Bankenfusion | was passiert mit DWS
Bankenfusion | was passiert mit DWS



Die Schlagzeilen überschlagen sich geradezu dieser Tage. Wer hier wann mit wem gesprochen haben soll. Die Deutsche Bank, Commerzbank, der Finanzminister, auch Cerberus soll mit von der Partie sein. Nachdem sich zuvor ein mögliches Zusammengehen von UBS und Deutsche Bank mangels Interesse der Schweizer in Wohlgefallen auflöste, wird anscheinend derzeit auf Druck der Bundesregierung versucht, einen „deutschen Champion“ aus den beiden wankenden Lokalmatadoren Commerzbank und Deutsche Bank zu formen. Wobei sich die Commerzbank bezeichnender Weise auch noch zu über 15 Prozent im Besitz der Bundesrepublik Deutschland befindet.

Soweit bekannt verfügt die Commerzbank derzeit über keine eigene Fondsgesellschaft, anders als die Deutsche Bank, die ihre Fondstochter DWS, mit vollen Namen „Deutsche Gesellschaft für Wertpapiersparen“ (ehem. Deutsche Asset Management), erst im April 2018 an die Börse brachte.

Idealer Weise darf man unterstellen, dass sich durch eine Fusion der beiden Bankhäuser die potentielle Kundenbasis der DWS merklich vergrößern würde, was sich positiv aufs Geschäft, und in Folge dessen auch auf den Kurs auswirken würde.

Seit dem Börsengang ging es mit dem Kurs der DWS Group stetig bergab. Die DWS Aktie verlor seit dem IPO rund 32 Prozent an Wert und konnte sich erst in den letzten Tage, vermutlich als Reaktion auf die wieder aufflammenden Fusionsgerüchte, stabilisieren. Bis dahin litt der Kurs unter dem mauen Börsenumfeld 2018, den Führungs- und Reputationsdebakel im Mutterhaus Deutsche Bank, sowie an markanten Mittelabflüssen, wie sie die gesamte Fondsbranche in den letzten Monaten zu verzeichnen hatte.

Selbst der Führungswechsel bei der DWS von Nicolas Moreau zu Asoka Wöhrmann konnte den Kursverlauf der DWS Aktie im Herbst nur kurz beleben. Danach ging der Aktienkurs mit gewohnter Tristes weiter gen Süden, wo er am 15.01.2019 bei 22,435 EUR auf Xetra seinen vorläufigen Tiefststand markierte.

Stabilisierend wirkt sich momentan sehr wahrscheinlich die zu erwartende Dividende aus, auf welche die chronisch bedürftige Deutsche Bank als Großaktionär sicherlich bestehen wird. Zu erwarten ist eine Dividende von 1,37 EUR/Aktie, was bei Kursen um EUR 23,50 einer Dividendenrendite von 5,8 Prozent entspricht.

Aus Perspektive der attraktiven Dividendenrendite ist die DWS derzeit sicher einen Blick wert. Aber auch die potentiell nach einer Fusion erreichbaren Commerzbankkunden sollten der DWS-Aktie zuträglich sein.

Nach letzten Meldungen verwaltet die DWS ein Vermögen von rund 662 Mrd. EUR und gehört damit noch nicht mal zur Top-Ten der weltgrößten Vermögensverwalter, aber immerhin noch mit Platz 19 zu den Top-20. Unter den rein europäischen Fondshäusern kommt die DWS auf einen respektablen dritten Rang. Zum Vergleich: der Europäische Spitzenreiter der Fondsbranche, Amundi, verwaltet über 1.100 Mrd. EUR und war Anfang 2018 damit weltweit die Nummer elf.

Rein hypothetisch: Würden die beiden großen deutschen Geldhäuser zusammenspannen, hätte die DWS Group ein um gut 50% größeres Feld an hauseigenen Kunden zu beackern.

Bereinigt um Redundanzen kommt die Deutsche Bank inkl. der Postbank auf rund 20 Mio. Privatkunden. Die Commerzbank kommt, sehr wahrscheinlich einschließlich M.Bank, comdirect und OnVista, auf 13 Mio. Kunden – privat, wie gewerblich. Auch wenn es mangels klarer Angaben seitens der Banken etwas von „Äpfel mit Birnen vergleichen“ hat, wird doch klar, das hier eine massive Ausweitung der „hausinternen“ Kundenbasis bevor stünde, käme die Fusion zustande.

