Die GoingPublic Media AG hatte für den 13. Mai 2022 zur Hauptversammlung mit Vorlage des Jahresabschlusses 2021 eingeladen. Bedingt durch die anhaltende Covid-19-Pandemie fand das Treffen erneut rein virtuell ohne physische Präsenz der Aktionäre statt. Für GSC Research war Matthias Wahler bei der Übertragung im Internet zugeschaltet.
Der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Bernd Jäger eröffnete die Versammlung um 15 Uhr und teilte mit, dass sich vor Ort neben ihm selbst Alleinvorstand Markus Rieger sowie die Stimmrechtsvertreterin eingefunden haben. Ein Notar war nicht bestellt. Das Protokoll führte eine Mitarbeiterin. Die übrigen Aufsichtsratsmitglieder verfolgten die Hauptversammlung über das Internet und konnten bei Bedarf zugeschaltet werden.
Nach Abhandlung der Formalien übergab Dr. Jäger das Wort an den Vorstand. Im Anschluss daran verlas er den Aufsichtsratsbericht.
Bericht des Vorstands
Zu Beginn seines Vortrags verschaffte Herr Rieger den Aktionären einen Überblick über die Aufstellung der GoingPublic Media AG, in der aktuell zwölf Mitarbeiter beschäftigt sind. Das Unternehmen verfügt über zwei Standorte in München und Frankfurt und hält zwei Beteiligungen. Zum einen ist dies die China Investment Media GmbH mit einer Beteiligungsquote von 70 Prozent, außerdem die BondGuide Media GmbH mit einem Anteil von 25 Prozent.
Das Grundkapital beläuft sich auf 900.000 Euro und ist eingeteilt in ebenso viele Aktien. In der Aktionärsstruktur ergaben sich zuletzt nur kleine Veränderungen. Der Vorstand ist mit seiner Familie mit einer Beteiligung von 37,2 Prozent nach wie vor der größte Aktionär. Der Aufsichtsratsvorsitzende hält selbst und in seiner Stiftung 15,3 Prozent der Anteile. Es folgen drei Aktionäre mit Beteiligungen zwischen 2,5 und 7,5 Prozent. Insgesamt 31 Prozent der Aktien sind dem Streubesitz zuzuordnen.
Der Umsatz verringerte sich im Geschäftsjahr 2021 um 14 Prozent auf 1,70 (Vorjahr: 1,97) Mio. Euro. Dies ist nach Aussage von Herrn Rieger aber allein der Veräußerung des VentureCapital Magazins zum 31. März 2021 geschuldet. Bereinigt darum ergab sich ein Wachstum von rund 10 Prozent.
Das EBIT war, stark beeinflusst durch den positiven Sondereffekt aus der Veräußerung, mit plus 357 (minus 84) TEUR wieder deutlich positiv. Allerdings werden auch operativ mit rund 50 TEUR schwarze Zahlen ausgewiesen. Der Jahresüberschuss war mit plus 318 (minus 84) TEUR ebenfalls positiv. Nachdem inzwischen alle Verlustvorträge aufgebraucht sind, mussten erstmals Steuern bezahlt werden.
Die Bilanzsumme dehnte sich auf 1,60 (1,31) Mio. Euro aus. Parallel stieg das Eigenkapital auf 1,37 (1,14) Mio. Euro, womit sich die Eigenkapitalquote mit 85,9 (87,4) Prozent weiterhin auf einem sehr soliden Niveau bewegt. Zudem wird mit 1,20 (0,72) Mio. Euro unverändert ein hoher Cash-Bestand ausgewiesen. Dies sind, wie der Vorstand verdeutlichte, etwa drei Viertel der Bilanzsumme.
Mit Blick auf die positive operative Entwicklung und die starke Liquidität lautete der Vorschlag an die Hauptversammlung, die Dividende auf 0,25 (0,10) Euro zu erhöhen. In Summe bedeutet dies eine Ausschüttung von 225 TEUR.
