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HV-Bericht ORBIS SE - Weiter auf Wachstumskurs

Am 25. Mai 2022 fand die 22. ordentliche Hauptversammlung der ORBIS SE für das Geschäftsjahr 2021 statt. Wie bereits in den Vorjahren wurde das Aktionärstreffen in rein virtueller Form abgehalten. Trotz anhaltender Corona-Pandemie setzte ORBIS den Wachstumskurs auch im Geschäftsjahr 2021 fort. Für GSC Research berichtet Thorsten Renner über den Verlauf der Hauptversammlung.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Ulrich Holzer eröffnete die Hauptversammlung pünktlich um 10:30 Uhr und begrüßte die teilnehmenden Aktionäre sowie den persönlich anwesenden Vorstand. Lediglich Vorstandsmitglied Michael Jung war der Hauptversammlung online zugeschaltet. In diesem Rahmen bedauerte Herr Holzer die erneute Abhaltung der Hauptversammlung als virtuelle Veranstaltung. Nach Abhandlung der Formalien und einem kurzen Aufsichtsratsbericht übergab Herr Holzer das Wort an den Finanzvorstand Stefan Mailänder.


Bericht des Vorstands

Im vergangenen Jahr habe man den Entschluss gefasst, die ORBIS AG in eine europäische Gesellschaft SE umzuwandeln. Damit will die Gesellschaft ihrer Positionierung als zukunftsorientiertes IT-Unternehmen im europäischen Raum betonen. Dabei handelt es sich um eine moderne supranationale Rechtsform und damit um die geeignete Rechtsform für das weitere Wachstum von ORBIS. Im November 2021 hatte die außerordentliche Hauptversammlung der Umwandlung mit großer Mehrheit zugestimmt. Am 17. Februar 2022 wurde der Rechtsformwechsel im Handelsregister eingetragen, so dass die Umwandlung seitdem wirksam ist. Die Rechtsstellung der Aktionäre bleibt davon jedoch grundsätzlich unberührt, erklärte Herr Mailänder.

ORBIS ist ein international tätiges Business Consulting Unternehmen, das internationale Konzerne und mittelständische Unternehmen bei der digitalen Transformation berät. Dabei setzt die Gesellschaft auf Lösungen der beiden Marktführer SAP und Microsoft. Ferner bietet ORBIS auch eigene Lösungen auf Basis der Produkte der beiden Marktführer. Im Bereich Microsoft habe man sich auf die Bereiche Vertrieb, Marketing und Service spezialisiert. Insgesamt ist ORBIS sehr breit für die zukünftigen Anforderungen der Kunden aufgestellt.

Zunächst ging Herr Mailänder auf die Highlights des vergangenen Jahres ein. Als Wachstumstreiber machte er Cloud-Computing auf digitale Plattformen und die digitale Transformation sowie die Gründung der ORBIS People GmbH und der ORBIS France SAS aus. In der ORBIS People GmbH erfolgt die Bündelung der Beratungskapazitäten im Bereich Personalwesen. An dieser Gesellschaft ist ORBIS mit 74,99 Prozent beteiligt. Mit der Gründung der ORBIS France wurde nun das komplette Leistungsportfolio im französischen Markt positioniert.

Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz um 14,6 Prozent auf 98,4 Mio. Euro und lag damit über den Erwartungen. Das EBIT verbesserte sich um 3,6 Prozent auf 4,4 Mio. Euro und der Jahresüberschuss erhöhte sich um 22 Prozent auf 2,37 Mio. Euro. Das daraus resultierende Ergebnis je Aktie legte um 19,6 Prozent auf 25 Eurocent zu. Nach Aussage von Herrn Mailänder stiegen die Umsätze aus projektbezogenen Beratungsleistungen um 16,9 Prozent auf 78,6 Mio. Euro. Die Umsätze im Produktgeschäft erhöhten sich um 6 Prozent auf 19,8 Mio. Euro.

