Zu ihrer diesjährigen Hauptversammlung hatte die 3U HOLDING AG ihre Anteilseigner am 25. Mai 2022 erneut zu einer virtuellen Hauptversammlung eingeladen. Der Aufsichtsratsvorsitzende Ralf Thoenes begrüßte die virtuell zugeschalteten Teilnehmer um 11 Uhr, darunter Alexander Langhorst für GSC Research, und bat zunächst um Verständnis dafür, dass man sich mit Blick auf die anhaltende Pandemie und die Unklarheiten über deren weiteren Verlauf zum Zeitpunkt der Terminierung erneut zur Abhaltung der Versammlung in virtueller Form entschieden hat.
Nach Erläuterung der personellen Veränderungen im Vorstand und einem kurzen Überblick zur Tätigkeit des Aufsichtsrats im Berichtsjahr berichtete Herr Thoenes auch noch über die weitere geplante personelle Veränderung im Vorstand und Aufsichtsrat in Folge des Ausscheidens von Herrn Schmidt mit Ablauf der Hauptversammlung aus dem Vorstand und seiner unter Tagesordnungspunkt 8 vorgeschlagenen Wahl in den Aufsichtsrat der Gesellschaft. Nach Erledigung der weiteren einleitenden Hinweise und Formalien erteilte er dem Vorstandssprecher Michael Schmidt das Wort zur Erläuterung des Geschäftsverlaufs im Berichtsjahr 2021.
Bericht des Vorstands
Nach Begrüßung der virtuell zugeschalteten Teilnehmer blickte der 3U-HOLDING-Chef zunächst auf das Umfeld und die externen Einflussfaktoren, welche sich 2021 und auch aktuell auf das Geschäft des Unternehmens ausgewirkt und dieses gebremst haben. Dabei nannte er namentlich die Risiken aus der Inflation, der Zinswende, dem Krieg in der Ukraine und den noch immer nachlaufenden Auswirkungen der Coronapandemie. Hier hätte man sich auch sehr gewünscht, mit der Hauptversammlung wieder zum Präsenzformat zurückzukehren. Die nicht absehbare weitere Entwicklung und die in der Planungs- und Einladungsphase noch bestehenden Rekordinzidenzen haben zur Entscheidung geführt, zur Sicherheit aller Beteiligten die virtuelle Variante zu wählen.
Mit Blick auf 2021 stellt er fest, dass dies ein Jahr mit „Licht und Schatten“ gewesen ist, wie auch bereits im Anschreiben zum Geschäftsbericht festgestellt. Zu den Schattenseiten zählte nach seiner Angabe sicherlich die Kursentwicklung der 3U-HOLDING-Aktie, die sich nach dem Höchststand im Vorjahr inzwischen mehr als halbiert hat. Galt vor einem Jahr noch „großer Optimismus“ bei den Anlegern, ist die Aktie heute bereits unter dem Buchwert erhältlich. Der rasante Anstieg des Aktienkurses war dabei getrieben von der Aussicht auf einen zeitnahen Börsengang der Tochtergesellschaft weclapp SE. Gewinnmitnahmen markierten hier dann den Wendepunkt, und als sich das Marktumfeld einzutrüben begann, sahen die Anleger die Chancen auf eine Umsetzung frühzeitig bereits sehr skeptisch.
In das Projekt Börsengang wurde seitens der 3U HOLDING AG, aber auch durch das weclapp-Management, ein sehr großer Einsatz gesteckt. Dies bezieht sich sowohl auf Geld als auch auf die eingesetzte Zeit und personelle Ressourcen. Schmidt erinnerte dabei daran, dass das Management neben ebenfalls sehr aufwändigen M&A-Projekten fast ein halbes Jahr lang einen großen Teil der verfügbaren Zeit mit der Ausarbeitung und Bereitstellung umfangreicher Dokumente und Zahlen verbracht hat, einschließlich Briefings für Anwälte, Analysten, Sales Teams der Banken und mit Diskussionen über Strategie und Taktik des Börsengangs. Nach in Summe 113 teils mehrstündigen Präsentationen vor Investoren aus einem Dutzend Ländern hatte das Unternehmen ein rundum positives Feedback bekommen und es wurde grundsätzliche Investitionsbereitschaft signalisiert.