An einer Grafik zeigte Herr Rieger auf, dass das Unternehmen mittlerweile seit 14 Jahren durchgehend Dividenden zahlt, wenngleich zuletzt teilweise aus der Substanz oder aus Erträgen aus der Veräußerung von Unternehmensteilen. Nichtsdestotrotz wurden damit über die Jahre in Summe rund 3 Mio. Euro ausgeschüttet, also mehr als die aktuelle Marktkapitalisierung von 2,4 Mio. Euro. Durchschnittlich belief sich die Dividende auf 0,24 Euro p.a. Das Ziel ist es unverändert, nachhaltig eine Dividende aus den operativen Erträgen zu zahlen. Nach der zu beschließenden Dividende beläuft sich der Bilanzgewinn allerdings nur noch auf 0,13 Euro je Aktie.
Nachfolgend ging Herr Rieger näher auf die einzelnen Geschäftsfelder ein. Im Kapitalmarktbereich, bestehend aus den Publikationen GoingPublic und HV Magazin, war nach dem Corona-bedingten Umsatzrückgang im Vorjahr ein schönes Wachstum von 11 Prozent auf 544 (488) TEUR zu verzeichnen. Im laufenden Jahr soll wieder das Vor-Corona-Niveau von über 580 TEUR erreicht werden. In diesem Bereich verfügt GoingPublic nach Angabe des Vorstands über eine relative Alleinstellung. Wichtig für den künftigen Erfolg ist allerdings die Anpassung des Geschäftsmodells und die Schärfung der digitalen Formate.
Im Mittelstandsbereich mit der „Unternehmeredition“ und der Zeitschrift für Familienunternehmen und Strategie (FuS) wurde ebenfalls ein erfreuliches Umsatzwachstum um 16 Prozent auf 487 (420) TEUR erreicht. Hier erkennt Herr Rieger bereits erste Erfolge durch die Anpassung des Geschäftsmodells. Das Ziel bleibt ein zweistelliges Wachstum. Viel verspricht er sich auch von dem sehr hochwertigen Magazin FuS, welches sechsmal jährlich erscheint und an dem hochkarätige Persönlichkeiten mitwirken.
Die Plattform LifeSciences als drittgrößter Bereich profitiert, Stichwort Corona-Krise, von den aktuellen Trends. Das Segment verzeichnet seit dem Jahr 2013 kontinuierliches Wachstum und Herr Rieger ist zuversichtlich, das Geschäft auch in den nächsten Jahren ausweiten zu können. Die Etablierung des Jahrespartnermodells im Jahr 2018 verleiht der Entwicklung Stabilität. Ein Fokus liegt in diesem Segment weiterhin auf Veranstaltungen wie dem „Finance Day“ im Rahmen der Analytica in München. Nach einem nur leichten Umsatzwachstum auf 329 (322) TEUR erwartet der Vorstand für das laufende Jahr Erlöse in einer Größenordnung von 365 TEUR.
Neben diesen drei großen Bereichen ist noch die China-Plattform mit einem Umsatz von 95 (139) TEUR in den Zahlen enthalten sowie für ein Quartal das veräußerte VC-Magazin mit Erlösen von nochmals 75 (520) TEUR.
Der Anstieg des Umsatzes aus Serviceleistungen auf 170 (126) TEUR resultiert laut Herrn Rieger daraus, dass für den Käufer des VC-Magazins bis Jahresende noch Dienstleistungen erbracht wurden. Überdies werden mit 92 (25) TEUR deutlich höhere sonstige Erlöse ausgewiesen, die mit rund 70 TEUR zum größten Teil aus Mieterlösen aus der Untervermietung eines Teils der Geschäftsräume stammen.
Herr Rieger fuhr fort mit einem Blick auf die langfristige Unternehmensentwicklung. Der Grafik war zu entnehmen, dass sich der Umsatz ausgehend vom Start von GoingPublic im Jahr 1996 über lange Zeit in der Tendenz immer weiter erhöhte auf in der Spitze mehr als 4 Mio. Euro. Seit 2015 gehen die Erlöse aufgrund der Unternehmensteilveräußerungen kontinuierlich zurück. Der Vorstand ist aber zuversichtlich, dass ab dem laufenden Jahr wieder ein zweistelliges operatives Wachstum erreicht werden kann.
