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HV-Bericht MERKUR PRIVATBANK KGaA - Bleibt auch in schwierigen Zeiten auf Erfolgskurs – Dividende steigt auf 0,45 Euro

Die MERKUR PRIVATBANK KGaA hatte für den 22. Juni 2022 zur Hauptversammlung mit Vorlage des Jahresabschlusses 2021 eingeladen. Nach zwei Jahren mit einer rein virtuellen Zusammenkunft fanden sich die Aktionäre diesmal wieder zu einer Präsenzveranstaltung im Haus der Bayerischen Wirtschaft in München zusammen. Der Andrang hielt sich mit etwa 40 Teilnehmern allerdings in Grenzen. Für GSC Research befand sich Matthias Wahler vor Ort.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Rolf Friedhofen eröffnete die Versammlung um 11 Uhr und teilte mit, dass sich die Mitglieder der Geschäftsleitung und des Aufsichtsrats vollzählig eingefunden haben. Das Protokoll führte wie in den Vorjahren Notar Dr. Wolfgang Ott.

Nach Abhandlung der Formalien und einigen ergänzenden Bemerkungen aus Sicht des Aufsichtsrats übergab Herr Friedhofen das Wort an Dr. Marcus Lingel, den persönlich haftenden Gesellschafter und Vorsitzenden der Geschäftsleitung der MERKUR PRIVATBANK.


Bericht der Geschäftsleitung

Dr. Lingel freute sich, trotz der großen Herausforderungen in der Branche durch die Corona-Pandemie, das Niedrigzinsumfeld und die notwendigen Investitionen in die Digitalisierung erneut von einem sehr erfolgreichen Geschäftsjahr berichten zu können. Viele Kreditinstitute verzeichnen in dem nicht einfachen Marktumfeld eine rückläufige Ertragsentwicklung. Zudem hat der Konsolidierungsdruck in der Branche zugenommen.

Die MERKUR PRIVATBANK realisierte hingegen auch im Geschäftsjahr 2021 weiteres Wachstum und konnte ihre Ertragslage deutlich verbessern. Daran sieht der Vorsitzende der Geschäftsleitung einmal mehr, dass die Übernahme der Bank Schilling vor drei Jahren die richtige Entscheidung war. Auf diese Weise wurde nicht nur zusätzliches Geschäft generiert, sondern die Bank ist jetzt deutlich breiter diversifiziert und damit in einem herausfordernden Umfeld stärker aufgestellt.

Wie Dr. Lingel in einer Übersicht aufzeigte, haben sich im Berichtszeitraum alle Bereiche gut entwickelt. Die Kreditbeanspruchung stieg leicht an. Die Assets under Management wuchsen deutlich, ebenso das Provisions- und Zinsergebnis sowie das Eigenkapital, das Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit und das Ergebnis je Aktie.

Nach Überzeugung von Dr. Lingel profitiert die MERKUR PRIVATBANK insbesondere davon, dass im Gegensatz zu vielen anderen Instituten unternehmerisch gedacht und gehandelt wird. Grundwerte wie kaufmännische Verlässlichkeit haben einen hohen Wert. Die Kunden können sich auf das verlassen, was gesagt wird. Bei vielen Konkurrenten ist dies nicht zwingend der Fall.

Als ebenso hohes Gut sieht Dr. Lingel die Unabhängigkeit. Die MERKUR PRIVATBANKentwickelt keine eigenen Finanzprodukte, die dann verkauft werden müssen. Damit sind Interessenskonflikte ausgeschlossen. Die Berater sind frei in ihrer Entscheidung und die Kunden erhalten immer eine unabhängige Beratung. Oberste Priorität hat die Kundenzufriedenheit.

Als wichtigen Punkt sieht Dr. Lingel daneben das Thema Beständigkeit. Viele Banken wechseln, spätestens wenn ein neuer Vorstand übernimmt, die Strategie. Bei der MERKUR PRIVATBANK ist dies anders. Schließlich habe er als persönlich haftender Gesellschafter keinen Dreijahresvertrag, sondern sozusagen „lebenslänglich“. Damit ist im Haus eine völlig andere Ausrichtung gegeben, was auch die Kunden und die Mitarbeiter spüren. Dies alles zusammen ist die Basis für den Erfolg.

Die MERKUR PRIVATBANK verfügt Dr. Lingel zufolge heute über insgesamt 20 Standorte und zwei Zentralen in München und im unterfränkischen Hammelburg. Diese Struktur hat sich bewährt und bietet sogar Vorteile. So sind die mittlerweile 120 Mitarbeiter in Hammelburg eher in der ländlichen Region und die anderen Mitarbeiter im städtisch geprägten München tätig.. Es wurde deshalb beschlossen, den Standort Hammelburg auszubauen und ein neues Verwaltungszentrum zu errichten.

