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HV-Bericht Francotyp-Postalia Holding AG - Vorstand hält Wiederaufnahme der Dividendenzahlung ab 2023 für möglich

Zu ihrer Hauptversammlung über das Geschäftsjahr 2021 hatte die Francotyp-Postalia Holding AG (FP) ihre Anteilseigner am 15. Juni 2022 erneut zu einer virtuellen Hauptversammlung eingeladen. Der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Alexander Granderath begrüßte die zugeschalteten Teilnehmer, darunter Alexander Langhorst für GSC Research, und bat um Verständnis dafür, dass man sich erneut für eine virtuelle Hauptversammlung entschieden hat. Hintergrund ist das zum Zeitpunkt der Terminierung und Einberufung der Versammlung weiterhin sehr dynamische Pandemiegeschehen mit Inzidenzwerten im vierstelligen Bereich. Um die Sicherheit zu gewährleisten und unnötige Risiken für die Teilnehmer zu vermeiden, wird die Versammlung nochmals virtuell durchgeführt.

Nach Erledigung der einleitenden Hinweise und Formalien und nach Erläuterung der anstehenden Veränderungen im Vorstand, dass der bisherige Finanzvorstand Martin Geisel seinen per Ende 2022 auslaufenden Vertrag nicht verlängern möchte, gab der Versammlungsleiter seinem designierten Nachfolger Ralf Spielberger die Gelegenheit, sich den Aktionären im Wege einer Videobotschaft vorzustellen. Im Anschluss daran erteilte Herr Dr. Granderath das Wort an den Vorstandsvorsitzenden Carsten Lind und den Finanzvorstand Martin Geisel zu Erläuterung des Geschäftsverlaufs und der weiteren Aussichten.


Bericht des Vorstands

Nach Begrüßung der virtuell zugeschalteten Teilnehmer blickte Herr Lind auf das Geschäftsjahr 2021 zurück, das nach seiner Aussage ganz im Zeichen der Transformation des Unternehmens stand. Ein positives Zwischenfazit zog er dabei insbesondere zur Umsetzung des FUTURE@FP Programms. Dieses ist darauf ausgerichtet, den FP-Konzern zu einem nachhaltig profitablen, internationalen Technologiekonzern zu formen. Seit dem Start im April 2021 ist man dabei bereits ein gutes Stück vorangeschritten und kommt den Zielsetzungen näher. Zudem wurde im Rahmen des Programms auch die Organisation fundamental verändert. Durch die Einführung der Geschäftsbereiche wurden klare Verantwortlichkeiten und eine stärkere Kundenzentrierung der Aktivitäten erreicht. Die vorhandenen Produkte und Lösungen wurden 2021 ebenfalls weiterentwickelt. Zudem soll es nach der Einführung des neuen ERP/CRM-Systems möglich werden, noch stärker datenbasiert und automatisiert zu arbeiten.

Rückblickend auf das Jahr 2021 zeigte sich der FP-CEO erfreut, über einen Umsatzanstieg von 4 Prozent auf 203,7 (195,9) Mio. Euro berichten zu können. Dabei haben alle Geschäftsbereiche zum Wachstum beigetragen. Besonders deutlich haben sich jedoch die Ergebniskennziffern im Jahresvergleich verbessert. So verbesserte sich das EBITDA von 8,7 auf 18,5 Mio. Euro. Dies entspricht einer Marge von 9,1 (4,5) Prozent. Die Steigerung des EBITDAs um 113 Prozent umfasst laut Vorstand dabei unter anderem auch die Verbesserung der Kostenbasis durch FUTURE@FP im Umfang von 5,5 Mio. Euro, Investitionen in One ERP, FP-Sign und IoT in Größenordnung von 1,8 Mio. Euro und geringere negative Effekte aus der Ausbuchung „alter Projekte“ von 2,8 Mio. Euro nach noch 4,1 Mio. Euro im Vorjahr.

Laut Unternehmenschef Carsten Lind ist auch mit Blick auf die Quartalszahlen 2022, welche bereits ein Rekordniveau darstellen, damit die Trendwende erreicht und wird sichtbar. Die erfolgreiche Umsetzung der Ziele setzt dabei den Einsatz und die Offenheit aller Beteiligten voraus. Hierfür dankte er allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und lobte dabei auch den enormen Einsatz im zweiten Pandemiejahr.

