Zu ihrer diesjährigen Hauptversammlung hatte die Wurmtal Beteiligungen AG ihre Anteilseigner am 22. Juli 2022 in das Hotel Weydenhof in Übach-Palenberg eingeladen. Der Vorsitzende des Aufsichtsrats Andreas Uelhoff begrüßte rund zehn Aktionäre, Gäste und Vertreter der Presse, darunter Alexander Langhorst für GSC Research, und erteilte nach Abhandlung der üblichen einleitenden Hinweise und Formalien dem Alleinvorstand Franz Josef Lhomme das Wort.
Bericht des Vorstands
Nach Begrüßung der Teilnehmer zeigte sich auch der Wurmtal-Chef erfreut darüber, dass nun erstmals zu einer Präsenz-Hauptversammlung des Unternehmens seit der operativen Neuausrichtung und Umfirmierung eingeladen werden kann. Zur Bedeutung des Namens erläuterte der Vorstand, dass der Name in Anlehnung an den Fluss Wurm, der in Aachen entspringt und über die Rur in die Nordsee fließt, gewählt worden ist. Damit soll auch die regionale Verbundenheit und die regionale Ausrichtung dokumentiert werden.
Ferner erläuterte Herr Lhomme die Hintergründe des vom Kalenderjahr abweichenden Geschäftsjahres bei der Wurmtal Beteiligungen AG. Das Geschäftsjahr der hundertprozentigen Tochtergesellschaft Kehmer Versicherungsmakler GmbH entspricht dem Kalenderjahr. Durch den zeitlichen Versatz ist es möglich, dass die Wurmtal Beteiligungen AG die Ausschüttungen für das abgelaufene Geschäftsjahr der Tochter noch in ihrem laufenden Jahr vereinnahmen und diese entsprechend zeitnah an die Anteilseigner ausschütten kann. Basis des Gewinnverwendungsbeschlusses für das Geschäftsjahr 2021/2022 der Wurmtal Beteiligungen AG ist die Ausschüttung der Tochtergesellschaft für das Jahr 2021.
Mit der operativen Entwicklung im Berichtsjahr zeigte sich der Vorstand sehr zufrieden. So konnte im Vergleich zum Vorjahr mit 867,2 (Vorjahr: 491,3) TEUR ein deutlich gesteigertes Ergebnis aus Beteiligungen vereinnahmt werden. Der Ergebnisbeitrag aus der Kehmer Versicherungsmakler GmbH kletterte auf 650 (450) TEUR. Unter dem Strich beläuft sich der Überschuss auf 628,6 TEUR nach 450,6 TEUR im Vorjahr. Rechnerisch entspricht dies einem Ergebnis je Aktie von 0,43 (0,33) Euro.
Die Vermögenswerte der Gesellschaft bestehen neben der Beteiligung an der Kehmer Versicherungsmakler GmbH aus liquiden Mitteln von rund 1 Mio. Euro. Diese werden zur Hälfte in Form von Liquidität bei der regionalen Volksbank sowie der Bethmann Bank in Bremen vorgehalten. Die andere Hälfte ist in Anteilen des CS Euroreal investiert. Dabei handelt es sich nach Vorstandsangabe um einen Immobilienfonds, der sich in Abwicklung befindet. In einzelnen Fällen werden auch sich bietende Opportunitäten an der Börse genutzt, um Erträge zur Deckung des Overhead zu erzielen. Zuletzt wurde erfolgreich ein Trade in der Siemens Energy Aktie umgesetzt.