Zudem hatte die BaFin zwei Fassungen des Börsenzulassungsprospektes bereits mit nur wenigen Anmerkungen retourniert und die dritte und finale Version lag zur Genehmigung vor. Weitere Jahres- und Zwischenabschlüsse der weclapp waren genauso wie ein pro-Forma-Abschluss des weclapp-Konzerns erstellt und durch den Wirtschaftsprüfer geprüft und bestätigt worden. Gleiches gilt für die Abfassung von umfangreichen Analystenreports und die Blockung von Terminen für die Analysten- und Management-Road-Show. Ebenso war die Mitteilung zum geplanten Börsengang, die sog. „Intention to float“, abgestimmt und für Mitte Januar zur Veröffentlichung vorgesehen. Auch wenn die Bewertungen für Technologiewerte seit November 2021 rückläufig waren, hat man hier nicht aufgegeben, seitens der begleitenden Banken wurde weiterhin das erwartete Bewertungsspektrum in Aussicht gestellt.
Nach intensiven Diskussionen mit Banken und Anwälten am Freitag, dem 14. Januar 2022, und nochmals am Sonntag, dem 16. Januar 2022, musste man sich am Abend der Einsicht stellen, dass diese Erwartungen sich im aktuellen Umfeld nicht mehr erfüllen lassen und die IPO-Ankündigung wurde nicht veröffentlicht. Im Januar waren die Tech-Investoren stark mit der Umschichtung ihrer Portfolios beschäftigt und für IPOs in dieser Situation nicht ansprechbar. Auch andere für Januar und das erste Quartal angekündigte Börsengänge wurden auf Eis gelegt.
Zum damaligen Zeitpunkt gingen die Banken und andere Marktbeobachter davon aus, dass in Richtung Ostern eine Erholung und eine Verbesserung der Stimmung der Investoren einsetzen dürfte und dann auch wieder ein steigendes Interesse an Börsengängen zu verzeichnen sein könnte. Daher wurde das Projekt weiterhin intensiv verfolgt, bis sich Ende Februar 2022 durch den Einfall der russischen Armee in die Ukraine die Lage erneut deutlich änderte. Am 16. März wurde laut 3U-Chef dann klar, dass der geplante Börsengang nicht mehr im ersten Halbjahr 2022 stattfinden wird, und dies wurde dann entsprechend per ad-hoc-Mitteilung veröffentlicht. Dies hat zu weiteren Gewinnrealisierungen bei der 3U-Aktie und in der Folge zu einem weiteren Kursrückgang geführt.
Herr Schmidt betonte in diesem Zusammenhang, dass sich die Chancen und Perspektiven der 3U HOLDING AG eben nicht allein aus den Hoffnungen auf einen Börsengang von weclapp SE stützen. Das Unternehmen besitzt eine gute Substanz, setzt auf gleich drei Megatrends der Zukunft und schafft Werte für die Aktionäre. Dies wird auch daran deutlich, dass es Ende 2020 gelungen ist, zwei größere Einheiten mit Gewinn zu veräußern, um sich im Portfolio noch stärker auf die beiden Megatrends Cloud Computing und Onlinehandel zu fokussieren. Durch die Veräußerung ist ein Umsatzvolumen von rund 8 Mio. Euro weggefallen, dies war absehbar und ist auch im Rahmen der letztjährigen Hauptversammlung diskutiert worden, ebenso wie die Erwartung, dass dieser Rückgang nicht allein durch organisches Wachstum kompensiert werden kann. Vor diesem Hintergrund konnte die ausgegebene Prognose für 2021 beim Umsatz eher knapp und beim bereinigten Ergebnis am oberen Ende der Erwartungen erreicht werden, so Schmidt weiter.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr verringerten sich die Umsatzerlöse entsprechend um 8,4 Prozent auf 55,9 (Vorjahr: 61,1) Mio. Euro. Bei einem EBITDA von 11,3 (11,6) Mio. Euro konnte mit 6,8 (5,9) Mio. Euro sogar ein über dem Vorjahresniveau liegendes EBIT realisiert werden. Der Jahresüberschuss bewegt sich bei unverändert 4,0 (4,0) Mio. Euro, das bereinigte Jahresergebnis bei 2,9 (3,3) Mio. Euro, woraus sich ein Ergebnis je 3U-HOLDING-Aktie von 0,08 (0,09) Euro ergibt. Die Anteilseigner sollen in Form einer unveränderten Dividende von 0,05 Euro je Aktie am Unternehmenserfolg beteiligt werden. Die Ausschüttung erfolgt wie bereits in den Vorjahren steuerfrei aus dem steuerlichen Einlagekonto.
