Ich hatte ja kurzzeitig schon befürchtet, jetzt hätte es Bionfrontera erwischt: Gestern kam
die Meldung, dass die bis 30.4. notwendige Zeichnung von mindestens 2 Mio. Aktien à 1,50 Euro erreicht wurde. Nachdem es mit Ach und Krach 2.000.100 Stück waren und die Meldung erst am 7.5. kam, riecht das ein wenig nach rückdatierten Zeichnungen.
Sei's drum, Hauptsache die Biofrontera AG ist endlich über den Berg. Aber ist sie das wirklich?
Ich bin mir da alles andere als sicher: Betrachtet man die Cash-Burn-Rate der letzten Jahre, sind die zufließenden 3 Mio. Euro nur ein Tropfen auf den heißen Stein. So fiel 2007 ein Verlust von 8 Mio. Euro an, im ersten Halbjahr 2008 (neuere Zahlen gibt es noch nicht) waren es weitere 5,6 Mio. Euro. Der Cashflow war ähnlich negativ.
Rechnerisch reichen die Mittel aus der Kapitalerhöhung (nach Abzug der Kosten) damit wohl nur etwa für 3 bis 4 Monate. Ob das reicht, bis zur Zulassung bzw. Markteinführung des
Hoffnungsträgers BF-ALA 200 durchzuhalten? Oder zumindest bis zum Abschluss einer Vermarktungsvereinbarung mit einem Big Player, die eine saftige Anzahlung beinhaltet? Falls nicht, ist bald die nächste KE fällig - sonst droht die Pleite.
Wobei dies nur eine Seite des Problems ist. Wesentlich gravierender ist ein Faktor, den wir bereits vor zwei Jahren im Rahmen einer (nie bis zur Veröffentlichung gelangten) Auftragsstudie für eine Bank als Achillesferse erkannt hatten: Die am 26.08.2010 fällige Wandelanleihe. Das ausstehende Volumen entspräche für den Fall einer Nicht-Wandlung in Aktien - die aus Anlegersicht erst bei einem Aktienkurs von 19,35 Euro Sinn macht - einer notwendigen Zahlung von 22,3 Mio. Euro.
Theoretisch darf Biofrontera die Anleihe zwar auch in Aktien zurückzahlen. Nach meiner persönlichen Einschätzung lässt das Aktienrecht dies aber nicht zu; um eine Not-Maßnahme ähnlich wie
beispielsweise bei Augusta dürfte Biofrontera kaum herumkommen.
Letztlich würde die Firma - so sie denn überlebt - dann zum weitaus größten Teil den Anleihebesitzern gehören. Selbst wenn das Produkt also zugelassen und erfolgreich am Markt eingeführt werden kann: Vom Potenzial hieraus dürften die Aktionäre in erheblich geringerem Maße profitieren, als es die derzeitige niedrige Börsenkapitalisierung auf den ersten Blick hoffen lässt.
Kein Wunder, dass die Biofrontera-Aktie (die im Vorfeld der KE "zufällig" stark gestiegen war) trotz der Meldung über die erfolgreiche Kapitalerhöhung keine Freudensprünge macht: Heute fällt der Kurs bei minimalen Umsätzen um 5,2% auf 1,81 Euro. Dabei sind die neuen Aktien aus der KE meines Wissens noch gar nicht in den Depots der Zeichner eingebucht und damit auch noch nicht handelbar.
Ich bin mir sicher, dass es bald ein böses Erwachen gibt, wenn einige Anleger versuchen, ihren Gewinn von 20% gegenüber dem Zeichnungspreis von 1,50 Euro zu realisieren. Spätestens binnen eines Monats dürfte der Kurs wieder in Richtung 1 Euro abgetaucht sein. Was wiederum die Möglichkeiten einer Rückzahlung der Wandelanleihe in Aktien ebenso wie zur Durchführung einer weiteren Kapitalerhöhung zusätzlich erschwert.
Bis das Wandelanleihen-Thema geklärt ist und/oder eine Vereinbarung mit einem "Big Pharma" vorliegt, rate ich daher strikt von der Aktie ab. Sollte es in nicht allzuferner Zukunft zur Insolvenz des Unternehmens kommen, würde mich das jedenfalls nicht überraschen.
Veröffentlichungsdatum:
08.05.2009
-
13:46
Redakteur:
abu