Heute ist der 21. Dezember 2012 – das Datum einer Zeitenwende, die nach dem Glauben von Apokalyptikern das Ende unserer Welt bedeutet. Zwei Konstellationen werden für diese Befürchtungen verantwortlich gemacht, die jetzt zusammentreffen: Erstens endet der 13. Baktun-Zyklus der Maya, welcher einen Zeitraum von fast 400 Jahren umfasst, und zweitens stehen Sonne und Planeten unseres Sonnensystems mit der Milchstraße in einer solchen Konjugation zueinander, wie dies nur alle etwa 25.000 Jahre auftritt.
Soll mich dies nun hindern, diesen Blog-Beitrag zu schreiben, weil es sich erübrigen könnte? Unsinn! Diese Sternenkonstellationen gab es schon viele Tausend- und Hundertausendmale, ohne dass es unsere Welt größer berührt hat. Am 22. Dezember 2012 fängt schlicht eine neue Ära an, mehr nicht. Aus Sicht der Aktionäre ist in diesem Zusammenhang vielleicht eines von (mittelbarer) Bedeutung. Anlagen in der Tourismus-Branche könnten sich lohnen, sofern Emittenten einen Tätigkeitsschwerpunkt in den süd- und mittelamerikanischen Maya-Ländern haben. Denn das Sternenereignis lockt nach den Erkenntnissen der FAZ am „Tag X“ etwa zehn Millionen Besucher allein in diese Region – das verspricht blendende Geschäfte.
Von aktueller Brisanz ist nur die Frage, ob es Demokraten und Republikanern in den USA gelingt, die zum Jahreswechsel anstehenden massiven Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen zu korrigieren. Die meisten Experten gehen davon aus, dass diese „fiskalische Klippe“ umschifft wird. Eine Einigung ist auch alternativlos, denn keine der beiden Parteien wird die Verantwortung dafür übernehmen wollen, dass die USA und mit ihr die Weltwirtschaft tief in die Krise rutschen.
Im Übrigen wird sich an den globalen Rahmenbedingungen vorerst wenig ändern. Auf absehbare Zeit werden uns die gleichen Unsicherheiten plagen, die uns schon das ganze Jahr über beschäftigt haben. Für die internationale Schuldenkrise sind noch nicht einmal Lösungsansätze gefunden; das politische Herumgeeiere wird vermutlich also anhalten. Aber daran sind wir schon fast gewöhnt. Ebenso scheint der Gewöhnungsprozess im Hinblick auf die Beurteilung der anhaltenden Wirren im Nahen und Mittleren Osten weit fortgeschritten zu sein.
Jedenfalls legen die Börsianer allem Anschein nach eine ziemliche Gelassenheit an den Tag. Selbst die Razzia bei der Deutschen Bank wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung, Geldwäsche und des Betrugs im Handel mit Luftverschmutzungsrechten sowie die damit verbundene äußerst fragwürdige Kommunikationspolitik des größten deutschen Geldhauses hat die gute Stimmung am deutschen Aktienmarkt kaum getrübt. Sichtbar wird dies in der Entwicklung des DAX, der trotz aller Widrigkeiten Mitte November in eine schöne Jahresendrallye eingeschwenkt ist.
Ja, „uns steht noch was bevor“ – das ist angesichts der aktuellen apokalyptischen Befürchtungen erst einmal positiv. Vor diesem Hintergrund wünsche ich Ihnen ein schönes Weihnachtsfest und auch im kommenden Jahr viel Erfolg an der Börse!
Norbert Paulsen
Veröffentlichungsdatum:
21.12.2012
-
18:00
Redakteur:
abu