Auch bilanziell ist man weiterhin gut aufgestellt, die Eigenkapitalquote erreicht per Jahresende 2021 52,2 Prozent nach 60,5 Prozent. Grund für die Verringerung ist dabei insbesondere das Projekt InnoHubs (Bauvorhaben in Würzburg), da hier die Fremdmittelinanspruchnahme mit dem Baufortschritt zunimmt. Nach Übergang der Einheiten auf die Erwerber, womit per Ende 2022 gerechnet wird, wird sich die Fremdmittelinanspruchnahme entsprechend verringern. Bereits bis zum Tag der Hauptversammlung konnten aus dem Projekt Ergebnisbeiträge von rund 6,7 Mio. Euro für die 3U HOLDING realisiert werden, so Schmidt weiter.
Positiv bewertete der Unternehmenschef auch den Start in das aktuelle Geschäftsjahr. So kletterten die Umsatzerlöse in den ersten drei Monaten des Jahres 2022 um 19,4 Prozent auf 16,84 (14,10) Mio. Euro. Auch bereinigt um den Beitrag der im Vorjahr erworbenen ITscope von 1,2 Mio. Euro bewegt sich der Zuwachs mit 11 Prozent ebenfalls im zweistelligen Prozentbereich. Besonders positiv gestaltete sich erneut das Wachstum im ITK-Bereich, der im ersten Quartal 2022 um 29,2 Prozent zulegen konnte. Das EBITDA verbesserte sich um 12,4 Prozent auf 3,8 (3,4) Mio. Euro und profitierte dabei insbesondere von der sehr guten Entwicklung im Bereich der Erneuerbaren Energien. Diese konnte sogar die getätigten Aufwendungen für weiteres Wachstum im Cloud Computing mehr als kompensieren. Höhere Abschreibungen und Minderheitenanteile führten erwartungsgemäß zu einem Rückgang des Quartalsergebnisses auf 1,4 (1,8) Mio. Euro. Dennoch sieht der Vorstandssprecher das Unternehmen auf einem guten Wege.
Dies schlägt sich auch in der Prognose für das aktuell laufende Jahr nieder, welche zuletzt vor wenigen Tagen anlässlich der Vorlage der Quartalszahlen nochmals bestätigt worden ist. Die klare Erwartung geht hier in Richtung eines starken Wachstums auf der Umsatzseite bei unter dem Strich stabilen Erträgen. Konkret wird beim Umsatz eine Bandbreite zwischen 65 bis 70 Mio. Euro erwartet. Wie auch in den Vorjahren ist auch im Jahr 2022 die Veräußerung von Vermögenswerten mit Erträgen im einstelligen Millionen-Euro-Bereich in der Guidance berücksichtigt. Daraus ergibt sich für das EBITDA eine Bandbreite zwischen 10 und 12 Mio. Euro und beim Jahresüberschuss zwischen 2 und 4 Mio. Euro. Zuversichtlich stimmte Schmidt zudem, dass man im laufenden Jahr den besten Jahresbeginn seit Jahren hingelegt hat.
Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen berichtete Herr Schmidt noch über die Entwicklung der drei Segmente und einige aus seiner Sicht wichtige Aspekte und Aussichten hierzu. Kleinstes Segment ist der Bereich Erneuerbare Energien mit einem Rückgang des Umsatzes auf 6,3 (9,1) Mio. Euro, wobei hierbei auch der Verkauf des Windparks in Lüdersdorf zu berücksichtigen ist. Mit einem EBITDA-Anstieg um 62,2 Prozent im ersten Quartal 2022 auf 2,4 (1,5) Mio. Euro ist ein sehr guter Jahresauftakt gelungen. Positiv zu bewerten ist, dass die inzwischen erzielbaren Abgabepreise durchgängig um einiges über den früheren fixen Einspeisevergütungen liegen. Zusätzliches Potenzial könnte sich noch aus dem geplanten Repowering des Windparks in Langendorf ergeben, wobei für die Umsetzung eines solchen Projektes wohl 12 bis 24 Monate zu veranschlagen sind. Inwieweit die jüngsten Ankündigungen der Bundesregierung sich positiv auf die Projekte in Brandenburg auswirken werden, bleibt abzuwarten. Zusammenfassend sind die Aussichten für das Segment jedoch aktuell attraktiver als noch vor einem Jahr.
Beim Onlinehandel (SHK) war man auch von den Nachwirkungen der Coronapandemie auf die globalen Lieferketten betroffen. Diese führten neben steigenden Frachtraten zu anhaltenden Beschaffungsproblemen und zum Teil exorbitanten Preissteigerungen bei Industriegütern, Bauteilen und Komponenten. Diese Preissteigerungen konnten nicht vollständig an die Kunden weitergereicht werden, somit ist bei Selfio trotz anfänglich positiver Effekte aus der Umsetzung des 12-Punkte-Plans aus dem Jahr 2020 erstmals kein Wachstum realisiert worden. Es wurden jedoch weitere Maßnahmen und Optimierungen zur Verbesserung der Situation eingeleitet, dabei profitiert man laut Vorstand auch von den Möglichkeiten des neuen Lager- und Logistikzentrums. Hierdurch können die Bestände von Kernprodukten hochgefahren werden, wenn diese verfügbar sind, um eine möglichst hohe Lieferbereitschaft sicherzustellen. Die Umsätze reduzierten sich 2021 auf 27,0 (33,1) Mio. Euro.
Wichtige Punkte in diesem Bereich sind die Weitergabe der Einkaufspreise an die Kunden, die Umsetzung von weiteren internen Effizienzsteigerungen sowie die Einhaltung der Kostendisziplin. In diesem Kontext wurde auch die Zahl der Geschäftsführer im Onlinehandel reduziert. Im ersten Quartal 2022 waren bereits wieder leichte Umsatzsteigerungen zu verzeichnen, jedoch hat sich das Umfeld durch den Krieg in der Ukraine weiter verschärft. Mittel- und langfristig sind die Aussichten aber weiterhin positiv. Zudem sollte man hier auch von wichtigen Trends wie der Abkehr von fossilen Energieträgern, dem Trend zum Energiesparen und zu innovativen Technologien profitieren.
Im Segment ITK verzeichneten die beiden großen Geschäftsbereiche 2021 nennenswerte Erfolge, die sich auch im Umsatz- und Ergebniswachstum niedergeschlagen haben. Hier verzeichnete man im vergangenen Geschäftsjahr einen kräftigen Umsatzzuwachs von 24,1 Prozent auf 23,98 (19,33) Mio. Euro, wodurch sich der Anteil des Segments an den Konzernerlösen merklich von 31,7 auf 42,9 Prozent erhöhte.
Dabei konnte der Geschäftsbereich Telekommunikation mit Erlösen von 11,13 (11,20) Mio. Euro sein Umsatzniveau halten. Zwar kam es mit Abklingen der vorjährigen „Corona-Sonderkonjunktur“ im Bereich Voice Retail (B2C) zu einer Normalisierung des Geschäfts, die sich in diesem Teilbereich in einem rund 17-prozentigen Erlösrückgang auf 1,85 (2,23) Mio. Euro widerspiegelte. Dagegen legte der Bereich Voice Business Customer (B2B) aber weiter leicht auf 7,27 (7,19) Mio. Euro zu. Sehr erfreulich entwickelte sich auch der Bereich Data Center Services & Operations (Rechenzentrumsdienste) mit einer Steigerung der Kapazitätsauslastung von rund 50 auf über 80 Prozent, womit auch ein externer Umsatzzuwachs von 21,6 Prozent einherging. „Alles im Lot in unserem Geschäftsbereich Telekommunikation!“, brachte es Schmidt kurz und prägnant auf den Punkt.
