin, Sicherheitstechnik und Transport bedient, aber auch klassische Industrieanwendungen geliefert werden, wuchs der Umsatz auf 32,7 (30,0) Mio. Euro und die EBIT-Marge kletterte auf 4,2 (2,7) Prozent. Im Segment Datenvisualisierung ging der Umsatz auf 56,3 (47,4) Mio. Euro noch deutlich stärker nach oben und die EBIT-Marge erreichte 12,0 (10,7) Prozent.

In beiden Bereichen bietet FORTEC den Kunden nach Angabe der Firmenchefin die gesamte Palette von Standardlösungen und kundenspezifischen Produkten an. Überdies werden die Lösungen intelligent durch Dienstleistungen ergänzt, um den optimalen Kundennutzen und gleichzeitig eine nachhaltige Wertschöpfung für das Unternehmen zu generieren.

Der Auslandsumsatz erhöhte sich, wie Frau Maile weiter ausführte, auf 42,2 (32,4) Mio. Euro. Der Inlandsanteil am Umsatz verringerte sich damit auf 52,6 (58,3) Prozent. Von den Auslandsumsätzen entfiel mit 33 Prozent der größte Teil auf die USA, weitere 13 Prozent entfielen auf das europäische Ausland und 1 Prozent auf sonstige Märkte.

Die Firmenchefin fuhr fort mit einem Blick auf die Konzernbilanz, die bei einer Bilanzsumme von 70,8 (64,0) Mio. Euro mit einer Eigenkapitalquote von 70,4 (69,6) Prozent nach wie vor sehr solide aufgestellt ist.

Auffällig ist auf der Aktivseite besonders der Anstieg der Vorräte auf 26,1 (19,7) Mio. Euro, die damit mehr als ein Drittel der Bilanzsumme ausmachen. Dieser Zuwachs resultiert nach Aussage von Frau Maile aus gestiegenen Beschaffungspreisen, einer erhöhten Lagerhaltung aufgrund des gestiegenen Geschäftsvolumens und einer weiterhin angespannten Liefersituation. Die liquiden Mittel gingen im Gegenzug auf 12,9 (14,7) Mio. Euro zurück. Auch die mit 6,5 (4,9) Mio. Euro höheren Verbindlichkeiten aus Lieferung und Leistung zeigen, dass wieder mehr Ware zur Verfügung steht. Dennoch fehlen vorübergehend immer wieder einzelne Komponenten.

Sodann verschaffte Frau Maile den Aktionären einen Überblick über die FORTEC-Gruppe, die insgesamt sechs operative Tochter- sowie zwei Enkelgesellschaften umfasst. Standorte finden sich in Deutschland, Österreich, der Tschechischen Republik und der Schweiz. Die Firmenchefin sieht den Konzern damit in Mitteleuropa gut aufgestellt, um in den gesamten europäischen Raum „auszustrahlen“.

Sehr erfreulich findet Frau Maile, dass mit dem Ausbau des Standorts in Großbritannien im Jahr 2018 in dieser Region trotz Brexit ein stabiles, nachhaltiges Business geschaffen werden konnte. Und mit dem Standort bei New York ist FORTEC auch im nordamerikanischen Markt vertreten. Im Rahmen der „Grow Together Strategie 2025“ sollen die Standorte nun noch besser zu einem global agierenden Netzwerk mit gemeinsamen Lieferanten und Kunden verbunden werden.

Sodann richtete die Firmenchefin den Blick in die Zukunft. Wie sie in Erinnerung rief, war FORTEC früher als reiner Produktanbieter aktiv und hat als Distributor technologisch hochwertige Produkte an einen breiten Kundenstamm verkauft. Heute wird zusätzlich in beiden Segmenten Entwicklungs- und Produktions-Know-how angeboten, um auf Kundenwünsche und Markterfordernisse schnell und flexibel reagieren zu können.

