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HV-Bericht ORBIS AG - EBIT soll bis zu 30 Prozent gesteigert werden

Am 11. Mai 2006 fand in Völklingen die sechste ordentliche Hauptversammlung der ORBIS AG statt. Wie gewöhnlich hatte die Gesellschaft auch in diesem Jahr eine besondere Lokalität für die Hauptversammlung ausgesucht, und so hatten sich rund 400 Aktionäre und Gäste, Mitglieder des Arbeitskreises Wirtschaft und des Deutsch-Französischen Wirtschaftsclubs und auch Thorsten Renner von GSC Research, in den Räumen des Weltkulturerbes Völklinger Hütte eingefunden, um sich zum 20-jährigen Unternehmensjubiläum über die weiteren Zukunftsaussichten zu informieren. Der Aufsichtsratsvorsitzende Prof. Dr. Schieffer eröffnete die Hauptversammlung und übergab nach dem Verlesen der üblichen Formalien das Wort an den Vorstandssprecher Thomas Gard.


Bericht des Vorstands

Nach den Worten von Herrn Gard ging ORBIS 1986 im gleichen Jahr an den Start, als die Hochöfen der Völklinger Hütte stillgelegt wurden. In den Jahren 1997 bis 2000 wurden Töchter in den USA, Frankreich und der Schweiz gegründet, und im Jahr 2000 erfolgte auch der Gang an die Börse. Seit 2004 besteht eine Partnerschaft mit Microsoft CRM für den Mittelstand, und in 2005 wurde das Unternehmen SAP-Beratungspartner für den Mittelstand. Darüber hinaus konnte eine Partnerschaft mit IBM/SerCon geschlossen werden.

Laut Aussage von Herrn Gard handelt es sich bei ORBIS um eine saarländische Erfolgsgeschichte. Allerdings befindet sich die Branche seit einigen Jahren im Umbruch, trotzdem verzeichnete der ITK-Markt in 2005 ein Wachstum von 2,4 Prozent. Dagegen sanken nach der jüngsten Studie die IT-Budgets von SAP-Kunden im vergangenen Jahr um 1,1 Prozent. Im abgelaufenen Geschäftsjahr erzielte ORBIS bei einem geringfügigen Umsatzwachstum einen deutlichen EBIT-Zuwachs. Insgesamt hat sich die Gesellschaft in einem schwierigen Marktumfeld erneut gut behauptet, betonte Herr Gard.

Wie Herr Mailänder dann ausführte, hatte die Gesellschaft für 2005 kein signifikantes Umsatzwachstum geplant, und dies ist auch eingetroffen. Der Umsatz stieg um 0,3 Prozent auf 19,82 Mio. EUR, blieb damit aber leicht hinter den Erwartungen zurück. Hierfür waren vor allem Projektverschiebungen im vierten Quartal des letzten Jahres verantwortlich, die sich aber auch noch im ersten Quartal des laufenden Jahres bemerkbar machten.

Der Personalaufwand entwickelte sich mit plus 0,3 Prozent auf 13,69 Mio. EUR parallel zum Umsatz. Zum Jahresende 2005 beschäftigte ORBIS 185 Mitarbeiter und damit vier weniger als Ende 2004. Aktuell stellt die Gesellschaft wieder Mitarbeiter ein und beschäftigte zum Jahresende 2005 auch sieben Auszubildende. Wie angekündigt sank der sonstige betriebliche Aufwand um 8 Prozent auf 4,71 Mio. EUR, und zur weiteren Kostensenkung hat die Gesellschaft die Notierung vom Prime in den General Standard gewechselt.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr verbesserte sich das EBIT von 138 auf 561 TEUR, was aber auch im Wegfall der planmäßigen Firmenwertabschreibungen begründet lag. So verbesserte sich auch das Konzernergebnis von 118 auf 346 TEUR, erklärte Herr Mailänder. Während sich die Bilanzsumme um 7 Prozent auf 25,2 Mio. EUR verringerte, verbesserte sich der Cashflow von minus 2,5 auf plus 2,9 Mio. EUR, und auch die Verbindlichkeiten konnten von 10,6 auf 8,4 Mio. EUR abgesenkt werden. Nach den Worten von Herrn Mailänder nahmen die aktivierten latenten Steuern den größten Posten im langfristigen Vermögen ein.