Maßgeblicher Wachstumstreiber war erneut der vom Teilkonzern weclapp repräsentierte Geschäftsbereich Cloud Computing mit einem Plus von 63,5 Prozent auf 11,98 (7,33) Mio. Euro. Bereinigt um den auf die beiden Akquisitionen ITscope und FinanzGeek entfallenden Umsatzanteil belief sich das organische Wachstum der weclapp SE auf 49,8 Prozent entsprechend einem Erlösvolumen von 10,99 Mio. Euro.
Die eingangs bereits erörterte Mitarbeiterausweitung im Teilkonzern weclapp führte allerdings dazu, dass der Personalaufwand im Segment ITK deutlich überproportional um gut 50 Prozent zulegte. Insbesondere aufgrund der ebenfalls bereits erwähnten Einmalaufwendungen bei der weclapp SE in Höhe von 1,08 Mio. Euro kam es bei den sonstigen Aufwendungen sogar nahezu zu einer Verdoppelung. In der Folge ermäßigte sich das Segment-EBITDA auf 4,51 (4,91) Mio. Euro entsprechend einer Marge von 18,8 (25,7) Prozent. Das um die Einmalaufwendungen bereinigte EBITDA lag bei 5,59 Mio. Euro, was eine bereinigte Marge von 23,3 Prozent bedeutete. Nach Steuern und Anteilen Dritter ging das ITK-Segmentergebnis leicht von 2,82 auf 2,71 Mio. Euro zurück.
Auch nach dem abgesagten Börsengang werden weiter Gespräche mit potenziellen Investoren geführt. Hierbei müssen allerdings die Konditionen stimmen. Ungeachtet dessen wird der Wachstumskurs bei weclapp weiter fortgesetzt, auch wenn die Wachstumsgeschwindigkeit langsamer erfolgen wird, als dies mit der Einwerbung zusätzlicher Mittel aus dem Börsengang möglich gewesen wäre.
Zielsetzung im Jahr 2022 ist es nach Vorstandsangabe, die bestehenden Technologien innovativ weiterzuentwickeln, Wachstumshemmnisse konsequent zu beseitigen und neue Potenziale zu erschließen.
Beantwortung der schriftlich eingereichten Aktionärsfragen
Eine Vielzahl an schriftlich im Vorfeld von den Aktionären eingereichte Fragen hat die 3U HOLDING bereits einige Tage im Vorfeld der Hauptversammlung schriftlich beantwortet und diese Antworten für alle interessierten Investoren auf der Investor Relations Webseite des Unternehmens veröffentlicht. Gleiches gilt für Nachfragen zu den schriftlich veröffentlichten Antworten, welche auch zum großen Teil bereits vorab schriftlich beantwortet worden sind. Dieses aus Sicht des Verfassers begrüßenswerte Verfahren verschlankt die Fragenbeantwortung im Rahmen der Hauptversammlung und erfüllt zugleich in sehr guter Weise das Informationsbedürfnis der Fragesteller, die zudem den Vorteil haben, die Antworten auf zum Teil umfangreiche und komplexe Fragestellungen in schriftlicher Form vorliegen zu haben. Hierdurch beschränkte sich der Vorstand in der Hauptversammlung bei der Beantwortung nur noch auf einige wesentliche Themenfelder und wies auf die vorliegenden Antworten hin.
Ein wichtiger Fragenkomplex, dem sich der Vorstand in seinen Antworten zuwandte, war der angestrebte, aber dann zunächst nicht umgesetzte Börsengang der weclapp SE. Hierzu verwies der Vorstand auf die Ausführungen und Darlegungen aus der Vorstandsrede zu den Hintergründen für die Verschiebung des geplanten IPOs. Im Grundsatz wird jedoch weiterhin an einem solchen Schritt festgehalten, vorausgesetzt das entsprechende Interesse der Tech-Investoren kehrt zurück und es kann eine vernünftige Bewertung realisiert werden. Auf die Frage nach etwaigen Risiken aus dem zunächst verschobenen IPO für das operative Geschäft oder die Mitarbeiterstruktur antwortete die Unternehmensleitung, dass solche nicht erkennbar sind. Man achtet bereits seit Langem darauf, neben aktienbasierten Anreizkomponenten den Mitarbeitern ein adäquates und marktgerechtes Gehalt anzubieten.