Zum Jahresende waren bei ORBIS 759 Mitarbeiter beschäftigt, was einem Anstieg um 14,1 Prozent entsprach. Auf dieser Basis kletterte der Personalaufwand um 18,1 Prozent auf 67,1 Mio. Euro. Wie Herr Mailänder ausführte, stieg der Materialaufwand um 10,4 Prozent auf 16,8 Mio. Euro. Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen legten dagegen nur um 4,8 Prozent auf 8,0 Mio. Euro zu. Während sich die Reisekosten durch die Pandemie reduzierten, fielen höhere IT-Kosten oder Kosten zur Mitarbeitergewinnung an.

Darauf basierend stiegen das EBITDA um 2,3 Prozent auf 8,6 Mio. Euro und das EBIT um 3,6 Prozent auf 4,4 Mio. Euro. Beim Vorsteuerergebnis wies ORBIS einen Zuwachs von 9,3 Prozent auf 4,4 Mio. Euro aus. Als Ergebnis nach Steuern und Anteilen Dritter resultierte ein Jahresüberschuss von 2,4 Mio. Euro. Nach Angabe des Finanzvorstands legte die Bilanzsumme auf 76,5 Mio. Euro zu. Bei den liquiden Mitteln kam es zu einem leichten Rückgang auf 24,1 Mio. Euro. Von der Bilanzsumme entfielen 50,1 Mio. Euro auf kurzfristige und 26,4 Mio. Euro auf langfristige Vermögenswerte.

Das Eigenkapital verringerte sich auf 36,0 Mio. Euro, wodurch auch die Eigenkapitalquote von 49,7 auf 47,1 Prozent sank. Während sich das langfristige Fremdkapital auf 11,1 Mio. Euro reduzierte, wuchs das kurzfristige Fremdkapital auf 29,4 Mio. Euro. Die äußerst solide Eigenkapitalquote von 47,1 Prozent bietet nach Ansicht von Herrn Mailänder eine hohe Sicherheit für die weitere Entwicklung in der Zukunft. Im vergangenen Jahr legte der Aktienkurs von 6,60 auf 7,70 Euro zu und erreichte mit 8,10 Euro den Jahreshöchstkurs. Insgesamt erachtete der Vorstand ORBIS als sehr gut aufgestellt, auch wenn sich Corona und der Krieg auf die Kunden auswirken werden. Trotzdem rechnete er auch im Jahr 2022 mit einer positiven Geschäftsentwicklung.

Wie der Vorstandsvorsitzende Thomas Gard ausführte, konnte sich ORBIS 2021 gut behaupten und das Geschäft weiter ausbauen. Zudem bringt Corona eine Beschleunigung der Digitalisierung in allen Lebensbereichen mit sich. Das Ziel für das vergangene Jahr war ein nachhaltiges profitables Wachstum mit einem einstelligen Umsatzwachstum und einer EBIT-Marge zwischen 4 und 5 Prozent. Mit einem Umsatzplus von 14,6 Prozent und einer EBIT-Marge von 4,5 Prozent wurde dieses Ziel erreicht. Zudem wurden wieder Investitionen von über 40 Mannjahren getätigt. Deshalb zeigte sich Herr Gard insgesamt mit der Geschäftsentwicklung zufrieden.

Aufgrund des aktuellen Umfelds bleibe man vorsichtig und schlage eine unveränderte Dividende von 0,20 Euro je Aktie vor. Im vergangenen Jahr stand ORBIS mit über 1.000 Firmen in Kontakt, woraus viele Neukunden und Projekte resultierten. Laut Herrn Gard setzte sich dieser positive Trend auch 2022 fort. Die Digitalisierung von Geschäftsprozessen steht weiterhin im Fokus und hierüber berichtete das Vorstandsmitglied Frank Schmelzer.

Im Bereich Microsoft steht ORBIS als Partner für die digitale Transformation in den Bereichen Vertrieb, Marketing und Services. Nach Aussage des Vorstands habe man mehr als 270 Bestandskunden. Darüber hinaus wurden im letzten Jahr mehr als 25 Neukunden und mehr als 50 Neuprojekte gewonnen. Im Bereich SAP wird Digitalisierung eines der bestimmenden Themen in den kommenden Jahren sein. ORBIS begleitet dabei die Kunden auf dem Weg zum intelligenten Unternehmen. Laut Herrn Schmelzer habe man hier gut 220 aktive Kunden und konnte mehr als 40 Neukunden sowie über 55 Neuprojekte gewinnen.

