Von Banken, Regenschirmen und maßgeschneiderten Zertifikaten am Beispiel der Bob Mobile AG
Wie ich gerade schon getwittert habe, fanden heute riesige Umsätze in der Bob Mobile-Aktie statt: Bisher wurden auf Xetra sagenhafte 315.237 Stück gehandelt - bei einer Gesamt-Aktienzahl von lediglich gut 1,3 Mio. Stück also fast 25% des gesamten Kapitals.

Was war passiert? Zunächst dachte ich, dass ein großer Aktionär seine Position aufgrund der enttäuschenden Zahlen für 2008 "geschmissen" hat. In Wirklichkeit war es aber ganz anders.

Wie meine Recherchen ergeben haben, wurde heute morgen die Knock-out-Schwelle eines Zertifikates erreicht. Dabei handelte es sich nicht um eines der allgemein bekannten "Kleinanleger-Zertifikate", sondern ein speziell für einen Investor aufgelegtes maßgeschneidertes Instrument.

Diese Individual-Zertfifikate sind bei kleineren Institutionellen Anlegern sehr beliebt (vielleicht auch bei größeren, aber bei denen weiß ich's nicht aus eigener Anschauung ;-)). Vereinfacht gesagt, kassiert die Bank in solchen Fällen für die Übernahme der Aktien eine Gebühr, während der Investor seine Liquidität schonen und trotzdem - falls gewünscht - jederzeit oder zu bestimmten vereinbarten Zeitpunkten "seine" Aktien zurückerhalten kann. Gerne wird eine solche Struktur bei Firmen mit relativ stabilem Kursverlauf gewählt - etwa bei Squeeze-Out-Werten. Die Knock-out-Schwelle ist dann meist lediglich ein zusätzlicher Schutz für die Bank, wird aber in der Regel so tief gewählt, dass sie kaum je ausgelöst wird.

Genau dies passierte heute aber bei Bob Mobile, offensichtlich beim Kurs von 2,72 Euro. Wie mir der betreffende Investor verriet, waren ihm die Konditionen für eine Verlängerung des Zertifikats zu unattraktiv - kein Wunder, momentan ist Liquidität bei Banken ja ein sehr kostbares Gut. Erinnert IRGENDWIE an das bekannte Sprichwort mit dem Regenschirm, den einem Banken bei schönem Wetter leihen...

Die Folge: Die Bank "schüttete" die Stücke (nach meinen Informationen rund 10% der Firma) gnadenlos auf den Markt, der Kurs stürzte ab. Der Investor konnte einen Teil über die Börse zurückkaufen, einiges wurde aber auch von Tradern aufgesammelt - darunter auch mir persönlich bekannte Adressen - und teilweise bei höheren Kursen schon wieder abgegeben.

Voilà, so werden an einem ganz normalen Tag ohne Meldungen, Presseberichte oder andere erkennbare Gründe plötzlich 25% aller ausgegebenen Aktien einer Firma gedreht.

Äußerst unschön natürlich für die betroffenen Anleger. Das einzige Gute daran ist, dass die Bob Mobile-Aktie jetzt wieder günstig bewertet ist....

Veröffentlichungsdatum: 30.04.2009 - 14:55
Redakteur: abu
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