Den weiteren Angaben des Finanzvorstands zufolge sank der Umsatz innerhalb der AG von 18,5 auf 18,4 Mio. EUR, und das EBIT verschlechterte sich von 0,7 auf 0,4 Mio. EUR. Auch das Jahresergebnis verringerte sich von 0,6 auf 0,3 Mio. EUR. Zum Jahresende hielten der Vorstand 23 und der Aufsichtsrat 18 Prozent der Aktien, die restlichen 59 Prozent befanden sich im Streubesitz.

Durch anhaltende Projektverschiebungen sank der Umsatz im ersten Quartal des laufenden Jahres von 5,4 auf 4,6 Mio. EUR, und das EBIT verschlechterte sich von 304 auf 147 TEUR. Dabei fiel das Konzernergebnis von 311 auf nur noch 87 TEUR, was einem Ergebnis je Aktie von 0,01 EUR entsprach. Wie Herr Mailänder weiter ausführte, wurden mittlerweile aber alle Projekte gestartet, und zum aktuellen Zeitpunkt hat ORBIS bereits 71 Prozent des geplanten Umsatzes für 2006 realisiert oder durch feste Aufträge gesichert.

Auch für die Zukunft setzt die Unternehmensführung weiter auf die Partnerschaft mit SAP und Microsoft, betonte Herr Gard. Durch die Partnerschaft mit SerCon erwartete sich der Vorstandssprecher weitere Marktzugänge. Auch wenn ORBIS bei Großkunden in einem starken Wettbewerb steht, nimmt deren Nachfrage am Markt zu, während im Mittelstand die IT-Investitionen weiterhin zurückhaltend getätigt werden. Zum 20-jährigen Jubiläum zeigte sich der Vorstandssprecher optimistisch, dass 2006 ein gutes Jahr wird, und er prognostizierte zum Ende seiner Ausführungen einen Zuwachs beim EBIT um 10 bis 30 Prozent bei einem leichten Umsatzwachstum.


Allgemeine Diskussion

Als erster Redner brachte Herr Dr. Grewenig, Generaldirektor des Weltkulturerbes Völklinger Hütte, seine Freude zum Ausdruck, dass ORBIS die Hauptversammlung in den geschichtsträchtigen Räumen abhält. Herr Renard erkundigte sich nach möglichen Vorteilen der Schnellzugstrecke zwischen Saarbrücken und Paris, die im Sommer in Betrieb gehen soll. Der Vorstandssprecher Herr Gard sah die neue Verbindung sehr positiv, da dies die Reisezeiten verkürzt, und in der Branche von ORBIS bedeuten Zeitgewinne auch Geld.

Herr Dr. Schlüchter als Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) empfand die Ergebnisse der letzten Jahre als nicht zufriedenstellend. Zudem bemängelte er, dass er den AG-Abschluss im Vorfeld der Hauptversammlung nicht erhalten hatte. Ein weiterer Kritikpunkt seinerseits war der fehlende Selbstbehalt bei der D&O-Versicherung. Allerdings brachte er seine Freude über die Dividende zum Ausdruck, auch wenn diese seiner Meinung nach auf "tönernen Füßen" steht. (Anm. des Verfassers: Die Gesellschaft hatte allerdings gar keine Ausschüttung einer Dividende vorgeschlagen.)

Da der Aufsichtsrat einige Aktien verkauft hat, bat der DSW-Vertreter um Angabe, ob dies möglicherweise mit einem mangelnden Vertrauen in die Gesellschaft zusammenhängt. Nach Aussage von Prof. Dr. Schieffer hatten die Verkäufe jedoch rein privaten Charakter, da er auch schon älter ist und nun einen Teil der Früchte seiner Arbeit ernten möchte. Auch von einem Rückzug könne keinesfalls die Rede sein, da er wieder für den Aufsichtsrat kandidieren werde.

Nicht ganz nachvollziehen konnte Dr. Schlüchter das negative Finanzergebnis, obwohl die liquiden Mittel über den Verbindlichkeiten lagen. Nach Angaben der Verwaltung war das letzte Jahr durch einen Liquiditätszuwachs und einen Kreditabbau geprägt. Allerdings stammen die bestehenden Kredite noch aus der Zeit vor dem Börsengang, und eine vorzeitige Ablösung wäre nur unter hohen Kosten möglich. Da die Zinssätze für Kredite aber deutlich über den Zinssätzen für Guthaben liegen, ergab sich letztendlich ein negatives Zinsergebnis. So lagen die Guthabenzinsen im Bereich von 2,0 bis 2,5 Prozent, während die Kreditzinsen bei durchschnittlich 5,2 Prozent lagen.