Unverändert ist es das Ziel, FORTEC zu einem Lösungsanbieter zu entwickeln, um mit den besten Lösungen bevorzugter und langfristiger Partner der Kunden zu werden. Als Mission sieht Frau Maile, im Technologiemarkt die Wettbewerbsfähigkeit der Kunden nachhaltig durch ganzheitliche und innovative Lösungen zu stärken. Ein Ziel im Rahmen der Grow-Together-Strategie ist außerdem die gemeinsame, einheitliche Kommunikation zum Markt. Geplant ist der Schritt hin zu einer gemeinsamen Unternehmensmarke „FORTEC“ mit transparenter Anbindung an die Geschäftsbereiche.

Für das Geschäftsjahr 2022/23 ist Frau Maile trotz der nach wie vor herausfordernden Rahmenbedingungen vorsichtig optimistisch gestimmt. Sie bestätigte die Planung, wonach der Umsatz in der laufenden Periode auf 91 bis 97 Mio. Euro ansteigen und das Konzern-EBIT mit 8 bis 9 Mio. Euro das erreichte hohe Niveau halten soll. Allerdings steht diese Prognose unter dem Vorbehalt, dass sich die Lieferfähigkeit der Vorprodukte weiter stabilisiert und die Infektionswelle in China ihren Höhepunkt erreicht hat.

Im Jahr 2021 hatte die Vorstandsvorsitzende, wie sie noch einmal erinnerte, den Zeitplan für die Erreichung des Umsatzziels von 100 Mio. Euro pandemiebedingt auf 2023 verschoben. Die Lücke zwischen diesem Ziel und der aktuellen Prognose ergibt sich laut Maile aus einem zusätzlich geplanten anorganischem Wachstum von rund 5 bis 7 Mio. Euro. In der Prognose ist dieser Zukauf nicht berücksichtigt, es gibt dies betreffend aber bereits konkrete Gespräche.

Im bisherigen Jahresverlauf sieht die Firmenchefin das Unternehmen auf Kurs. Im ersten Halbjahr bewegt sich der Konzernumsatz nach vorläufigen Zahlen mit einem Zuwachs um 18 Prozent auf 49,4 (42,1) Mio. Euro deutlich über dem Vorjahreswert. Das EBIT konnte auf 4,6 (4,0) Mio. Euro ebenfalls kräftig gesteigert werden. Auch mit Blick auf den Auftragsbestand von 95 Mio. Euro zum 31. Dezember 2022 sieht sie eine gute Basis gegeben, die kommunizierte Prognose zu erreichen.

Frau Maile wagte auch einen mittelfristigen Ausblick. Als Ziel für das Jahr 2026 gab sie aus, den Umsatz auf 110 bis 120 Mio. Euro auszuweiten und eine zweistellige EBIT-Marge zu erwirtschaften. Das jährliche organische Wachstum wird also in den kommenden Jahren rund 7 Prozent betragen und damit über den bisher angepeilten 5 Prozent liegen.

Die Vorstandsvorsitzende schloss mit einem Blick auf den Kursverlauf der Aktie. Sie freut sich, dass der Kapitalmarkt die Erfolge honoriert. Im Berichtsjahr ging der Kurs um 33,7 Prozent nach oben und auch über die letzten zwölf Monate war eine Outperformance im Vergleich zum SDAX zu verzeichnen. Sie will mit ihrem neuen Vorstandskollegen weiterhin daran arbeiten, dass FORTEC ein attraktives, zukunftsorientiertes Unternehmen bleibt.


Allgemeine Aussprache

An den Vorstandsbericht schloss sich wie auch in den Vorjahren eine angeregte Debatte an. Insgesamt meldeten sich acht Redner zu Wort, darunter Paul Petzelberger als Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) sowie die Aktionäre Michael Knappe, Tom Höder, Eckhard Stauffenberg und Ludwig Zerle.