Bei der operativen Entwicklung und dem geplanten Wachstum wird sich der verschobene Börsengang auch nicht in problematischer Weise auswirken. So wird man sich 2022 weiter auf den Ausbau der Aktivitäten und der Marktstellung in der DACH-Region und in Italien fokussieren. Der Einstieg in die Märkte Frankreich und Spanien wird zunächst mit weniger Priorität verfolgt. Insgesamt zeigte sich der Vorstand zuversichtlich, wie bereits in den Vorjahren auch weiterhin ohne Mittelzufluss aus einem IPO ein entsprechendes Wachstum realisieren zu können, auch wenn zusätzliche Mittel das Wachstumstempo sicherlich noch weiter beschleunigen würden.
Ein weiterer Fragesteller wollte wissen, warum statt einer Verschiebung des IPOs nicht zumindest ein Listing der Aktie ohne große Kapitalmaßnahme vorgenommen wurde, um die Handelbarkeit der weclapp-Aktien herzustellen und diese dann besser auch als Akquisitionswährung nutzen zu können. Dabei wies der Fragesteller auf die bei der Siemens Healthineers genutzte Vorgehensweise hin. Grundsätzlich liegen laut Vorstand weiterhin alle Optionen auf dem Tisch und die weitere Entwicklung auch an den Kapitalmärkten sowie bei den Investoren wird sehr eng verfolgt. Hinsichtlich der Nutzbarkeit der weclapp-Aktien als Akquisitionswährung wies er auf die 2021 erfolgreich vollzogene Übernahme von ITscope hin. Bei diesem Erwerb wurde ein Teil des vereinbarten Kaufpreises in Form von weclapp-Aktien gewährt.
Befragt nach den bisher angefallenen Aufwendungen im Zusammenhang mit dem weclapp-IPO nannte der Vorstand 336,1 TEUR für die erforderliche kapitalmarktrechtliche Beratung, weitere 246,2 TEUR an weiterer Beratung, 238,6 TEUR für Wirtschaftsprüfung und 156,6 TEUR für Beratung sowie 20,4 TEUR an weiteren externen Kosten.
Im Zusammenhang mit der künftigen Dividendenpolitik der Gesellschaft wurde zudem von einem Fragesteller die Frage aufgeworfen, ob angesichts des nicht vorgenommenen IPOs bei weclapp SE nicht eine Thesaurierung angezeigt wäre, um die so im Unternehmen verbleibenden Mittel für einen weiteren Ausbau bei der Tochtergesellschaft einsetzen zu können. Bezogen auf die Ausschüttungspolitik bekräftigte der Finanzvorstand, dass die Strategie eine hälftige Ausschüttung des operativen Ergebnisses an die Anteilseigner vorsieht. Die noch vorhandenen steuerlichen Einlagekonten werden auch noch einige Jahre eine steuerfreie Ausschüttung auf dem gegenwärtigen Niveau ermöglichen. Hinsichtlich einer möglichen Thesaurierung zur Finanzierung der weiteren Expansion bei weclapp meinte der CFO, dass die auf diese Weise zu realisierenden Größenordnungen keine wirkliche Alternative zu den möglichen Mittelzuflüssen eines IPOs darstellen. Daher wird man das Wachstum bei weclapp wie in den vergangenen Jahren weiterhin organisch und durch möglicherweise gezielte Akquisitionen vorantreiben. Diese Strategie hat in den vergangenen Jahren auch die Ausschüttung einer Dividende an die 3U-HOLDING-Aktionäre ermöglicht.