Sodann ging Dr. Lingel näher auf die einzelnen Geschäftsfelder ein. Er begann mit der Vermögensanlage, in der weiterhin ein starkes Wachstum zu verzeichnen ist. Die Assets under Management, also das betreute Anlagevolumen (Depot und Einlagen), konnte auf 3,0 (Vorjahr: 2,5) Mrd. Euro erneut kräftig gesteigert werden. Die MERKUR PRIVATBANK ist damit gar nicht mehr so klein. Dr. Lingel sieht an der rasanten Entwicklung, wie attraktiv dieser Bereich ist.

In nächster Zeit soll der Bereich Vermögensanlage an einzelnen Standorten selektiv weiter ausgebaut werden. Gelingen soll dies auch mit der Ausweitung der Mitarbeiterzahl. Dr. Lingel sieht in der jetzigen Zeit, in der viele Häuser eher Personal abbauen, eine gute Möglichkeit, qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen. Als Beleg für die starke Stellung der MERKUR PRIVATBANKin der unabhängigen Beratung sieht er die inzwischen fünfzehnte Auszeichnung in Folge zur "Elite der Vermögensverwalter im deutschsprachigen Raum".

Mit dem Ausbau des Wertpapiergeschäfts geht eine wesentlich verbesserte Refinanzierungsstruktur einher. Dies ist laut Dr. Lingel wichtig, um ein so starkes Wachstum in der Vermögensanlage überhaupt realisieren zu können. Erreicht wurde dies nach seiner Aussage unter anderem damit, dass die MERKUR PRIVATBANKweitgehend darauf verzichtet hat, Negativzinsen an die Kunden weiterzugeben. So gelang es, die Einlagen zu erhöhen.

Die aktuelle Zinsentwicklung hilft nun dabei, die Refinanzierungskosten stabil zu halten und damit eine kostengünstigere Refinanzierung sicherzustellen. Erheblich geholfen hat bei der Verbesserung der Finanzierungsstruktur, wie Dr. Lingel schon in den Vorjahren immer wieder ausgeführt hatte, auch der Zusammenschluss mit dem Bankhaus Schilling. Heute sind die Einlagen mit rund 2,2 Mrd. Euro exakt so hoch wie die Ausleihungen, das Verhältnis ist also absolut ausgeglichen.

Im Kreditgeschäft konnte das Neugeschäft insgesamt erhöht werden. Die Kreditbeanspruchung sollte laut Dr. Lingel aber nicht zu stark ansteigen, um mit Blick auf die immer höheren Anforderungen der Aufsichtsbehörden die Kapitalquoten zu verbessern. Zugleich wurde deshalb mehr Kreditvolumen ausplatziert als in den Vorjahren. Der Kreditbestand in den eigenen Büchern blieb mit rund 1,2 Mrd. Euro unverändert.

Als wichtigste Säule in der Finanzierung bewertet Dr. Lingel nach wie vor den Bauträgerbereich. In einem anhaltend positiven Marktumfeld konnte das Neugeschäft hier um 20 Prozent auf 1,3 Mrd. Euro erhöht werden. Damit wächst die MERKUR PRIVATBANK mit dem Markt. Gleichzeitig wurde mit einem Volumen von 560 Mio. Euro aber so viel ausplatziert wie noch nie, um die Kreditbeanspruchung im Haus nicht zu stark steigen zu lassen. Auch an der Ausplatzierung verdient die Bank mit.

Bisher ist die MERKUR PRIVATBANK laut Dr. Lingel im Bauträgergeschäft vor allem in München und Stuttgart aktiv. Über das Bankhaus Schilling kamen aber neue Standorte in Frankfurt und insgesamt im Rhein-Main-Gebiet hinzu, was ebenfalls ein interessanter Markt ist. Dort soll das Geschäft jetzt noch stärker ausgebaut werden, um das Risiko im Portfolio weiter zu diversifizieren. Auch in Düsseldorf ist die MERKUR PRIVATBANK jetzt aktiv.

In diesem Zusammenhang informierte Dr. Lingel, dass der Immobilienmarkt sich bis heute stabil entwickelt. Die Preise bewegen sich trotz der stark steigenden Zinsen auch im ersten Quartal 2022 unverändert auf einem hohen Niveau, teilweise legen sie weiter zu. Auch die Verkaufsgeschwindigkeit hat bisher nicht nachgelassen. Dem persönlich haftenden Gesellschafter ist aber bewusst, dass es in diesem Markt mit dem deutlich höheren Zinsniveau zu einer Zeitenwende kommen dürfte.

