Mein Glückwunsch gilt in erster Linie dem alten und neuen US-Präsidenten Barack Obama. Dabei hatte ich grundsätzlich auch nichts gegen Mitt Romney einzuwenden, der hätte seine Sache über die ganze Amtszeit gesehen vermutlich ebenso gut gemacht. Nur: Er hat keine Erfahrung im Führen der immer noch wichtigsten Weltmacht. Er hätte zunächst einmal seine „Mannschaft“ richtig aufstellen und in die Spur bringen müssen. Seine Wahl hätte also monatelangen politischen Stillstand bedeutet, und den können wir in der aktuell in vielen Bereichen extrem angespannten globalen Lage nicht gebrauchen.
Gerade am Umfeld der hochexplosiven Stimmung im Nahen Osten zeigt sich, wie gut die Amerikaner daran getan haben, ihrem Präsidenten ein zweites Mal ihr Vertrauen zu schenken. Schauen wir uns die diplomatischen Bemühungen zur Deeskalation der Auseinandersetzung zwischen Israel und Hamas einmal näher an. Sicher, Ägyptens Präsident Mursi erntet die Lorbeeren, seine Vermittlerrolle wird allseits schwer gelobt, aber ohne die Rückendeckung der USA in Person von US-Außenministerin Hillary Clinton und deren offenkundig starke Einflussnahme auf den israelischen Ministerpräsident Netanjahu hätte er nichts erreicht.
Die Unterstützung der ägyptischen Führung erscheint mir auch noch weiterreichend außerordentlich geschickt. Damit haben sich die USA nämlich die hinter Mursi stehenden Muslimbrüder ein Stück weit verpflichtet. Und das könnte für die politische Zukunft der ganzen Region von größter Bedeutung sein, denn die Muslimbrüder sind nicht nur in Ägypten, sondern darüber hinaus in einigen anderen Ländern des Nahen Ostens auf dem Vormarsch – sie werden dort künftig also ein ganz entscheidender Machtfaktor sein.
Ob die brüchige Waffenrufe zwischen Israel und Hamas nachhaltig ist, wissen wir nicht. Es ist der Bevölkerung auf beiden Seiten nur von ganzem Herzen zu wünschen, dass bei ihren Führern die Vernunft siegt und die Hardliner an die Kandare genommen werden. Ich bin jedenfalls der festen Überzeugung, dass unter einer Romney-Regierung die Waffen nicht geschwiegen hätten. Ich meine, das ist ein sehr eindeutiges und plakatives Beispiel dafür, welche negativen Auswirkungen ein Politikwechsel in den USA auf die immer noch extrem labile Verfassung der Weltwirtschaft und der Finanzmärkte sehr wahrscheinlich gehabt hätte.
Es ist gut, dass es so nicht gekommen ist, auch für die Börsen der Welt, die nicht noch zusätzlich verunsichert wurden. Natürlich ist das aus Aktionärssicht alles kein Grund für Euphorie, zumal die USA Anfang 2013 noch die „fiskalische Klippe“ umschiffen müssen. In der momentanen, sehr schwierigen Gemengelage ist Konstanz an der Spitze der USA jedoch allemal beruhigend. Daher mein Glückwunsch an Barack Obama und in zweiter Linie an die internationalen Kapitalmärkte, denen Besseres nicht passieren konnte, ebenso für Ihren Erfolg an der Börse!
Norbert Paulsen
Veröffentlichungsdatum:
23.11.2012
-
18:00
Redakteur:
abu