Auf die Frage nach dem aktuellen Auftragsbestand im Vergleich zum Jahresende meinte Herr Gard, dieser liege jetzt sogar leicht höher. Mit den Planungen zeigte sich Dr. Schlüchter nicht zufrieden, und er empfand die Zielvorgaben als anspruchslos, auch vor dem Hintergrund, dass vergleichbare Unternehmen wie SAP deutlich stärkeres Wachstum erwarten. Laut Herrn Gard ist das Geschäft derzeit nicht einfach, und ORBIS strebt zumindest eine leichte Umsatzsteigerung an. Mit der SAP könne die Gesellschaft jedoch nicht vergleichen werden, da diese ein komplett anderes Geschäftsmodell besitzt.

Erläutert wollte Dr. Schlüchter auch haben, weshalb die Rückstellungen für Gewährleistungen von 2,0 auf 0,5 Prozent abgesenkt wurden. Da es weniger Gewährleistungsfälle gab als erwartet, musste, wie der Vorstand ausführte, der angesetzte Satz von 2,0 Prozent verringert werden, auch weil dieser von der Steuerprüfung bemängelt worden war. Positiv bemerkte Dr. Schlüchter den Rückgang der Aufwendungen für Beratung und Prüfung, aber auch hier wollte er den Grund dafür wissen. Im Zuge der Reorganisation der Firmenstruktur wurden nach Aussage von Herrn Gard einige Gesellschaften zusammengelegt, was dann auch zu geringeren Kosten geführt hat.

Herr Montnacher sah das Problem der recht schwachen Akteinkursentwicklung darin begründet, dass der Gesellschaft ein Makel als "Kapitalvernichtungsmaschine" anhängt. Herr Gard zeigte sich aber überzeugt, dass die derzeitigen Anstrengungen des Unternehmens dazu führen werden, der Aktie auch wieder ein ausreichendes Kurspotenzial zu verleihen. Des Weiteren interessierten den Aktionär die Kosten für den Segmentwechsel an der Börse, den Herr Gard auf einmalig rund 3 TEUR bezifferte. Abschließend bat Herr Montnacher um Angabe des Anteils des US-Geschäfts, in dem nach den Worten von Herrn Gard im letzten Jahr 1,1 Mio. EUR an Umsätzen erzielt wurden.


Abstimmungen

Vom Grundkapital der Gesellschaft in Höhe von 9.147.950 EUR waren 5.196.833 EUR entsprechend 56,81 Prozent vertreten. Die Beschlüsse zu den Tagesordnungspunkten Entlastung des Vorstands (TOP 2), Entlastung des Aufsichtsrats (TOP 3), Wahl des Aufsichtsrats (TOP 4), Wahl des Abschlussprüfers (TOP 5), Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien (TOP 6) und Satzungsänderungen (TOP 7 und 8) wurden jeweils bei wenigen Gegenstimmen und Enthaltungen gefasst. Lediglich bei der Wahl des Aufsichtsrats waren annähernd 10 Prozent Gegenstimmen zu verzeichnen.


Fazit und eigene Meinung

Die ORBIS AG hat im vergangenen Jahr eine deutliche Ergebnisverbesserung erzielt, die jedoch auch zu einem großen Teil durch den Wegfall der planmäßigen Firmenwertabschreibungen getrieben war. Bedingt durch Projektverschiebungen verlief der Start ins neue Geschäftsjahr dagegen noch nicht sonderlich erfreulich. Bei einem leichten Umsatzwachstum soll im laufenden Jahr aber noch eine EBIT-Verbesserung von 10 bis 30 Prozent erreicht werden. Auch wenn diese Steigerung gelingt, dürfte das Ergebnis je Aktie für 2006 in der Größenordnung von 0,05 EUR liegen, wodurch die Aktie unter KGV-Gesichtspunkten nicht gerade günstig erscheint. Auf der anderen Seite ist die Gesellschaft nun zumindest profitabel und notiert derzeit trotzdem unterhalb ihres Buchwerts. Vor diesem Hintergrund bietet ein Engagement in der Aktie kaum Risiken, aufgrund der KGV-Bewertung aber auch keine großen Chancen.


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Veröffentlichungsdatum: 20.05.2006 - 07:19
Redakteur: tre
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