Herr Petzelberger begann mit einem Glückwunsch an den Vorstand und die Mitarbeiter. Das Berichtsjahr wurde mit einem beeindruckenden Ergebnis abgeschlossen und der Aktienkurs befindet sich im Aufwind. Ihm fiel es schwer, überhaupt kritische Punkte zu finden. Sein Dank richtete sich auch an den Aufsichtsrat, dem es gelungen ist, rechtzeitig einen kompetenten Nachfolger für Herrn Staller im Vorstand zu finden.

Über den Dividendenvorschlag von 0,70 Euro wollte sich der SdK-Vertreter ebenfalls nicht beklagen. Von einer Erhöhung kann seiner Meinung nach aber nur bedingt die Rede sein, schließlich hat es vor einigen Jahren schon einmal 0,70 Euro gegeben. Er würde sich freuen, wenn die Dividende zumindest im kommenden Jahr angehoben werden könnte, damit wieder eine Ausschüttungsquote von 40 bis 60 Prozent erreicht wird. Herr Stauffenberg empfand die Dividende insbesondere mit Blick auf die hohe Nettoliquidität als zu mager. Herr Knappe regte an, im kommenden Jahr einen Bonus zu zahlen.

„Natürlich kann man immer mehr ausschütten“, so Frau Maile zu Thema Dividende. Allerdings muss in diesem Zusammenhang auch berücksichtigt werden, dass es einige Pläne für die Zukunft gibt. Wie dargelegt soll das Geschäft weiter ausgebaut werden, wofür erst einmal Geld benötigt wird. Die vorgeschlagene Dividendenerhöhung ist insofern ein Kompromiss. Grundsätzlich ist es aber richtig, dass vor einigen Jahren inklusive Jubiläumszuschlag schon einmal 0,70 Euro ausgeschüttet worden sind.

Eine gewisse Kritik übte Herr Petzelberger an der Planungstreue. Die ursprüngliche Prognose wurde im Geschäftsjahr 2021/22 schließlich bei weitem übertroffen. Er fragte nach den Gründen, die ausschlaggebend waren, dass es letztlich so viel besser gelaufen ist als erwartet. Zudem drängte sich ihm die Frage auf, ob die aktuelle Prognose vielleicht auch wieder zu konservativ ausfällt, nachdem sich die Kostensituation zunehmend zu entspannen scheint.

In ihrer Antwort stellte Frau Maile klar, dass die Prognose im Berichtsjahr nicht übertroffen worden ist. Vielmehr bewegte sich das Ergebnis im oberen Bereich der korrigierten Prognose. Tatsächlich lief es im Berichtsjahr aber besser als ursprünglich prognostiziert, insbesondere deshalb, weil sich die Energiepreise nicht so extrem wie erwartet entwickelt haben. Die Prognose für das laufende Jahr sieht die Vorstandsvorsitzende auch mit Blick auf die Halbjahreszahlen als realistisch an.

Dem Vorstandsbericht hatte der SdK-Vertreter entnommen, dass es ein Akquisitionsobjekt gegeben hat, in das der Vorstand viel Arbeit gesteckt hat, woraus aber letztlich doch nichts geworden ist. Er bat um mehr Details. Herr Stauffenberg wollte wissen, ob die Gespräche an der Bewertung gescheitert sind und was FORTEC bereit gewesen wäre, zu zahlen. Herr Knappe fragte nach den Kosten, die durch dieses gescheiterte Projekt entstanden sind.

Wie Frau Maile ausführte, sind die Gespräche mit einem mittelständischen Unternehmen im Bereich Sicherheitstechnik mit einem Umsatz von knapp 10 Mio. Euro geführt worden. Die Verkäufer haben die Transaktion aber vier Wochen vor der geplanten Vertragsunterzeichnung abgebrochen. Die entstandenen Kosten trägt jeder selbst. Allerdings hat die Gegenseite die Exklusivitätsvereinbarung verletzt, wofür eine Entschädigung gezahlt wurde. Die Verhandlungen sind auf Basis eines EBIT-Multiples von acht und eines Umsatzmultiples von eins geführt worden.