Im Bereich mittelständische Firmenkunden entwickelte sich das Neugeschäft auf 84 (116) Mio. Euro rückläufig. Dies liegt laut Dr. Lingel aber allein daran, dass im Vorjahr Corona-Hilfen und KfW-Fördermittel stark zum Geschäft beigetragen haben. Außerdem fielen die Investitionstätigkeit und die Kreditnachfrage infolge der Pandemie geringer aus und nicht zuletzt beanspruchte der Zusammenschluss intern noch viele Kapazitäten, die dann nicht für die Gewinnung von Neugeschäft zur Verfügung standen. Inzwischen wurden die personellen Kapazitäten aufgestockt.

Im Segment Leasing-Refinanzierung ist es zur Freude von Dr. Lingel hingegen hervorragend gelaufen. Das Neugeschäftsvolumen erreichte mit 325 (298) Mio. Euro ein neues Rekordniveau. Gefragt waren in letzter Zeit nicht nur PKW, sondern auch zunehmend Fahrräder. Der Vorsitzende der Geschäftsleitung sieht darin sogar einen Vorteil. Es handelt sich um ein sehr kleinteiliges und damit risikoarmes Geschäft und auch die Spannen sind interessant. Für die kommenden Jahre erwartet Dr. Lingel in diesem Bereich weiteres Wachstum, aber nicht mehr mit Raten wie in der Vergangenheit.

Sodann kam der Firmenchef auf das neue Geschäftsfeld Immobilieninvestoren zu sprechen. In diesem Bereich, der seinen Ursprung im Bankhaus Schilling hat, vermittelt die MERKUR PRIVATBANK für Kapitalanleger und Immobilienkäufer Hypothekenfinanzierungen an Hypothekenbanken. Zusätzlich können auch Finanzierungen für die Bauträger vermittelt werden. Dr. Lingel erkennt hier ein weiteres interessantes Wachstumsfeld.

Das Neugeschäft bewegte sich in diesem Geschäftsfeld mit rund 86 (92) Mio. Euro in etwa auf Vorjahresniveau. Allerdings mussten noch Mitarbeiterkapazitäten aufgebaut werden. Geplant ist, den Geschäftsbereich Immobilieninvestoren in diesem Jahr auf die Bauträger auszuweiten. Als sehr vorteilhaft erachtet es Dr. Lingel, dass für dieses Geschäft kein Eigenkapital benötigt wird. Die MERKUR PRIVATBANK erhält Vermittlungsprovisionen. Er erkennt ein sehr interessantes Geschäftsfeld, das es lohnt, weiter aufzubauen.

Die Struktur des Kreditportfolios ist nach wie vor sehr diversifiziert. Der Bauträgerbereich hat mit 47 Prozent weiterhin den größten Anteil. Dies liegt Dr. Lingel zufolge daran, dass dieser Bereich in den letzten Jahren am lukrativsten war. Die Leasing-Refinanzierung steht für 27 Prozent, der Mittelstand für 20 Prozent und der neue Bereich Immobilieninvestoren für 6 Prozent. Die breite Diversifikation erachtet der Geschäftsführer als sehr vorteilhaft, weil sich bei konjunkturellen Schwankungen nie alle Bereiche gleich entwickeln, also ein gewisser Ausgleich erreicht werden kann.

Als anhaltende Herausforderung sieht Dr. Lingel das Thema Kapitalentwicklung. Die Regulierungsbehörde fordert von Banken immer höhere Reserven, was die Ertragskraft schwächt. Das neueste Instrument ist der der sogenannte antizyklische Puffer, was letztlich die Notwendigkeit zur Erhöhung des Kernkapitals um 10 Prozent bedeutet. Die Geschäftsleitung beschloss deshalb eine Umwidmung der Vorsorgereserven nach § 340f HGB in solche nach § 340g HGB, da diese zum Kernkapital zählen. Das harte Kernkapital erhöhte sich auf 154 (140) Mio. Euro.

Sehr zufrieden zeigte sich Dr. Lingel auch mit der Ergebnisentwicklung. Der Zinsüberschuss verbesserte sich deutlich auf 57,9 (52,8) Mio. Euro. Ein Anteil von 3,9 Mio. Euro resultiert allerdings allein aus den Konditionsaufschlägen, die früher als Bearbeitungsgebühr im Provisionsergebnis enthalten waren und die jetzt in dieser Form im Zinsergebnis berücksichtigt werden.