Herr Tassler, Vertreter der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), erkundigte sich im Rahmen der von ihm eingereichten Fragen auch nach der zu erwartenden Prognose für das aktuell laufende Geschäftsjahr 2022. Laut Herrn Schmidt wird auch für 2022 mit einer Fortsetzung des operativen Wachstums und weiter steigenden Umsatzerlösen gerechnet. Im zu erwartenden Ergebnis werden auch einige Millionen Euro an Erträgen aus dem Verkauf von Vermögenswerten enthalten sein. Entsprechend wird beim EBITDA mit einer Bandbreite zwischen 10 und 12 Mio. Euro und beim Jahresüberschuss zwischen 2 und 4 Mio. Euro gerechnet. 2022 soll ein gutes Jahr werden für die 3U HOLDING AG.
Abstimmungen
Nach Beantwortung der im Vorfeld eingereichten Fragen stellte der Versammlungsleiter um 12:50 Uhr die Präsenz mit 16.501.245 Aktien oder 46,73 Prozent des stimmberechtigten Grundkapitals fest. Sämtliche Beschlussvorschläge der Verwaltung wurden mit zumeist sehr großer Mehrheit angenommen. Nennenswertere Opposition war mit Gegenstimmen im Bereich der 20 Prozentmarke bei den Tagesordnungspunkten 6 bis 8 zu verzeichnen.
Im Einzelnen beschlossen wurde die Ausschüttung einer Dividende von 0,05 Euro je Aktie (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Wahl der Ebner Stolz GmbH & Co. KG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Köln, zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2022 (TOP 5), die Billigung des Vergütungsberichts für Vorstand und Aufsichtsrat (TOP 6), die Erweiterung des Aufsichtsrats nebst entsprechender Satzungsänderung (TOP 7) sowie die Wahl von Michael Schmidt zum Mitglied des Aufsichtsrats (TOP 8).
Der Versammlungsleiter konnte die Hauptversammlung nach einer Dauer von knapp zweieinhalb Stunden um 13:24 Uhr schließen.
Fazit
Die 3U HOLDING AG hat aus Sicht des Verfassers in diesem Jahr in sehr erfreulicher Weise die Möglichkeiten der virtuellen Hauptversammlung und den Umstand der im Vorfeld einzureichenden Fragen genutzt. So wurden bereits im Vorfeld der Hauptversammlung eine Reihe Fragen schriftlich beantwortet und diese auf der Investor Relations Seite im Vorfeld der Hauptversammlung veröffentlicht. Gleiches gilt auch für nach Veröffentlichung der ersten Antworten eingegangene Nachfragen, zu denen ebenfalls noch Antworten veröffentlicht worden sind.
Das Ganze erfolgt in Form von PDF-Dateien, die es dem interessierten Anleger einfach und problemlos ermöglichen, sich diese Antworten auszudrucken. Hierdurch wird dem Informationsbedürfnis und auch dem Auskunftsrecht sehr umfangreich entsprochen und die Hauptversammlung in ihrer zeitlichen Dauer entlastet, da nur auf ausgewählte Fragen bei der Beantwortung eingegangen wird. Positiv hervorzuheben ist ebenfalls, dass die Antworten auch noch nach der Hauptversammlung und auch für alle Interessierten zur Verfügung gestellt werden. Somit hat 3U gezeigt, wie man die Möglichkeiten einer virtuellen Hauptversammlung aktionärsfreundlich und vom Handling angenehm auslegt, und übernimmt damit eine begrüßenswerte Vorreiterrolle.
Hinsichtlich der Einschätzung der 3U-HOLDING-Aktie verweist der Verfasser auf das am 19. Mai 2022 anlässlich der Q1-Zahlen veröffentlichte Research-Update und die dortige „Kaufen“-Einschätzung. Das Kursziel von 4,10 Euro leitet sich aus einer Sum-of-the-Parts-Bewertung des Unternehmens ab, den SOTP-Wert je Aktie sieht GSC Research bei 4,11 Euro. Auf Basis des aktuellen Aktienkurses ergibt sich damit ein interessantes Upside-Potenzial für die Aktie. Die laufende Rendite aus der Dividende von 0,05 Euro beläuft sich auf rund 2,3 Prozent.
Kontaktadresse
3U HOLDING AG
Frauenbergstraße 31–33
D-35039 Marburg
Tel.: +49 (0)64 21 / 999 - 0
Fax: +49 (0)64 21 / 999 - 12 22
Internet: www.3u.net
E-Mail: [email protected]