Die genauen Einzelheiten des Konzernabschlusses erläuterte sodann der Finanzvorstand Martin Geisel, welcher sich dem Dank an die Kolleginnen und Kollegen ausdrücklich anschloss. Rückblickend auf seinen Beginn bei FP Anfang 2021 stellte er fest, dass dies sehr intensive 18 Monate gewesen sind und er anlässlich der letztjährigen Hauptversammlung dargelegt hat, dass aus seiner Sicht noch einiges bei FP zu tun ist und noch nicht rundläuft. Zugleich habe er aber auf das enorme Potenzial im Unternehmen verwiesen, welches gehoben werden soll. Ein Jahr später könne er nun feststellen, dass gemeinsam schon einiges erreicht und viel Potenzial gehoben werden konnte. Da aber bei Weitem noch nicht alles Potential realisiert werden konnte, soll die Arbeit in diesem Stil konsequent fortgesetzt werden. 

Aktuell liegt der Fokus auf der Einführung eines neuen ERP/CRM-Systems. Die Umsetzung eines solchen Projekts ist aus seiner Sicht wichtig für die nächsten Jahre im Unternehmen. Dabei geht aber Qualität vor Schnelligkeit. Zudem werden viele Prozesse verändert und standardisiert. Daher wird sehr großer Wert daraufgelegt, dass die Einführung des neuen Systems reibungslos funktionieren wird. Herr Geisel zeigte sich zuversichtlich, dass man bald mit diesem System erfolgreich „live“ gehen wird. Aus der Einführung sollten sich dann viele weitere Synergien für die Geschäftsbereiche sowie die effiziente Abwicklung der Finanz- und Verwaltungsaufgaben ergeben.

Dass die Zahlen für 2021 über den eigenen Erwartungen und auch oberhalb der ausgegebenen Prognose liegen, ist nach seiner Meinung besonders hervorzuheben. Auch wenn man mit diesen Werten insbesondere für ein Jahr mit großen Transformationen zufrieden sein kann, wird FUTURE@FP konsequent weiter umgesetzt, damit man auch im jetzt laufenden Jahr 2022 und den Folgejahren weiterhin profitabel wachsen kann. Dabei wird besonderer Wert auf Stetigkeit und Verlässlichkeit gelegt.

Bei der Betrachtung des Zahlenwerks legte Herr Geisel seinen Fokus insbesondere auf die Kostensituation des Unternehmens. So reduzierte sich der Personalaufwand durch die eingeleiteten Restrukturierungsmaßnahmen um 15,1 Prozent auf 57,6 Mio. Euro nach 67,8 Mio. Euro im Vorjahr. Dementsprechend reduzierte sich die Personalaufwandsquote auf 28,3 (34,6) Prozent. Um 6,2 Prozent sanken ebenfalls die sonstigen betrieblichen Aufwendungen auf nun 33,8 Mio. Euro. Der Anstieg des Materialaufwands um 10,0 Prozent auf 103,3 Mio. Euro geht dabei vor allem auf die erhöhten Aktivitäten im Geschäftsbereich Mail Services zurück. Die aktivierten Eigenleistungen reduzierten sich im Vorjahresvergleich um 21,0 Prozent auf 6,2 Mio. Euro. Grund hierfür ist die klare Fokussierung auf die am meisten Erfolg versprechenden Entwicklungsprojekte mit nachvollziehbaren und guten Geschäftsmodellen.

Das EBITDA verbesserte sich auf 18,5 nach zuvor 8,7 Mio. Euro, was einer EBITDA-Marge von 9,1 Prozent entspricht. Diese lag damit noch über der im Rahmen der Prognosen auf 8,5 Prozent angehobenen Erwartung. Auch wenn die Margenverbesserung einen deutlichen Fortschritt gegenüber dem Vorjahr markiert, soll dies nach Angabe von Herrn Geisel nur ein erster Schritt in die richtige Richtung sein. Klares Ziel ist es, hier mittelfristig zweistellige Werte zu erreichen. Die Abschreibungen und Wertminderungen gingen um 16,7 Prozent auf 19,1 Mio. Euro zurück. Insgesamt lag der Konzerngewinn auch infolge des verbesserten Zins- und Finanzergebnisses bei 0,4 Mio. Euro nach einem Verlust im Vorjahr. Je FP-Aktie entspricht dies einem Ergebnisanteil von 0,02 Euro.