Beim Zinsergebnis wirkt sich nach wie vor das Niedrigzinsumfeld belastend aus. Im vergangenen Jahr wurden über 2 Mio. Euro Negativzinsen an die EZB überwiesen. Mit der Zinsmarge von 2,14 (2,15) Prozent ist Dr. Lingel im Branchenvergleich immer noch sehr zufrieden. Aus Sicht der MERKUR PRIVATBANK bewegt sie sich damit aber auf einem historisch niedrigen Niveau. Wenn die Zinsen jetzt wieder steigen, könnte sich daraus aber eine Chance ergeben.

Der Provisionsüberschuss konnte hingegen auf 21,9 (20,4) Mio. Euro verbessert werden. Den größten Teil steuerte hier mit einem Volumen von 16,2 (14,1) Mio. Euro das Wertpapiergeschäft bei. Der Rest verteilt sich auf die die Bereiche Rentenhandel und Immobilieninvestoren sowie das Filialgeschäft. Im antizyklischen Rentenhandel ging das Provisionsergebnis auf 2,7 (3,6) Mio. Euro zurück. In diesem Jahr wird dessen Beitrag mit dem Ukraine-Krieg wieder steigen.

Zusätzlich positiv wertet der Vorsitzende der Geschäftsleitung, dass das Verhältnis von Zins- und Provisionsergebnis bei Berücksichtigung der Konditionsaufschläge im Provisionsergebnis etwa gleichauf liegt. Dies bringt insgesamt mehr Stabilität in die Entwicklung.

Zum Thema Risikovorsorge informierte Dr. Lingel, dass es effektiv keine Zuführungen gab. Trotzdem habe man beschlossen, die 340g-Rücklage zu erhöhen, um konjunkturellen Risiken in der Zukunft Rechnung zu tragen. Um gleichzeitig die Kapitalquote zu erhöhen, wurden zugleich 6,3 Mio. Euro von der 340f-Rücklage und 2 Mio. Euro aus der Pauschalwertberichtigung aufgelöst. Um neue Polster zu schaffen, wurde jedoch die 340g-Rücklage deutlich aufgestockt.

Trotz dieser zusätzlichen Risikovorsorge konnte das Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit um 11 Prozent auf 21,4 (19,3) Mio. Euro erneut kräftig verbessert werden. Dr. Lingel wertet dies mit Blick auf das schwierige Marktumfeld im Bankbereich und die Integration des Bankhauses Schilling, was eine enorme Anstrengung bedeutete, als großen Erfolg. Das Ergebnis je Aktie kletterte auf 1,18 (1,06) Euro und der Hauptversammlung wird vorgeschlagen, die Dividende auf 0,45 (0,40) Euro zu erhöhen.

Dr. Lingel kam dann zum Ausblick. Er sieht die gesamte Bankenbranche mit Blick auf den jüngsten Zinsschock vor großen Herausforderungen. Zugleich ist er überzeugt, dass sich für die MERKUR PRIVATBANK auch viele Chancen eröffnen können.

Ein großes Thema ist die aktuelle Personaloffensive. Nur mit ausreichend qualifizierten Mitarbeitern können sich bietende Wachstumschancen ergriffen werden. Allein seit Anfang 2021 wurden mehr als 100 Mitarbeiter neu eingestellt. Zum Jahresende werden voraussichtlich fast 500 Mitarbeiter in der Bank beschäftigt sein. Dr. Lingel ist stolz, in Zeiten des Fachkräftemangels so viele neue Mitarbeiter für die Bank zu gewinnen.

Im ersten Quartal des laufenden Jahres konnte das Neugeschäft über alle Bereiche auf 475 (430) Mio. Euro erneut deutlich ausgeweitet werden. Zudem konnte bei den Assets under Management allein im ersten Quartal ein Zuwachs von 130 Mio. Euro erreicht werden; bis Mai waren es sogar 240 Mio. Euro. Trotz des unsicheren Börsenumfelds erwartet Dr. Lingel weiteres Wachstum. Zum Ende des ersten Quartals summierten sich die Assets under Management auf 3,1 Mrd. Euro.

Das Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit stieg trotz höherer Personalkosten und einer erneuten Ausweitung der Risikovorsorge um 3,7 Prozent auf 4,7 (4,5) Mio. Euro. Und auch für den weiteren Jahresverlauf sieht Dr. Lingel das Institut auf einer guten Spur. Zwar wird die Zinsentwicklung zu Verwerfungen führen. Daraus ergibt sich aber auch die Chance, höhere Erträge zu generieren, schon allein durch den Wegfall der Negativzinsen.