Aus einer weiteren Grafik wurde ersichtlich, dass das Unternehmen über viele Jahre sehr stabile operative Erträge erwirtschaftet hat. Seit 2012 kämpft man allerdings mit der schwarzen Null. Es ergaben sich nur immer wieder Sondergewinne durch den Verkauf von Unternehmensteilen. Insoweit bekräftigte Herr Rieger seinen Ehrgeiz, aus dieser Phase jetzt ausbrechen und wieder in einen Aufwärtstrend mit nachhaltigen operativen Erträgen eintreten zu wollen. Die Restrukturierung sieht er mit Ablauf des Geschäftsjahres 2021 als abgeschlossen an.
An dieser Stelle leitete Herr Rieger über zum laufenden Jahr. Im ersten Quartal 2022 bewegten sich die Ergebnisse im Rahmen der Erwartungen. Der Umsatzrückgang auf 331 (371) TEUR ist nur dem Umstand geschuldet, dass im Vorjahreszeitraum noch das VC-Magazin enthalten war. Bereinigt darum war ein zweistelliges Wachstum zu verzeichnen.
Das EBIT war nach dem Sondereffekt aus der Veräußerung des VC-Magazins im Vorjahr mit minus 26 (plus 323) TEUR wieder negativ. Dies ist, wie Herr Rieger klarstellte, aber zu Jahresbeginn normal. Tatsächlich war das erste Quartal 2022 das beste seit zehn Jahren. Die flüssigen Mittel erhöhten sich weiter auf 1,33 Mio. Euro.
Im weiteren Jahresverlauf will der Vorstand den Fokus voll auf die operative Geschäftsentwicklung legen. Er geht davon aus, dass im Plattformgeschäft ein zweistelliges Wachstum erreicht werden kann. Ein Ziel ist außerdem die Neuaufstellung und der Turnaround der China-Tochter, die sich noch immer unbefriedigend entwickelt. Herr Rieger ist nach wie vor überzeugt vom Potenzial. Auch wenn aktuell weltweit Krisen vorherrschen, wird China sowohl als Absatzmarkt wie auch als Geschäfts- und Entwicklungspartner immer wichtiger.
Herr Rieger sieht die GoingPublic Media AG auf einem guten Weg zu einem attraktiven Geschäftsmodell. Als Ziel für 2022 stellte er eine weitere Verbesserung des operativen Ergebnisses auf mehr als 100 TEUR in Aussicht. Trotz der diversen Veräußerungen der letzten Jahre sind im Portfolio mit dem Kapitalmarkt- und Mittelstandsbereich, der Plattform LifeScience und den beiden Beteiligungen noch einige interessante Plattformen und Marken enthalten.
Mittelfristig will Herr Rieger wieder ein EBIT in den alten Höhen von 300 bis 450 TEUR erreichen. Eine nachhaltige Dividendenzahlung sollte ebenso selbstverständlich sein. Erreichen will er dies mit einem Plattform-Ansatz der bestehenden Medien über eine cross-mediale Aufstellung und mit einer Kombination von Magazin, Online-Auftritt, Social Media sowie Event- und Netzwerk-Formaten. Außerdem hat er sich weiterhin eine aktive Portfolioarbeit und insgesamt die Entwicklung eines fokussierten, nachhaltig profitablen Geschäftsmodells auf die Fahnen geschrieben.
Wie er sich dies konkret vorstellt, zeigte Herr Rieger anhand der Neupositionierung der Unternehmeredition mit einer Re-Fokussierung auf das Thema Corporate Finance und den Schwerpunkten Unternehmensfinanzierung, Nachfolgeregelung und Sicherung des Unternehmensvermögens auf. Die Erscheinungsweise wurde von sechs auf vier reguläre Ausgaben reduziert, dafür aber die Online-Präsenz gestärkt.
Der aktive Anzeigenverkauf wurde eingestellt. Stattdessen sollen revolvierende Kundenengagements vergleichbar dem SaaS-Geschäft in der Softwarebranche erreicht werden. Die Unternehmeredition setzt jetzt verstärkt auf Partnermodelle und die Schaffung eines Netzwerks. Das Ziel ist es, alle Partner ganzjährig über die verschiedenen Kanäle zu präsentieren. Angeboten werden drei Partnering-Varianten von kleinen über die mittleren Content- bis hin zu den großen Premium-Partnerschaften.
