Sixt: Eine Frage der Dividende
Wir haben Mitte März. Das ist normalerweise (nicht nur, aber auch) für Börsianer eine schöne Jahreszeit: Die Unternehmen melden ihre Zahlen und geben bekannt, wie tief sie in die Firmenkasse greifen. Will sagen, wie hoch die Dividende ausfällt.

Wie gesagt, normalerweise eine schöne Zeit - jedenfalls, wenn man so wie wir gerne auf dividendenstarke Aktien setzt und dabei durch entsprechend gute Kenntnis der Firmen errät, wo es möglicherweise eine positive Überraschung gibt.

Das ist dieses Jahr leider anders. Denn statt der freudigen Erwartung auf die Dimension der Anhebung geht derzeit eher die Angst vor Kürzungen oder gar einer kompletten Streichung der Dividende um. Und wie allergisch die Anleger darauf reagieren, zeigt der Blick auf Werte unseres Depots:

###MORE###Beispiel Klöckner: Überraschend fällt die Dividende aus - die Aktie stürzt daraufhin binnen einer Woche um ein Drittel ab.

Beispiel Westag & Getalit: Trotz Rekordgewinn im Jahr 2008 kürzt der Bauzulieferer die Dividende um die Hälfte - die Aktie verliert binnen zwei Tagen volle 20%.

Umgekehrt kann eine überraschend stabile Dividende aber auch gewaltigen Rückenwind bieten. Beispiel A.S. Création: Hier wurde die Dividende nur von 1,60 auf 1,40 Euro reduziert - der Kurs honoriert es mit einem Sprung um rund 20% binnen weniger Tage.

Weshalb ich Ihnen all das erzähle? Weil die vielleicht spannendste und für den kurzfristigen Kursverlauf sicherlich maßgebliche Dividendenfrage bei Sixt jetzt in die entscheidende Phase gehen dürfte. Denn dort findet am 19.3. (also am Donnerstag) die Bilanzpressekonferenz statt. Bereits bekannt ist, dass der Gewinn vor Steuern von 138 auf 86 Mio. Euro eingeknickt ist.

Eine Dividendenkürzung ist also logisch. Aber in welchem Umfang? Auf der einen Seite war Sixt traditionell ein aktionärsfreundliches Unternehmen. Das spricht für eine hohe Ausschüttung, zumal Großaktionär Erich Sixt noch ein "Unternehmer vom alten Schlag" ist, für den das durchaus auch eine Frage der Ehre sein dürfte.

In diesem Fall wären bei einem Gewinnrückgang um ein Drittel für die Vorzüge bei gleicher Ausschüttungsquote immerhin 0,80 Euro drin - das entspräche einer Dividendenrendite von mehr als 10%.

Auf der anderen Seite lässt sich aus dem Gesamtjahresgewinn ableiten, dass Sixt im vierten Quartal einen Verlust von 10 Mio. Euro vor Steuern eingefahren hat. Und zudem drücken Geschäftsmodell-bedingt hohe Finanzschulden, wobei die gestiegenen Finanzierungskosten gleichzeitig stark mitverantwortlich für das negative Ergebnis sind.

Vor diesem Hintergrund wäre auch die Entscheidung, die Dividende komplett zu streichen, letztlich kein Wunder.

Was also tun, noch vor einem eventuellen Dividendenausfallschock raus? Und was, wenn die Dividende dann doch "planmäßig" hoch ausfällt? Wir haben uns entschieden, einen Mittelweg zu gehen: Bestehende Positionen reduzieren, um einen eventuellen kurzfristigen Einbruch zum günstigen Neueinstieg zu nutzen - denn an die guten langfristigen Perspektiven glaube ich nach wie vor.

Aus diesem Grund haben wir uns zu einem bisher ebenfalls einmaligen Schritt entschlossen: Den in der morgen Abend (und damit erst unmittelbar bevor die Meldung vermutlich kommt) erscheinenden Ausgabe des NEBENWERTE INSIDER enthaltenen Artikel zu Sixt mit eben dieser Handlungsempfehlung vorab an die Leser zu senden.

Hoffen wir für die nicht verkaufte "zweite Hälfte" der Position, dass sich dieser Schritt als unnötig erweist.

Veröffentlichungsdatum: 17.03.2009 - 20:12
Redakteur: abu
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