Aus Risikogesichtspunkten sieht Dr. Lingel die MERKUR PRIVATBANK so gut aufgestellt wie noch nie. Im Immobilienmarkt ist das Institut fast ausschließlich im Wohnungsbau aktiv, in dem weiterhin eine stabile Entwicklung zu erwarten ist, auch wenn die Nachfrage vielleicht zurückgeht.

Als Ziel für das laufende Jahr nannte Dr. Lingel Wachstum in allen Geschäftsbereichen. Die operative Ertragskraft soll zumindest stabil gehalten, vielleicht auch noch gesteigert werden. Die Aktionäre sollen auch weiterhin mit attraktiven Dividenden am Erfolg beteiligt werden. Allerdings gilt es auch die Kapitalbildung im Auge zu behalten. Mit dem Fokus auf Unabhängigkeit, Partnerschaft und Verlässlichkeit wird die MERKUR PRIVATBANK nach Überzeugung des Geschäftsführers den Herausforderungen standhalten und weiterhin eine gute Entwicklung nehmen.


Allgemeine Aussprache

In der folgenden Diskussion sprachen Daniel Bauer von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), Andreas Breijs als Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sowie die Privataktionäre Peter Sem und Ekkehard Stauffenberg.

Alle gratulierten zu dem erneut sehr erfolgreichen Abschneiden im Geschäftsjahr 2021. Herr Bauer bewertete dies insbesondere angesichts der großen Herausforderungen, die es in der Branche zu meistern gilt, als große Leistung. Die Übernahme der Bank Schilling ist offensichtlich sehr gut gelungen. Damit ist die MERKUR PRIVATBANK heute deutlich diversifizierter aufgestellt.

Herr Sem zeigte sich beeindruckt, welche soliden Erträge mit dem ganz normalen Bankgeschäft erwirtschaftet werden können. Lobend hob er, wie auch andere Redner außerdem hervor, dass die MERKUR PRIVATBANK als einige von nur wenigen Gesellschaften wieder zu einer Präsenzveranstaltung eingeladen hat.

Positiv aufgefallen war Herrn Bauer insbesondere die sehr starke Entwicklung in der Vermögensanlage mit dem erneuten starken Zuwachs bei den Assets under Management. Er konnte sich kaum vorstellen, dass dieser Sprung allein mit der Neukundengewinnung erreicht worden ist.

Dr. Lingel konnte nur zustimmen, dass die Entwicklung der Assets under Management sehr erfreulich ist. Das Wachstum findet tatsächlich nur über Neukunden statt. Im vergangenen Jahr wurden 1.500 neue Depots eröffnet und im laufenden Jahr schon weitere 600. Der Erfolg basiert auf mehreren Säulen. Zum einen sind dies die neuen Mitarbeiter, die Kontakte mitbringen, außerdem das Netzwerk und Marketingmaßnahmen wie der Verzicht auf Negativzinsen. Ob es so weitergeht, lässt sich natürlich nicht voraussagen. Zurzeit läuft es aber tatsächlich sehr gut.

Mehrere Redner griffen in ihren Ausführungen das Thema Risikovorsorge auf und baten um ergänzende Erläuterungen. Gefragt wurde vor allem, warum gleichzeitig Auflösungen und neue Zuführungen vorgenommen wurden. Herr Bauer konnte die Auflösungen grundsätzlich nicht nachvollziehen, nachdem absehbar ist, dass das Umfeld schwieriger wird. Herrn Sem schien es so, als wäre der Fonds für allgemeine Bankrisiken, der auch eine Art Rückstellung darstellt, bewusst stärker dotiert worden, um das Ergebnis zu drücken.

Wie Dr. Lingel darlegte, ist es in der Nettobetrachtung nicht so, dass tatsächlich Rückstellungen aufgelöst worden sind. Die 340f-Rücklage von 6,3 Mio. Euro wurde lediglich in eine 340g-Rücklage umgewidmet, um das Kernkapital zu stärken. Dies hat keinen Ergebniseffekt, muss aber über die Gewinn- und Verlustrechnung gebucht werden. Der Vorsitzende der Geschäftsleitung sieht die Möglichkeit zur Rücklagenbildung als gutes Instrument, um die Ertragslage auch in schwierigen Zeiten stabil zu halten, die Kapitalbasis zu erhöhen und zugleich unabhängiger von konjunkturellen Schwankungen zu werden.