Herr Rieger konnte in diesem Zusammenhang bereits Fortschritte vermelden. Mittlerweile wird bei der Unternehmeredition bereits mehr als die Hälfte des Umsatzes über Premium-Partnerschaften erwirtschaftet. Content-Partnerschaften haben noch einen geringen Anteil, wachsen aber stark. Sogenannte Experten, vor allem handelt es sich hier um Private-Equity-Gesellschaften, stehen für 31 Prozent des Umsatzes. Nur noch 15 Prozent der Kunden mit einem Umsatzanteil von etwa 10 Prozent gelangen auf klassischem Weg über Werbeanzeigen oder Beilagen in eine Kundenbeziehung.
Die Fokussierung auf langfristige Partnerschaften wird nach Überzeugung des Vorstands die Geschäftsentwicklung stabilisieren und bietet die Möglichkeit, den Umsatz jedes Jahr zweistellig zu steigern. Entsprechend hält er es für sinnvoll, nach der Unternehmeredition ähnliche Modelle auch auf anderen Plattformen umzusetzen. Außerdem sollen eigene quantitative Formate entwickelt werden, um neue Themen unterlegt mit fundierten Zahlen entwickeln zu können. Dabei will sich der Vorstand auf die neue Kooperation mit AfU Research und die umfangreichen Datenbanken dieses Research-Hauses stützen.
Insoweit ist die GoingPublic-Aktie nach Überzeugung von Herrn Rieger aus verschiedenen Gründen ein Investment wert. Zum einen ist der Portfolioumbau weitgehend abgeschlossen und er erkennt deutlich verbesserte operative Ertragsperspektiven. Als Pluspunkte sieht der Vorstand zudem die prall gefüllte Kasse und die nachhaltigen Dividendenzahlungen. Er geht davon aus, dass die Transformation hin zu einem stärker fokussierten Geschäftsmodell auch zu einer Neubewertung der Aktie führen könnte.
Beantwortung der eingereichten Fragen
Insgesamt hatten interessierte Aktionäre in der vorgegeben Frist 43 Fragen eingereicht. Die Namen der Fragesteller wurden nicht genannt. Die Verlesung der Fragen und die Beantwortung teilten sich der Vorstand und der Aufsichtsratsvorsitzende.
Zunächst ging es um die Aktionärsstruktur. Ein Fragesteller meinte den Veröffentlichungen entnehmen zu können, dass der Vorstand und auch Mitglieder des Aufsichtsrats einen Teil ihrer GoingPublic-Aktien verkauft haben, was er nicht gutheißen könnte. Er bat um Erläuterung.
Hier muss es sich laut Dr. Jäger um ein Missverständnis handeln. Er selbst hält privat unverändert 81.000 Aktien entsprechend einem Anteil von 9 Prozent am Grundkapital und ebenso unverändert weitere 56.250 Stücke über die Familie Jäger Stiftung zur Förderung von Waisenkindern in Lateinamerika. Die Aufsichtsratsmitglieder Ingo Weber und Dr. David Hoeflmayr halten weiterhin keine Aktien.
Herr Rieger teilte mit, dass er vor der letzten Hauptversammlung einige Aktien verkauft habe, um an der Kapitalerhöhung der China Investment Media GmbH teilnehmen zu können. Seither habe er diese Anteile aber wieder zugekauft, woraus sich die aktuelle Beteiligungshöhe der Familie Rieger von 37,2 Prozent am Grundkapital ergibt. Dies sind sogar 5.500 Aktien mehr als vor einem Jahr, was er als starkes Zeichen für sein Vertrauen in das Unternehmen sieht.
Weiter informierte Herr Rieger auf Nachfrage, dass insgesamt 269 Aktionäre im Namensaktienregister eingetragen sind, weitestgehend aus dem Inland. Im Streubesitz von 31 Prozent finden sich 70 Aktionäre in einem Bereich zwischen 0,1 und 1 Prozent Anteil und 169 Aktionäre mit einer Beteiligung von weniger als 0,1 Prozent. Vier Aktionäre haben etwas mehr als 1 Prozent und elf Investoren sind Banken, bei denen sich die Eigentumsverhältnisse nicht genau zuordnen lassen.