Sehr zufrieden zeigte sich der Martin Geisel mit der Entwicklung des Free Cashflows. Dieser lag trotz der zahlreichen Restrukturierungsmaßnahmen mit 6,5 (11,4) Mio. Euro noch deutlich im positiven Bereich. Auch bei der Inanspruchnahme von Fremdmitteln konnten entsprechende Fortschritte erzielt werden. So verringerten sich die Finanzschulden (inkl. Leasing) auf 40,2 (47,0) Mio. Euro, die Nettoverschuldung verringerte sich um 3,3 Mio. Euro auf 20,5 (23,8) Mio. Euro. Die Finanzmittel im Konzern (ohne Porto) bewegten sich zum Bilanzstichtag bei 19,7 (23,2) Mio. Euro.

Zum Abschluss seiner Ausführungen nutzte Herr Geisel noch die Gelegenheit, sich direkt von den Anteilseigern zu verabschieden. Aus Gründen, die in seinem Privatbereich und der weiteren persönlichen Lebensplanung liegen, werde er den Vorstandsvertrag nicht über die vereinbarte Laufzeit hinaus verlängern und aus dem Unternehmen zum 30. September 2022 ausscheiden. Nach seiner Einschätzung gewinnt FP mit Herrn Spielberger eine sehr erfahrene Führungspersönlichkeit, dem er zugleich viel Erfolg und Fortune für die Zukunft wünschte.

Im zweiten Teil seiner Rede erläuterte Unternehmenschef Carsten Lind zunächst die Entwicklung in den einzelnen Geschäftsbereichen. So verbesserten sich die Umsatzerlöse im Segment Mailing, Shipping & Office Solutions um 0,2 Prozent auf 121,7 Mio. Euro. Damit ist der Start besser als erwartet erfolgt, zumal auch noch negative Wechselkurseffekte in Größenordnung von 1,4 Mio. Euro enthalten waren. Wichtige Treiber waren eine Umsatzsteigerung in den USA um 3,2 Prozent auf 50,0 Mio. Euro. Auch die wiederkehrenden Erlöse im Frankierbereich tragen zur stabilen Entwicklung bei. Im Bereich der Office Solutions konnten neue Produkte weiteres Wachstum generieren.

Für 2022 und die weitern Zukunft rechnet der Vorstandschef damit, dass man von der Ausrichtung der Produktpalette auf kleine Briefvolumina profitieren wird. Mit der Übernahme von Azolver im Jahr 2022 wird die installierte Basis auf FP-Produkte umgestellt. Zudem wird im US-Markt die installierte Basis mit der Umstellung auf den neuen Standard der US-Post ebenfalls weiter ausgebaut. Im Bereich Office Solutions soll mit weiteren Produkten und Dienstleistungen und dem Vertrieb in weiteren Ländern die bestehende Organisation ausgebaut werden. Insgesamt zeigte sich der FP-Chef überzeugt davon, dass dieses Segment auch in Zukunft ein wichtiger Bestandteil des Geschäfts sein wird.

Im Geschäftsbereich Digital Business Solutions konnte der Umsatz um 13,6 Prozent auf 18,4 Mio. Euro gesteigert werden. Werttreiber sind hier weiterhin die Lösungen, die sich um die Kommunikation der Kunden, also insbesondere den Document Workflow kümmern. Wesentliche Wachstumstreiber sind dabei FP Sign, De-Mail und auch eJustice und Parcel Shipping. Die Lösungen werden dabei laut Lind deutlich kundenzentrierter als in der Vergangenheit entwickelt. Überdies soll auch das Potenzial aus dem Zukauf der Azolver-Gruppe konsequent genutzt werden. Geplant sind hier Lösungen etwa beim „Asset Tracking“. Hiermit können etwa Krankenhäuser die gesamte interne Logistik mit der FP Software sicher dokumentieren und nachverfolgen – ganz gleich, ob es sich dabei um Blutproben, Medikamentenverteilung, medizinische Geräte oder anderes handelt. Hiermit werden die zeitintensiven administrativen Prozesse deutlich vereinfacht und das Personal hat wieder mehr Zeit, sich den eigentlichen Aufgaben am Patienten zu widmen. Azolver hat bereits mehrere namhafte Krankenhäuser als Kunden gewonnen, somit sieht der FP-Vorstand hier auch auf dem deutschen Markt Potenzial.

Der Bereich Mail Services konnte die Umsatzerlöse im Berichtsjahr um 9,3 Prozent auf 63,6 Mio. Euro ausweiten. Zum Wachstum trugen dabei laut Vorstand vor allem zwei Faktoren bei. Durch pandemiebedingte Personalengpässe bei Kunden und Dienstleistern stieg der Anteil der frankierten Sendungen im Bereich Mail Services. Ferner konnten laut Herrn Lind weitere Neukunden gewonnen werden, so dass die negativen Effekte aus der Pandemie überkompensiert werden konnten.

