Seit Monaten dominiert an den Märkten die Euro-Krise. Ein Land nach dem anderen gerät in den Strudel. Gilt die Pleite Griechenlands für fast alle Börsianer längst als de facto gegeben, sorgen wir uns nun um Portugal, Italien und Spanien.
Die Folge: Alle Augen sind auf die Euro-Zone gerichtet, jede Äußerung von Notenbankern oder Politikern dazu wird intensiv diskutiert und löst regelmäßig starke Kursschwankungen aus. Derweil braut sich an einer ganz anderen Stelle, bislang von Medien und Märkten erstaunlich wenig beachtet, vielleicht die eigentliche große Gefahr zusammen: in China.
Vor wenigen Tagen warnte der Internationale Währungsfonds (IWF) davor, dass sich in China derzeit Risiken aufbauen, und forderte China zu zügigen Schritten zur Stabilisierung des Finanzsystems auf. Zwar drohe noch keine unmittelbare Krise, die größten chinesischen Geschäftsbanken seien aber gewappnet, falls es parallel zu Schocks auf den Kredit-, Immobilien- und Devisenmärkten kommt.
Die „offiziellen“ Banken sind aber möglicherweise gar nicht das eigentliche Problem. Denn der wahre Motor hinter dem Wachstum der chinesischen Wirtschaft sind die illegalen Schattenbanken, die Hunderte von Milliarden verliehen haben sollen. Allein in Wenzhou, einer Stadt mit gut drei Millionen Einwohnern, sollen 14 Milliarden Euro an Krediten ausstehen. Zwischenzeitlich tauchen immer mehr Firmeninhaber unter oder nehmen sich das Leben, weil sie ihre Schulden nicht bezahlen können.
Auch die Regionalregierungen sowie kommunale Schuldner stehen massiv unter Druck. Sie nahmen 2009 riesige Summen zur Finanzierung von Großprojekten auf – insgesamt 1,2 Billionen (!) Euro. Erhebliche Teile davon werden bald fällig. Kommt es hier zu größeren Ausfällen, würde dies die Geschäftsbanken empfindlich treffen.
Vor diesem Hintergrund war ich sehr beunruhigt zu hören, dass die Immobilienpreise in China zu rutschen beginnen. Denn dies könnte genau jenen parallelen Schock auslösen, vor dem der IWF gerade warnte. Allerdings sind die mir vorliegenden Informationen widersprüchlich. So berichtet ein in China gut vernetzter Freund von Horrorbotschaften. Ein Bekannter, der sich aktuell in Peking auf einem Wirtschaftskongress aufhält, sagte mir dagegen, das alles sei dort kein Thema.
Jedoch mündete die „heile Welt“ 2008 in den USA sehr schnell in einen Crash. Daher gebe ich Ihnen heute einen Rat, den Sie von mir als bekennendem Nebenwerte-Investor besonders ernst nehmen sollten: Kaufen Sie zumindest ein paar Gold- oder Silbermünzen! – denn falls es wirklich zur Katastrophe für das Finanz- und damit einhergehend das Währungssystem kommt, dürften zeitweise nur Edelmetalle als Zahlungsmittel einsetzbar sein. Ich nenne dies eine „finanzielle Lebensversicherung“.
Noch ist es nicht so weit. Aber passen Sie auf, dass Sie sich nicht von ein paar glimmenden Büschen vor der Haustür vom Waldbrand am Horizont ablenken lassen.
Matthias Schrade
Veröffentlichungsdatum:
18.11.2011
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12:03
Redakteur:
abu