Ein mögliches Risiko meinte der Fragesteller darin zu erkennen, dass der Vorstandsvertrag nur bis 31. März 2023 läuft. Wenn keine Einigung über eine Verlängerung erzielt werden kann, muss ein neuer Vorstand gesucht werden. Diese Gefahr konnte Herr Rieger nicht erkennen. Schließlich ist er als Gründer und Großaktionär sehr an einer positiven Entwicklung des Unternehmens interessiert. Dr. Jäger bestätigte, dass auch aus Sicht des Aufsichtsrats eine Vertragsverlängerung wünschenswert wäre. Man werde sich entsprechend zusammensetzen.
Weiter interessierte den Fragesteller, warum Ingo Weber nicht weiter dem Aufsichtsrat angehören will. Er vermutete einen Zusammenhang damit, dass Herr Weber jetzt dem Aufsichtsrat der Endor AG angehört und fragte nach weiteren Beziehungen zu diesem Unternehmen.
Hierzu stellte Dr. Jäger klar, dass es zwischen diesen beiden Sachverhalten keinen sachlichen Zusammenhang gibt. Es gibt auch keine weiteren Beziehungen zur Endor AG. Herr Weber habe vor Kurzem eine neue Beratungsgesellschaft gegründet und angekündigt, dass er aus zeitlichen Gründen nicht mehr für den Aufsichtsrat von GoingPublic kandidieren wolle. Es gibt keinen Anlass für eine negative Interpretation.
Für die Neubesetzung der vakanten Position hält der Vorsitzende den zur Wahl vorgeschlagenen Dr. Lüßmann, der sich zum Ende der Antwortrunde persönlich vorstellte, von fachlicher Seite für bestens geeignet. Als Rechtsanwalt und Partner der Kanzlei Taylor Wessing in Frankfurt berät er schon seit 20 Jahren börsennotierte Unternehmen zu Kapitalmarktthemen, kann also seine langjährige Erfahrung im Aktien- und Kapitalmarktrecht einbringen. Fachliche Kontakte hat es seit Jahren immer wieder einmal gegeben. Deshalb sei die Wahl auch auf Dr. Lüßmann gefallen.
Thematisiert wurde ferner die Aussage des Vorstands auf der letztjährigen Hauptversammlung, dass man, wenn die Gesellschaft weiter schrumpfen würde, über die Börsennotiz oder über den Verkauf als Börsenmantel nachdenken müsse.
Hierzu gibt es, wie Herr Rieger klarstellte, keinerlei konkreten Überlegungen. Wenn ein Kaufinteressent kommen würde, müsste man das weitere Vorgehen natürlich prüfen. Derzeit gibt es aber keinen Plan, die Gesellschaft von der Börse zu nehmen. Die Kosten der Börsennotiz halten sich mit etwa 30 TEUR p.a. in Grenzen. Auch für die Veräußerung weiterer Geschäftsteile gibt es keine Pläne.
Befragt nach der Planung bis zum Jahr 2025 bekräftigte Herr Rieger, dass beim EBIT mittelfristig wieder die alten Höchstwerte von 300 bis 450 TEUR erreicht werden sollen. Für das laufende Jahr erwartet er einen Umsatz von 1,8 Mio. Euro und ein operatives Ergebnis von über 100 TEUR. Bei einem Wachstum von 10 Prozent p.a. läge der Umsatz dann 2025 bei rund 2,4 Mio. Euro und das EBIT, wenn die Marge noch etwas ausgeweitet werden könnte, bei rund 300 TEUR. Natürlich gibt es noch einige Hürden zu überwinden. Herr Rieger hält ein organisches zweistelliges Wachstum in den nächsten Jahren aber für realistisch.
Des Weiteren interessierte den Fragesteller, ob es Pläne zum Erwerb eigener Aktien oder zur Ausnutzung des genehmigten Kapitals gibt. Bei beiden Beschlüssen hatten auf der letztjährigen Hauptversammlung immerhin 12 Prozent des anwesenden Kapitals mit Nein votiert.
Nach Aussage von Herrn Rieger gibt es derzeit keine Pläne für eine Ausnutzung dieser Ermächtigungen. Es handelt sich um Vorratsbeschlüsse. Die Gegenstimmen habe man zur Kenntnis genommen. Bei einer Zustimmungsquote von 88 Prozent trägt aber doch die große Mehrheit der Aktionäre die Beschlüsse mit.
