Als Aktionär sollte man in Deutschland besser "noch jung und von robuster Gesundheit sein"
Noch was aus meiner Mailbox:

Wenn man vor ein deutsches Gericht geht
sollte man noch jung und von robuster
Gesundheit sein. Oder es halt für die
Erben tun.


Heute ging -nach 21 ProzessJAHREN(!!)-
das Spruchverfahren Daimler/AEG zu Ende.


Das erlebt dann nicht mehr jeder.

...
- als Erbengemeinschaft für die verstorbene Antragstellerin Irmgard Meilicke -
...



Immerhin gab's für die seligen Hinterbliebenen, wenn sie schon dermaßen lange warten mussten, eine saftige Nachbesserung von 72,5% - wie ich annehme zuzüglich Zinsen über die gesamte Verfahrensdauer. So jedenfalls interpretiere ich den folgenden Auszug aus der entsprechenden Daimler-PM [Hervorhebungen von mir]:

In dem Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag der ehemaligen
Daimler-Benz AG mit der AEG AG aus dem Jahr 1988 war eine Abfindung von 5 AEG-Aktien für eine alte Daimler-Benz-Aktie festgelegt worden. Das Gericht hält in seiner Entscheidung vom 17. November 2009 ein Umtauschverhältnis von 2,9 AEG-Aktien zu einer alten Daimler-Benz Aktie für angemessen.


Dementsprechend erhöht sich die im Beherrschungs- und
Gewinnabführungsvertrag vorgesehene Ausgleichszahlung für entgangene
AEG-Dividende. Statt 20 Prozent auf die Daimler-Dividende hat das
Oberlandesgericht einen angemessenen Ausgleich von 34,5 Prozent bestimmt.


Aus der Entscheidung des Gerichts ergeben sich für Daimler aus heutiger
Sicht eine maximale Verpflichtung zur Lieferung von 4,3 Mio. Daimler-Aktien
und von maximal 150 Mio. Euro in Cash für Dividenden und
Ausgleichszahlungen. Die tatsächliche Belastung wird jedoch davon abhängen, wieviele berechtigte Altaktionäre von AEG Ansprüche anmelden. Zur Bedienung dieser Ansprüche hat Daimler bilanzielle Vorkehrungen getroffen. Die Ansätze für den Jahresabschluss werden derzeit noch einmal überprüft.



Der letzte von mir hervorgehobene Satz wirkt in Anbetracht der eingangs zitierten Mail meines Erachtens mehr als nur ein kleines bisschen makaber.

Und unterstreicht, wie dringend die deutsche Justiz reformiert werden muss - denn dass ein (vermutlich erheblicher) Teil der gerechtfertigten Ansprüche eines Aktionärs durch den "Abzocker" letzten Endes gar nicht gezahlt zu werden braucht, wirkt auf Großkonzerne ja geradezu als Ansporn, bei Übernahmen/Squeeze-Outs möglichst weit weniger als den "fairen Wert" zu zahlen.

Auch wenn ich mir als Aufsichtsratsmitglied von SCI AG und GSC Portfolio AG (die bekanntlich beide auch auf Nachbesserungen spekulieren) indirekt ins eigene Fleisch schneide: Für die Aktienkultur in Deutschland und damit auch die Finanzierung nicht zuletzt des Mittelstands wirken sich solche Vorgänge verheerend aus - höchste Zeit, dass sich hieran etwas ändert!

Matthias Schrade

Veröffentlichungsdatum: 07.12.2009 - 18:36
Redakteur: abu
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