Neues aus Ohio
Vor gut zwei Monaten schrieb ich einen nicht-allzu-netten Artikel über die "Blue Chip Gourmet Holding AG". Damals sagte ich klipp und klar "Finger weg!" - was sich angesichts des seitherigen Kurseinbruchs um volle 60% von 0,05 auf aktuell 0,02 Euro als absolut berechtigt erwiesen hat.

Aber ich hatte ja versprochen, bei Vorliegen neuer Informationen hier ein Update zu publizieren. Und man höre und staune, trotz meines damaligen "Verrisses" erhielt ich vom PR(?)-Beauftragten der Gesellschaft vorgestern abend diese Mail:

Sehr geehrter Herr Schrade,

Mit dem beigefügten Exposé schicke ich Ihnen eine Aktualisierung zur Blue Chip Gourmet Holding AG, für die nun alle angekündigten gesellschaftsrechtlichen Maßnahmen durchgeführt wurden.

Die notarielle Urkunde samt Bewertungsgutachten schicke ich Ihnen auch mit. Vielleicht hilft Ihnen dies, Ihre initiale Bewertung zu revidieren. Die von Ihnen vorgeschlagenen Kapitalmaßnahmen, d.h. Reverse Split etc. werden mit der nächsten GV in Angriff genommen. Wichtig ist nun erstmal, dass der Revers Merger vollzogen ist.

Mit freundlichen Grüßen,

XXX


Nun ja, fangen wir mal mit dem Positiven an: Ich finde es sehr löblich, dass sich das Unternehmen trotz der sehr kritischen Berichterstattung weiter um "meine Gunst" bemüht - und sogar meine Anregung, zur Herstellung eines "seriösen Kursniveaus" einen Reverse Split durchzuführen, offenbar ernsthaft ins Auge fasst.

Ansonsten kann ich den Unterlagen wenig Neues entnehmen. Nachdem das Bewertungsgutachten des Wirtschaftsprüfers auf den (meines Erachtens utopischen) Planzahlen der Gesellschaft selbst beruht, ist auch das Testat für mich nichts wert - den "fairen Unternehmenswert" von 16,5 Mio. USD bzw. 14 Cent je Aktie halte ich nach wie vor für illusorisch. Und dass die Blue Chip Gourmet Holding in ihrem Exposée nach wie vor ein "Eigen-Kursziel" von 17 Cent nennt, zeigt ebenfalls keine wirkliche Kehrtwende hin zu einer ehrlich gemeinten IR-Arbeit.

Übrigens scheint auch der WP leise Zweifel an den Planungen zu haben. So enthält das Gutachten eine ganze Reihe etwas skeptisch klingende Bemerkungen wie "Werbeaufwand zu tief budgetiert", "Markt dürfte in Zukunft stark umkämpft sein" oder "Erträge und Kosten sicherlich optimistisch eingeschätzt".

Nach wie vor nicht vorgelegt wurden mir dagegen die nachdrücklich geforderten (vorläufigen) Zahlen für 2008 und eine Bilanz per 31.12.; dem WP lag diese jedoch offenbar vor. Ohne diese Fakten ist eine seriöse Beurteilung der Aktie weiterhin nicht möglich.

Fazit: Sie scheinen sich zu bemühen, aber so richtig ernsthaft wirkt das noch nicht. Von einem Kauf der Aktie würde ich daher weiter abraten. Auch wenn man jetzt 60% weniger verlieren kann als beim letzten Mal.

Veröffentlichungsdatum: 17.04.2009 - 15:47
Redakteur: abu
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