"LOEWE ist gerettet" hallte es heute durch den Blätterwald, doch aus Sicht der freien Aktionäre, die zuletzt rund 60 Prozent der Anteile der Gesellschaft hielten, bedeutet diese "Rettung" den Totalverlust. "Die Aktionäre können ihre LOEWE-Aktien wie schon befürchtet abschreiben", schlussfolgert Michael Kunert, Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), "LOEWE wird nicht gerettet, sondern abgewickelt."
Damit ist die letzte Hoffnung der Anteilseigner dahin, dass ihre LOEWE-Aktien eines Tages wieder mehr wert sein könnten. Nach dem "Asset Deal", der vereinbart wurde, bleibt von der früheren LOEWE AG nur eine leere Hülle mit hohen Schulden und ohne Geschäft, die bald vom Kurszettel verschwinden wird.
Ärgerlich an der Sache ist, dass von diesem Weg, den die Gesellschaft nun eingeschlagen hat, auf der letzten Hauptversammlung Ende Juli in Berlin keine Rede war. Dort sprach man lediglich von Gläubigerschutz und davon, dass man neue Investoren suche. Um den Weg für einen neuen Investor freizumachen, stimmten die Anteilseigner damals der vorgeschlagenen Kapitalherabsetzung im Verhältnis vier zu eins zu (vgl. den entsprechenden
Bericht von GSC Research ). Dabei gingen sie davon aus, auf diese Weise noch einmal mit einem blauen Auge davonzukommen. Der Gewinn eines tatsächlich rettenden Investors und die Fortführung des Geschäfts schienen möglich.
Die Kapitalherabsetzung wurde im August eingetragen und in der Presse war zu lesen, dass auch die Bayerische Landesregierung mit einer Bürgschaft helfen wolle. Eine Reaktion des Unternehmens auf dieses Angebot blieb jedoch aus. Noch Mitte September meldete die LOEWE AG, dass mit dem beschlossenen Abbau von 150 Mitarbeitern nunmehr die Voraussetzungen für den Einstieg eines neuen Investors geschaffen seien. Auch zu diesem Zeitpunkt schien noch alles in Ordnung. Doch nur zwei Wochen später, aus Sicht der Aktionäre aus heiterem Himmel - wurde per 1. Oktober 2013 aus dem Schutzschirmverfahren ein "Insolvenzverfahren in Eigenregie". Von nun an schien die Rettung des Unternehmens immer unwahrscheinlicher.
Als Ende Oktober die Meldung folgte, dass der Investor, mit dem verhandelt wird, nunmehr einen Asset Deal anstrebt, also nur den Geschäftsbetrieb und bestimmte Vermögensteile übernimmt, war zu befürchten, dass den Aktionären am Ende nichts bleiben wird. Das hat sich nun leider bestätigt.
Die Freude darüber, dass eine deutsche Traditionsmarke in deutscher Hand bleibt, wie das Unternehmen selbst heute mitteilte, hält sich bei den Aktionären daher in Grenzen. Deren Hände sind leer. Ärgerlich ist zudem, dass von Seiten der LOEWE AG bislang kein einziges Wort über den Totalverlust der Anteilseigner verloren wurde.
Michael Kunert: "Aufgrund der unzureichenden und teils auch irreführenden Informationen des Unternehmens im Anschluss an die letzte Hauptversammlung müssen sich die Aktionäre verschaukelt vorkommen. Aufsichtsrat und Vorstand haben ihre Aufgabe verfehlt." So vermisst man auch in den heute herausgegebenen Informationen des Unternehmens jeglichen Hinweis auf die Identität der Investorengruppe. Nur den Recherchen des Handelsblatts ist es zu verdanken, dass wir die Investoren namentlich kennen: die Münchner Panthera GmbH mit Constantin Sepmeier und Stefan Kalmund sowie eine Gruppe von Technik-Experten um den früheren Apple-Europachef Jan-Gesmar Larsen.
Überdies lässt die Tatsache, dass Vorstandschef Matthias Harsch auch bei der neuen LOEWE GmbH im Amt bleiben soll, manchen vermuten, dass hier auch im Eigeninteresse gehandelt wurde. Eine saubere Insolvenz sieht gewiss anders aus.
Dass es heute noch zu einem Kursanstieg der Aktie gekommen ist, dürfte den irreführenden Meldungen über die "Rettung" zuzuschreiben sein. Deshalb sei es noch einmal klar und deutlich gesagt: Wer jetzt noch LOEWE-Aktien kauft, kann sein Geld auch gleich zum Fenster hinaus werfen.
Burgula Olschewski
Veröffentlichungsdatum:
17.01.2014
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21:48
Redakteur:
abu