Mit Blick auf das Programm FUTURE@FP stellte er fest, dass die Trendwende erreicht worden ist und es in allen drei Geschäftsfeldern gelungen ist die Umsatzerlöse zu steigern. Dabei hat man vor allem von der stärkeren Kundenzentrierung profitiert. Ferner konnte die Kostenbasis angepasst und 5,5 Mio. Euro eingespart werden. 2022 liegt der Fokus von FUTURE@FP auf der Verbesserung von Umsatz und Ertrag. Dabei wird in die Weiterentwicklung der Lösungen in allen Bereichen inklusive Frankiermaschinen investiert. Mit der Einführung des neuen ERP/CRM-Systems wird eine deutlich stärkere Digitalisierung und Automatisierung der Prozesse erreicht werden. Kurz gesagt, sagte Herr Lind, ist die Trendwende nachhaltig und bei Umsatz und Ertrag soll die Profitabilität weiter vorangetrieben werden.

Vor der Prognose für das laufende Geschäftsjahr ging Herr Lind noch kurz auf die Entwicklung des Aktienkurses der FP Holding ein. Dieser hat sich schlechter entwickelt als die der Peergroup, was aus seiner Sicht völlig unbefriedigend ist. Derzeit bewerten die drei begleitenden Analystenhäuser die FP-Aktie als Kauf. Als Vorstand werde er die Aktienkursentwicklung nicht kommentieren, sondern sich darum kümmern Ergebnisse zu liefern. 

Für das aktuelle Geschäftsjahr 2022 rechnet der Vorstand mit einem Umsatz in einer Bandbreite von 229 bis 237 Mio. Euro und einem EBITDA von 24 bis 28 Mio. Euro. Dies entspricht einer EBITDA-Marge von 10,5 bis 11,8 Prozent nach zuletzt 9,5 Prozent. Ein nennenswerter Beitrag aus der Akquisition Azolver ist darin nicht eingeplant, hier wird erst ab 2023 mit nennenswerten Beiträgen gerechnet, so Herr Lind zum Abschluss seiner Ausführungen.


Beantwortung der schriftlich eingereichten Aktionärsfragen

Begonnen wurde mit der Beantwortung der von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) eingereichten Fragen. Auf die Frage nach den Hintergründen für das Ausscheiden der beiden früheren Vorstandsmitgliedern Sven Meise und Patricius de Gruyter antwortete der Aufsichtsratsvorsitzende, dass dies im Rahmen der Verschlankung der Strukturen im vergangenen Jahr erfolgt ist. Dabei habe man auch im Bereich der Vorstandsebene und den weiteren Managementebenen entsprechende Einsparungen auf den Weg gebracht. Herr Meise hat per 11. Januar 2021 seinen Wunsch mitgeteilt, auf eigenen Wunsch aus dem Vorstand auszuscheiden. Die Bestellung von Herrn de Gruyter endete im Mai 2021 und wurde ebenfalls im gegenseitigen Einvernehmen nicht verlängert.

Die Zuständigkeitsbereiche der beiden ausgeschiedenen Vorstandsmitglieder wurden laut Dr. Granderath auf Herrn Lind und Herrn Geisel aufgeteilt. So hat Herr Lind zusätzlich unter anderem die Verantwortung für Strategie, Merger & Acquisition, das operative Geschäft und Personal übernommen. Beim Finanzvorstand sind zusätzlich unter anderem die Bereiche Recht & Compliance sowie Investor Relations angesiedelt.

Etwas unglücklich erschien dem DSW-Fragesteller die unter TOP 6 vorgesehene Anhebung der Aufsichtsratsvergütung, während die Anteilseigner bei der Dividende weiter mit einer Nullrunde leben müssen. Dr. Granderath wies in seiner Antwort darauf hin, dass hier mit Blick auf die Abdeckung des tatsächlichen Aufwands eine entsprechende Anpassung erforderlich gewesen ist. Der Vergleich mit anderen Unternehmen hätte zudem eher einen noch größeren Anpassungsbedarf nach oben hin ergeben. Allerdings habe man hier mit entsprechendem Augenmaß agiert.