Im zuvor genannten CS Euroreal sind keine Immobilien mehr vorhanden, sondern es wird nur noch Liquidität gehalten. Die Abwicklung wird von der Commerzbank vorgenommen. Dennoch werden die Fondsanteile an der Börse mit einem entsprechenden Abschlag auf den inneren Wert gehandelt, der dem Vorstand attraktiv erscheint. Vereinfacht gesagt bekommt man hier den Euro für 70 Cent, brachte es Herr Lhomme prägnant auf den Punkt. Auch wenn noch nicht klar ist, wann hier die finale Abwicklung erfolgt sein wird und die Gelder komplett an die Anteilsinhaber fließen werden, sieht er hier keine nennenswerten Risiken. Einziges Risiko könnte die Bonität der Commerzbank AG sein, aber diese schätzt er als ähnlich gut ein wie die anderer inländischer Banken vergleichbarer Größe.
Zur Beteiligung an Kehmer berichtete er, dass das Unternehmen im Jahre 1966 damals vom Vater der beiden heutigen Geschäftsführer als Versicherungsagentur gegründet worden ist und seit vielen Jahren als Versicherungsmakler am Markt agiert. Der Fokus liegt auf der Betreuung gewerblicher Kunden mit dem Schwerpunkt der Sachversicherung. Im Markt bekannt ist Kehmer dabei als unabhängiger Berater für Versicherungen, betriebliche Altersversorgung und sachwertorientierte Kapitalanlagen. Nach Aussage von Herrn Lhomme verfügt dieses Geschäft über sehr stabile und gut planbare Cashflows. Über 90 Prozent der Einnahmen resultieren dabei aus wiederkehrenden Einnahmen, von denen der Großteil bereits im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres vereinnahmt werden kann. Bei Rechnungsstellung im Januar sind die meisten Rechnungen bis Ende März beglichen und es besteht bereits mit dem Ergebnis des ersten Quartals eine gute Datenbasis zur Einschätzung des Geschäftsverlaufs im Gesamtjahr. Daher ist bereits jetzt absehbar, dass 2022 erneut erfreulich verlaufen wird und mit weiteren Zuwächsen zu rechnen ist.
Aus dem Bilanzgewinn von 636,8 (450,68) TEUR soll erneut eine Dividende von 0,30 Euro an die Anteilseigner ausgeschüttet werden. Bei diesem Vorschlag wird dem Ansatz Rechnung getragen, auf stabile bis leicht steigende Ausschüttungen an die Anteilseigner zu setzen. Zudem soll auch die Kapitalstruktur weiter gestärkt werden, um für etwaiges Wachstum durch Zukäufe gewappnet zu sein. Hierfür stehen die genannten liquiden Mittel zur Verfügung. Im abgelaufenen Geschäftsjahr und auch aktuell werden und wurden verschiedene mögliche Targets für Zukäufe geprüft. Letztlich ist aber keine Transaktion zustande gekommen.
Aktuell werden zwei mögliche Zielunternehmen geprüft. Dabei wird besonderes Augenmerk darauf gelegt, dass die Struktur des zu übernehmenden Geschäfts zum eigenen Bestand und der eigenen Philosophie passt. Dies gilt auch für die Ertragskraft des Bestands und einen fairen Kaufpreis, damit die gute Ertragslage nicht verwässert wird. Auch Akquisitionen im Rahmen von Nachfolgeregelungen kommen grundsätzlich in Frage, dabei ist laut Lhomme aber wichtig, dass ein adäquater Preis aufgerufen wird, was in der aktuellen Marktlage zumeist nicht der Fall ist.
Sodann dankte Herr Lhomme dem zum Ende der Hauptversammlung aus dem Aufsichtsrat ausscheidenden Herr Uelhoff für dessen Tätigkeit in den vergangenen Jahren und die erfolgreiche Begleitung bei der operativen Neuausrichtung der Gesellschaft.