Zudem interessierte Herrn Knappe, welche Spezifikationen ein Unternehmen erfüllen müsste, um für FORTEC interessant zu sein. Nach Angabe von Frau Maile wäre das bevorzugte Ziel ein Hersteller im Bereich Stromversorgungen oder Embedded-PCs, mit dem die Aufstellung in diesem Bereich weiter diversifiziert und der zügig in die vorhandene Vertriebsstruktur eingegliedert werden könnte. Der Umsatz sollte sich in einer Größenordnung zwischen 5 und 25 Mio. Euro bewegen und die operative Marge mehr als 10 Prozent betragen.

Mit dem Vorschlag, dass ein neues genehmigten Kapital in Höhe von bis zu 50 Prozent des bestehenden Grundkapitals beschlossen werden soll, war Herr Petzelberger nicht einverstanden. Zwar ist der Vorstand bisher vertrauensvoll mit derartigen Ermächtigungen umgegangen. Aus Sicht der SdK konnte er aber allenfalls ein Volumen von 30 Prozent mitgehen. Frau Maile teilte mit, dass es derzeit keine Pläne gibt, diese Ermächtigung auszunutzen.

Unschön fand der Aktionärsschützer auch den Vorschlag unter TOP 8, wonach die Möglichkeit zum Abhalten von virtuellen Hauptversammlungen dauerhaft in die Satzung aufgenommen werden soll. Auch die Aktionäre Höder, Stauffenberg und Zerle sprachen sich gegen diese Beschlussfassung aus.

In ihrer Antwort bat Frau Maile um Verständnis, dass mit dieser Satzungsregelung lediglich alle Möglichkeiten offengehalten werden sollen. Die Gesellschaft kommuniziert bekanntlich sehr offen mit den Aktionären, auch außerhalb der Hauptversammlungen. Es gibt derzeit keinerlei erkennbare Gründe dafür, dass tatsächlich zu einer virtuellen Hauptversammlung eingeladen würde.

Verschiedene Fragen von Herrn Stauffenberg betrafen den Jahresabschluss. Unter anderem thematisierte er die hohen sonstigen betrieblichen Erträge, die das Ergebnis positiv beeinflusst haben und bei denen es sich vermutlich großenteils um Einmaleffekte handelte, die sich im laufenden Jahr nicht wiederholen werden.

Seine Frage nach einer Abschätzung, wie sich diese Position im laufenden Jahr entwickeln wird, konnte Frau Maile nicht abschließend beantworten. Wie sie ausführte, gibt es immer wieder Sondereffekte, die berücksichtigt werden müssen. Insbesondere Währungsveränderungen sind jedes Jahr ein Thema, mal positiv, mal negativ. Diese Effekte lassen sich aber nicht planen.

Auffällig fand Herr Stauffenberg die mit 24,7 (25,9) Prozent nochmals niedrigere Steuerquote. Befragt nach der Ursache nannte die Vorstandsvorsitzende als wesentlichen Grund das gut laufende Geschäft der Tochtergesellschaft Apollo in den USA, wo weniger Steuern gezahlt werden müssen. Auch in Großbritannien war eine positive Entwicklung zu verzeichnen. Dort wird die Steuerquote aber steigen. Nach ersten Schätzungen wird die Steuer damit auch im Konzern höher ausfallen. Im Detail muss dies jedoch noch kalkuliert werden.

Ebenso bat Herr Stauffenberg um eine Einschätzung, wie sich der operative Cashflow im laufenden Jahr entwickeln wird. In der Berichtsperiode ist diese Kennzahl insbesondere aufgrund der stark ausgeweiteten Vorräte auf 2,1 (10,2) Mio. Euro regelrecht eingebrochen. Der Aktionär äußerte auch Bedenken, dass sich aus dem hohen Vorratsbestand ein Abwertungsrisiko ergeben könnte.