Ob es reicht, den Mittelabflüssen entgegenzuwirken, wird sich zeigen, darf aber angenommen werden. Schon im Q3 Bericht 2018 peilt die DWS für 2019 Nettomittelzuflüsse in Höhe von 2-3 Prozent an. So oder so, zumindest würde die DWS dichter an den Platzhirsch Amundi heranrücken.

Ob die Wachstumsziele nach dem nun vorliegenden Jahreszahlen der DWS für 2018 noch Bestand haben, darf bezweifelt, zumindest aber als ambitioniert betrachtet werden. Immerhin hatte die DWS 2018 insgesamt 22,3 Mrd. Euro bzw. rund 3,2 Prozent an Mittelabflüssen zu verkraften.

Apropos Mittelabflüsse: Wo fliesen die Mittel denn hin? Offensichtlich nicht zur Konkurrenz. Auch ein reiner Wechsel der Asset-Klasse scheidet weitgehend aus, da die meisten Fondshäuser sowohl Aktien- und Anleihe- als auch Immobilienfonds im Angebot haben. Bleibt eigentlich nur die Direktanlage in Aktien, Anleihen oder Immobilien. Oder der Abbau von Schulden, wenn die Mittelabflüsse in die Tilgung etwaiger Kredite fließen. Und schaut man sich die Entwicklung bei Wertpapierkrediten und Immobilienpreisen an, scheint genau das zu passieren.

Ein anderes, nicht minder spannendes Szenario für die DWS Group wäre der Weg „back to the roots“, sollte die Fusion ausbleiben, oder unter kartellrechtlichen Auflagen die (teilweise) Trennung der Deutschen Bank von der DWS verlangt werden.

Denn damals, als die DWS am 22. Mai 1956 in Hamburg gegründet wurde, war sie Diener mehrerer Herrn . Auf die Deutsche Bank entfielen „nur“ 30 Prozent der Anteile. Weitere Gründer und Mitaktionäre waren u.a. die August Thyssen Bank, das Bankhaus Donner, Delbrück, die Berliner Disconto Bank, Sal. Oppenheim, Georg Hauck & Sohn, die Metallgesellschaft, sowie das Bankhaus Metzler. Gut vorstellbar, und von der Deutschen Bank beim DWS-IPO ja auch nicht gänzlich ausgeschlossen, dass bei DWS auch wieder andere Großaktionäre mit an Bord gehen, sollten mögliche Fusionsgespräche oder andere Umstände dies erforderlich machen.

Fazit | Sollte es die DWS schaffen, von dem jetzigen Niveau die einst avisierten 2-3 Prozent Wachstum bei den verwalteten Kundengeldern zu generieren, wäre schon das allein ein Lichtblick. Darüber hinaus ist CEO Wöhrmann bestrebt, die Kosten noch weiter zu reduzieren, um auch auf der Ergebnisseite attraktiver zu werden, was wiederum Einfluss auf eine nachhaltige Dividendenpolitik im Hause DWS hätte.

Betrachtet man noch die oben skizzierten Szenarien, wie den Windfall-Effekt nach einer Fusion der Deutschen Bank mit der Commerzbank, oder einer wie auch immer gearteten Veränderung im Aktionariat der DWS, mit entsprechenden Optionen für den Fonds-Vertrieb, kann man der jetzigen Situation, den Blick vorwärts gerichtet, auch etwas positives abgewinnen. Besonders nach den heute veröffentlichten Jahreszahlen 2018 der DWS. Die Kursreaktion darauf hätte durchaus schlimmer ausfallen können.



Karsten Koos ist Vorstand der five-alive AG, Social Trader auf wikifolio.com und über das Family Office "five-alive" Anteilseigner der GSC Holding AG.

Das five-alive wikifolio hält bei Redaktionsschluss Aktien der DWS Group

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Veröffentlichungsdatum: 01.02.2019 - 13:15
Redakteur: abu
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