Der unter TOP 6 als Nachfolger vorgeschlagene Rechtsanwalt Dr. Markus Linnerz nutzte die ihm gegebene Gelegenheit, sich dem Aktionariat kurz vorzustellen. Er ist 52 Jahre alt und mit eigener Kanzlei in Bonn aktiv. Frühere Stationen waren eine angelsächsische geprägte Kanzlei in Düsseldorf, darüber hinaus war er lange Jahre für die Kanzlei FGS tätig und ist seit drei Jahren selbstständig. Sein Fokus liegt auf dem Gesellschaftsrecht, der Beratung von Unternehmen im Zusammenhang mit Hauptversammlungen und kapitalmarktrechtlichen Fragen. Dabei fungiert er teilweise für seine Mandaten als eine Art ausgelagerte Rechtsabteilung und steht diesen beratend zur Verfügung. Bei börsennotierten Unternehmen nehmen auch Aspekte wie der Corporate Governance Kodex eine wichtige Rolle bei der Beratung ein. Dr. Linnerz würde sich freuen, künftig als Aufsichtsrat bei der Wurmtal tätig zu sein und bat die Anteilseigner um ihr Vertrauen bei der anstehenden Wahl.
Zum Abschluss der Vorstandsausführungen dankte der Vorstand den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Tochtergesellschaft für ihre Arbeit im abgelaufenen Geschäftsjahr und die erbrachte Leistung und den Aktionären für die weitere Begleitung des Unternehmens.
Abstimmungen
Nachdem keinerlei Fragen aus dem Aktionariat kamen, stellte der Versammlungsleiter um 16:56 Uhr die Präsenz mit 850.598 Aktien oder 57,67 Prozent des stimmberechtigten Grundkapitals fest. Sämtliche Beschlussvorlagen der Verwaltung wurden einstimmig und ohne Enthaltungen verabschiedet.
Im Einzelnen beschlossen wurde die Ausschüttung einer Dividende von 0,30 Euro je Aktie (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Beschlussfassung über die Vergütung des Aufsichtsrats (TOP 5) sowie die Wahl von Rechtsanwalt Dr. Marcus Linnerz zum Mitglied des Aufsichtsrats als Nachfolger für den zum Ende der Hauptversammlung ausscheidenden Andreas Uelhoff (TOP 6).
Der Versammlungsleiter konnte die Hauptversammlung nach etwas über einer halben Stunde um 17:03 Uhr schließen.
Fazit
Auch im abgelaufenen Geschäftsjahr entwickelte sich das operative Geschäft der Tochtergesellschaft Kehmer Versicherungsmakler erneut erfreulich und ermöglicht eine nennenswerte Gewinnausschüttung an die Wurmtal Beteiligungen AG. Deren Anteilseigner können sich über eine erneut stabile Dividendenzahlung von 0,30 Euro je Aktie freuen. Auf Basis des aktuellen Aktienkurses ergibt sich daraus eine sehr ansehnliche Dividendenrendite von 6 Prozent.
Nach Einschätzung des Verfassers dürfte auch für das aktuell laufende Geschäftsjahr eine Dividendenzahlung auf mindestens diesem Niveau erfolgen. Je nach Fortschritt der Suche nach weiteren attraktiven Beteiligungsmöglichkeiten und der daraus resultierenden Überlegung zur Kapitalallokation ist auch ein Anstieg der Dividende in Richtung von 0,35 Euro denkbar.
Der faire Wert je Aktie der Wurmtal Beteiligungen AG ist, wie zuletzt auch im Research vom 29. Juni 2022 von GSC Research ermittelt, im Bereich von 6,50 Euro angesiedelt. Insbesondere an schwächeren Börsentagen bieten sich hier (Nach-)Kaufchancen für den längerfristig orientierten Anleger, der Wert auf eine attraktive laufende Verzinsung der Aktie legt. Angesichts der zeitweilig geringen Handelsliquidität der Aktie sollten Anleger jedoch stets nur mit Limits im Markt agieren.
Kontaktadresse
Wurmtal Beteiligungen AG
Carlstraße 50
D-52531 Übach-Palenberg
Tel.:+49 (0)24 51 / 910 64 15
Fax: +49 (0)24 51 / 910 64 16
Internet: www.wurmtal-beteiligungen.de
E-Mail: [email protected]
Hinweis: Der Verfasser ist Aktionär der beschriebenen Gesellschaft.