Gefragt wurde ferner, warum erneut die Ebner Stolz GmbH & Co. KG zum Abschlussprüfer gewählt werden soll. In seiner Antwort verwies Herr Rieger zuvorderst auf das eingespielte und mit den Besonderheiten der Branche und den Prozessen vertraute Team. Ebner Stolz ist auch Kunde von GoingPublic, aber keineswegs so verwoben, dass dies ein Thema sein könnte.
Verschiedene Fragen betrafen den Jahresabschluss. Der deutliche Rückgang des Personalaufwands auf 655 (842) TEUR resultiert nach Aussage von Herrn Rieger mit 124 TEUR großteils aus dem Verkauf des VC-Magazins. Die restlichen 63 TEUR erklären sich aus der normalen Fluktuation in der Belegschaft. Manchmal ist es nicht einfach, qualifizierte Mitarbeiter für bestimmte Positionen zu finden. Generell gestaltet sich die Besetzung offener Stellen immer aufwändiger. Man versuche deshalb, mehr freie Mitarbeiter einzubinden.
Befragt nach den fünf größten Positionen in den sonstigen betrieblichen Aufwendungen von 754 (727) TEUR nannte Herr Rieger Fremdleistungen und Fremdarbeiten, im Wesentlichen handelt es sich hier um Autorenhonorare, von etwa 90 TEUR, die Miete mit 97 TEUR, Beratungskosten von 60 TEUR, Versandkosten von 53 TEUR und IT-Kosten von 43 TEUR. Außerdem musste eine Wertberichtigung von 100 TEUR auf eine Forderung gegen verbundene Unternehmen vorgenommen werden.
Der Anstieg der sonstigen Rückstellungen auf 79 (64) TEUR resultiert laut Herrn Rieger im Wesentlichen aus dem Bonus für den Vorstand. In Anbetracht des guten Ergebnisses fiel die Tantieme relativ hoch aus. Insgesamt sind Bonuszahlungen von rund 30 TEUR in den sonstigen Rückstellungen enthalten. Weitere große Positionen sind die Kosten für die Prüfung des Jahresabschlusses mit 14 TEUR, die Aufsichtsratsvergütung mit 10 TEUR und Jahresabschluss und Steuererklärung mit 9,5 TEUR.
Aufgefallen war dem Fragesteller außerdem, dass die sonstigen Wertpapiere mit einem Volumen von 50 TEUR aus der Bilanz verschwunden sind. Befragt nach dem Hintergrund erläuterte Herr Rieger, dass dieser Betrag in einem Fonds angelegt war. Letztlich erschien dies mit Blick auf die insgesamt deutlich höheren liquiden Mittel aber nicht schlüssig, weshalb man die Anteile mit einem kleinen Gewinn verkauft habe. Das Geld wurde nicht für Investitionen benötigt, sondern erhöht die Liquidität.
Daran anknüpfend wurde gefragt, wie sich die liquiden Mittel von immerhin 1,17 Mio. Euro aufteilen. Nach Angabe von Herrn Rieger handelt es sich mit rund 900 TEUR zum größten Teil um normale Bankguthaben. Weitere 270 TEUR waren zum Bilanzstichtag bei der Allianz mit einer minimal positiven Verzinsung angelegt. Insgesamt mussten aber auch im Geschäftsjahr 2021 wieder rund 5 TEUR an sogenannter Verwahrgebühr auf die Bankguthaben gezahlt werden.
Überlegungen, das Geld anderweitig anzulegen, gibt es nach Aussage des Vorstands nicht. Wie dargelegt soll ein neues Geschäftsmodell entwickelt werden und es gibt noch viele Aufgaben zu bewältigen, bis sich die Gesellschaft operativ wieder auf dem richtigen Weg befindet. Grundsätzlich wären auch Übernahmen denkbar, wenn es gut passen würde. Aktiv auf der Suche befinde man sich aber nicht, die Prioritäten liegen auf einer eigenständigen Weiterentwicklung.
Die Fragen zur aktuellen Entwicklung des China-Geschäfts hatte Herr Rieger in seinem Vortrag bereits beantwortet. Als wesentliche Punkte sieht er die Reduzierung der Erscheinungsweise auf nur noch eine Ausgabe pro Jahr, die Schaffung eines China-Investment-Guides, die Etablierung eines digitalen Event-Formats und den Aufbau eines Netzwerks nach dem Beispiel der Unternehmeredition. Mehr Visibilität verspricht er sich von einer Verstärkung der Aktivitäten auf LinkedIn. Erste Erfolge sind bereits zu erkennen und der Vorstand erwartet noch viel mehr.
