Unschöne Vergleiche zieht der User
"Syrtakihans" im WO-Board (siehe #432): Nach seiner Ansicht ist Ropal ein klarer Short-Kandidat, der ihn "irgendwie an Thielert erinnert". Vermutlich meint er
diese anfänglichen Vorwürfe, die inzwischen in eine Insolvenz des Flugzeugbauers mündeten.
Warum er auf solche Gedanken kommt, lässt sich relativ leicht anhand der Board-Beiträge seines Vorredners "Joschka Schroeder" nachvollziehen. Der listet - neben interessant-amüsanten Anmerkungen hinsichtlich der von Ropal genannten Kunden - im
Posting #429 unter anderem folgende bedenklichen Punkte auf:
- Cashflow in 2008 nur 0,2 (Vj. 0,4) Mio. EUR bei EBIT von 3,4 Mio. EUR
- 6,1 Mio. EUR Forderungen aus Lieferungen und Leistungen
- Rechtsstreit mit dem Hauptlizenznehmer (gemeint: Hoppe)
- 2,2 Mio. EUR Forderungen gegen nahestehende Personen
- Ropal hat vom Vorstand für 2,1 Mio. EUR Sachanlagen erworben, die mit 0,9 Mio. EUR bilanziert sind; die Differenz resultiert aus Firmenwert, anderen immateriellen Vermögensgegenständen und latenten Steuern
- Ropal mietet von einem Vorstand Grundstücke, Maschinen, Anlagen etc.
- Ropal ist Untermieterin einer Gesellschaft, die Mitgliedern des Aufsichtsrats nahe steht, wobei es bislang keinen schriftlichen Mietvertrag gibt
Nach kurzer Durchsicht
des Jahresabschlusses bzw. dessen Anhang muss ich leider sagen: Alle diese Punkte sind offenbar (von Details abgesehen) im Wesentlichen zutreffend, insofern kann ich die negative Meinung von "Joschka Schroeder" nachvollziehen.
Hinzufügen möchte ich noch, dass es meines Erachtens ebenfalls recht bedenklich ist, dass von den insgesamt 6,190 Mio. EUR an Forderungen aus Lieferungen und Leistungen anscheinend lediglich 10 TEUR als "ganz normal" einzuordnen sind. Vom Rest sind
- 23 TEUR bis zu 30 Tage überfällig
- 8 TEUR bis zu 60 Tage überfällig
- 20 TEUR bis zu 90 Tage überfällig
- 1,304 Mio. EUR mehr als 180 Tage überfällig
- 4,825 Mio. EUR ....
.... ja, und das ist es, was ich am unschönsten finde: "dem Kunden bis längstens zum 31. Dezember 2010 gestundet, in Abhängigkeit von den Zahlungseingängen aus dem Geschäft mit dessen Kunden". Mit anderen Worten: Der Gewinn wurde bereits bilanziert - ob und wann die Forderung aber in der Kasse von Ropal eintrifft, ist noch offen.
Der Vergleich mit Thielert ist daher vielleicht ein wenig übertrieben. Aber ich musste bei der 4,8-Mio.-Forderung irgendwie an den
Fall FJA denken. Und auch an die damaligen
Vorwürfe gegen MLP, dass man "heute von den Erträgen von morgen" lebt. Bei Ropal könnte man sagen, es wurden schon heute die Gewinne von morgen bilanziert.
Aber egal ob man nun Parallelen zu Thielert, FJA oder MLP zieht: Angesichts der genannten Punkte sind 30 Mio. EUR Börsenwert für die Ropal Europe AG nach meiner Ansicht deutlich zu viel. Zumal die Gesellschaft ohnehin nicht gerade durch eine aktive IR-Arbeit glänzt, sich noch in der Start-up-Phase befindet und umfangreiche Geschäfte mit nahe stehenden Personen und Gesellschaften an der Börse ebenfalls ungern gesehen werden.
Solange keine Belege für den Eingang entsprechender Zahlungen bei Ropal und eine erfolgreiche Beendigung des Rechtsstreits mit Hoppe vorliegen, rate ich daher: Finger weg von dieser Aktie!
Matthias Schrade
Veröffentlichungsdatum:
25.06.2009
-
16:01
Redakteur:
abu