Als wichtig erachtete der Vorstand auch den Ausbau und die Erweiterung des ORBIS-Portfolios. In der jüngsten Zeit war der wachsende Markt im Bereich Human Resources erkennbar. Hier wurden nun die Fähigkeiten in der neuen Dachmarke ORBIS People gebündelt. Auf der anderen Seite ist auch der Bedarf beim Betrieb von Systemen, Technologie und Systemsicherheit gestiegen. Seit Januar 2022 gehört hier nun auch BLUE S'TEC zum ORBIS-Konzern. Nach Meinung von Herrn Schmelzer müssen die Lösungen von Microsoft und SAP noch stärker verzahnt werden. Auch Herr Schmelzer sah die Gesellschaft sehr gut für die Zukunft aufgestellt. In diesem Rahmen bedankte er sich auch bei allen Mitarbeitern.

Nach den Worten von Herrn Gard erholt sich die deutsche Wirtschaft nur langsam von den Folgen der Corona-Pandemie. Die Erholung am Arbeitsmarkt setzte sich zu Beginn des Jahres fort. Nach dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine senkte die Bundesregierung ihre Wachstumsprognose auf 2,2 Prozent. Bei der Inflationsrate wird mit einem Wert von 6,1 Prozent gerechnet. Der Markt für Informationstechnologie soll ebenfalls weiter zulegen.

Auch im Jahr 2022 strebt ORBIS ein weiterhin profitables Wachstum an. Der Umsatz soll im einstelligen Prozentbereich wachsen und dabei wird eine EBIT-Marge zwischen 4 und 5 Prozent angestrebt. Diese Prognose steht unter der Annahme keiner nennenswerten Projektverschiebungen, betonte Herr Gard. Im laufenden Jahr wird ORBIS weiter in innovative Lösungen investieren. Zudem werden weitere Partnerschaften oder Beteiligungen geprüft. Die Krise in der Welt geht auch an ORBIS nicht spurlos vorbei, denn die Auswirkungen der Ukraine-Krise auf die Kunden sind derzeit nur schwer abschätzbar, so der Vorstandsvorsitzende.


Beantwortung der eingereichten Fragen

Der erste Aktionär erkundigte sich nach den Kosten der außerordentlichen Hauptversammlung für die Umwandlung in eine SE. Laut Herrn Gard wurde das Verfahren zur Umwandlung zeitnah nach dem Beschluss eingeleitet. Die Kosten für die außerordentliche Hauptversammlung bezifferte er auf etwa 35 TEUR. Ein Anleger bat um eine Einschätzung zur Prognose angesichts Corona und Ukraine-Konflikt. Wie Herr Mailänder berichtete, ist ein moderater Aufbau neuer Mitarbeiter geplant. Dabei wird ein Umsatzanstieg im einstelligen Prozentbereich und eine EBIT-Marge zwischen 4 und 5 Prozent angestrebt.

Einen Aktionär interessierte, ob zukünftig höhere Umsätze aus Wartung zu erwarten sind. Der Vorstand rechnete in diesem Bereich nicht mit größerem Wachstum, da man ein Cloud-Modell verfolgt, das pro Monat und Nutzer für Nutzung und Wartung abgerechnet wird. Angesprochen auf die Prognose für 2023 prognostizierte der Vorstand auch ein Umsatzwachstum im einstelligen Prozentbereich und eine EBIT-Marge zwischen 4 und 5 Prozent.

Zur Abhaltung der Hauptversammlung meinte Herr Gard, angesichts der steigenden Pandemiezahlen hatte man schon im November 2021 die Abhaltung einer virtuellen Hauptversammlung beschlossen und den Termin festgelegt. Im Frühjahr war die Inzidenz unverändert hoch und deshalb wurde der Beschluss im März noch einmal bestätigt. Generell müssen die Räume für eine physische Hauptversammlung mehrere Monate im Voraus gebucht werden.