Des Weiteren bat Herr Bauer um mehr Details zum neuen Geschäftsfeld Immobilieninvestoren. Insbesondere wollte er wissen, ob es in diesem Bereich tatsächlich nur um die Vermittlung von Kreditfinanzierungen geht. Dem Geschäftsbericht hatte er entnommen, dass in diesem Bereich auch Ausleihungen von 128 Mio. Euro in den Büchern stehen.

In seiner Antwort erläuterte Dr. Lingel, dass in diesem Geschäftsfeld in erster Linie Finanzierungen an Hypothekenbanken vermittelt und dafür Provisionen vereinnahmt werden. Teilweise reicht das Eigenkapital aber nicht komplett aus. Dann ist die MERKUR PRIVATBANK in vielen Fällen bereit, eine kleine Lücke mit einer Nachrangfinanzierung zu schließen. Insgesamt geht es hier, verteilt auf über 5.000 Kreditnehmer, um ein Volumen von 30 bis 40 Mio. Euro. Teilweise werden auch noch Vorfinanzierungen angeboten. In Summe ergibt sich damit der Betrag von 128 Mio. Euro. Das Risiko ist aber minimal.

Befragt nach der aktuellen Situation am neuen Standort Düsseldorf erläuterte Dr. Lingel, dass die MERKUR PRIVATBANK dort ausschließlich mit der Vermögensanlage gestartet ist. Inzwischen wird auch der Immobilienbereich abgedeckt und das dortige Team hat es geschafft, in neun Monaten neue Kunden mit einem Volumen von mehr als 100 Mio. Euro zu gewinnen. Geplant ist in Düsseldorf aber auch der weitere Ausbau der Vermögensanlage.

Gefragt wurde ferner nach ergänzenden Informationen zur Mitarbeitergewinnung. In seiner Antwort bekräftigte Dr. Lingel, dass es nicht einfach ist, in der Branche Personal mit der erforderlichen Qualifikation zu finden. Von großer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang, dass das Unternehmen attraktiv ist, was das Arbeitsumfeld und was die Bezahlung angeht. Im vergangenen Jahr hat die MERKUR PRIVATBANK davon profitiert, dass einige Banken im Umfeld Personal abgebaut haben. Teilweise wurde auch über Bedarf eingestellt. Die Mitarbeitergewinnung bleibt aber eine strategische Aufgabe. Geplant ist außerdem, die Ausbildungsquote zu erhöhen.

Ferner baten Herr Bauer und Herr Sem um Erläuterungen zu dem Betrugsfall, der eine Schadenersatzzahlung von 353 TEUR zur Folge hatte. Dies betreffend informierte Geschäftsleitungsmitglied Claus Herrmann, dass bei einem Kunden die Konten gehackt und gefälschte E-Mails mit Überweisungsaufträgen geschickt worden sind. Leider hat ein Mitarbeiter die Anweisungen nicht beachtet, so dass ein Schaden entstanden ist. Man habe den Vorgang der Versicherung gemeldet, noch ist er aber nicht reguliert.
Interessant fand Herr Bauer die Aussage von Dr. Lingel, dass im Bauträgerbereich noch keine negativen Entwicklungen durch den starken Zinsanstieg zu spüren sind. Er konnte sich kaum vorstellen, dass dies tatsächlich so ist.

Nach Einschätzung von Dr. Lingel wird der Zinsschock sicherlich zu Verwerfungen führen. Die Nachfrage nach Immobilien dürfte sich schon wegen der Finanzierbarkeit reduzieren und das Geschäftsvolumen damit zurückgehen. Sehr von Vorteil ist allerdings in diesem Zusammenhang, dass die MERKUR PRIVATBANK nicht mit Zinskurven spekuliert. Es gibt kein Depot A, auf das Abschreibungen vorgenommen werden müssten, und keine Fristentransformation. Wenn Hypothekenfinanzierungen mit langer Laufzeit ausgereicht werden, werden diese entsprechend refinanziert.

Damit eröffnet sich aus den steigenden Zinsen vielleicht sogar eher eine Chance. Schließlich ist zu erwarten, dass die Kreditzinsen deutlich schneller nach oben gehen. Zudem profitiert die MERKUR PRIVATBANK durch den Wegfall der Negativzinsen, die in der Regel nicht weitergegeben worden sind und aus denen sich zuletzt eine Belastung von 2 Mio. Euro ergeben hat. Insgesamt sieht der Vorsitzende der Geschäftsleitung damit eine gute Chance, die Zinsspanne wieder zu erhöhen, was einen enormen Ergebniseffekt hat.