In ihrer Antwort informierte Frau Maile, dass der starke Ausbau der Vorräte auf 26,1 (19,7) Mio. Euro im vergangenen Jahr auch dem Umstand geschuldet war, dass sich der Lagerbestand zuvor auf einem Tiefpunkt befunden hatte. Im ersten Halbjahr 2022/23 liegen die Vorräte noch einmal höher, was auch den teilweise immer noch sehr langen Lieferzeiten geschuldet ist. Ein Lagerumschlag im Verhältnis zum Umsatz in Höhe von rund 3,5 bis 4 sieht die Vorstandsvorsitzende aber durchaus als in Ordnung an.

Wichtig sind ausreichende Vorräte ihrer Aussage nach auch deshalb, damit zumindest eine gewisse Zeit aus dem Lager überbrückt werden kann. Ein größeres Abwertungsrisiko ergibt sich daraus nach ihrer Überzeugung nicht. Zum größten Teil ist der Vorratsbestand bereits durch Kundenbestellungen abgedeckt. Im Lager findet sich durchschnittlich nur etwa 20 Prozent „freies“ Material, was notwendig ist, da regelmäßig kurzfristige Aufträge eingehen, die schnell bedient werden müssen.

Herr Knappe meinte den Ausführungen von Frau Maile entnommen zu haben, dass die verschiedenen Firmennamen im Zuge der Grow-Together-Strategie, die eine einheitliche Kommunikation zum Markt vorsieht, komplett verschwinden sollen. Nach Angabe von Frau Maile werden im Zuge der Umstellung auf das „Branded House“ Konzept künftig alle Firmen unter der Bezeichnung FORTEC am Markt agieren. Je nach konkretem Tätigkeitsfeld werden jedoch zusätzliche Bezeichnungen im Logo hinzugefügt, so dass weiterhin eine Differenzierung besteht und beabsichtigt ist. Durch die Umstellung soll laut Unternehmenschefin eine höhere Sichtbarkeit im Markt erreicht werden.

Aktionär Kallenberger richtete verschiedene kurze Fragen an den Vorstand. Unter anderem wollte er wissen, ob die FORTEC AG über Patente verfügt. Dies ist nach Aussage der Vorstandschefin nicht der Fall.

Zum Marktanteil in den beiden Segmenten gibt es laut Frau Maile keine Statistiken. Zusammenfassen lässt sich die Situation ihrer Aussage nach so, dass FORTEC in Deutschland zu den großen Playern zählt und in Europa relevant ist, global gesehen aber nicht zu den großen Marktteilnehmern zählt. Grundsätzlich ist es so, dass der Markt konsolidiert und die Wettbewerber damit tendenziell größer werden.

Befragt nach möglichen Klumpenrisiken auf der Kundenseite konnte die Vorstandsvorsitzende Entwarnung geben. Der größte Kunde hat lediglich einen Anteil von 4 Prozent am Konzernumsatz. Das Risiko, dass die Kunden bei den derzeit relativ langen Wartezeiten abspringen könnten, schätzt Frau Maile als eher gering ein. Bei anderen Anbietern geht es in der aktuellen Marktsituation auch nicht schneller.

Eine gewisse Gefahr meinte Herr Kallenberger daraus erwachsen zu sehen, dass lieferantenseitig eine hohe Abhängigkeit von chinesischen Herstellern besteht. Dem konnte Frau Maile nicht widersprechen; allerdings gilt dies nicht nur für FORTEC, sondern für alle Unternehmen der Branche und es wird dauern, bis sich diese Situation verändert. Aktuell ist es tatsächlich so, dass beispielsweise Displays ausschließlich aus China geliefert werden.

Ein Thema der Diskussion war überdies die Aktionärsstruktur, an der sich nach Aussage von Frau Maile nichts Wesentliches verändert hat. Die größte Aktionärin ist seit vielen Jahren die TRM Beteiligungsgesellschaft mbH mit einem Anteil von 31,4 Prozent. Ein weiterer großer Aktionär ist die Schüchl GmbH, die ihre Beteiligung im vergangenen Jahr auf 5,2 Prozent ausgeweitet hat. Soweit bekannt, ist auch dieses Unternehmen an einem langfristigen Investment interessiert. Die Gefahr, dass FORTEC übernommen wird, kann Frau Maile derzeit nicht erkennen.