Gefragt wurde ferner nach möglichen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf das Geschäft. Bisher kann der Vorstand hier keine nachteiligen Effekte erkennen. Insgesamt ist nach seinem Eindruck die Investitionsneigung bei vielen Unternehmern angesichts dieser Krise aber nicht mehr so ausgeprägt wie vorher und es ist absehbar, dass das Kapitalmarktgeschäft und die M&A-Aktivitäten ein stückweit leiden werden. Herr Rieger ist dennoch zuversichtlich, dass die kommunizierten Ziele auch unter den etwas erschwerten Bedingungen erreicht werden können.
Interesse hatte der Fragesteller ferner an einer Aussage, ob aus Sicht des Vorstands eine Ausweitung der bestehenden Dienste ins Ausland denkbar wäre. Herr Rieger hält ein solches Vorgehen grundsätzlich für überlegenswert. Erst einmal soll der Fokus aber auf die Optimierung des bestehenden Geschäfts gelegt werden. Wenn dieses Thema abgeschlossen ist, könnte der Blick ins Ausland sicherlich interessant sein.
Abstimmungen
Vor Eintritt in die Abstimmungen verkündete Dr. Jäger die Präsenz. Die Stimmrechtsvertreterin vertrat 367.091 Aktien. Bezogen auf das gesamte Grundkapital von 900.000 Euro, eingeteilt in ebenso viele Aktien, entsprach dies einer Quote von 40,79 Prozent. Daneben waren 278.729 Aktien im Wege der Briefwahl angemeldet. Insgesamt lag die Präsenz damit bei 71,76 Prozent.
Die Dividende von 0,25 Euro (TOP 2) sowie die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4) wurden komplett einstimmig beschlossen. Bei der Wahl von Dr. Bernd Jäger, Dr. David Hoeflmayr und Dr. Lars-Gerrit Lüßmann in den Aufsichtsrat (TOP 5) und der Bestellung der Ebner Stolz GmbH & Co. KG zum Abschlussprüfer (TOP 6) lag die Zustimmungsquote bei jeweils rund 98 Prozent.
Um 17:35 Uhr schloss der Vorsitzende die Versammlung.
Fazit
Die GoingPublic Media AG hat das Geschäftsjahr 2021 mit einem deutlich verbesserten Ergebnis abgeschlossen. Zu einem großen Teil resultiert dies zwar aus der Veräußerung des VentureCapital Magazins. Aber auch operativ schreibt das Medienhaus wieder schwarze Zahlen. Die finanzielle Situation ist nach wie vor sehr solide. Mit mehr als 1 Mio. Euro ist ausreichend Liquidität für die Weiterentwicklung des Unternehmens vorhanden. Zudem beschloss die Hauptversammlung eine attraktive Dividende von 0,25 Euro.
Nachdem sich das Geschäft in den letzten Jahren allenfalls durchwachsen entwickelt hatte, ist der Vorstand für die Zukunft optimistisch gestimmt. Ab dem laufenden Jahr soll der Umsatz wieder zweistellig wachsen und das EBIT mittelfristig wieder die alten Höhen von 300 bis 450 TEUR erreichen. Gelingen soll dies mit der weiteren Stärkung des Plattform-Ansatzes der bestehenden Medien, einer cross-medialen Aufstellung über alle Marken hinweg und einem stärkeren Fokus auf langfristige Partnerschaften. Erste Erfolge konnten bereits erzielt werden.
Mit Blick darauf ist die GoingPublic-Aktie durchaus als interessant einzustufen. Beim aktuellen Kurs von 2,50 Euro beträgt die Marktkapitalisierung lediglich 2,2 Mio. Euro. Kann das Ergebnis in den kommenden Jahren tatsächlich so stark wie geplant ausgeweitet werden, wäre dies eine sehr günstige Bewertung, zumal dann auch weiterhin attraktive Dividenden zu erwarten sind. Das Risiko dürfte zudem überschaubar sein, nachdem das aktuelle Kursniveau schon zur Hälfte durch die liquiden Mittel abgedeckt ist.
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