Weiterhin bat der SdK-Sprecher um eine Einschätzung zu den möglichen Auswirkungen des Ukraine-Konflikts. Hier konnte Dr. Lingel mitteilen, dass sich direkt keine nennenswerten Auswirkungen für die MERKUR PRIVATBANK ergeben. Es gibt nur einen Kunden mit aktiven Geschäftsbeziehungen nach Russland. Ein größeres Thema sind Zweitrundeneffekte wie der starke Anstieg der Energiepreise, der viele Kunden hart treffen dürfte. Wie sich dies letztlich auswirkt, lässt sich allerdings noch nicht beziffern.

Herr Breijs fand es überraschend, dass sich Dr. Lingel in seinem Ausblick grundsätzlich optimistisch für die Zukunft äußerte. Soweit er vernommen hatte, sind andere Bankenvertreter mit Blick auf die hohen Inflationsraten und den starken Zinsanstieg weitaus skeptischer. Dazu kommen noch der Krieg in der Ukraine und die Engpässe in der Materialversorgung in der Industrie. Das Marktumfeld ist also alles andere als positiv, woraus sich doch auch Risiken für die MERKUR PRIVATBANK ergeben müssten.

In seiner Antwort bekräftigte Dr. Lingel, dass er die Marktentwicklung weiterhin als stabil einschätzt. Zwar dürften in den nächsten Jahren weniger Finanzierungen nachgefragt werden. Allerdings dürften damit zügig viele Wettbewerber aus dem Markt ausscheiden, womit der Markt für die MERKUR PRIVATBANK gar nicht unbedingt kleiner werden muss.

Der Vorsitzende der Geschäftsleitung geht auch davon aus, dass es eine Rezession geben und die Lage insgesamt schwieriger werden wird. Er sieht dies aber keineswegs als Grund zum Schwarzmalen. Schließlich sind die Unternehmen in der Regel anpassungsfähig und auch die MERKUR PRIVATBANK kann sich anpassen. Wichtig ist eine gute Vorbereitung auf die veränderte Situation und eine schnelle Reaktion. Zudem hilft die breite Diversifizierung. Dr. Lingel bleibt grundsätzlich optimistisch.

Bisher weiß der Firmenchef auch noch von keiner einzigen Baustelle, die wegen fehlender Rohstoffe stillsteht. Natürlich gibt es massive Kostensteigerungen in der Herstellung. Eben deshalb kann es aber eigentlich nicht sein, dass die Immobilienpreise fallen, eher im Gegenteil. Und irgendwann wird sich das Lieferthema auch wieder entspannen.

Herr Stauffenberg zeigte sich irritiert von der hohen Steuerquote von rund 55 Prozent. Auf seine Frage nach dem Grund verwies Dr. Lingel auf die vorgenommenen Veränderungen in den Rückstellungen. Die zusätzliche Zuführung von 9 Mio. Euro in die 340g-Rücklage muss gemäß der geltenden Regelung aus versteuertem Kapital erfolgen. Rechnerisch ergibt sich damit eine sehr hohe Steuerquote.

Zudem hatte Herr Stauffenberg dem Geschäftsbericht entnommen, dass im Eigenkapital auch noch Genussrechte mit Zinskupons von bis zu 11 Prozent enthalten sind. Ihm schien es weit sinnvoller, eine Kapitalerhöhung durchzuführen und diese teure Komponente zu ersetzen. Seiner Auffassung nach wäre dies auch endlich sinnvoll möglich, nachdem die Aktie über dem Buchwert notiert. Lange Zeit war dies nicht der Fall gewesen.

Hierzu teilte Dr. Lingel mit, dass bei Berücksichtigung der steuerlichen Effekte Tier-1- und Tier-2-Kapital immer noch der günstigere Weg der Kapitalgewinnung ist als eine Kapitalerhöhung. Im Übrigen ist der Substanzwert der Aktie immer noch höher als der Kurs. Für ein realistisches Bild müssen die 340g-Rücklagen dazugerechnet werden, womit sich ein Substanzwert der Aktie von über 18 Euro ergibt. Eine Kapitalerhöhung würde die bereits investierten Aktionäre also nach wie vor verwässern.

Herr Stauffenberg bat außerdem um ergänzende Angaben zur geänderten Dividendenpolitik. Dies betreffend informierte Dr. Lingel, dass, wie bereits kommuniziert, vor dem Hintergrund der erfolgreichen Übernahme der Bank Schilling die Dividendenstrategie angepasst wird. Die Grunddividende wird von 0,20 Euro auf 0,30 Euro erhöht. Außerdem wird ab sofort eine Ausschüttungsquote von 40 Prozent angestrebt, soweit die regulatorischen Kapitalanforderungen dies zulassen.