Informationsbedarf bestand auch hinsichtlich der Zahlen der Data One GmbH. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete die Gesellschaft einen Umsatz von 12,1 Mio. Euro und ein EBIT von 71 TEUR. Für das laufende Jahr prognostizierte Herr Mailänder eine Umsatz- und Ergebnissteigerung im einstelligen Prozentbereich. Im Hinblick auf die ORBIS People GmbH erklärte der Vorstand, die Gründung der Gesellschaft war nur mit einer Minderheitsbeteiligung möglich. Bei einem Umsatz von 2 Mio. Euro rechnete er mit einem EBIT im einstelligen Prozentbereich.

Eine Frage betraf den Neubau, bei dem Herr Gard weiter mit einer Fertigstellung im zweiten Quartal 2023 rechnete. Dabei erwartete er Mehrkosten in der Größenordnung von 10 bis 15 Prozent. Weiterer Informationsbedarf bestand auch hinsichtlich BLUE S'TEC. Im vergangenen Jahr erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 4,3 Mio. Euro und ein EBIT von 0,3 Mio. Euro. Für das laufende Jahr prognostizierte man ein Umsatz- und Ergebniswachstum im einstelligen Prozentbereich.


Abstimmungen

Nach dem Ende der Fragerunde leitete Herr Holzer zu den Abstimmungen über. Vom Grundkapital der Gesellschaft in Höhe von 9.766.042 Euro waren 6.755.059 Euro entsprechend 69,17 Prozent vertreten. Die Beschlüsse wurden alle bei wenigen Gegenstimmen im Sinne der Verwaltung gefasst. Dies waren die Ausschüttung einer Dividende von 0,20 Euro (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Wahl der RSM GmbH zum Abschlussprüfer (TOP 5), die Vergütung des Aufsichtsrats (TOP 6) sowie die Billigung des Vergütungsberichts (TOP 7).

Gegen 12:05 Uhr konnte Herr Holzer die Hauptversammlung wieder beenden.


Fazit und eigene Meinung

Die für das vergangene Geschäftsjahr vorgelegten Zahlen der ORBIS SE übertrafen die Erwartungen. Damit setzte das Unternehmen den Erfolgskurs der vergangenen Jahre nahtlos fort. Mit dem erneuten Wachstum ist auch die Umsatzschwelle von 100 Mio. Euro in greifbare Nähe gerückt. Durch die Corona-Pandemie erfuhr die Digitalisierungswelle noch einmal einen Schub. Dies sollte sich in den kommenden Jahren noch verstärkt fortsetzen. Potenzial eröffnet sich auch aus der Umstellung auf SAP HANA.

Allerdings bestehen aktuell durchaus Risiken, vor allem auf der Kundenseite. Viele Unternehmen sind von der Pandemie oder Problemen in der Lieferkette betroffen. Dies könnte dann auch zu Projektverschiebungen führen. Auch die Auswirkungen der Auseinandersetzungen in der Ukraine sind derzeit nur schwer abzuschätzen, dürften aber ebenfalls negativ ausfallen.

Das Management ist jedoch zuversichtlich, den Wachstumskurs 2022 fortsetzen zu können. Um das geplante Wachstum zu generieren, müssen jedoch entsprechend neue Mitarbeiter gewonnen werden. Hier verzeichnete ORBIS bereits im vergangenen Jahr erhöhte Ausgaben für die Mitarbeitergewinnung. Die liquiden Mittel und der Bestand eigener Aktien decken rund 30 Prozent der Marktkapitalisierung ab. Somit ist ORBIS äußerst solide aufgestellt und verfügt zudem über ausreichend Mittel für weitere Zukäufe. Entsprechend bietet auch die Aktie mittelfristig weiteres Potenzial.


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Veröffentlichungsdatum: 04.06.2022 - 10:05
Redakteur: tre
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