SW Umwelttechnik rechnet sich die Eigenkapitalquote schön
So GANZ habe ich diese Adhoc-Meldung von SW Umwelttechnik ja nicht verstanden. Denn auch nach gründlichem Studium der Homepage finde ich keinen von diesem Tag (2.7.) datierenden Quartalsbericht. Aber immerhin hatte die Meldung insofern ein Gutes, als ich mir den schon vom 28.5. datierenden Q1-Bericht trotzdem genauer angeschaut habe.

Und der ist schon ein bisschen bemerkenswert. Denn zum einen begründete SW den Einbruch des Umsatzes um 54% auf 8,4 (Vj. 18,4) Mio. Euro, der zu einem EBIT von minus 3,7 (-1,6) Mio. Euro führte, vor allem mit einem Verweis darauf, dass dies etwa dem Niveau der "ähnlich strengen Winter 2005 und 2006" entspreche. Mir erscheint dies aber doch etwas zu einfach; meines Erachtens spielte die schwache Konjunktur durchaus eine mindestens ebenso große Rolle. Aber das werden wir ja im Jahresverlauf sehen.

Zum anderen erstaunte mich die Art und Weise, in der die SW Umwelttechnik AG ihre Eigenkapitalquote errechnete:

Unter Berücksichtigung der Wechselkurse vom 31.12.2007 angewandt nur auf das Anlagevermögen als „innerem Wert“ sowie der Hinzurechnung von 10 Mio. € aus den stillen Reserven der nicht betriebsnotwendigen Grundstücke, resultiert ein Konzern-Eigenkapital von 27,3 Mio. € und einer Bilanzsumme von 119,6 Mio. € damit eine EK Quote von 23 %.


Mit anderen Worten: Die aktuellen Wechselkurse werden einfach als "nicht nachhaltig" eingestuft und überdies erhebliche stille Reserven (die von Außenstehenden kaum eingeschätzt werden können) einfach eingerechnet. Kein Wunder, denn ohne diese Tricks beläuft sich das tatsächlich in der Bilanz ausgewiesene Eigenkapital lediglich auf 6,2 Mio. Euro - bei 79,9 Mio. Euro an Bankschulden. Die EK-Quote beträgt damit kümmerliche 6,3%.

Nun haben die Wechselkurse von HUF und RON sich gegenüber dem 31.3. zwar tatsächlich wieder etwas erholt. Trotzdem ist der ungarische Forint aktuell (und war es auch am 28.5.) mit 272,45 HUF/EUR immer noch ein ganzes Stück von den damaligen 252,88 HUF/EUR entfernt. Und der rumänische Leu hat mit derzeit rund 4,20 RON/EUR und einem damaligen Niveau von 3,40 RON/EUR gegenüber dem 31.3. praktisch nichts gutmachen können.

Nachdem die Bankkredite aber offenbar in Euro dotieren, zweifele ich sehr daran, dass sich die finanzierenden Banken durch diese Berechnungsmethode beruhigen lassen. Ich würde es jedenfalls nicht tun - und halte die SW Umwelttechnik AG daher weiterhin für potenziell existenziell bedroht.

Immerhin: Im zweiten Quartal dürfte SW dank der Erholung des HUF sowie einem traditionell höheren Umsatz ein ausgeglichenes Ergebnis erreichen können - vielleicht sogar ein Plus. Nachdem die Banken bisher mitgespielt haben, droht also wohl noch keine akute Gefahr. Das Damoklesschwert einer möglichen Pleite schwebt angesichts der Bilanzstruktur und der dramatischen Einbrüche in Osteuropa aber meines Erachtens weiter über dem Unternehmen.

Auch wenn die Aktie mehr als 80% unter ihren Höchstständen notiert, würde ich das Papier daher weiterhin meiden.

Matthias Schrade

Veröffentlichungsdatum: 05.07.2009 - 15:31
Redakteur: abu
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