Am gestrigen Mittwoch waren von diversen Agenturen Presseberichte zu lesen, wonach der hochverschuldete Baustoffkonzern HeidelbergCement nur noch rund zwei Wochen Zeit hat, um eine drohende Insolvenz abzuwenden. Konkret soll ein Überbrückungskredit in Höhe von 600 Mio. Euro auslaufen, den die Banken Mitte Mai bewilligt hatten. Wie es hieß, hat der HeidelbergCement-Vorstand das Recht, diesen Kredit um vier Wochen zu verlängern. Dies solle aber vermieden werden, um den Druck zur Einigung aufrechtzuerhalten.
Die drückende Schuldenlast resultiert in erster Linie aus dem 14 Milliarden Euro teuren Kauf des britischen Konkurrenten Hanson im Jahr 2007. Eine Staatsbürgschaft habe HeidelbergCement den Angaben zufolge nicht beantragt. Allerdings soll der Konzern mit einem Kredit der KfW liebäugeln, was von Konzernseite allerdings nicht kommentiert wird.
Heute sieht die Gemengelage wieder etwas anders aus. Gerüchte über eine bevorstehende Insolvenz wurden vom Unternehmen zurückgewiesen. Diesbezügliche Artikel wie beispielsweise jener des Handelsblattes wurden von der Internetseite entfernt. Fakt aber ist: Der mehrheitlich zur finanziell angeschlagenen Unternehmerfamilie Merckle gehörende Baustoffkonzern muss satte 9 Milliarden Euro umschulden und hat damit alle Hände voll zu tun.
Neben dieser Problematik läuft es im HeidelbergCement-Konzern auch operativ alles andere als rund. So setzten dem Unternehmen im ersten Quartal 2009 die weltweite Wirtschaftskrise und das kalte Wetter deutlich zu und führten zu einem Umsatzrückgang um 23 Prozent auf 2,36 Mio. Euro. Das EBIT fiel gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 196 Mio. Euro auf 11 Mio. Euro. Unterm Strich blieb ein Nachsteuerverlust von 45,9 Mio. Euro.
Unmittelbare Insolvenzgefahr sehe ich im Fall HeidelbergCement nicht. Aber wo Rauch ist, ist bekanntlich auch Feuer, wenngleich die Flammen derzeit noch überschaubar lodern. Eine sich möglicherweise im Sommer zuspitzende Kreditverknappung könnte das Unternehmen meiner Meinung nach aber durchaus noch in größere Schwierigkeiten bringen und den Aktienkurs in noch deutlich tiefere Regionen absinken lassen.
Roland Pumberger
Veröffentlichungsdatum:
04.06.2009
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10:33
Redakteur:
abu