Dr. Lingel will dies als Zeichen der Zuversicht für die weitere Entwicklung verstanden wissen. Seines Wissens gibt es kein anderes Unternehmen in der Branche, das sich zutraut, eine Mindestdividende in einer Höhe zuzusagen, die bereits eine attraktive Grundverzinsung garantiert. Grundsätzlich habe man immer versucht, die Aktionäre angemessen zu beteiligen. Deshalb gab es auch in Corona-Zeiten immer eine Dividende. Die Ausschüttungsquote liegt aber aktuell noch unter 40 Prozent.


Abstimmungen

Vor Eintritt in die Abstimmungen verkündete Herr Friedhofen die Präsenz. Auf der Hauptversammlung waren 6.217.487 Aktien vertreten. Bezogen auf das gesamte Grundkapital von 19.913.600 Euro, eingeteilt in 7.778.750 Aktien, entsprach dies einer Quote von 79,93 Prozent.

Alle Beschlüsse wurden einstimmig oder so gut wie einstimmig gefasst. Im Einzelnen waren dies die Feststellung des Jahresabschlusses (TOP 2), die Dividende von 0,45 Euro (TOP 3), die Entlastung der persönlich haftenden Gesellschafter (TOP 4) und des Aufsichtsrats (TOP 5), die Wahl der KPMG AG zum Abschlussprüfer (TOP 6), verschiedene Satzungsanpassungen (TOP 7) sowie die Ermächtigung zur Ausgabe von Wandel-, Options- und/oder Gewinnschuldverschreibungen (TOP 8).

Nach knapp drei Stunden schloss der Vorsitzende die Versammlung.


Fazit

Für das Geschäftsjahr 2021 kann die MERKUR PRIVATBANKKGaA einmal mehr hervorragende Zahlen vermelden. Obwohl sich das Marktumfeld für die Branche weiterhin sehr herausfordernd gestaltet, konnten Zins- und Provisionsergebnis weiter verbessert und das Ergebnis je Aktie nach dem Gewinnsprung im Vorjahr auf 1,18 (1,06) Euro weiter ausgebaut werden. Die Aktionäre werden an der sehr positiven Geschäftsentwicklung mit einer Dividendenerhöhung auf 0,45 (0,40) Euro beteiligt.

Sehr erfolgreich entwickelte sich insbesondere der Bereich Vermögensanlage. Die Assets under Management konnten um weitere 20 Prozent ausgeweitet werden und summieren sich inzwischen auf mehr als 3 Mrd. Euro. Auch im Bauträgerbereich ging es mit einer Steigerung des Neugeschäfts um 20 Prozent auf 1,3 Mrd. Euro einen großen Schritt voran. Positiv sind auch die breite Diversifizierung des Kreditportfolios und die insgesamt sehr solide Finanzierung zu werten.

Für die Zukunft zeigte sich der persönlich haftende Gesellschafter ebenfalls optimistisch. Mit den derzeit steigenden Zinsen besteht eine gute Chance, dass die Zinsspanne wieder ausgeweitet werden kann. Zudem entfallen auf absehbare Zeit die Negativzinsen, die zuletzt immerhin mit einer Belastung von 2 Mio. Euro zu Buche geschlagen haben. Von Vorteil ist außerdem, dass die MERKUR PRIVATBANK im Immobilienmarkt nahezu ausschließlich im Wohnungsbereich aktiv ist, in dem weiterhin eine stabile Entwicklung zu erwarten ist.

Insgesamt soll auch im laufenden Jahr in allen Geschäftsfeldern weiteres Wachstum realisiert und die operative Ertragskraft zumindest stabil gehalten werden. Damit ergeben sich gute Perspektiven für die Aktie, die sich nun schon länger auf einem Niveau um 15 Euro seitwärts bewegt. Sie notiert damit immer noch deutlich unter dem Substanzwert von über 18 Euro, was mit Blick auf die sehr solide Ertragsentwicklung nicht nachzuvollziehen ist. Zudem gibt es regelmäßig attraktive Dividenden. Ein Investment sollte sich weiterhin lohnen.


Kontaktadresse

MERKUR PRIVATBANK KGaA
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Hinweis: Der Verfasser hält Aktien der beschriebenen Gesellschaft.



Veröffentlichungsdatum: 29.06.2022 - 08:00
Redakteur: mwa
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