Abstimmungen

Herr Schubert verkündete die Präsenz mit 1.216.664 Aktien. Bezogen auf das gesamte Grundkapital von 3.250.436 Euro, eingeteilt in ebenso viele Aktien, entsprach dies einer Quote von 37,43 Prozent.

Alle Beschlüsse wurden mit großer Mehrheit gefasst. Am geringsten war die Unterstützung bei den TOP 6 und 8 mit Zustimmungsquoten von 92 bzw. 93 Prozent. Bei allen anderen Tagesordnungspunkten wurden mehr als 98 Prozent Jastimmen gezählt.

Im Einzelnen beschloss die Hauptversammlung über die Dividende von 0,70 Euro (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Wahl der Rödl & Partner GmbH zum Abschlussprüfer (TOP 5), die Schaffung eines neuen genehmigten Kapitals (TOP 6), die Billigung des Vergütungsberichts (TOP 7) sowie die Änderung der Satzung hinsichtlich der Ermächtigung der Gesellschaft zur Durchführung virtueller Hauptversammlungen (TOP 8) und die Änderung der Aufsichtsratsvergütung (TOP 9).

Nach etwa vier Stunden schloss der Vorsitzende die Versammlung.


Fazit

Die FORTEC Elektronik AG hat das Geschäftsjahr 2021/22 noch deutlich besser abgeschlossen als erwartet. Trotz der Herausforderungen durch die teils angespannten Lieferketten und das insgesamt nicht einfache wirtschaftliche Umfeld konnten Umsatz und Ergebnis kräftig gesteigert werden. Die EBIT-Marge ging auf beachtliche 9,5 (6,9) Prozent nach oben, nähert sich also dem zweistelligen Bereich. Die erfreuliche Geschäftsentwicklung nahmen Vorstand und Aufsichtsrat zum Anlass, die Dividende auf 0,70 (0,60) Euro zu erhöhen.

Mit Blick auf die üppige Nettoliquidität wäre sicherlich auch noch mehr möglich gewesen. Bezogen auf das Ergebnis je Aktie von 1,92 (1,19) Euro liegt die Ausschüttungsquote auch nur noch bei 36 Prozent. Allerdings soll das Geschäft weiter ausgebaut werden, wofür erst einmal investiert werden muss. Zudem sind die Gespräche hinsichtlich der Übernahme eines mittelständischen Unternehmens weit fortgeschritten.

Operativ geht es ebenfalls weiter voran. Nach den vorläufigen Zahlen konnten Umsatz und Ergebnis im ersten Halbjahr 2022/23 erneut kräftig ausgeweitet werden und der positive Trend setzt sich fort. Kann die geplante Akquisition zeitnah abgeschlossen werden, könnte schon im laufenden Jahr die Umsatzmarke von 100 Mio. Euro geknackt werden. Bis 2026 soll das Geschäftsvolumen auf 110 bis 120 Mio. Euro ausgeweitet und eine zweistellige Marge erwirtschaftet werden.

Es wundert, dass die Aktie trotz dieser erfreulichen Aussichten nicht recht vorankommt. Zwar ging die Notierung im Berichtszeitraum um ein Drittel nach oben. Seither bewegt sich der Kurs aber im Wesentlichen seitwärts - und rutschte nach der Hauptversammlung sogar wieder in Richtung 24 Euro ab. Dabei scheint es gut möglich, dass bereits im laufenden Jahr mehr als 2 Euro je Aktie verdient werden. Auch mit Blick auf die sehr solide finanzielle Aufstellung ist die Aktie auf diesem Niveau ein klarer Kauf.


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Veröffentlichungsdatum: 27.02.2023 - 11:10
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