Angesprochen auf die weiteren Wachstumsmöglichkeiten und die wesentlichen Wettbewerber im Markt für Frankiermaschinen erläuterte Herr Lind, dass sich die Nachfrage in den Jahren 2019 bis 2021 insbesondere in den Märkten USA, Frankreich und Schweiz positiv entwickelt hat und dort auch die installierte Basis der Geräte gewachsen ist. Dies ist immer eine wichtige Voraussetzung für weiteres Wachstum auch im Service und Aftersales-Geschäft. Auch in anderen Märkten wird mit weiterem Zuwachs gerechnet, dabei dürfte FP nach seiner Einschätzung insbesondere von der Ausrichtung auf kleinere Geräte profitieren. Hauptwettbewerber sind laut Herrn Lind weiterhin vor allem Pitney Bowes und Quadient (ehemals Neopost).

Sowohl der Vertreter der DSW als auch Frau Behrens und ein weiterer Fragesteller interessierten sich dafür, ab wann die Aktionäre mit einer Wiederaufnahme von Dividendenzahlungen rechnen dürfen. FP-Chef Lind dankte den Anteilseignern für die Geduld und die Unterstützung bei der Umsetzung des FUTURE@FP Programms, welches eine deutliche Verbesserung der Ergebnissituation mit sich bringt und auch in Zukunft noch weitere positive Impulse beisteuern wird. Bei planmäßiger Umsetzung und dem Erreichen nachhaltigen Wachstums hält Herr Lind es für durchaus möglich, ab dem Jahr 2023 zu einer Dividendenpolitik in der bekannten Weise zurückzukehren. Voraussetzung dafür ist aber eine entsprechend positive Entwicklung des Cashflows sowie ein entsprechendes Ergebnis je Aktie.

Verschiedene weitere Fragen befassten sich mit der aktuellen Struktur der Fremdmittel im Konzern und deren Konditionen. Nach Auskunft des Finanzvorstands wurde im Jahre 2016 eine Konsortialfinanzierung abgeschlossen, die im Jahre 2018 nochmals angepasst worden ist. Mit Blick auf den geringeren Bedarf wurde das ursprüngliche Volumen von 150 auf 90 Mio. Euro reduziert. Die bestehenden Linien sind für das aktuelle Geschäftsvolumen sehr gut bemessen, das Volumen der ungenutzten Linien lag 2021 bei 58,52 Mio. Euro und im Vorjahr bei 111,6 Mio. Euro. Die Laufzeit des Konsortialkredits beträgt ab 2018 insgesamt fünf Jahre bis zum September 2023. Diese kann auf Wunsch der FP zweimal um jeweils ein weiteres Jahr verlängert werden. Die Verzinsung besteht aus einem risikoadäquaten Aufschlag auf den Zwei- bzw. Sechs-Monats-Euribor. Hinsichtlich der ebenfalls erfragen Covenants erklärte Herr Geisel, dass es hier Vorgaben in Bezug auf den maximalen Verschuldungsgrad (sog. Leverage) gibt, es ist auch 2021 zu keinen Verletzungen der Covenants gekommen.

Weitere Fragen befassten sich damit, ob es aktuell im Unternehmen Kurzarbeit gibt und falls ja, in welchen Bereichen. Nach Angabe des Finanzvorstands gibt es derzeit konzernweit  keine Kurzarbeit. Angesprochen auf die möglichen Effekte aus dem Anstieg des Mindestlohns von 9,82 Euro zu Beginn des Jahres auf dann 12,50 Euro ab Oktober 2022 antwortete Herr Geisel, dass dies nur Auswirkungen im Geschäftsfeld Mail Services haben wird und die anderen Geschäftsfelder hiervon nicht berührt werden.

Verschiedene Fragen von Frau Behrens befassten sich mit dem Format der virtuellen Hauptversammlungen in den vergangenen Jahren im Vergleich zur letzten echten Präsenzhauptversammlung im Jahr 2019. Die Kosten bezifferte der Vorstand für 2019 auf 99 TEUR und für 2020 auf 183 TEUR, was aber mit der erstmaligen Abhaltung als virtuelle Hauptversammlung und der mehrfachen Terminverschiebung der Veranstaltung zusammenhing. 2021 lagen die Kosten bei 92 TEUR und auch für das laufende Jahr wird von einem in etwa ähnlich gelagerten Kostenaufwand ausgegangen. Die Zahl der gestellten Fragen lag 2019 bei 45, 2020 wurden vorab 64 Fragen eingereicht, 2021 waren es 91 und zur aktuellen Hauptversammlung wurden 25 Fragen vorab an die Gesellschaft übermittelt. Auf die ebenfalls erfragte Zahl der Teilnehmer antwortete die Verwaltung, dass sich 2020  180 Aktionären angemeldet hatten, neben diesen haben inklusive Gästen insgesamt 190 Personen den Live-Stream verfolgt. 2021 lag die Zahl der Anmeldungen bei 148, bei der virtuellen Versammlung waren 78 Teilnehmer zugeschaltet. Für die aktuelle Hauptversammlung haben sich insgesamt 127 Anteilseigner angemeldet, zum gegenwärtigen Zeitpunkt liegt die Teilnehmerzahl bei 35.

Auf die Frage nach dem künftigen Format der Hauptversammlung antwortete der Finanzvorstand, dass man den direkten Dialog mit den Anteilseignern sehr schätzt und abzuwarten bleibt, ob die geplante gesetzliche Änderung zur virtuellen Hauptversammlung die entsprechenden Voraussetzungen schafft. Man wird die weitere Entwicklung verfolgen und dann eine entsprechende Entscheidung treffen, die sicherlich auch vom Umfeld im kommenden Jahr abhängen wird.


Abstimmungen

Nach Beantwortung aller vorab eingereichter Aktionärsfragen um 13:17 Uhr wurde die Präsenz mit 7.976.420 Aktien oder 48,93 Prozent des stimmberechtigten Grundkapitals festgestellt. Sämtliche Beschlussvorschläge der Verwaltung wurden mit der erforderlichen Mehrheit angenommen. Die Zahl der Gegenstimmen bewegte sich zwischen 0,01 Prozent (TOP 5) und in der Spitze 11,6 Prozent (TOP 4c).

Im Einzelnen beschlossen wurde der Vortrag des Bilanzgewinns auf neue Rechnung (TOP 2), die Entlastung der Vorstandsmitglieder Carsten Lind (TOP 3a), Martin Geisel (TOP 3b), Patricius de Gruyter (TOP 3c) und Sven Meise (TOP 3d), die Entlastung der Aufsichtsratsmitglieder Dr. Alexander Granderath (TOP 4a), Lars Wittan (TOP 4b) und Klaus Röhrig (TOP 4c) sowie die Wahl der KPMG AG, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Berlin zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2022 (TOP 5). Beschlossen wurde ferner über die Vergütung und das Vergütungssystem für die Mitglieder des Aufsichtsrats nebst entsprechender Satzungsänderung (TOP 6), die Billigung des Vergütungsberichts für den Vorstand (TOP 7), die Zustimmung zum Abschluss eines Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrages mit der FP NeoMonitor GmbH (TOP 8) sowie verschiedene Änderungen der Satzung (TOP 9 bis 12).

Der Versammlungsleiter konnte die Hauptversammlung nach einer Dauer von etwas über zwei Stunden um 14:02 Uhr schließen.


Fazit

Das Geschäftsjahr 2021 ist aus Sicht der Francotyp-Postalia Holding AG durchaus erfolgreich verlaufen. Zu beachten ist dabei, dass die endgültigen Zahlen noch über der zweimal erhöhten Unternehmensprognose ausgefallen sind und man zudem den Turnaround erfolgreich vollzogen hat. Dabei haben sich bereits deutliche Erfolge des im Frühjahr 2021 vorgestellten Transformationsprogramms FUTURE@FP eingestellt. Auch der Start ins laufende Geschäftsjahr ist durchaus erfolgreich verlaufen.

Ausgehend von unserem letzten Research-Update vom 02. Juni 2022 rechnet GSC Research mit einem Umsatzzuwachs auf 238 Mio. Euro bei einem EBITDA von 28,1 Mio. Euro, was einer EBITDA-Marge von 11,8 Prozent entspricht. Unter dem Strich bedeutet dies einen Überschuss von 5,4 Mio. Euro oder 0,34 Euro je Aktie. 2023 sollte sich diese positive Entwicklung nicht zuletzt dank der dann erstmals ganzjährig enthaltenen Umsätze aus den übernommenen Azolver-Gesellschaften weiter fortsetzen. Vor diesem Hintergrund bekräftigt der Verfasser die Einschätzung aus dem zuvor zitierten Research mit einem Kursziel für die FP-Aktie von 6,20 Euro und bestätigt auch das „Kaufen“-Votum.


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Veröffentlichungsdatum: 23.06.2022 - 16:50
Redakteur: ala
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